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("'''Antwort:''' Bestünde ein Mensch nur aus seinem Körper... und bliebe der Mensch für immer als ein Unsterblicher in dieser Welt... und schlössen sich des Grabes Pforten... und tötete man den Tod... und bliebe dann der Dienst nur auf die militärische und auf die zivile Beamtenschaft beschränkt... Dann enthielten eure Worte noch einen Sinn. Da aber ein Mensch nun einmal nicht nur aus seinem Körper besteht, trennt man nicht, um den Körper zu ernä..." içeriğiyle yeni sayfa oluşturdu) |
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548. satır: | 548. satır: | ||
Bestünde ein Mensch nur aus seinem Körper... und bliebe der Mensch für immer als ein Unsterblicher in dieser Welt... und schlössen sich des Grabes Pforten... und tötete man den Tod... und bliebe dann der Dienst nur auf die militärische und auf die zivile Beamtenschaft beschränkt... Dann enthielten eure Worte noch einen Sinn. Da aber ein Mensch nun einmal nicht nur aus seinem Körper besteht, trennt man nicht, um den Körper zu ernähren, Herz (= Gemüt), Zunge (= Sprache), Verstand und Gehirn (= Bewusstsein) von ihm ab und gibt es ihm zu essen. Man zerstört diese Organe nicht. Sie sind im leib-seelischen Stoffwechsel mit inbegriffen. | Bestünde ein Mensch nur aus seinem Körper... und bliebe der Mensch für immer als ein Unsterblicher in dieser Welt... und schlössen sich des Grabes Pforten... und tötete man den Tod... und bliebe dann der Dienst nur auf die militärische und auf die zivile Beamtenschaft beschränkt... Dann enthielten eure Worte noch einen Sinn. Da aber ein Mensch nun einmal nicht nur aus seinem Körper besteht, trennt man nicht, um den Körper zu ernähren, Herz (= Gemüt), Zunge (= Sprache), Verstand und Gehirn (= Bewusstsein) von ihm ab und gibt es ihm zu essen. Man zerstört diese Organe nicht. Sie sind im leib-seelischen Stoffwechsel mit inbegriffen. | ||
Da sich aber nun einmal die Pforten des Grabes nicht schließen werden und da nun einmal die Sorge um die Zukunft auf der anderen Seite des Grabes die wichtigste Frage jedes Einzelnen ist, sind die Aufgaben, die es mit sich bringen, dass das Volk Gehorsam leistet und Ehrerbietung erweist, sicherlich nicht auf den sozialen, politischen und militärischen Aufgabenbereich, also nur das rein irdische Leben des Volkes, beschränkt. | |||
Wie es also in der Tat eine Aufgabe ist, den Reisenden auf ihrem Weg einen Pass mitzugeben, so ist es auch eine Aufgabe, den Reisenden in die Ewigkeit sowohl einen Pass als auch ein Licht auf den dunklen Weg mitzugeben, eine Aufgabe, wie es keine wichtigere Aufgabe gibt, als diese.Diese Aufgabe zu verkennen, hieße den Tod leugnen und das Zeugnis der 30.000 Zeugen, die täglich mit dem Siegel ihres Leichnams die Verkündigung اَلْمَوْتُ حَقٌ {"Tod ist Wahrheit"} | |||
unterzeichnen, zu verleugnen und zu verkennen. Es gibt also einen inneren (manevi) Aufgabenbereich zur Erfüllung innerer (manevi) Grundbedürfnisse. | |||
In diesen Aufgabenbereich hinein gehört als wichtigstes der Glaube, der Unterricht im Glauben und die Stärkung im Glauben als ein Pass für die Reiseroute in die Ewigkeit, als die Taschenlampe des Herzens im Dunkeln der Zwischenwelt (Berzah) und Schlüssel der Ewigen Glückseligkeit. Bestimmt werden Wissende (ehl-i marifet) in der Wahrnehmung dieser Aufgabe in gar keinem Fall, undankbar gegenüber den ihnen verliehenen Gnadengaben (ni'met), Gottes Geschenke (ni'met-i Ilahiye) und den Wert des Glaubens (fadilet-i imaniye) für nichts erachten (= kufran) und auf die Stufe des Lasters und der Sünde (sehifler ve fasiqlar maqam) hinunterfallen. Sie werden sich nicht mit sittenwidrigen Neuerungen (bid'alar) und Lastern (sefahetler) von Menschen niedriger Gesinnung besudeln!... Deswegen also dieses Einsiedlerleben, das euch nicht gefällt und das ihr für eine Ungleichheit haltet! | |||
Deshalb und auf Grund dieser Wahrheit rede ich nicht mit Hochmütigen (mutekebbir) wie ihr, die mich gleich euch mit Schikanen einschüchtern wollen und deren Ichsucht mit dem Bruch des Gleichheitsgesetzes ein geradezu pharaonisches Ausmaß angenommen hat. Denn Hochmütigen (mutekebbir) gegenüber darf man nicht bescheiden auftreten, weil solcher Art Bescheidenheit als Würdelosigkeit (tezellul) ausgelegt würde. Vielmehr sage ich den gemäßigten, bescheidenen und gerechten unter ihnen: | |||
Gott sei Dank (felillahilhamd) kenne ich meine eigenen Fehler und Schwächen." Ich bin nicht so stolz, eine Ehrenstellung unter den Muslimen zu verlangen, sondern sehe alle Zeit meine grenzenlosen Fehler und meine Nichtigkeit, finde Trost, wenn ich um Vergebung (istighfar) bete und erwarte von den Leuten nicht Verehrung sondern ihr Gebet. Im übrigen glaube ich, dass alle meine Kollegen den Weg, den ich eingeschlagen habe, bereits kennen. | |||
Es ist dabei jedoch Folgendes zu beachten: Wenn ich der tiefen Wahrheit des Weisen Qur'an diene und während ich die Glaubenswahrheiten unterrichte, nehme ich um der Wahrheit und der Ehre (sheref) des Qur'an willen vorübergehend jenes ehrwürdige (sheref) Verhalten an, wie es während der Unterrichtsstunden notwendig ist, um den Ernst und die Würde (izzet) der Wissenschaft zu bewahren, meinen Nacken nicht zu beugen vor denen, die in die Irre gehen. Ich meine, dass es den Weltleuten nicht zusteht, Gesetze zu erlassen, die in diesem Punkt das Gegenteil bewirken sollen! | |||
'''Eine Staunen erregende Handlungsweise:''' | |||
''' | Es ist bekannt, dass überall auf der Erde der Wissenschaftler sein Urteil vom Standpunkt der Erkenntnis und der Wissenschaft aus abgibt. Wo und bei wem auch immer er Erkenntnis und Wissenschaft bemerkt, nährt er ihm gegenüber auf Grund der gemeinsamen Berufung ein Gefühl der Freundschaft und kommt ihm mit Ehrerbietung entgegen. Ja selbst dann, wenn sich zwei Staaten im Spannungskriegszustand miteinander befinden, wird ein Professor des einen Landes bei einem Besuch in dem anderen Lande von den dortigen Wissenschaftlern um des Ansehens (hurmet) der Wissenschaft und der Erkenntnis willen mit allen Ehren (hurmet) willkommen geheißen werden. | ||
Dennoch war es gerade ein Teil der Angehörigen des Erziehungsministeriums und auch ein kleiner Teil der offiziellen Hodjas, der einen Wissenschaftler schikaniert, Feindseligkeiten gegen ihn genährt und ihn geradezu gekränkt hat; einen Angehörigen des selben Vaterlandes und des gleichen Glaubens, sowohl Freund als auch Bruder; einen Wissenschaftler, der, als England durch sein oberstes Konsistorium der Wissenschaften an das Amt des Scheichu-l'Islam 6 Fragen richtete, auf die es vom Scheichu-l'Islam eine Antwort in 600 Worten erwartete, in 6 Worten eine Antwort verfasste, die ihre volle Anerkennung fand, obwohl das Erziehungsministerium ihm diese Anerkennung schuldig blieb; einem Wissenschaftler, der den wichtigsten und grundlegendsten Prinzipien der fremden Philosophen wahre Wissenschaft und Erkenntnis entgegenzusetzen und sie dadurch zu überwinden vermochte; einem Wissenschaftler, der, gestützt auf die Kraft der Erkenntnis und der Wissenschaft, die er aus dem Qur'an empfangen hatte,(*<ref>*{Der Neue Said sagt: Ich stehe nicht hinter den Worten, die der Alte Said von seinem damaligen Standpunkt aus so stolz (iftikhar) geäußert hat. Da ich ihm aber nun in dieser Abhandlung einmal das Wort erteilt habe, möchte ich es ihm hier nicht wieder entziehen. Also schweige ich, um diesen Leuten in ihrer Selbstgefälligkeit (enaniyet) ein klein wenig seine eigene Selbstgefälligkeit (enaniyet) zu zeigen.}</ref>)die Philosophen Europas herauszufordern vermochte; einen Wissenschaftler, der 6 Monate vor der Zeit der Konstitutionellen Monarchie (1908-18) in Istanbul sowohl die Gelehrten als auch die Studenten zu einem Disput eingeladen und dabei alle Fragen fehlerfrei richtig beantwortet hatte, ohne selbst eine Frage zu stellen; einem Wissenschaftler, der sein ganzes Leben dem Glück des Volkes gewidmet hatte; einem Wissenschaftler, der in Hunderten von Abhandlungen, die er in türkischer Sprache, der Sprache des Volkes, veröffentlicht hatte, das Volk unterrichtet und ihm Klarheit geschenkt hatte. | |||
