Neunter Strahl
Erster Teil eines Briefes zum "Zehnten Wort",Ein wichtiger Anhang.
بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen;
فَسُب۟حَانَ اللّٰهِ حٖينَ تُم۟سُونَ وَحٖينَ تُص۟بِحُونَ وَلَهُ ال۟حَم۟دُ فِى السَّمٰوَاتِ وَال۟اَر۟ضِ وَعَشِيًّا وَحٖينَ تُظ۟هِرُونَ يُخ۟رِجُ ال۟حَىَّ مِنَ ال۟مَيِّتِ وَيُخ۟رِجُ ال۟مَيِّتَ مِنَ ال۟حَىِّ وَيُح۟يِى ال۟اَر۟ضَ بَع۟دَ مَو۟تِهَا وَكَذٰلِكَ تُخ۟رَجُونَ وَمِن۟ اٰيَاتِهٖٓ اَن۟ خَلَقَكُم۟ مِن۟ تُرَابٍ ثُمَّ اِذَٓا اَن۟تُم۟ بَشَرٌ تَن۟تَشِرُونَ وَ مِن۟ اٰيَاتِهٖٓ اَن۟ خَلَقَ لَكُم۟ مِن۟ اَن۟فُسِكُم۟ اَز۟وَاجًا لِتَس۟كُنُٓوا اِلَي۟هَا وَ جَعَلَ بَي۟نَكُم۟ مَوَدَّةً وَ رَح۟مَةً اِنَّ فٖى ذٰلِكَ لَاٰيَاتٍ لِقَو۟مٍ يَتَفَكَّرُونَ وَمِن۟ اٰيَاتِهٖ خَل۟قُ السَّمٰوَاتِ وَال۟اَر۟ضِ وَاخ۟تِلَافُ اَل۟سِنَتِكُم۟ وَ اَل۟وَانِكُم۟ اِنَّ فٖى ذٰلِكَ لَاٰيَاتٍ لِل۟عَالِمٖينَ وَ مِن۟ اٰيَاتِهٖ مَنَامُكُم۟ بِالَّي۟لِ وَ النَّهَارِ وَاب۟تِغَٓاؤُكُم۟ مِن۟ فَض۟لِهٖ اِنَّ فٖى ذٰلِكَ لَاٰيَاتٍ لِقَو۟مٍ يَس۟مَعُونَ وَ مِن۟ اٰيَاتِهٖ يُرٖيكُمُ ال۟بَر۟قَ خَو۟فًا وَ طَمَعًا وَ يُنَزِّلُ مِنَ السَّمَٓاءِ مَٓاءً فَيُح۟يٖى بِهِ ال۟اَر۟ضَ بَع۟دَ مَو۟تِهَا اِنَّ فٖى ذٰلِكَ لَاٰيَاتٍ لِقَو۟مٍ يَع۟قِلُونَ وَمِن۟ اٰيَاتِهٖٓ اَن۟ تَقُومَ السَّمَٓاءُ وَال۟اَر۟ضُ بِاَم۟رِهٖ ثُمَّ اِذَا دَعَاكُم۟ دَع۟وَةً مِنَ ال۟اَر۟ضِ اِذَٓا اَن۟تُم۟ تَخ۟رُجُونَ وَ لَهُ مَن۟ فِى السَّمٰوَاتِ وَ ال۟اَر۟ضِ كُلٌّ لَهُ قَانِتُونَ وَ هُوَ الَّذٖى يَب۟دَؤُا ال۟خَل۟قَ ثُمَّ يُعٖيدُهُ وَ هُوَ اَه۟وَنُ عَلَي۟هِ وَلَهُ ال۟مَثَلُ ال۟اَع۟لٰى فِى السَّمٰوَاتِ وَال۟اَر۟ضِ وَهُوَ ال۟عَزٖيزُ ال۟حَكٖيمُ
Lob, Preis und Dank sei Allah, wenn es für Euch Abendzeit und Morgenzeit geworden ist und Lob Ihm in den Himmeln und auf Erden zur Mittagsstunde und wenn der Tag sich neigt. Er bringt das Lebendige aus dem Toten hervor und lässt das Tote entstehen aus dem Lebendigen. Er schenkt der Erde wieder das Leben nach ihrem Tode und so werdet auch Ihr wieder hervorgerufen werden. Und zu Seinen Zeichen gehört es, dass Er Euch aus dem Staube erschaffen hat. Siehe da wurdet Ihr zu Menschen, die sich ausbreiteten! Und zu Seinen Zeichen (ayat) gehört es, dass Er für Euch Gefährten erschaffen hat aus Euch selbst, dass Ihr ihnen beiwohnet. Und Er hat Liebe und Erbarmen unter Euch gesetzt. Wahrlich, darin finden sich ja Zeichen für solche, die nachdenken. Und zu Seinen Zeichen gehört die Erschaffung der Himmel und der Erde und die Verschiedenartigkeit Eurer Zungen (= Sprachen) und (Haut)farben. Wahrlich darin finden sich ja Zeichen für die Wissenden. Und zu Seinen Zeichen gehört Euer Schlaf in der Nacht und am Tage und Euer Trachten nach Seiner Huld (fadl). Wahrlich, darin finden sich ja Zeichen für solche, die hören. Und zu Seinen Zeichen gehört es, dass Er Euch den Blitz zeigt zur Furcht und zur Hoffnung und Wasser herabsendet vom Himmel und damit die Erde vom Tode erweckt. Wahrlich, darin finden sich ja Zeichen für Leute von Verstand. Und zu Seinen Zeichen gehört es, dass Himmel und Erde fest stehen auf Sein Geheiß. Wenn Er Euch dann wieder aus der Erde hervorruft, so ersteht Ihr neu. Sein ist, was in den Himmeln und auf Erden ist und alles gehorcht Ihm. Er ist es, der die Schöpfung hervorbringt und sie sodann wieder erneuert, was für Ihn leichter ist. Und bei Ihm ist das höchste Gleichnis in den Himmeln und auf der Erde und Er ist der Mächtige, der Weise." (Sure 30, 17-27)}
In dem nun folgenden "Neunten Strahl" wird ein besonders wichtiger Punkt dieser großen himmlischen Ayat erklärt, die einen Pol des Glaubens darstellen und eines von den gewaltigen Zeugnissen für die Wiederversammlung erläutern.
Es war ein feinsinniges Gnadengeschenk des Herrn, als der „Alte Said“ vor 30 Jahren sein Werk mit dem Titel "Urteile" (Muhakemat) als Einführung zu seinem Kommentar beendete. Damals schrieb er: Zweite Abhandlung: Hier werden zwei Verse über die Wiederversammlung aus dem Qur'an kommentiert und erklärt. نَخُو بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ {"Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen."} Hier wurde er aber unterbrochen und konnte nicht mehr weiterschreiben. Lobpreis und Dank (shukur ve hamd) sei meinem Barmherzigen Schöpfer (Khaliq-i Rahîm) so viele Male wie es Beweise und Zeichen der Wiederversammlung gibt, dafür dass Er 30 Jahre später in Seiner Güte (ihsan) den Erfolg gewährt hat.
Tatsächlich verlieh Er vor 10 Jahren durch diese eine von den beiden Ayat: فَانْظُرْ اِلٰۤى اٰثَارِ رَحْمَتِ اللّٰهِ كَيْفَ يُحْيِى الْاَرْضَ بَعْدَ مَوْتِهَاۤ اِنَّ ذٰلِكَ لَمُحْيِى الْمَوْتٰى وَهُوَ عَلٰى كُلِّ شَيْءٍ قَدِيرٌ {"Siehe die Male der Barmherzigkeit Allahs wie Er die Erde nach ihrem Tode wieder lebendig macht. Für wahr Er ist es, der die Toten wieder belebt und Er hat Macht über alle Dinge." (Sure 30, 50)} das „Zehnte“ als dem einen und das „Neunundzwanzigste Wort“, als einen weiteren glänzenden und sehr starken Beweis und Kommentar zu diesem göttlichen Erlass. Sie haben die Leugner zum Schweigen gebracht.
Er hat in dieser Abhandlung (Risale) den Kommentar zu den oben erwähnten großen Versen, die gleich zwei uneinnehmbaren Festungen des Glaubens an die Wiederversammlung sind, 9, 10 Jahre später zum Geschenk gemacht. So besteht also der folgende „Neunte Strahl“ aus "neun erhabenen Stufen", auf die mit den oben erwähnten berühmten Versen hingewiesen wurde und einer bedeutsamen Einführung dazu.
Einführung
Zwei Punkte, mit denen die lebenswichtigen Folgen und sehr viel geistiger Nutzen des Glaubens an die Wiederversammlung zu einem einzigen Ergebnis zusammengefasst, und in denen aufgezeigt wird, in welchem Grade dieser Glaube für das menschliche Leben und besonders für das Gemeinschaftsleben erforderlich, ja, sogar zwingend notwendig ist, und in denen der Glaube an die Wiederversammlung mit einem einzigen universellen bündigen Zeugnis unter vielen Zeugnissen dargestellt, und gleichzeitig zum Ausdruck gebracht wird, in welchem Grade der Glaube an die Wiederversammlung offensichtlich und ganz ohne allen Zweifel ist.
Erster Punkt:
Für das Dogma von der Auferstehung (= akhiret aqida), welches das Grundprinzip des sozialen wie des individuellen Lebens ist und die Grundlage zur Glückseligkeit und zur Vervollkommnung des Menschen, wollen wir hier unter hunderten von Beweisen lediglich vier Beispiele anführen:
Erster Beweis: Kinder, welche etwa die Hälfte der Menschheit ausmachen, können nur im Gedanken an das Paradies den Tod und die Trennung ertragen, die ihnen Furcht und Schrecken einjagt, sodass sie weinen. Nur so können sie in ihrer Empfindsamkeit und vergleichsweisen Schwäche die geistige Kraft für ihr Dasein aufbringen und bei ihrer so wenig widerstandsfähigen Gemütsverfassung, wo sie doch so leicht zum Weinen neigen, mit der Hoffnung auf das Paradies in Freude leben. Zum Beispiel sagt ein Kind im Gedanken an das Paradies: "Mein kleiner Bruder oder Freund ist gestorben. Nun ist er ein Vogel im Paradies geworden. Dort hat er es nun gut. Er fliegt im Paradies umher und lebt jetzt noch schöner als wir."
Wäre das nicht so, fielen diesen hilflosen, schwachen und ängstlichen Kindern die Toten ins Auge, Große und auch Kleine in ihrem Alter, die immer und überall ringsum sie gestorben sind, vernichteten ganz und gar die Kraft ihres Widerstandes und die Stärke ihrer Seele, brächten nicht nur ihre Augen, nein, Herz, Sinn und Verstand, ihr ganzes Gemüt zum Weinen, zerstörten es gar, und die Kinder würden so verstörten, unglückseligen Tieren gleich.
Zweiter Beweis: Die Alten aber, welche die andere Hälfte der Menschheit ausmachen, können sich nur mit dem Jenseits über die Nähe ihres Grabes hinwegtrösten. Nur so können sie sich in Anbetracht ihres eigenen Lebens im Besonderen, mit dem sie eng verbunden sind, und das doch so bald erlöschen wird, und das in Anbetracht dieses schönen Lebens allgemein, zu dem sich so bald die Türe schließen wird, noch weiter aufrecht erhalten. In ihrem Geist und Gemüt, das dem der Kinder ähnelt, können sie dem Schmerz und der Hoffnungslosigkeit, die aus dem Tod und Verfall erwächst, nur die Hoffnung auf ein bleibendes Leben entgegensetzen.
Sonst würden alle diese sorgenvollen Väter und Mütter, würdig der Liebe (shefqat) und Verehrung, und bedürftig der Ruhe (rahat) für ihre Seelen und des Friedens (istirahat) für ihre Herzen, ein solches Weh des Geistes und eine derartige Verwirrung des Herzens erleiden, dass ihnen die Welt wie ein finsterer Kerker und das Leben einer peinvollen Strafe gleich wäre.
Dritter Beweis: Die jungen Leute, welche die Ausgangsbasis des menschlichen Gesellschaftslebens bilden, diese Jugendlichen in ihrer doch so heißblütigen Art, im Überschwang (ifrat) ihrer Gefühle und Leidenschaften, können sich nicht anders vor Ausschreitungen, Gewalttätigkeiten und Zerstörung zurückhalten und einen angenehmen Ablauf des gesellschaftlichen Lebens sicherstellen als nur in dem Gedanken an die Hölle.