Was soll man nun in Anbetracht eines solchen Zustandes noch dazu sagen! Soll man so etwas "Zivilisation (medeniyet)" nennen? Ist das Begeisterung für die Wissenschaft? Ist das Begeisterung für das Vaterland? Ist das Begeisterung für das Volk? Ist das Begeisterung für die Republik? Nein, keineswegs! Ganz und gar nicht! Das ist überhaupt nichts. Vielmehr ist es göttliche Fügung (qader-i Ilahi). Die göttliche Fügung hat sich diesem Wissenschaftler gegenüber feindselig (adavet) gezeigt, wo er auf Freundschaft gehofft hatte, damit sich sein Wissen nicht angesichts der Verehrung (hurmet) in Heuchelei (riya) verkehre und damit er die Wahrhaftigkeit (ikhlas) erlange... | |||
< | <span id="Hâtime"></span> | ||
== | ==Nachwort== | ||
'''Eine Kritik, die nach meiner Meinung sowohl erstaunlich als auch eine Quelle der Dankbarkeit ist:''' | |||
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Die außergewöhnliche Selbstgefälligkeit (enaniyet) der Weltleute bewirkt, dass diese, sobald es um Selbstgefälligkeit geht, eine derartige Empfindsamkeit entwickeln, dass man ihr den Grad eines Wunders (keramet) beimessen müsste, wenn sie ihnen bewusst wäre, oder aber, man müsste dieser Verhaltensweise den Grad der Genialität verleihen. Es handelt sich bei dieser Verhaltensweise um Folgendes: | |||
Sie empfinden jede, ein bisschen scheinheilige Selbstgefälligkeit (riyakarane enaniyet) in meiner Haltung (vaziyet), auch wenn meine Seele und mein Verstand sie nicht wahrnehmen, mit der Empfindlichkeit der Waage ihrer eigenen Selbstgefälligkeit und widersetzen sich dieser meiner, von mir selbst nicht empfundenen Selbstgefälligkeit auf das heftigste. In 8, 9 Jahren habe ich acht-, neunmal die Erfahrung gemacht, dass ich über die Vorausschau Gottes (qader-i Ilahi) nachgedacht habe, wenn wieder einmal eine Schikane gegen mich vorgekommen, sie sich mir gegenüber ungerecht verhalten hatten und ich mich fragte: "Warum hat mich diese Heimsuchung Gottes in der Gestalt dieser Menschen betroffen?" So begann ich wieder die Listen und Ränke meiner Seele zu untersuchen. Da verstand ich, dass entweder meine Seele sich ihrem Wesen entsprechend mir selbst unbewusst der Selbstgefälligkeit zugeneigt, oder aber mich bewusst in die Irre geführt hatte. So sagte ich mir, dass die Vorausschau Gottes bei aller Ungerechtigkeit der Rechtlosen mir gegenüber gerecht gehandelt hatte. | |||
Zum Beispiel: In diesem Sommer hatten mich meine Freunde auf ein schönes Pferd gesetzt. Ich habe einen Spazierritt unternommen. Ohne mir dessen bewusst zu werden erwachte in meiner Seele ein so stolzes Wohlgefühl, dass die Weltleute dermaßen heftig auf meine Laune reagierten, dass sie mir nicht nur meinen heimlichen Wunsch verleideten, sondern auch auf viele andere Dinge den Appetit verdarben. | |||
Es gibt sogar noch ein Beispiel: Es war diesmal nach dem Monat Ramadan, dass meine Seele - ohne dass ich es bemerkte - nachdem ein Imam, der zu seiner Zeit ein sehr großer und heiliger Mann gewesen war, weil er die Gabe der Vorausschau besaß, uns seine Aufmerksamkeit zugewandt hatte, meine Brüder rechtschaffen und aufrichtig (taqwa ve ikhlasa) waren, meine Gäste eine hohe Meinung von mir hatten und mir ihre Ehrerbietung bezeigten, heuchlerisch (riya) so tat, als ob sie (= meine Seele) dankbar sein wolle und so gerne eine Haltung der Selbstgefälligkeit angenommen hätte. Da spürten diese Weltleute plötzlich in ihrer grenzenlosen Empfindlichkeit selbst noch das letzte Stäubchen meiner Heuchelei (riya) auf und fingen plötzlich an, mich zu belästigen. Ich sage Gott dem Gerechten Dank dafür, dass ihre Ungerechtigkeit mir zu einem Fahrzeug zur Wahrhaftigkeit (ikhlas) geworden ist. | |||
رَبِّ اَعُوذُ بِكَ مِن۟ هَمَزَاتِ الشَّيَاطٖينِ وَاَعُوذُ بِكَ رَبِّ اَن۟ يَح۟ضُرُونِ | رَبِّ اَعُوذُ بِكَ مِن۟ هَمَزَاتِ الشَّيَاطٖينِ وَاَعُوذُ بِكَ رَبِّ اَن۟ يَح۟ضُرُونِ | ||
Oh Herr! Ich nehme meine Zuflucht zu Dir vor den Nachstellungen und Bosheiten der Teufel. Ja zu Dir, oh mein Herr nehme ich meine Zuflucht, wenn sie sich mir nahen. | |||
اَللّٰهُمَّ يَا حَافِظُ يَا حَفٖيظُ يَا خَي۟رَ ال۟حَافِظٖينَ اِح۟فَظ۟نٖى وَ اح۟فَظ۟ رُفَقَائٖى مِن۟ شَرِّ النَّف۟سِ وَ الشَّي۟طَانِ وَ مِن۟ شَرِّ ال۟جِنِّ وَ ال۟اِن۟سَانِ وَ مِن۟ شَرِّ اَه۟لِ الضَّلَالَةِ وَ اَه۟لِ الطُّغ۟يَانِ اٰمٖينَ اٰمٖينَ اٰمٖينَ | اَللّٰهُمَّ يَا حَافِظُ يَا حَفٖيظُ يَا خَي۟رَ ال۟حَافِظٖينَ اِح۟فَظ۟نٖى وَ اح۟فَظ۟ رُفَقَائٖى مِن۟ شَرِّ النَّف۟سِ وَ الشَّي۟طَانِ وَ مِن۟ شَرِّ ال۟جِنِّ وَ ال۟اِن۟سَانِ وَ مِن۟ شَرِّ اَه۟لِ الضَّلَالَةِ وَ اَه۟لِ الطُّغ۟يَانِ اٰمٖينَ اٰمٖينَ اٰمٖينَ | ||
Oh Allah! Oh Du mein Beschützer, bester unter allen, die mich behüten! Behüte mich und bewahre die Herausgeber dieser Abhandlungen und ihre Gefährtinnen vor der Bosheit der Dschinnen und Menschen und vor der Bosheit der Leute des Irrweges, der Vertreter sittenloser Neuerungen, der Leute, die sich auflehnen (gegen Deine Weisungen)! Gepriesen seist Du! | |||
سُب۟حَانَكَ لَا عِل۟مَ لَنَٓا اِلَّا مَا عَلَّم۟تَنَٓا اِنَّكَ اَن۟تَ ال۟عَلٖيمُ ال۟حَكٖيمُ | سُب۟حَانَكَ لَا عِل۟مَ لَنَٓا اِلَّا مَا عَلَّم۟تَنَٓا اِنَّكَ اَن۟تَ ال۟عَلٖيمُ ال۟حَكٖيمُ | ||
{"Kein Wissen besitzen wir, außer dem, das Du uns gelehrt hast. Du bist der Allwissende, der Allweise!"} | |||
< | <span id="Yirmi_Altıncı_Lem’a’nın_Altıncı_Ricası"></span> | ||
== | ==Sechste Hoffnung aus dem Sechsundzwanzigsten Blitz (Lem'a)== | ||
Einmal, als ich in dem Schmerz meiner Gefangenschaft von den Menschen floh, verweilte ich allein auf der Hochebene von Barla auf dem Gipfel des Tannenberges (Tjam Daghi). So allein wie ich war, suchte ich nach einem Licht. Eines Nachts befand ich mich in meinem nach oben hin offenen Baumhaus in dem Wipfel einer hohen Tanne auf dem Gipfel dieses hohen Berges. Mein Alter und mit ihm verbunden drei, vier verschiedene Arten ineinander verquickter Entfremdungen (ghurbet) machten sich mir bemerkbar. | |||
Wie bereits im "Sechsten Brief" erläutert, erweckte diese Nacht mit ihren Stimmen, die aus dem Raunen und Rauschen der Bäume kamen, mit ihrer Traurigkeit, in der ich in meinem Alter still, stumm und allein in der Fremde (ghurbet) zurückblieb, in mir ein tiefes Gefühl der Rührung. Es gemahnte mich das Alter daran, dass - so wie der Tag mit einem schwarzen Grab vertauscht wurde und die Welt sich in ein schwarzes Leichentuch eingehüllt hatte - sich auch der Tag meines Lebens in eine Nacht, diese Welt, wie ein Tag, sich in die Nacht des Zwischenreiches (Berzah) und auch der Sommer des Lebens sich in die Winternacht des Todes verwandeln werde, und sagte in meines Herzens Ohr. Und sogleich sagte mir meine Seele: "Nicht nur weit entfernt von der Heimat bin ich hier. Nein, noch heftiger sind Trauer und Schmerz mir ob meiner Lieben, die ich während 50 Jahren meines Lebens verloren habe. Allein zurückgeblieben bin ich hier als ein Fremder (gharib) und mein Weinen darüber ist schlimmer noch als mein Heimweh. Und schon wächst in mir die Trauer und der Schmerz einer Entfremdung (ghurbet), noch stärker als die Fremdheit (ghurbet) in der Gestalt dieses seltsamen Berges und der Erscheinung dieser unheimlichen Nacht. Es ist die Kunde, die das Alter mir vom Nahen der festgesetzten Zeit der Trennung von aller Welt bringt." | |||
Entfremdet (ghurbet) fand ich mich inmitten der Fremde (ghurbet). Trauer über Trauer nahm Gestalt an. Da suchte ich nach einem Strahl der Hoffnung und des Lichtes. Da kam mir plötzlich der Glaube an Allah zu Hilfe (iman-i billah imdad) und es wurde mir ein solcher Trost zuteil, dass er mir in meiner vielfachen Verlassenheit vollauf genügte und mir auch dann noch Trost genug gewesen wäre, hätte sie sich tausendfach vermehrt. | |||