Anderenfalls, wenn die Furcht vor der Hölle nicht wäre, würden diese jungen Menschen in ihrem Rausch nach dem Motto: اَلْحُكْمُ لِلْغَالِبِ {"Das Recht ist auf Seiten des Stärkeren"} den Hilflosen, Schwachen und Armen je nach Lust und Laune das Leben zur Hölle machen, und die hohe Menschlichkeit in eine ganz gemeine Bestialität umwandeln.
Vierter Beweis: Im irdischen Leben des Menschengeschlechtes ist der universale Mittelpunkt, der Lebensnerv, ein Paradies irdischer Glückseligkeit, ein Zufluchtsort und eine Burg das Familienleben, das Zuhause ist für jedermann seine kleine Welt. Was aber in dieses Zuhause und sein Familienleben Leben und Glück hineinbringt, ist nur in inniger, ernster und treuer Verehrung (hurmet), in aufrechtem (haqiqi), liebevollem (shefqatli) und opferbereitem Mitleid (fedakârane merhamet) möglich, und diese wahrhaftige Verehrung (haqiqi hurmet), das herzliche Erbarmen (merhamet) kann nur in dem Gedanken und auf dem Glaubensgrundsatz einer ewigen (daimi) Freundschaft und einer ewigen (sermedi) Partnerschaft und einem immerwährenden (hadsiz) Beieinandersein möglich sein in der Idee, sich für eine grenzenlose Zeit und ein unbegrenztes Leben in väterlicher, kindlicher, brüderlicher und freundschaftlicher Verbundenheit zusammenzufinden.
So sagt ein Mensch zum Beispiel: "Diese meine Frau wird in einer ewigen (ebedi) Welt, einem ewigen (ebedi) Leben meine immerwährende (daimi) Gefährtin (refiqa) sein. Es macht nichts, wenn sie jetzt alt und hässlich geworden ist. Denn ihr ist eine ewige (ebedi) Schönheit zu Eigen, die wiederkehren wird. Und ich bin dazu bereit, für eine solch immerwährende (daimi) Kameradschaft jedes Opfer zu bringen und ihr Barmherzigkeit (merhamet) zu erweisen."
So kann er seiner altgewordenen Frau mit der gleichen Liebe (muhabbet), Zärtlichkeit (shefqat) und Barmherzigkeit (merhamet) begegnen, wie einer Paradiesesjungfrau (huri). Anderenfalls würde eine Kameradschaft, die nach einem kurzen, ein-, zweistündigen, äußerlichen Beisammensein durch einen Abschied und eine Trennung auf ewig wieder gelöst wird, sicherlich nur eine Art von sehr oberflächlicher und nur vorübergehender emotionaler Bindung ohne jede Wurzel sein, worin Erbarmen (merhamet) nur ein Wort (medjazi) und Ehrerbietung (hurmet) nur gekünstelt bleibt. So wie im Tierreich würden arteigene Interessen und andere dominierende Eigenschaften über Ehrerbietung und Barmherzigkeit siegen und dieses irdische Paradies in eine Hölle verwandeln.
So betrifft also eine unter hundert Folgen des Glaubens an die Wiederversammlung das gesellschaftliche Leben der Menschen. Und diese eine einzige Folge hat aber hunderte von Möglichkeiten, sie zu betrachten und anzuwenden. Vergleicht man diese vier oben erwähnten Beweise mit den anderen (noch möglichen), dann wird es verständlich, dass die Wiederversammlung sich als ein tatsächliches Ereignis bewahrheiten wird, und dies mit der Gewissheit der Existenz der Menschheit und ihrer gemeinsamen Bedürfnisse.Ja, die Existenz eines Bedürfnisses im menschlichen Magen ist sogar ein offensichtlicher Beweis und ein klares Zeugnis für die Existenz der Nahrung. Ja, sie teilt diese Tatsache sogar noch viel deutlicher mit.
Das aber beweist: Nimmt man der Menschheit die Schlussfolgerung, die sich aus der Tatsache der Wiederversammlung ergibt, weg, dann fällt dieses so wichtige, erhabene und lebendige Wesen der Menschheit, seine Seele, auf die Stufe eines Kadavers herab, der als Abfall nur noch den Mikroben dient und ungenießbar (murdar, unrein) ist.
Diejenigen, welche sich so intensiv mit der Regierung, den Sitten und den gesellschaftlichen Beziehungen unter den Menschen beschäftigen, die Politiker, Moralisten und Soziologen sollen einmal die Ohren spitzen! Sollen sie doch endlich einmal sagen, wie sie diese Leere ausfüllen, und womit sie diese tiefe Wunde heilen wollen?
Zweiter Punkt:
Für die Tatsache der Wiederversammlung gibt es zahlreiche Beweise. Wir wollen hier nun einen dieser Beweise in sehr kurzer Form darlegen. Er wurde aus Zeugnissen zusammengestellt, die auf noch anderen Fundamenten des Glaubens beruhen. Es ist dies der folgende:
Alle Wunder, die das Gesandtentum Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, beweisen, und all die Beweise seines Prophetentums und seiner Wahrhaftigkeit (haqqaniyet) beweisen und bezeugen zusammen, dass sich die Wiederversammlung tatsächlich bewahrheiten wird. Denn alles, was diese Persönlichkeit lehrte, konzentriert sich zunächst auf die Lehre von der Einheit (vahdaniyet), danach aber auf die Wiederversammlung.In der Tat bezeugen alle Wunder und Beweise, die sämtliche Propheten zu ihrer Bestätigung gewirkt haben, und durch die sie als Propheten bestätigt worden sind, eben diese eine Wahrheit.
In gleicher Weise führt وَ بِرُسُلِهِ {"und an Seine Propheten."} das Bekenntnis des Glaubens an die Propheten (von Adam bis Mohammed, mit dem Friede und Segen sei), welches وَ بِكُتُبِهِ {"und an Seine Schriften."} das Bekenntnis des Glaubens an die heiligen Schriften in seiner Klarheit noch steigert, zum Bekenntnis des Glaubens an eben diese eine Wahrheit. Dies ist wie folgt:
Vor allem führen sämtliche Wunder, Beweise und Tatsachen, welche die Wahrheit des Qur'an (als Gottes Wort), der ja offensichtlich selbst ein Wunder ist, belegen, insgesamt zu dem Bekenntnis des Glaubens, dass die Wiederversammlung sich als ein tatsächliches Ereignis bewahrheiten wird. Denn fast ein Drittel des Qur'an handelt von der Wiederversammlung, und die meisten kurzen Suren beginnen mit sehr starken Versen über die Wiederversammlung. Er berichtet in tausenden von Versen ausdrücklich oder inbegriffen von eben dieser einen Wahrheit, beweist sie, weist auf sie hin. Zum Beispiel: اِذَا الشَّمْسُ كُوِّرَتْ * يَاۤ أَيُّهَا النَّاسُ اتَّقُوا رَبَّكُمْ اِنَّ زَلْزَلَةَ السَّاعَةِ شَىْءٌ عَظِيمٌ * اِذَا زُلْزِلَتِ الْاَرْضُ زِلْزَالَهَا * اِذَا السَّمَاۤءُ انْفَطَرَتْ * اِذَا السَّمَاۤءُ انْشَقَّتْ * عَمَّ يَتَسَاۤءَلُونَ * هَلْ أَتٰيكَ حَدِيثُ الْغَاشِيَةِ {"Wenn die Sonne zusammengefaltet wird..." (Sure 81, 1) "Oh Ihr Menschen, fürchtet Euren Herrn. Siehe, das Beben der 'Stunde' ist ein gewaltig Ding." (Sure 22, 1) "Wenn die Erde gewaltig erbebt..." (Sure 99, 1) "Wenn der Himmel sich spaltet..." (Sure 82, 1) "Wenn der Himmel zerreißt..." (Sure 84, 1) "Wonach fragen sie einander..." (Sure 78, 1) "Ist die Kunde von dem gewaltigen Ereignis zu dir gedrungen?" (Sure 88, 1)} In dieser oder ähnlicher Weise zeigt der Qur'an am Anfang von dreißig, vierzig Suren mit völliger Gewissheit, dass die Tatsache der Wiederversammlung die bedeutendste Tatsache und die notwendigste (vadjib) in der Schöpfung ist. Und auch noch andere Ayat erklären diese Tatsache mit den verschiedensten Beweisen überzeugend.
Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass der Glaube an die Wiederversammlung, der doch aus dem Zeugnis und der Lehre des Buches, das doch mit einem einzigen Zeichen eines einzigen Verses im Bereich der verschiedenen naturwissenschaftlichen und philosophischen, islamischen Wissenschaften vor unseren Augen wissenschaftliche Tatsachen sonnenklar als Frucht hervorbringt, nicht wahr sein sollte? Wäre das nicht hundertmal unmöglich und irrig, als wollte man die Existenz der Sonne bestreiten und das Weltall als nichtvorhanden erklären?
Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass sich tausende von Aussagen, Versprechungen und Warnungen eines so ehrenwerten und vertrauenswürdigen Königs (izzetli ve djiddi ve sultan) als Unwahrheit und Lüge herausstellen sollten, obwohl sich doch zuweilen ein Heer auf einen einzigen Wink seines Königs in Marsch setzt, um zu kämpfen?
Ja, wäre es denn für einen Menschen, der in seiner Ignoranz diese Wahrheit nicht annehmen will, obwohl doch dieser ruhmreiche, unsichtbare König, für den ein bloßer Wink genügt, um eine solche Tatsache zu beweisen, der seit dreizehn Jahrhunderten ununterbrochen über zahllose Geister, Intelligenzen, Herzen und Seelen Seines Reiches in Recht und Gerechtigkeit (haq ve haqiqat) herrscht, sie unterweist und lenkt und leitet, die Tatsache der Wiederversammlung mit tausenden von Erklärungen erläutert und bewiesen hat, nicht notwendig, ihn mit der Hölle zu bestrafen, und wäre das nicht für ihn die wahre Gerechtigkeit?
In dieser oder ähnlicher Weise bestätigen, auch alle die himmlischen Bücher und heiligen Schriften, deren jedes in seinem Zeitalter und in seiner Kulturepoche maßgeblich war, jene Wahrheit von der Wiederversammlung, die der Qur'an, welcher für alle Zukunft und für eine jegliche Kulturepoche maßgeblich ist, ausführlich, mit Erläuterungen und Wiederholungen erklärt. Sie alle nehmen diese Wahrheit ihrem Zeitalter und ihrer Kulturepoche entsprechend als unumstößlich an, erklären sie kurz und bündig, behaupten und beweisen sie nachdrücklich, wenn auch die Bilder dabei manchmal etwas undeutlich bleiben. Sie alle unterstreichen und bestätigen diese Lehre des Qur'an wie mit tausenden von Unterschriften.
Hier noch das Ende eines Bittgebet (Risale-i Munadja'at), in dem dieses Thema behandelt wird: Es wird darin ein Grundpfeiler des "Glaubens an den Jüngsten Tag" im Zusammenhang mit noch anderen Grundpfeilern des Glaubens, besonders dem, welcher das Bekenntnis des Glaubens (shahada) an die Propheten und die heiligen Bücher betrifft, in Form eines Bittgebetes (munadja'at) als ein kurz und bündig zusammengefasster Beleg für die Wiederversammlung angeführt, der sehr stark ist und jeglichen Zweifel auszuräumen vermag. Es ist dies ein Bittgebet, in dem es folgendermaßen heißt:
„Oh mein barmherziger Herr (Rabbi Rahîm)! Unterrichtet durch Deinen höchst ehrenwerten Gesandten und belehrt durch den weisen Qur'an, habe ich verstanden: Vor allem der Qur'an und Dein hochehrwürdiger Gesandter, aber auch alle heiligen Bücher und Propheten bezeugen und beweisen übereinstimmend und weisen darauf hin, dass die Manifestationen Deiner glorreichen und anmutigen (djelal ve djemal) Namen, deren Abbilder wir hier in dieser Welt allüberall betrachten können, sich noch glanzvoller in der Ewigkeit der Ewigkeiten fortsetzen werden und dass Deine Gnadengaben (ihsan), deren Manifestationen und Abbildungen in Deiner Barmherzigkeit (rahîmane) dieser Welt zum Zeugnis gegeben werden, noch majestätischer an der Stätte der Glückseligkeit für immer und ewig erscheinen werden, und dass diejenigen, die sie in diesem kurzen irdischen Leben voll Freude und Sehnsucht genossen haben, und die ihnen bis in die Ewigkeit hinüber Begleiter waren, ihnen auch dort noch Begleiter sein werden, wo es keine Trennung gibt.