In der Tat, oh ihr alten Männer und Frauen, kann es Fremde für uns nicht geben, weil wir nun einmal einen barmherzigen Schöpfer (Rahiem bir Khaliq) haben; und weil es nun einmal Ihn gibt, sind auch alle Dinge für uns da; weil es nun einmal Ihn gibt, gibt es auch Seine Engel. Wenn das aber so ist, dann ist auch diese Erde nicht leer. Die unbewohnten Berge und die öden Wüsten sind erfüllt von den Dienern und Anbetern Gottes des Gerechten. Außer diesen, Seinen mit Bewusstsein begabten Dienern und Anbetern kann in Seinem Licht und in Seinem Namen selbst jeder einzelne Stein und Baum uns zu einem vertrauten Freund werden. Auf ihre Art können sie Zwiesprache mit uns halten und uns erfreuen. | |||
In der Tat legen alle Beweise und Zeugnisse entsprechend der Menge alles dessen, was da ist im All und entsprechend der Zahl der Buchstaben dieses großen Weltenbuches Zeugnis ab für Seine Existenz (vudjud) und beweisen nach der Menge der Ausrüstungsgegenstände, Nahrungsmittel und Gnadengaben (nimet), die Ausdruck der Liebe (shefqat), Barmherzigkeit (rahmet) und Gnade (inayet) für alles Lebendige sind, auf die (göttliche) Barmherzigkeit (rahmet) hin, zeigen uns die Schwelle zu unserem Schöpfer (Khaliq), Baumeister (Sani') und Beschützer, der für uns der Barmherzige (Rahiem), und der Freigiebige (Keriem), Freund (Enis) und Vertrauter (Vedud) ist. An dieser Schwelle ist das Bewusstsein der eigenen Schwäche und Hilflosigkeit (adjz ve da'if) der vollkommenste Anwalt. Und die beste Zeit, sich dieser seiner Schwäche und Hilflosigkeit bewusst zu werden, ist das Alter. Diesem Alter, das an einer solchen Schwelle willkommener Anwalt ist, darf man nicht zürnen, man muss es lieben. | |||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
< | <span id="Bediüzzaman_Said_Nursî’nin_birkaç_mektubu_ve_nur_risalelerinin_telifi_zamanlarında_Risale-i_Nur’u_el_yazılarıyla_neşredenlerden_bazılarının_fıkralarıdır"></span> | ||
== | ==Einige Briefe von Bediuzzaman Said Nursi, sowie Abhandlungen derer, die zur Zeit der Abfassung der Botschaft vom Licht (Nur Risaleleri) die Risale-i Nur handschriftlich herausgeschrieben haben.== | ||
Ein kleiner, privater Brief, der als Anhang zur dritten Frage dem Achtundzwanzigsten Brief beigefügt werden kann. | |||
An meine Mitbrüder und fleißigen Schüler Hüsrev Efendi und Refet Bey. | |||
Angesichts der "Sözler (Worte)" genannten Lichter aus dem Qur'an ahnten wir drei Wunder (keramet) des Qur'an. Ihr aber habt ihnen mit eurem Eifer und eurer Begeisterung noch ein viertes hinzugefügt. Die uns bekannten drei sind folgende: | |||
'''Erstens:''' | |||
''' | Die außergewöhnliche Schnelligkeit und Leichtigkeit bei ihrer Abfassung. Ja der neunzehnte Brief, der aus fünf Teilen besteht, wurde sogar in nur zwei, drei Tagen abgefasst, wobei wir täglich nur drei, vier Stunden, also insgesamt zwölf Stunden, ohne ein Buch auf einem Berg oder in einem Weingarten gearbeitet haben. Das Dreißigste Wort wurde zu einer Zeit, in der ich krank war, in fünf, sechs Stunden abgefasst. Die Abhandlung über das Paradies, also das Achtundzwanzigste Wort, wurde in ein, zwei Stunden in Süleymans Garten am Bach abgefasst. Ich, Tevfik und Süleyman waren über diese Geschwindigkeit erstaunt. Und so weiter... | ||
Gleich diesem Wunder des Qur'an bei der Abfassung war da | |||
'''Zweitens:''' | |||
''' | auch noch eine außerordentliche Leichtigkeit, Begeisterung und Unverdrossenheit bei der Niederschrift. Zu dieser Zeit, da es viele Ursachen dafür gab, Geist und Verstand Verdrossenheit zu bereiten, erscheint eines dieser "Sözler" und an vielen Orten beginnt man mit vollkommener Begeisterung, sie niederzuschreiben. Mitten in anderen noch wichtigen Arbeiten werden sie allen andern Dingen vorgezogen. Und so weiter... | ||
'''Drittes Wunder (keramet) des Qur'ans:''' | |||
''' | Auch ihre Lesung bereitet keinen Verdruss. Besonders aber dann, wenn man das Bedürfnis dazu verspürt, wird das Lesen zum Genuss und lässt keine Verdrossenheit aufkommen. | ||
Damit habt auch ihr einen Beweis für ein viertes Wunder (keramet) des Qur'an erbracht. Wenn ein Mann wie unser Bruder Hüsrev, der sich selbst einen Faulpelz nennt und in der Tat so faul ist, dass er nicht mit dem Abschreiben begonnen hat, obwohl er doch fünf Jahre lang die "Sözler" gehört hatte, in einem Monat vierzehn Bücher schön und ordentlich abschreibt, dann ist das ohne Zweifel das vierte Wunder (keramet) dieses geheimnisvollen Qur'an. Besonders der Wert der dreiunddreißig Fenster, die den dreiunddreißigsten Brief bilden, wurde so hoch eingeschätzt, dass dieser sehr schön und sorgfältig abgeschrieben wurde. | |||
In der Tat ist diese Risala wegen ihrer Erkenntnis Gottes (marifetullah) und des Glaubens an Gott (iman-i billah) eine ganz starke und überaus glänzende Abhandlung. Diese "Fenster" wurden besonders am Anfang ganz kurz und bündig abgehandelt. Doch im späteren Verlauf öffneten sie sich immer weiter, um die ganze Fülle des Lichtes hereinzulassen. Es sind ja ohnehin schon die ersten "Sözler" im Gegensatz zu den übrigen Abhandlungen kurz und bündig, werden aber dann im weiteren Verlauf ausführlicher, klarer und strahlender. | |||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
< | <span id="Yirmi_Sekizinci_Mektup’un_Yedinci_Meselesi"></span> | ||
== | ==Siebente Frage des Achtundzwanzigsten Briefes== | ||
بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّح۪يمِ | بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّح۪يمِ | ||
Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. | |||
قُل۟ بِفَض۟لِ اللّٰهِ وَبِرَح۟مَتِهٖ فَبِذٰلِكَ فَل۟يَف۟رَحُوا هُوَ خَي۟رٌ مِمَّا يَج۟مَعُونَ | قُل۟ بِفَض۟لِ اللّٰهِ وَبِرَح۟مَتِهٖ فَبِذٰلِكَ فَل۟يَف۟رَحُوا هُوَ خَي۟رٌ مِمَّا يَج۟مَعُونَ | ||
Sprich: Bei dem Wohlgefallen (fadl) Gottes und Seiner Barmherzigkeit; wahrlich: Sie können sich daran erfreuen, denn Er ist besser, als all das, was sie sammeln!" (Sure 10, 58) | |||
Diese Fragetellung kann man in siebenfacher Weise angehen. | |||
Als erstes wollen wir die sieben Ursachen, welche einige Geheimnisse der göttlichen Gnadengaben (inayet) erkennen lassen, in der Form einer Verkündigung der Wohltaten Gottes (tahdis-i nimet) besprechen. | |||
'''Erste Ursache:''' | |||
''' | Im vergangenen Weltkrieg oder noch davor erblickte ich mich inmitten einer echten Erscheinung (vakia-i sadiqa) am Fuße des bekannten großen Berges im Araratgebirge. Plötzlich zerbarst der Berg mit gewaltigem Krachen und riesige Felsbrocken wurden überall umhergeschleudert. Inmitten dieses Entsetzens erblickte ich meine verstorbene Mutter an meiner Seite und sagte zu ihr: "Fürchte dich nicht, oh meine Mutter. Dies ist auf Befehl Gottes des Gerechten. Er ist sowohl barmherzig (Rahîm), als auch weise (Hakiem)." Und während ich mich noch in diesem Zustand befand, schaute ich eine bedeutende Persönlichkeit, die mir gebot: "Erkläre den Qur'an! Groß ist er und wunderbar (= I'djaz-i Kur'ani beyan et)." | ||
Da erwachte ich und verstand: "Es wird sich ein großer Umsturz ereignen. Und nach diesem Umsturz wird eine Erneuerungsbewegung einsetzen und die Mauern zerbrechen, die den Qur'an bisher umgeben haben. Und unmittelbar darauf wird der Qur'an sich selbst verteidigen. Man wird den Qur'an angreifen. Sein Wunder wird wie ein stählerner Panzer sein; und dieses Wunder wird sich in jeder Zeit als über alles Maß hinaus erweisen und sich der Gestalt eines Mannes wie mich als Anwalt bedienen. Und ich verstand, dass ich dieser Kandidat sein sollte." | |||