Zudem verkünden auch, allen voran der hochehrwürdige Gesandte und Dein weiser Qur'an, so dann alle die Propheten erleuchteten Geistes, die Heiligen (auliya), welche die Pole (qutub) aller lichtvollen Herzen, die Getreuen (siddiq), welche die Quelle allen lichten und scharfen Denkens sind, gestützt auf Deine tausenden von Verheißungen und Warnungen, die sich in allen himmlischen Büchern und heiligen Schriften so oft wiederholen, und auch im Vertrauen auf Deine heiligen Namen (she'n) und Eigenschaften (sifat): Allmacht (qudret), Barmherzigkeit (rahmet), Gnade (inayet), Weisheit (hikmet), Majestät (djelal) und Schönheit (djemal), welche nach einem Jenseits verlangen, im Vertrauen auf die Würde Deiner Majestät (izzet-i djelal) und das Königreich Deiner Herrschaft (saltanat-i rububiyet), auch bauend auf ihre zahllosen (spirituellen) Entdeckungen (keshfiyat) und Erfahrungen (mushahade), welche sie uns übermitteln gleich Abbildern aus dem Jenseits und Tropfsteinen, (welche, von einer himmlischen Nährlösung gespeist, von dem Boden der diesseitigen Welt empor und von ihrer Decke herabwachsen) und im Vertrauen auf ihre Überzeugungen und ihren Glauben, welcher die Sicherheit der Wissenschaft und persönlicher Wahrnehmung (ilme l-yaqin ve ayne l-yaqin) besitzt, (verkünden sie mit einer solchen Sicherheit) den Menschen die ewige Seligkeit. Sie verkünden und erklären, dass für die Leute des Irrweges (dalalet) die Hölle und für die Leute der Rechtleitung (hidayet) das Paradies da ist. Daran glauben sie fest und bezeugen es...
Oh allmächtiger König! (Ey Qadîr-i Hakîm!) Oh barmherziger Erbarmer! (Ey Rahman-i Rahîm!) Oh Freigiebiger und Getreuer in Deinen Versprechungen! (Ey Sadiq-ul Va'd-il Kerim!) Oh gewaltiger und majestätischer Herr der Ehren, dem keiner zu widerstehen vermag!... (Ey Izzet ve Adhamet ve Djelal sahibi Qahhar-i Dhu'lDjelal). Gepriesen bist Du hunderttausendmal, grenzenlos rein und so hoch erhaben darüber, dass Du so viele Deiner treuen Freunde zu Lügnern stempeln solltest!... und dass sich so viele Deiner Versprechungen, Attribute (sifat) und Taten (shuunat) als verlogen herausstellen sollten!... und dass Du die absoluten Erfordernisse des Königreiches Deiner Herrschaft (saltanat-i rububiyet) verleugnen und ihnen nicht entsprechen solltest!... und dass Du die zahllosen Bitten und Gebete Deiner zahllosen Diener und Anbeter, die Du angenommen hast und liebst und die Deine Liebe dadurch erstreben, dass sie an Dich glauben (tasdiq) und Dir gehorchen, zurückweisen und nicht erhören solltest!... und dass Du die, welche auf Irrwegen (ehl-i dalalet) gehen, und die Ungläubigen, welche Deine gewaltige Größe (azamet ve kibriya) angreifen, indem sie Dich in Deinem Versprechen der Auferstehung in ihrem Unglauben und ihrer Auflehnung (isyan) zum Lügner stempeln wollen, welche Dich in der Ehre Deiner Majestät (izzet-i djelal) und in der Würde Deiner Göttlichkeit (uluhiyet) und in der Barmherzigkeit Deiner Herrschaft (shefqat-i rububiyet) beleidigen wollen, in ihrer Verleugnung der Wiederversammlung bestätigen solltest!
Über aller grenzenlosen Ungerechtigkeit und über aller grenzenlosen Abscheulichkeit sei über alles geheiligt Deine grenzenlose Gerechtigkeit (adalet), Deine grenzenlose Schönheit (djemal) und Deine unbegrenzte Barmherzigkeit (rahmet)! Wir glauben mit aller Macht (quvvet), dass die Zeugnisse der Propheten, der Gelehrten (asfiya) und der Heiligen (auliya), die die hunderttausend getreuen Botschafter und grenzenlos aufrechten Ausrufer Deines Königreiches bilden und die jenseitigen Schatzkammern Deiner Barmherzigkeit, die Tresore Deiner Gnadengaben (ihsan) in der ewigen (baqi) Welt und die Manifestationen Deiner wunderbaren schönen Namen, die sich im Hause der Glückseligkeit vollständig offenbaren, werden mit wahrhaftiger Sicherheit, mit augenscheinlicher Sicherheit, mit wissenschaftlicher Sicherheit (haqqa l-yaqin, ayne l-yaqin, ilme l-yaqin) bestätigen, richtig und wahrhaftig sind. Ihre Beschreibungen sind zutreffend und stimmen miteinander überein. Was sie verkündigen ist zutreffend, entspricht den Tatsachen. Sie glauben, dass der größte Strahl Deines Namens, auf den alle Tatsachen hinauslaufen, der ihre Sonne und ihr Beschützer ist, "der Wahre" (Haqq) heißt, und dass er die gewaltige Tatsache der Auferstehung ist, und unterrichten dieser Wahrheit entsprechend in Deinem Auftrag Deine Diener und Anbeter. Sie belehren darüber, was die Wahrheit selbst ist.
Oh Herr! Um der Wahrheit dieses ihres Unterrichtes und der Ehrenhaftigkeit ihrer Belehrungen willen, schenke den Schülern der Risale-i Nur einen vollkommenen Glauben und ein gutes Ende! Gewähre uns, ihrer Fürsprache teilhaftig zu werden! Amen...
So wie aber nun einerseits alle Hinweise und Belege, welche die Wahrhaftigkeit des Qur'an, ja, sogar aller heiligen Schriften, beweisen, andererseits auch alle die Wundertaten und Zeugnisse des Prophetentums des Geliebten Gottes (Habibullah), ja, sogar aller Gesandten bestätigen, so beweisen sie alle auch die große Lehre vom Jenseits als einer Realität.In ähnlicher Weise bestätigen auch die meisten Hinweise und Belege, indem sie das Sein und die Einheit des Notwendig-Seienden (Vadjib-ul Vudjudun vudjuduna ve vahdet) bestätigen, gleichzeitig auch die Eröffnung des Hauses der Glückseligkeit, das die hauptsächliche Quelle und der Angelpunkt göttlicher Herrschaft (rububiyet), Seiner Erhabenheit (uluhiyet) und die Existenz einer beständigen Welt ist.