Da also nun einmal durch die "Sözler" bewirkt wurde, dass das Wunder (i'djaz), welches der Qur'an ist, klar zu Tage trat, bedeutet es sicherlich eine Hilfe, wenn wir die Gnadengaben (inayet) aufzeigen, die sich bei unserem Dienst eingestellt haben und die diesem Wunder zugerechnet, gewissermaßen aus ihm hervorgegangen und als dessen Segen (berekat) betrachtet werden können und die wir deshalb auch aufzeigen müssen. | |||
'''Zweite Ursache:''' | |||
''' | Da also nun einmal der Weise Qur'an unser Lehrer (Murschid), unser Meister (Ustadh), unser Vorsteher (Imam) und unsere Richtschnur (Rehber) im untadeligen Benehmen ist und ein Hymnus, der seinen eigenen Lobpreis besingt, werden auch wir, seiner Belehrung folgend, seine Auslegung (tefsir) loben. | ||
Da nun einmal die Worte (Sözler), welche niedergeschrieben wurden, eine Art seiner Auslegung (tefsir) sind und diese Abhandlungen das Eigentum und die Realität der Wahrheiten des Qur'an, und da nun einmal der Weise Qur'an in den meisten seiner Suren, besonders aber in den Chiffren wie الۤرٰ ("Elif-Lam-Ra") oder حٰمۤ ("Ha-Mim") sich selbst in seiner ganzen Vollkommenheit und Größe (kemal-i hashmet) zeigt, über seine Vollkommenheit (kemalât) spricht und den Lobpreis, der ihm gebührt, sich selbst bereitet, sind auch wir dazu verpflichtet, die Gnadengaben des Herrn (inayat-i Rabbani) aufzuzeigen, welche ein Zeichen setzen auf das Wunder (i'djaz) der Funken des Weisen Qur'an, die sich in den "Sözler" widerspiegeln und auch dafür, dass unser Dienst angenommen wurde. Denn unser Meister (Ustadh) tut so und unterrichtet so. | |||
'''Dritte Ursache:''' | |||
''' | Ich spreche über die "Sözler" nicht in Bescheidenheit, sondern sage, um die Wahrheit klarzulegen: "Die Wahrheit und Vollkommenheit der "Sözler" stammt nicht von mir, sondern aus dem Qur'an, ist ein Tropfen aus dem Qur'an." Auch das "Zehnte Wort" besteht aus solchen Tropfen, die aus hunderten von Ayat aus dem Qur'an herausgefiltert worden sind. | ||
Das gleiche gilt auch für die übrigen Abhandlungen. Da ich dies also weiß und weil ich sterblich bin und dahingehen werde, darf man ganz gewiss nicht eine Sache und ein Werk, das bleiben wird, mit mir in Verbindung bringen. Es darf nicht an mich gebunden sein und werden. Und da es nun einmal eine Gewohnheit der Leute des Irrweges und der Übertretung (ehl-i dalalet ve tughyan) ist, ein Werk, das ihnen nicht gelegen kommt, dadurch zu kritisieren, dass sie den Verfasser dieses Werkes kritisieren, sollte man die Abhandlungen, die an die Sterne über dem Himmel des Qur'an gebunden sind, gewiss nicht an einem so morschen Pfosten wie mir festmachen, der ich ein Anlass zu Widerspruch und Kritik bin und fallen kann. | |||
Da es nun einmal unter Menschen üblich ist, die Vorzüge eines Werkes in dem Verhalten seines Verfassers zu suchen, den sie als Ursprung und Quelle ansehen, und da es gegenüber der Wahrheit eine Unwahrheit wäre, wollte man dieser Gewohnheit entsprechend diese hohen Wahrheiten und kostbaren Juwelen einer Persönlichkeit zuschreiben, die dermaßen bankrott ist, dass sie davon noch nicht einmal ein Tausendstel vorzeigen kann, muss ich offenlegen, dass diese Abhandlungen nicht mein Eigentum sind, vielmehr ihre Vorzüge Tropfen aus dem Qur'an sind und Eigentum des Qur'an. | |||
Man kann doch die Ursache für die Qualität wohlschmeckender Weintrauben wirklich nicht in einem verdorrten Weinstock suchen! Und doch bin gerade auch ich so ein vertrockneter Stab. | |||
'''Vierte Ursache:''' | |||
''' | Manchmal führt Bescheidenheit (tevazu') zur Undankbarkeit für ein Geschenk (kufran-i ni'met), ist vielmehr selbst eine Undankbarkeit für das Geschenk. Manchmal artet auch die Verkündigung der Wohltaten Gottes (tahdis-i nimet) in Selbstgefälligkeit (iftikhar) aus. Beides ist vom Übel (zarar). Der einzige Ausweg ist der, weder Undankbarkeit für ein Geschenk aufkommen zu lassen, noch selbstgefällig zu werden. Man muss also Qualität und Vollendung anerkennen, darf sie aber nicht sich selbst zuschreiben, sondern muss aufzeigen, dass sie Gnade (in'am = Gabe) und Werk dessen sind, der in Wahrheit der Geber aller guten Gaben (Mun'im-i Haqiqi) ist. | ||
Zum Beispiel: Zöge dir jemand ein wunderhübsches Kleid an, das mit kostbaren Steinen geschmückt ist und auf das du mit Recht stolz (fakhr) sein darfst und in dem du auch sehr gut aussiehst und die Leute dir dann sagten: "Mascha-a'llah! Wie hübsch du aussiehst und wie wundervoll es dich kleidet!" und wenn du dann in deiner Bescheidenheit (tevazukarane) sagtest: "Gott bewahre!... Was bin ich schon? Nichts bin ich. Was ist das schon? Wo ist Schönheit?" dann ist das Undankbarkeit für das Geschenk (kufran-i ni'met) und eine Beleidigung (hurmetsizlik) gegenüber dem begnadeten Künstler, der dich mit einem solchen Gewand bekleidet hatte. Sagst du aber in deinem Stolz (muftekhir): "Recht habt ihr. Ich bin wirklich schön. Wo gibt es eine (Person), die so schön wäre wie ich. Zeigt mir doch eine, die mir gliche!..." so wäre dies eine überhebliche Selbstgefälligkeit (mağrurane fakhr). | |||
Sich also vor dem Stolz (fakhr) und der Undankbarkeit (kufran) zu bewahren, muss man antworten: "Ja, ich bin wirklich sehr schön geworden. Aber diese Schönheit steckt in dem Kleid und gebührt durch seine Vermittlung dem, der mich mit diesem Gewand bekleidet hat, nicht mir." | |||
So möchte auch ich, würde meine Stimme dazu ausreichen, über den ganzen Erdball hinweg ausrufen: "Die Sözler sind wunderschön, sie sind die Wahrheit. Aber sie entstammen nicht mir. Blitzstrahlen sind es, die aus der Wahrheit des Ehrwürdigen Qur'an aufleuchten..." | |||
وَ مَامَدَحْتُ مُحَمَّدًا بِمَقَالَتِى * وَ لٰكِنْ مَدَحْتُ مَقَالَتِى بِمُحَمَّدٍ | |||
وَ | {"Ich konnte mit meinem Artikel Mohammed keine Schönheit verleihen. Doch Mohammed hat meinem Artikel seine Schönheit verliehen."} Dementsprechend sage auch ich: | ||
وَ مَامَدَحْتُ الْقُرْاٰنَ بِكَلِمَاتِى * وَ لٰكِنْ مَدَحْتُ كَلِمَاتِى بِالْقُرْاٰنِ | |||
{"Ich konnte mit meinen Worten dem Qur'an keine Schönheit verleihen. Doch der Qur'an hat meinen Worten seine Schönheit verliehen."} Das heißt: "Ich konnte dem Wunder der Wahrheit (haqaiq-i i'djaz) des Qur'an keine Schönheit mehr hinzufügen, seine Schönheit nicht aufzeigen. Vielmehr haben die schönen Wahrheiten des Qur'an meine Auslegungen verschönt und erhöht." | |||
Auf Grund dieser Tatsache ist die Schönheit der Reflexionen, die "Sözler" genannt werden, eine Schönheit im Namen des Qur'an und diese Gnadengabe Gottes (inayat), welche aus dieser Spiegelung erhellt, darzustellen, ist ein Lobpreis der göttlichen Gnadengaben (tahdis-i nimet), der auch angenommen wird (makbul). | |||
'''Fünfte Ursache:''' | |||
''' | Vor langem habe ich einmal von einem Gottesfreund gehört, dass dieser auf Grund von Voraussagen der Heiligen aus alter Zeit die Schlussfolgerung gezogen habe und zu der Überzeugung gelangt sei: "Aus dem Osten wird ein Licht aufstrahlen und die Finsternis der verderblichen Neuerungen (bid'alar dhulumat) zerstören." Ich habe sehr darauf gewartet, dass ein solches Licht kommen werde und warte noch darauf. Aber Blumen kommen im Frühling. Es ist notwendig für solche heiligen Blumen den Boden vorzubereiten. Und wir haben verstanden, dass wir mit diesem unseren Dienst den Boden für solche erleuchteten Persönlichkeiten bereiten. | ||
Da dies aber nun nicht unsere Angelegenheit ist, kann auch die Verkündigung der "Sözler" genannten, dem Bereich der göttlichen Gnade (inayat-i Ilahiye) zugehörigen Lichter keine Quelle des Stolzes oder der Selbstgefälligkeit (fakhr ve gurur) sein. Man kann vielmehr darin nur eine Quelle der Lobpreisung und des Dankes (hamd ve shukur ve tahdis-i ni'met) erblicken. | |||
'''Sechste Ursache:''' | |||