Wie noch in den folgenden Abschnitten zu erläutern und zu beweisen sein wird, verlangen sowohl das Sein des Notwendig-Seienden als auch alle seine Eigenschaften (sifat), die meisten Seiner Namen und auch Seine Attribute wie Herrschaft (rububiyet), Erhabenheit (uluhiyet), Barmherzigkeit (rahmet), Gnade (inayet), Weisheit (hikmet) und Gerechtigkeit (adalet) mit der ihr eigenen Notwendigkeit nach einem Jenseits, fordern mit zwingender Notwendigkeit nach einer beständigen Welt, rufen mit Dringlichkeit nach einer Auferstehung und Wiederversammlung, dort zu belohnen und zu bestrafen.
Da es nun einmal einen Gott (Allah) gibt von Ewigkeit zu Ewigkeit, wird es mit Sicherheit auch ein Jenseits geben, das der unvergängliche Sitz Seines Königreiches in Erhabenheit (saltanat-i uluhiytinin sermedi) ist. Und da es nun einmal in diesem Universum und über allem Lebendigen eine vollkommene Herrschaft (rububiyet-i mutlaq) in außerordentlicher Majestät (hashmet), Weisheit und Liebe (shefqat) gibt und sichtbar ist, wird sich mit Sicherheit auch ein Haus Ewiger Glückseligkeit finden, das die Majestät Seiner Herrschaft vor einem Umsturz, Seine Weisheit vor der Sinnlosigkeit und Seine Liebe (shefqat) vor der Grausamkeit bewahrt, und in das man eintreten wird.
Nun aber weisen zahllose sinnenfällig sichtbare Gnadengaben (nimet) und Geschenke (ihsan), für jeden, dessen Verstand noch nicht erloschen und dessen Herz noch nicht erstorben ist, Huld- (lutuf) und Gnadenerweise (kerem), Bezeigungen der Gunst (inayet) und Barmherzigkeit (rahmet) darauf hin, dass es wie hinter einem unsichtbaren Schleier in der Überfülle Seiner Erbarmungen einen verborgenen Herrn (Dhat-i Rahman-i Rahîm) geben muss. Und es gibt und wird mit Sicherheit auch ein immerwährendes Leben in einer beständigen Welt geben, wo die Gnade vor dem Spott, die Güte vor dem Hohn, die Huld vor der Feindschaft, die Barmherzigkeit vor der Qual, die Gunst und die Güte vor dem Verrat bewahrt bleiben, wo die Güte zur Güte und die Gnade zur Gnade wird.
Überdies ist in jedem Frühling eine Feder des Allmächtigen (qalem-i qudret) damit beschäftigt, vor unseren Augen diese knappe Seite, welche unsere Erde darstellt, mit hunderttausend Büchern zu beschreiben und eines in das andere fehlerfrei hineinzukomponieren. Und der Besitzer dieser Feder hat hunderttausendmal geschworen und versprochen:"Ich werde an einem noch größeren Ort ein schönes unsterbliches Buch schreiben. Es wird dies noch leichter sein, als auf diesem begrenzten Platz das Buch des Frühlings, das so verwickelt und ineinander verschrieben ist. Das werde ich euch zu lesen geben." sagt Er und erwähnt dieses Buch in allen Seinen Erlassen. Sicher und gewiss ist das Original dieses Buches schon geschrieben, und auch die Anmerkungen dazu werden noch am Tage der Auferstehung und Wiederversammlung niedergeschrieben werden. Und auch das Berichtsheft mit den Taten und Werken aller wird sich darin aufgezeichnet finden.
Nun aber ist die Erde in Anbetracht der Vielzahl alles Geschaffenen und als Wohnstätte, Ursprung, Fabrik, Messegelände und Versammlungsort hunderttausender äußerst verschiedener, ständig wechselnder belebter und beseelter Arten des Lebens das Herz, Zentrum, Mittelpunkt, Frucht und Ursache der Schöpfung des Alls, und hat als solche eine sehr große Bedeutung; sie ist trotz ihrer Kleinheit den unendlich weiten Himmelsräumen gleichgestellt. Deshalb ist in den himmlischen Erlassen immer vom رَبُّ السَّمٰوَاتِ وَالْاَرْضِ {"Herrn der Himmel und der Erde"} die Rede. Nun aber kommt dem Geschlecht der Kinder Adams eine große Bedeutung zu.
Sie herrschen allüberall auf der Erde, verfügen über die Mehrzahl alles Geschaffenen, ordnen sich die Mehrzahl aller Geschöpfe unter und sammeln sie um sich, ordnen die Mehrzahl alles Geschaffenen nach eigenen Neigungen, Vorstellungen, Plänen, Bedürfnissen, Grundsätzen auf das schönste, stellen sie aus, schmücken und verzieren sie, und sammeln sie entsprechend einer Liste ihrer kostbarsten Arten an einzelnen Orten, sodass sie sich nicht nur die Blicke der Menschen und Dschinnen, nein, sogar die aufmerksamen Blicke und das Wohlwollen aller Bewohner der Himmel und des ganzen Universums auf sich ziehen, den bewundernden Blick des Herrn des Alls auf sich lenken, was ihnen einen großen Wert und eine hohe Bedeutung verleiht. Sie zeigen mit ihren Künsten und Wissenschaften, dass sie die Weisheit in der Schöpfung des Alls, deren großen Sinn, ihre wertvolle Frucht und den Kalifen der Erde darstellen. Sie stellen ja die wunderbaren Kunstwerke des Meisters der Welt (Sani-i Alem) auf dem Antlitz der Erde so wunderschön aus und ordnen sie an. Trotz ihrer Auflehnung (isyan) und ihres Unglaubens wurden sie auf der Erde belassen und ihre Strafe wurde ausgesetzt. Um dieses Dienstes willen wurde ihnen eine Frist gewährt und eine Möglichkeit gegeben, erfolgreich zu sein.