''' | Aus der Gnade (inayat), welche Gott uns in der Abfassung der "Sözler" als unserem Dienst am Qur'an erwiesen hat, um uns im voraus zu belohnen und um unseren Eifer weiter anzufachen, resultiert unser Erfolg. Wo aber ein Erfolg ist, kann man ihn auch vorweisen. Handelt es sich aber nicht um einen Erfolg, so ist es doch wenigstens ein Geschenk (ikram), mit dem Gott uns beehrt hat. Handelt es sich aber um ein göttliches Geschenk (ikram-i Ilahi), so ist, es zu zeigen, eine innere Dankespflicht (shukur manevi). Handelt es sich aber auch darum nicht, so ist es doch wenigstens ein Wunder des Qur'an (keramet-i qur'an), mit dem wir willentlich (ihtiyar) gar nichts zu tun haben. Es hat sich nur an uns gezeigt. Eine solche Art Wunder, das sich ohne unser Wissen und Wollen ereignet hat, vorzuweisen, schadet aber nicht. Sollte es aber mehr sein, als ein ganz gewöhnliches Wunder (keramet), dann ist es wenigstens eine Flamme eines geistigen Wunders ('idjaz) des Qur'an. | ||
Wo man aber ein Wunder ('idjaz) vorweisen kann, da gehört es sicherlich zu diesem Wunder hinzu, bei dessen Bekanntmachung mitzuwirken. Darin liegt keineswegs eine Quelle des Stolzes und der Selbstgefälligkeit (fakhr u gurur), es wird vielmehr zu einer Quelle des Lobpreises und der Danksagung (hamd u shukran). | |||
'''Siebente Ursache:''' | |||
''' | Achtzig Prozent der Menschheit gehört nicht zu den Quellenforschern (ehl-i tahqiq), sodass sie in die Wahrheit eindringen und Wahrheit auch als Wahrheit erkennen und anerkennen könnte. Vielmehr nehmen sie der Form nach an (= taqlid) und stützen sich in ehrlicher Überzeugung (husn-u zan) auf das, was sie von anerkannten (makbul) und vertrauenswürdigen Menschen gehört haben. Ja, sie werden sogar eine starke Wahrheit als schwach ansehen, wenn sie sich in der Hand eines schwachen Mannes befindet und eine wertlose Sache als wertvoll betrachten, wenn sie sich in der Hand eines wertvollen Menschen befindet. | ||
Deshalb also sage ich, so unwert und schwach ich in meiner Armseligkeit bin, während sich in meinen Händen die Wahrheiten des Glaubens und der Wert des Qur'an befindet und weil es notwendig ist, dass sie nicht den Blicken der meisten Menschen entschwinden, mit aller Klarheit: Wir werden ohne unser Wissen und ohne unser Zutun zum Dienst geführt. Es gibt da Einen, der uns eine wichtige Arbeit '''tun lässt, ohne dass wir es wissen.''' Dies ist unser Zeugnis (delil): | |||
Auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, so erhalten wir doch ganz ohne unser Zutun manche Hilfe (inayat) und wird uns vieles leicht gemacht. | |||
Das ist es, weshalb wir diese Gnadengaben (inayat) mit lauter Stimme ausrufen müssen. | |||
So wollen wir nun - gestützt auf die oben dargestellten sieben Ursachen - einige Hinweise auf einige universelle Gnadengaben des Herrn (inayet-i Rabbani) geben. | |||
'''Erster Hinweis:''' | |||
''' | Im Ersten Punkt der Achten Problemstellung zum Achtundzwanzigsten Brief haben wir erklärt, was Übereinstimmung (tevafuqat) ist. | ||
Kurz gesagt: In dem "Brief über die Wunder Mohammeds" finden sich in dem Text eines Schreibers zwischen dem dritten und dem achten Hinweis auf sechzig Seiten, zwei Seiten davon ausgenommen, ohne dass wir etwas davon wussten oder ahnten in vollkommener Ausgewogenheit die Worte "Resul-u Ekrem Aleyhissalatu Vesselam" mehr als 200 Mal in Entsprechung zueinander. Wer zwei dieser Seiten aufmerksam betrachtet, wird gerechterweise zugeben, dass dies kein Zufall sein kann. Wäre es aber "Zufall", könnte dieser bestenfalls halb und halb auf einer Seite auftreten, wenn die Beispielwörter mehrheitlich vorhanden sind, sodass vielleicht auf ein, zwei Seiten eine völlige Entsprechung zu Stande käme. Wenn aber die Worte "Resul-u Ekrem Aleyhissalatu Vesselam" einander anschauen, sei es zwei Mal, drei Mal, vier Mal oder noch öfter, wie mit der Exaktheit einer Waage gemessen, dann ist es gewiss unmöglich, dass dies noch Zufall sein könnte. Wenn noch dazu diese Entsprechungen auch von 8 ganz verschiedenen Schreibern nicht beeinträchtigt werden konnte, dann ist dies ein starker Hinweis auf das Verborgene (isharet-i ghaybiyye). | |||
So kennen wir die "Ehl-i Belaghat" (= Menschen, die zur rechten Zeit das rechte Wort finden). Die Prägnanz ihres Ausdrucks (Belaghat) findet sich in ihren Büchern in verschiedenen Abstufungen ausgeprägt. In dem Weisen Qur'an steigert sich die "Beleghat" noch bis zur Stufe eines Wunders (i'djaz). Dort finden wir jene Schranke, die niemand mehr zu erreichen vermag. Ebenso finden wir diese Entsprechungen im Neunzehnten Brief, der ein Spiegel der Wunder Mohammeds ist, im Fünfundzwanzigsten Wort, das der Dolmetscher für die Wunder (Mu'djizat) des Qur'an ist, und in den Bänden der Risale-i Nur, die eine Art Auslegung (tefsir) des Qur'an darstellen in einem über alle anderen Bücher erstaunlichen Grade. Daraus aber erhellt Folgendes: was in diesen Spiegeln deutlich sichtbar reflektiert wird, ist eine Art Wunder (keramet) der Wunder (Mu'djizat) des Qur'an und der Wunder (Mu'djizat) Mohammeds. | |||
'''Zweiter Hinweis:''' | |||
''' | Die zweite Gnadengabe des Herrn (inayet-i Rabbani), die den Dienst am Qur'an betrifft, ist folgende: Gott der Gerechte hat einem Manne wie mir, der ich doch kaum mit der Feder umzugehen verstehe und nie eine Schule besucht habe, an diesen Ort der Fremde (ghurbet), wo ich niemanden habe und mir selbst der Briefwechsel untersagt wurde, in Seiner Güte (ihsan) starke, ernsthafte, aufrichtige, fleißige, ideal gesonnene Brüder als Helfer gesandt, die ihre Federn einem diamantenen Schwerte gleich zu gebrauchen wissen. Er hat den Dienst am Qur'an, der so schwer auf meinen, zu dieser Aufgabe untauglichen, schwachen Schultern lastete, deren starken Schultern aufgeladen und in Seiner vollkommenen Güte (kemal-i kerem) meine Bürde leicht gemacht. | ||
Diese gesegnete Gemeinschaft (mubarek djemaat) aber, die einem Kopfhörer in der drahtlosen Telegraphie vergleichbar ist, wie Hulusi sagt, oder auch einem Stromkraftwerk, wie Sabri es nennt, deren Glieder alle unterschiedliche Vorzüge und verschiedene Besonderheiten haben und die tiefen Wahrheiten des Qur'an und die Lichter des Glaubens um sich mit der Lust und Liebe, mit dem Eifer und Ernst, in dem sie einander gleichen, verbreiten und dabei jeden Winkel erreichen, die, zu einer Zeit, da das Alphabet bereits geändert worden war und es (für die alte Schriftform) keine Druckereien mehr gab, einer Zeit, in der jedoch jeder der Lichter des Glaubens bedurfte, es statt dessen aber viele Gründe dafür gab, die ihren Mut hätte brechen und die Lust hätte nehmen können, ist dieser große Eifer und ihre vollendete Begeisterung (kemal-i shauk) für die Dienste (hizmet) ganz unmittelbar ein Wunder (keramet) des Qur'an und eine offensichtliche Gnade Gottes (inayet). | |||
So wie es in der Tat das Wunder der Freundschaft mit Gott (velayetin kerameti) gibt, so gibt es auch das Wunder einer reinen Absicht (niyet-i halisenin kerameti) und das Wunder der Aufrichtigkeit (samimiyetin kerameti = arbeiten ohne Hinter- oder Nebengedanken)... Besonders im Kreise von Brüdern innerhalb einer Bruderschaft (uhuvvet) um Gottes willen kann es wahre Wunder einer echten und aufrichtigen gegenseitigen Hilfeleistung geben. Die geistige Körperschaft (shahs-i manevi) einer solchen Gemeinschaft kann sogar die Gestalt einer reifen Freundschaft (veliyy-i kamil) annehmen und die Gnade Gottes (inayet) offenbaren. | |||
Nun also meine Brüder und ihr, meine Weggefährten im Dienst am Qur'an! Es wäre doch ein Unrecht, einem Feldwebel nach der Eroberung einer Burg die ganze Ehre (sheref) und die ganze Beute zu geben; und genauso wie das ein Fehler wäre, so dürft auch ihr die Gnaden (inayet), die ihr mit dieser Herausgabe und Veröffentlichung kraft eurer geistigen Körperschaft (shahs-i manevi) und mit euren Federn erlangt habt, nicht einem so Hilflosen wie mir verleihen!... Sicherlich gibt es in einer so gesegneten Gemeinschaft noch stärkere Zeichen des Verborgenen (isharet-i ghaybiyye) als derartige geheimnisvolle Entsprechungen (tevafuqat-i ghaybiyye) und ich kann sie auch erkennen; aber ich kann sie nicht allen und jedem zeigen. | |||