Es liegt aber nun einmal in dem, was die Natur (mahiyet) der Kinder Adams ausmacht, dass sie in Anbetracht ihrer Beschaffenheit und Veranlagung außerordentlich schwach und hinfällig sind, weshalb ihnen ein ebenso mächtiger (quvvetli), weiser (hikmetli) und liebevoller (shefqatli) Herrscher (mutasarrif) in all ihrer Schwäche und Armseligkeit, ihrer grenzenlosen Bedürftigkeit und Not, dieses gewaltige Erdenrund zu einer Lagerstätte für jede Art Erz, entsprechend den Erfordernissen des Menschengeschlechtes, ein Lagerhaus für jede Art Nahrung, einen Laden verschiedenster Güter, wie sie dem Menschengeschlecht wohlgefallen, bereitgestellt hat, und der sich auf diese Weise um das Menschengeschlecht kümmert, es ernährt und dessen Wünsche befriedigt.
Es gibt nun einmal einen Herrn, der dieser Tatsache entspricht, der den Menschen sowohl liebt als auch von den Menschen geliebt werden möchte, der sowohl ewig besteht, als auch über ewig bestehende Welten verfügt, der sowohl jedes Werk in Gerechtigkeit verrichtet, als auch jedes Ding in Weisheit erschafft. Nun hat aber das Königreich des Urewigen Herrschers in Seiner Majestät (Hâkim-i Ezelin hashmet-i saltanat), und die Unsterblichkeit Seiner Herrschaft (sermediyet-i hâkimiyet) in diesem kurzen irdischen Leben, in dieser allzu kurzen Spanne menschlichen Daseins, auf dieser zeitlich und räumlich so begrenzten Welt keinen Platz.
Und all das, was sich unter den Menschen und ihrer Welt entgegen der Ordnung, Gerechtigkeit, Ausgewogenheit und vollkommenen Schönheit ereignet, diese so große Unterdrückung und Auflehnung, die dem widerspricht, der Verrat, die Verleugnung, der Unglaube gegenüber dem Freund und Wohltäter des Menschen, der ihn so liebevoll versorgt, bleibt im Diesseits unbestraft. Die grausamen Unterdrücker verbringen ihr Leben in Bequemlichkeit, während die Unterdrückten und Armen geschunden werden. Das Wesen vollkommener Gerechtigkeit aber, dessen Spuren wir im ganzen Weltall beobachten können, kann nicht dulden, noch erlauben, dass diese grausamen Unterdrücker und die hoffnungslos Unterdrückten einander im Tode gleichgestellt sein und nicht wiederauferstehen sollten. Dies stünde ganz und gar im Widerspruch dazu.
Gleich wie aber nun der Herr des Alls die Erde im All und das Menschengeschlecht von der Erde auserwählt hat, ihm einen so hohen Rang und ihm eine solche Bedeutung verliehen hat, so hat Er auch die Propheten, die Heiligen und Gelehrten, die mit den Zielen Seiner Herrschaft (maqasid-i rububiyet) übereinstimmen, jene wahren Menschen, die in Glaube und Hingabe Sein Wohlgefallen erstreben, unter den Menschen auserwählt, sie sich zu Freunden und Ansprechpartnern gemacht, sie mit Wundertaten und Erfolgen ausgezeichnet und ihre Feinde mit außernatürlichen Katastrophen geschlagen.
Unter Seinen kostbaren und geliebten Freunden hat Er Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, ihnen als Leuchte des Glaubens erwählt, mit dessen Licht Er seit vielen Jahrhunderten eine bedeutende Hälfte des Erdenrundes und ein bedeutendes Fünftel der Menschheit erleuchtet... es scheint, als sei das Universum seinetwillen erschaffen worden, weil dessen Ziele sämtlich in ihm, in seinem Glauben und im Qur'an ihren Ausdruck finden.
Er, der doch würdig und geeignet gewesen wäre, als Lohn Seiner grenzenlosen, so außerordentlich wertvollen Verdienste, die zu erwerben eine Million Jahre erforderlich gewesen wären, erhielt dafür nur jene kurze Lebensspanne von 63 Jahren, erfüllt von Mühen und Kämpfen. Ja, wäre es denn in irgendeiner Hinsicht möglich, wahrscheinlich oder vorstellbar, dass diese Persönlichkeit nicht mit all seinen ihm gleichrangigen Freunden und Gefährten wieder auferweckt werden sollte? Ja, sollte er nicht hier und heute im Geiste (ruh) vital und lebendig sein? Ja, sollten sie auf ewig verurteilt und vernichtet sein? Nein, keineswegs - Gott bewahre! - und tausendmal nein!...
Tatsächlich verlangt das ganze All, erfordern die Realitäten dieser Welt seine Auferstehung. Nun aber haben im "Ayet-ul Kubra" (Das Große Zeichen) genannten "Siebenten Strahl" dreiunddreißig überwältigend einstimmige Beweise, ein jeder einzelne so stark wie ein Berg, ergeben, dass dieses ganze Universum aus einer einzigen Hand hervorgegangen, und das Eigentum eines einzigen Herrschers ist. Sie zeigen, dass die Einheit Gottes und Seine Allgegenwart (vahdet ve ahadiyet) die Quelle Seiner göttlichen Vollkommenheit (kemalat-i Ilahiye) ist. Unter dieser zweifachen Einheit wurde das ganze Weltall gleich gehorsamen Soldaten und dienstfertigen Beamten diesem einen Herrn unterstellt. Unter der Betrachtung des Kommens eines solchen Jenseits bleibt Seine Vollkommenheit vor dem Sturz, Seine absolute Gerechtigkeit vor grenzenlos gnadenlosem Spott, Seine universale Weisheit vor Torheit und Ausschweifung, Seine alles umfassende Barmherzigkeit vor lasterhaften Spielen und grausamen Vergnügungen, die Würde Seiner Allmacht (izzet-i qudret) vor würdeloser Schwäche bewahrt, rein erhalten und geheiligt.