'''Dritter Hinweis:''' | |||
''' | Es ist ein sehr starkes Zeichen des Verborgenen (isharet-i ghaybiyye) und ein Geschenk der göttlichen Gnade (inayet-i Ilahi), dass alle bedeutenden Wahrheiten des Glaubens und des Qur'an in den einzelnen Kapiteln der Risale-i Nur auch noch für den unbelehrbarsten (muannid, auch Sturköpfigsten oder Hartnäckigsten) glänzend bewiesen werden. Denn unter den Wahrheiten des Glaubens (iman) und des Qur'an gibt es solche, angesichts derer selbst Ibn-i Sina (Avicenna), den man als einen der genialsten und bedeutendsten Geister ansieht, sein Unvermögen eingesteht, sie verstehen zu können, wenn er bekennt: "Für den Verstand führt kein Weg dorthin." In der als "Zehntes Wort" bezeichneten Abhandlung werden diese Wahrheiten, welche diesem genialen Geist unzugänglich geblieben waren, selbst dem einfachen Volk und den Kindern erklärt. | ||
'''Dafür zwei Beispiele:''' | |||
Wenn ein so gewaltiger Gelehrter wie Sad Teftazani zur Lösung des Problems um das (göttliche) Vorauswissen (Qader) und dieses Stückchen (menschlicher) Willensfreiheit (djuz-i ihtiyari) in seinem berühmten "Der zwölfte Schritt" genannten Kapitel aus dem Buch "Telvih" (= Die verborgenen Andeutungen) 40, 50 Seiten nur für diese Lösung benötigt und das nur für die Gebildeten, dann aber im Zweiten Kapitel des Sechsundzwanzigsten Wortes, dem Kapitel über das göttliche Vorauswissen (Qader), schon zwei Seiten genügen, um das gleiche Problem vollständig zu lösen und für jedermann verständlich zu erklären und dies dann kein Werk der göttlichen Gnade (inayet) ist, was ist es dann? | |||
So wurde auch dieses über alles Verstehen hinaus wundersame Geheimnis der Schöpfung der Welt, das bisher noch keines Philosophen Hand zu entschleiern vermochte, dieser verborgene Sinn des Kosmos, dieses, die Wunder des hochehrwürdigen Qur'an enthüllende, alle Probleme lösende Koan (tilsim), dieses Staunen erweckende Rätsel wurde in dem letzten symbolträchtigen Punkt des Neunundzwanzigsten Wortes, im Vierundzwanzigsten Brief und in der sechsteiligen Weisheit des Dreißigsten Wortes über die Erneuerung der Zellen (d.h. über das Fließgleichgewicht) enthüllt.Das Staunen erregende, tiefe, verborgene Geheimnis (tilsim) der Bewegung des Kosmos, das Rätsel von der Erschaffung des Kosmos und seinem Apex (akibet), die Weisheit, die sich hinter dem Geheimnis des Fließgleichgewichts verbirgt, wurde in ihnen enthüllt und erklärt und für jedermann sichtbar vor Augen gestellt. | |||
mit vollkommener Klarheit die staunenswürdigen Wahrheiten vom Geheimnis sowohl der Ahadiyet (= Gott ist unteilbar eins und allgegenwärtig) in der Verbindung mit der Vahdet-i Rububiyet (= es gibt keinen Herrn, keinen König, keinen Gott außer Allah und er Herrscht ohne Teilhaberschaft (shirk)) einerseits erklärt wurde, als auch, dass Gott uns unendlich nahe ist (kurbiyet-i Ilahiye), wo wir doch so unendlich weit von Ihm entfernt sind (= bu'diyet), so wurde auch im Zwanzigsten Brief mit vollkommener Klarheit aufgezeigt, dass für die Macht (qudret) Gottes Atome und Planeten gleich sind, dass für Ihn die Wiederbelebung (ihya) alles Beseelten bei der Gewaltigen Versammlung ebenso leicht ist, wie eine einzige Seele wiederzubeleben und dass eine Teilhaberschaft (shirk) bei der Erschaffung des Alls unserem Verstande bis zur Unmöglichkeit fremd ist und dieses gewaltige Geheimnis der Einheit (sirr-i Vahdet) in dem Abschnitt und seinem Anhang, der drei Beispiele enthält, aufgedeckt, wo das Wort: | |||
وَ هُوَ عَلٰى كُلِّ شَيْءٍ قَدِيرٌ {"Er hat Macht über alle Dinge"} | |||
erklärt wird. | |||
Da die Wahrheiten des Glaubens und des Qur'an so umfangreich sind, dass auch nicht der größte menschliche Geist sie zu umfassen vermag, ist es ein Werk, das als ein Wunder unmittelbar aus dem Geiste des Qur'an (Qur'an-i Hakiem'in 'idjaz-i manevi) hervorgeht, eine Erscheinung der Gnade des Herrn (inayet-i Rabbani) und ein starkes Zeichen aus dem Verborgenen (quvvetli bir isharet-i ghaybiye), wenn sich in einem Mann wie mir, dessen Geist mit so vielen Problemen überlastet ist, dessen Situation so ungeklärt ist, der seine Bücher dermaßen schnell und unter so bedrückenden Umständen schreibt, ohne dabei ein Nachschlagewerk zu besitzen, wenn sich in einem solchen Manne diese Wahrheiten in allen Einzelheiten mit so überwältigender Vollkommenheit offenbaren. | |||
'''Vierter Hinweis:''' | |||
''' | Da die 50, 60 Abhandlungen ein Geschenk der Güte (ihsan) Gottes sind, in der Art, dass sie nicht von mir, einem Mann, der von so vielen Umständen abhängig ist und so wenig Zeit findet, noch einmal gründlich über alles nachzudenken und zu korrigieren, noch von einem Team großer und genialer Forscher, die sie mit Anstrengung und Einsatzfreudigkeit zu Stande gebracht hätte, in dieser Art abgefasst worden wäre, zeigt, dass sie unmittelbar ein Werk der Gnade (inayet) Gottes sind. Denn in allen diesen Abhandlungen werden alle diese tiefen Wahrheiten durch Beispiele vermittelt und so auch denen, die bislang noch nicht sehen und verstehen konnten, Unterricht erteilt. Hatten doch bis dahin die meisten großen Gelehrten gesagt, dass sie diese selbst nicht mit dem Verstande erfassen und auch weder dem einfachen Volk noch den Gebildeten lehren konnten. | ||
Da solche Wahrheiten, die bisher noch zu hoch waren, nunmehr den Menschen so nahe gebracht werden können, dass ihre Unterrichtung auch noch einem Blinden unter die Haut geht, von Hand eines Mannes, der so wie ich, kaum des Türkischen mächtig ist, dem die Worte nur schwer über die Zunge kommen, sodass die meisten ihn gar nicht verstehen und dessen frühere Werke seinen traurigen Ruhm bestätigt haben, eine offensichtliche Wahrheit so darzustellen, dass sie nur noch mühsam verständlich ist, mit einer geradezu wunderbaren Einfachheit und Leichtigkeit erklärt werden, so ist dies ohne Zweifel ein Werk der Gnade (inayet) Gottes und kein Produkt seiner Begabung, ein Wunder (i'djaz), das aus dem Geiste des Edlen Qur'an aufstrahlt, eine Manifestation und eine Reflexion über die Gleichnisse (temthilat) des Qur'an. | |||
'''Fünfter Hinweis:''' | |||
''' | So wie die Risalat, obwohl sie in ihrer Gesamtheit weit verbreitet sind und alle Schichten und Gruppen von Leuten, vom größten Gelehrten bis hin zum einfachsten, ungebildeten Menschen und von den großen Heiligen unter den Sufis (ehl-i qalb) angefangen bis hin zu den verbohrtesten Ungläubigen (muannid dinsiz) unter den Philosophen die Risalat gesehen und gelesen haben und manche von ihnen deshalb eine Strafe erhalten haben, dennoch nicht kritisiert werden, vielmehr eine jede Gruppe ihrer Stufe entsprechend ihren Nutzen aus ihnen zieht, was unmittelbar ein Werk der Gnade des Herrn (inayat-i Rabbani) und ein Wunder des Qur'an (keramet-i Qur'an) ist, so wurden auch alle diese verschiedenen Risalat, die doch nur nach sehr gründlichen Untersuchungen und Studien hätten zu Stande kommen können, trotz dieser belastenden, bedrückenden und beengenden Umstände, da ich doch Mühe hatte, meine Gedanken und meine Eindrücke zu ordnen, in dieser so außerordentlichen Geschwindigkeit geschrieben, was wiederum ein Werk der Gnade Gottes und ein Geschenk des Herrn (inayet ve ikram-i Rabbani) ist. | ||