Sicherlich und gewiss wird der Jüngste Tag, wie wir aus hundert Anmerkungen über den Glauben an Allah (Iman-i billah) und aus den sechs vorangegangenen "madem (überdies, nun, aber, zudem)"-Abschnitten den Schluss ziehen müssen, in jedem Falle hereinbrechen. Die Wiederauferstehung und Wiederversammlung wird stattfinden. Es wird ein Haus der Bestrafung und der Belohnung eröffnet werden... sodass die obenerwähnte Bedeutung der Erde, ihre zentrale Lage und die Bedeutung der Menschheit und ihr Wert sich bewahrheiten. Dann wird sich die obenerwähnte Gerechtigkeit, Weisheit, Barmherzigkeit und Herrschaft (saltanat) des weisen Schöpfers und Herrn, des Lenkers und Leiters (Khaliqi ve Rabbi olan Mutasarrif-i Hakîm) der Erde und ihrer Menschheit fest verankern und die obenerwähnten wahrhaftigen Freunde und alle, die sich nach Ihm sehnen, vor der ewigen Vernichtung bewahrt bleiben und er der größte und kostbarste unter diesen Freunden, der mit seinem heiligen Dienst das ganze Weltall glücklich und dankbar gemacht hat, seine Belohnung erhalten. So wird die Vollkommenheit des ewigen Königs (Sultan-i Sermedinin kemalat) vor Fehlern und Mängeln, Seine Macht (qudret) vor Ohnmacht (adjz), Seine Weisheit vor Sinnlosigkeit (sefahet) und Seine Gerechtigkeit vor Ungerechtigkeit bewahrt, rein und geheiligt sein.
Kurzum: Da es nun einmal Gott gibt, gibt es mit Sicherheit auch ein Jenseits...
So wie aber nun die obenerwähnten drei Grundpfeiler des Glaubens (erkan-i imaniye; Allah, die Propheten und die heiligen Schriften) mit all den Zeugnissen, die ihnen zum Beweis dienen, zugleich auch Zeugnis und Beweis sind für die Wiederversammlung, so erfordern zugleich auch die anderen beiden Grundpfeiler des Glaubens in einer nachdrücklichen Weise diese Wiederversammlung und bezeugen und beweisen eine bleibende Welt: وَ بِمَلٰۤئِكَتِهِ وَ بِالْقَدَرِ خَيْرِهِ وَشَرِّهِ مِنَ اللّٰهِ تَعَالٰى {"Der Glaube an die Engel und die Macht (qader) des Guten und des Bösen von Allah dem Erhabenen."} Es ist dies wie folgt:
Alle Beweise, die zahllosen Zeugnisse und Dialoge, welche die Existenz der Engel, ihren Dienst vor Gott und die Anbetung, mit der sie beauftragt sind, bezeugen, bestätigen indirekt auch die Existenz der Welt der reinen Geister (alem-i ervah), die unsichtbare Welt (alem-i ghayb), die beständige Welt (alem-i beqa), die Welt des Jenseits (alem-i akhiret), jenes Haus der Glückseligkeit, das dereinst Dschinnen und Menschen beleben werden, das Dasein von Himmel (djennet) und Hölle. Denn die Engel dürfen diese Welten mit göttlicher Erlaubnis schauen und besuchen, und alle die Engel vor Gottes Thron (melaike-i muqarrebin), die wie der Erzengel Gabriel vertrauten Umgang mit den Menschen pflegten, berichten übereinstimmend über die Existenz der obenerwähnten Welten, und dass sie selbst darinnen verweilen. So wie wir von der Existenz des amerikanischen Kontinents auch dann wissen, wenn wir nicht selbst dort gewesen sind, und zwar aufgrund der Nachrichten derer, die von dort herübergekommen sind, so müssen wir auch aufgrund der Kunde der Engel an die Existenz einer beständigen Welt, eines "Hauses des Jenseits", an Himmel (djennet) und Hölle mit absoluter Sicherheit glauben, denn sie hat die hundertfache Kraft einstimmiger Überlieferung (tevatur). Und deshalb glauben wir daran.
Des Weiteren weisen auch alle die Zeugnisse, welche im "Sechsundzwanzigsten Wort", "Risale-i Qader" (Abhandlung über das göttliche Vorherwissen) genannt, den Glaubensgrundsatz des Glaubens an "Qader" bestätigen, indirekt auch auf die Wiederversammlung, die Offenlegung der persönlichen Auszeichnung (suhuf) und das Abwägen der Taten auf der Großen Waage hin. Denn die Konsequenz (qader) aller Dinge ist vor unseren Augen auf den Tafeln der Ordnung und Ausgewogenheit aufgezeichnet, der Lebenslauf alles Lebendigen ist aufgespeichert in seinem Erinnerungsvermögen, in den Samenkörnern und anderen, einer Tafel vergleichbaren Dingen, die Taten aller geistbegabten Wesen, insbesondere aber der Menschen sind eingetragen und festgehalten auf den Wohlverwahrten Tafeln (elvah-i mahfudha). Mit Sicherheit kann eine so umfangreiche Konsequenz (qader), eine Weisheit von solcher Folgerichtigkeit (hakîmane), eine so sorgfältige Aufzeichnung, diese schriftliche Aufbewahrung nur dem Zweck einer öffentlichen Verhandlung vor einem obersten Gerichtshof dienen, um eine ewige Belohnung oder Bestrafung auszusprechen. Anderenfalls bliebe diese umfangreiche und bis in die kleinsten Feinheiten hineinreichende Aufzeichnung und Aufbewahrung ganz und gar ohne Sinn und Wert.
Sie würde der Weisheit und Wahrhaftigkeit (haqiqat) widersprechen. Ja, mehr noch, würde eine Wiederversammlung nicht stattfinden, würde auch der ganze Sinn eines solchen universalen Buches, geschrieben mit der Feder (qalem) folgerichtiger Bestimmtheit (qader), nichtig werden. Das aber kommt unmöglich in Betracht, wäre unvorstellbar, einer Leugnung des Universums vergleichbar, nicht mehr als ein Fieberwahn...
Zusammenfassung: Die fünf Glaubensgrundsätze mit all ihren Beweisen zeigen uns die Belege für Tatsache und Ereignis der Auferstehung und Wiederversammlung, für Dasein und Eröffnung einer jenseitigen Wohnstatt und fordern uns dazu auf, dafür Zeugnis abzulegen. Da es nun aber für die Tatsache der Wiederversammlung solche ihrer Wichtigkeit völlig entsprechende, unerschütterliche und starke Stützen und Zeugnisse gibt, befasst sich ungefähr ein Drittel des Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, mit der Wiederversammlung und dem Jenseits, macht sie zum Grundstein und baut alles auf diesem fundamentalen Prinzip jeglicher Wahrheit auf...
(damit schließt diese Einführung)