In der Tat wissen die meisten meiner Brüder und alle die Gefährten, die bei mir sind und die Schreiber, dass die fünf Abschnitte des Neunzehnten Briefes in nur wenigen Tagen geschrieben wurde, wobei wir an jedem Tag nur 2, 3 Stunden, also insgesamt etwa 12 Stunden gearbeitet haben, ohne dass wir dabei in irgendeinem Buch hätten nachschlagen können. Ja, der vierte Absatz, welcher der wichtigste davon ist, der Absatz, indem der Ausdruck "Resul-u Ekrem Aleyhissalatu Vesselam" ganz offensichtlich das Siegel des Propheten(tums) (khatem-i nubuvvet) zeigt, wurde in 3, 4 Stunden auswendig, auf einem Berge im Regen niedergeschrieben. Auch eine so bedeutende und feinsinnige Risala wie das Dreißigste Wort, wurde in 6 Stunden in einem Weinberg geschrieben; und so wie das Achtundzwanzigste Wort in einer, höchstens in zwei Stunden in Suleymans Garten niedergeschriebenwurde, so geschah es auch mit den meisten Risalat. Dabei wissen meine engsten Freunde, dass ich schon seit langem unter bedrückenden und beengenden Umständen noch nicht einmal ganz offensichtliche Wahrheiten klar zum Ausdruck bringen konnte, ja noch nicht einmal um sie wusste. Kam dann unter diesen bedrückenden Umständen noch eine Krankheit hinzu, die mich noch mehr daran hinderte, Unterricht zu erteilen und etwas zu verfassen, so wurden dennoch die wichtigsten "Sözler" und Abhandlungen auch in Zeiten äußerster Bedrängnis und Krankheit in einer ungewöhnlich raschen Art niedergeschrieben. Wenn das nicht unmittelbar göttliche Gnade (inayet-i illahi), ein Geschenk des Herrn (ikram-i Rabbani) und ein Wunder (keramet) des Qur'an ist, was sollte es denn dann sein? | |||
Nun aber schadet ein Teil der Fragestellungen einem Teil der Menschen, ganz gleich, um welches Buch es sich dabei handeln mag (wenn darin die göttlichen Wahrheiten und Glaubenswahrheiten behandelt werden), in jedem Fall... Weil es ihnen aber schadet, wird nicht jede Fragestellung jedermann zugänglich gemacht. Was aber die Risalat betrifft, so haben sie bisher - wen auch immer ich gefragt habe - bei niemandem eine gegenteilige Wirkung ausgelöst, schlimme Folgen gezeigt, eine Beunruhigung des Gemüts bewirkt, oder sonst irgendeinen Schaden angerichtet, weshalb es für uns absolut sicher ist, dass es sich hier um ein Zeichen aus dem Verborgenen (isharet-i ghaybiyye) handelt und um eine Gnade des Herrn (inayet-i Rabbani). | |||
'''Sechster Hinweis:''' | |||
''' | Ich bin heute davon überzeugt, dass es mir bestimmt war, den größten Teil meines Lebens in der Weise zu verbringen, dass er nicht von mir selbst, von meinem Wissen (iktidar), Wollen (ihtiyar) und Bewusstsein (shuur) bestimmt wurde und ihm ein solch seltsamer Verlauf gegeben wurde, dass er solche Art Abhandlungen zum Ergebnis brachte, wie sie dem Dienst am Qur'an dienlich sein sollten. Es ist, als wäre mein ganzes wissenschaftliches Leben nur ein Grundkursus oder eine Vorbereitungsstufe gewesen und als sollte sein Ergebnis darin bestehen, in den "Sözler" die Wunder ('idjaz) des Qur'an aufzuzeigen. | ||
Ja ich zweifle keineswegs daran, dass ich in diese meine Lage: diese Verbannung und das Leben in der Fremde seit 7 Jahren, diese Isolation ohne Grund und gegen meinen Wunsch, mein Leben im Gegensatz zu meiner Natur (meshrebime mukhalif) ganz allein in einem Dorf zu verbringen, um am Ende gar alle Bindungen an das gesellschaftliche Leben, an das ich mich seit langem gewöhnt hatte, zu verabscheuen und alle bisherigen Grundsätze aufzugeben, nur deshalb versetzt wurde, um mich in reiner und aufrichtiger Weise einzig und allein dem Dienst am Qur'an zu widmen. | |||
Ja, ich bin der Überzeugung, dass sich hinter dem Schleier der Unterdrückung, hinter all diesen Schikanen und dem Unrecht, das man mir angetan hat, eine gnädige (inayet) Hand verbirgt, die mich in ihrer Barmherzigkeit (merhametkarane) dazu veranlassen will, meine Gedanken auf die Geheimnisse des Qur'an zu konzentrieren, ohne meine Blicke von ihnen abzuwenden. | |||
Ja, obwohl ich früher aufs Lesen geradezu versessen war, wurde meiner Seele eingegeben, mich des Lesens aller anderen Bücher zu enthalten und es ganz und gar zu vermeiden. So verstand ich, dass es mir bestimmt war, den vertrauten Umgang mit den Büchern aufzugeben, der mir doch sonst eine Quelle des Trostes hier in dieser Fremde (ghurbet) hätte sein können, damit mir einzig und allein die Ayat des Qur'an ein vollkommener Lehrer (Ustadh) sein sollten. | |||
Zudem wurden mir die Werke, die Risalat, welche niedergeschrieben wurden - die überwältigende Mehrheit von ihnen - ohne dass irgendeine Ursache von außen hinzugetreten wäre, rein auf Grund eines Bedürfnisses, das aus meiner Seele erwuchs, plötzlich und unvermittelt von der Güte Gottes (ihsan) zum Geschenk gegeben. Wenn ich sie dann einigen meiner Freunde zeigte, sagten sie zu mir: "Sie sind ein Heilmittel für die Wunden unserer Zeit." So wurde mir nach ihrer Verbreitung klar, dass sie in dieser Zeit für die meisten meiner Brüder das Heilmittel sind, das ihren Bedürfnissen am besten entspricht und die Medizin, die in ihren Schmerzen vollkommen für sie geeignet ist. | |||
So blieb in mir gar kein Zweifel mehr daran zurück, dass die oben erwähnten Umstände und der Verlauf meines Lebens - ohne es zu wissen (khilaf-i adet) noch zu wollen (ihtiyarsiz) - die verschiedenen Zweige der Wissenschaft, die ich ganz außer der Reihe und ohne eine feste Absicht studiert habe, ein solch geheiligtes Ergebnis herbeigeführt haben, dass es zu einem starken Geschenk der göttlichen (inayet-i Rabbani) wurde und einer Gabe des Herrn (ikram-i Rabbani). | |||
'''Siebenter Hinweis:''' | |||
''' | Während unseres Dienstes (hizmet), also im Verlaufe von etwa 5, 6 Jahren, haben wir ohne zu übertreiben hundert Werke mit eigenen Augen gesehen, die ein Geschenk Gottes (ikram-i ilahi), eine Gnade des Herrn (inayet-i Rabbani) und ein Wunder des Qur'an (keramet-i Qur'an) sind. Auf einen Teil davon haben wir im Sechzehnten Brief hingewiesen, einen anderen in den verschiedenen Problemstellungen des Vierten Kapitels des Sechsundzwanzigsten Briefes, einen anderen in der Dritten Problemstellung des Achtundzwanzigsten Briefes erörtert. Meine nächsten Freunde wissen davon. Suleyman Efendi, mein engster Freund und Vertrauter, kennt viele davon. Besonders bei der Abfassung der "Worte" und "Abhandlungen", bei ihrer Korrektur, Zusammenstellung, der Niederschrift und der Reinschrift erlebten wir, wie sich ganz unerwartet alles mit geradezu wunderbarer Leichtigkeit ergab. Wir haben gar keinen Zweifel daran, dass es sich dabei um ein Wunder des Qur'an gehandelt hat. Dafür gibt es hunderte von Beispielen. | ||
Auch was unseren Lebensunterhalt betrifft, werden wir mit so viel Liebe (shefqat) ernährt und versorgt, weil der Herr der Gnade (sahib-i inayet), der unsere Arbeiten lenkt und leitet, uns in unerwarteter Weise mit seiner Güte (ihsan) beschenkt, um uns auch noch den geringsten Wunsch unseres Herzens zu erfüllen. Usw.... | |||
Alle diese Umstände sind ein so starkes Zeichen aus dem Verborgenen (isharet-i ghaybiyye), dass wir geleitet und geführt sind nach Seinem Wohlgefallen (riza), und Seine Gnade (inayet) ist es, in der der Dienst am Qur'an (hizmet-i Qur'aniye) von uns erfüllt wird. | |||
اَل۟حَم۟دُ لِلّٰهِ هٰذَا مِن۟ فَض۟لِ رَبّٖى | اَل۟حَم۟دُ لِلّٰهِ هٰذَا مِن۟ فَض۟لِ رَبّٖى | ||
"Lob und Preis sei Allah! Dies kommt durch den Segen meines Herrn." | |||
سُب۟حَانَكَ لَا عِل۟مَ لَنَٓا اِلَّا مَا عَلَّم۟تَنَٓا اِنَّكَ اَن۟تَ ال۟عَلٖيمُ ال۟حَكٖيمُ | سُب۟حَانَكَ لَا عِل۟مَ لَنَٓا اِلَّا مَا عَلَّم۟تَنَٓا اِنَّكَ اَن۟تَ ال۟عَلٖيمُ ال۟حَكٖيمُ | ||
"Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen, außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise." (Sure 2, 32) | |||
اَللّٰهُمَّ صَلِّ عَلٰى سَيِّدِنَا مُحَمَّدٍ صَلَاةً تَكُونُ لَكَ رِضَاءً وَ لِحَقِّهٖ اَدَاءً وَ عَلٰى اٰلِهٖ وَ صَح۟بِهٖ وَ سَلِّم۟ تَس۟لٖيمًا كَثٖيرًا اٰمٖينَ | اَللّٰهُمَّ صَلِّ عَلٰى سَيِّدِنَا مُحَمَّدٍ صَلَاةً تَكُونُ لَكَ رِضَاءً وَ لِحَقِّهٖ اَدَاءً وَ عَلٰى اٰلِهٖ وَ صَح۟بِهٖ وَ سَلِّم۟ تَس۟لٖيمًا كَثٖيرًا اٰمٖينَ | ||
{"O Gott, segne unseren Herrn Mohammed, mit dem Segen, der Dir wohlgefällig sein und sich in Wahrheit an ihm erfüllen möge, an ihm und seiner Familie und seinen Gefährten, und schenke ihnen Deinen Frieden in Fülle und Sicherheit. Amen."} | |||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
< | <span id="Mahrem_Bir_Suale_Cevaptır"></span> | ||
== | ==Antwort auf eine vertrauliche (mahrem) Frage== | ||
Dieses Geheimnis der Gnade (sirr-i inayet) wurde ehedem als Geheimsache (mahrem) aufgezeichnet. Sie wurde am Ende des Vierzehnten Wortes angefügt. Doch die meisten Schreiber haben sie, aus welchen Gründen auch immer, abzuschreiben vergessen. Hier wäre eigentlich der rechte und geeignete Platz dafür gewesen. Der Artikel blieb aber den Schreibern verborgen. | |||
'''Man hat mir folgende Frage gestellt:''' | |||
''' | "Warum geht von den "Worten", die du über den Qur'an geschrieben hast, eine solche Kraft, ein solcher Einfluss aus, wie sie sich in den Worten anderer Theologen (arif) und Kommentatoren (mufessir) nur selten findet. Manchmal geht von einer Zeile so viel Kraft aus wie von einer ganzen Seite, von einer Seite so viel Einfluss wie von einem ganzen Buch..." | ||
'''Anwort:''' | |||
''' | Weil die Ehre (sheref) dem Wunder (i'djaz) des Qur'an gebührt und nicht mir zukommt, antworte ich ohne zu zögern: "Bei den meisten Abschnitten ist das so." | ||
Denn: Die "Sözler", so wie sie niedergeschrieben wurden, basieren nicht auf einer Theorie (tasavvur), sondern auf einer Überzeugung (tasdiq); nicht auf einer (blinden) Anhängerschaft (teslim), sondern auf einem Glauben (iman); nicht auf wissenschaftlicher Erkenntnis (marifet), sondern auf eigenen Zeugnissen (shehadet, shuhud); nicht auf blinder Gefolgschaft (taqlid), sondern auf Überprüfung (tahqiq); nicht auf Parteilichkeit (iltizam), sondern auf Anteilnahme (aus Überzeugung = iz'an); nicht auf mystischer Schau (tasavvuf), sondern auf der Wahrnehmung der Realitäten (haqiqat); sie sind keine Lehre (da'wa), sondern das Zeugnis (burhan) für eine Lehre (da'wa). | |||
Das Geheimnis dieser Weisheit ist Folgendes: In alter Zeit wurden die Glaubensgrundsätze noch gehütet und ihre Gefolgschaft war stark. Die Aussagen der Wissenschaftler und ihre Erkenntnisse, mochten sie nun auch im Einzelnen unbewiesen bleiben, wurden angenommen und das genügte. Aber in dieser unserer Zeit, da die Irrlehre der Naturwissenschaften ihre Hand nach den Glaubensgrundsätzen und den Pfeilern des Islam ausgestreckt hat, hat der barmherzige König (Hakîm-i Rahiem) und Herr in Seiner Majestät (Dhat-i Dhu l-Djelal), der ein Heilmittel für jede Krankheit geschenkt hat, meinen Schriften im Dienste des Qur'an einen Strahl von Gleichnissen als das offensichtlich glänzendste Wunder des Ehrwürdigen Qur'an geschenkt, mir in meiner Hilflosigkeit und Schwäche, Armut und Bedürftigkeit eine Barmherzigkeit zu sein. | |||
Aber Dank sei Gott (felillahilhamd), mit Hilfe des Fernglases der tiefen Weisheit, die in den Gleichnissen liegt, wurden die höchsten Wahrheiten ganz nahe gebracht. | |||
Ja, unter dem vereinigenden Gesichtspunkt dieser tiefen Weisheit, die in den Gleichnissen liegt, werden auch noch die fernliegendsten Dinge gesammelt. | |||
Ja, mit Hilfe der Leiter dieser tiefen Weisheit, die in den Gleichnissen liegt, kann man auch noch die höchsten Wahrheiten ganz leicht erreichen. | |||
Ja, durch das Fenster dieser tiefen Weisheit, durch das man die verborgenen Wahrheiten betrachtet, werden die Glaubensgrundsätze des Islam zu einer Glaubensgewissheit (yaqien-i iman), fester als Zeugnisse (shuhud). Gleich wie sich mein Verstand (aqil), meine Phantasie (vehim), meine Vorstellungskraft (hayal) und meine Seele (nefs) mit all ihren Neigungen (heva) ergeben mussten (teslim), so musste auch der Teufel die Waffen strecken und sich gleichfalls ergeben (teslim). | |||
'''Kurz gesagt:''' | |||
''' | Was immer an Schönheit und Wirksamkeit von meinen Schriften ausgeht, ist nur ein Blitzstrahl, der von den Beispielen (temthilat) zum Qur'an ausgeht. Mein Anteil daran ist einzig mein Verlangen im Bewusstsein meiner großen Bedürftigkeit und mein flehentliches Gebet im Bewusstsein meiner tiefen Hilflosigkeit. Ich habe die Krankheit (derd) und der Qur'an hat das Heilmittel (daua). | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
< | <span id="Yedinci_Mesele’nin_Hâtimesidir"></span> | ||
== | ==Anhang zur Siebenten Fragestellung== | ||
... dient, die Zweifel zu beseitigen, die auftauchen oder auftauchen könnten, ein Zweifel daran, dass die acht göttlichen Gnadengaben sichtbar gewordene Zeichen aus dem Verborgenen (isharat-i ghaybiyye) sind, und der Verkündigung der tiefen Weisheit dieser gewaltigen Gnadengabe. | |||
Dieser Anhang enthält vier Punkte: | |||
'''Erster Punkt:''' | |||
''' | In der Siebenten Problemstellung des Achtundzwanzigsten Briefes hatten wir die Behauptung aufgestellt, dass wir unter dem Titel "Achte Gnadengabe" und "Entsprechungen (tevafuqat)" ein Schmuckstück gesehen haben, das die Offenbarung eines Zeichens ist, welches wir als die sieben, acht umfassenden, innerlichen Gnadengaben Gottes (manevi inayet-i Ilahiye) und einen Hinweis aus dem Verborgenen wahrgenommen haben.Und wir behaupten ferner, dass diese sieben, acht umfassenden Gnadengaben so stark und so überzeugend sind, dass jede einzelne bereits für sich allein Beweis eines Zeichens aus dem Verborgenen ist. - Nehmen wir einmal den unmöglichen Fall an, dass einer dieser Beweise als schwach angesehen oder gar zurückgewiesen werden müsste, so würde doch die Sicherheit dieser Zeichen aus dem Verborgenen nicht davon beeinträchtigt werden. Lassen sich aber diese acht Gnadengaben nicht leugnen, so kann man auch die Zeichen nicht abstreiten. | ||
Weil aber die Menschen verschieden sind, die meisten von ihnen aber der Schicht der einfachen, ungebildeten Leute angehören, die mehr noch dem Augenschein vertrauen, die Entsprechungen unter den acht Gnadengaben aber zwar nicht die stärksten, wohl aber die offensichtlichsten Beweise liefern - und in der Tat sind die übrigen zwar stärker, doch die Entsprechungen allgemeingültiger - sehe ich mich, um auftretende Zweifel auszuräumen, dazu gezwungen, mit einem Vergleich eine Tatsache klar herauszustellen. Es ist dies Folgendes: | |||
Wir hatten über diese offensichtliche Gnadengabe gesagt: In den Abhandlungen, die wir geschrieben haben, werden bei den Worten "Qur'an" und "Resul-u Ekrem Aleyhissalatu Vesselam" Entsprechungen in einem solchen Maße sichtbar, dass kein Zweifel an ihnen mehr zurückbleibt. Derart, wie sie angeordnet wurden und der Figur, die sie bilden, liegt eine Absicht (qasd) zu Grunde. Beweis dafür, dass Wille (irade) und Absicht (qasd) dazu nicht bei uns lagen, ist, dass wir es erst drei, vier Jahre später bemerkt haben. Ist dies aber so, dann kommen Wille und Absicht aus dem Verborgenen und sind ein Werk der Gnade (inayet). Den beiden Worten wurde die Form einer Entsprechung (tevafuq) gegeben, einzig dem Wunder des Qur'an und dem Wunder Mohammeds (ASM) in Form einer Verstärkung zu dienen. Der Segen, welcher auf diesen beiden Worten ruht und dem Wunder | |||
des Qur'an und dem Wunder Mohammeds (ASM) das Siegel der Bestätigung aufprägt, offenbart sich auch an anderen ähnlichen Wörtern, deren überwältigende Mehrheit eine Entsprechung (tevafuq) zeigt. Doch findet man dies nur auf einzelnen Seiten. Bei diesen zwei Wörtern zeigt es sich jedoch in ein, zwei Abhandlungen durchgehend und bei den übrigen Abhandlungen mehrheitlich. Doch haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass derartige Entsprechungen (tevafuq) sich häufig auch in anderen Büchern ansatzweise finden können, doch nicht in diesem seltsamen Ausmaß, das eine Absicht (qasd) und einen erhabenen Willen (irade) aufweist. | |||
Obwohl es nun unmöglich ist, unsere Behauptung zu widerlegen, könnte es doch aus zwei Gesichtspunkten möglich sein, sie oberflächlich betrachtet als widerlegt anzusehen. | |||
'''Erstens:''' | |||
Jemand könnte sagen: "Ihr habt euch ebenfalls eine solche Übereinstimmung (tevafuq) ausgedacht und sie herbeigeführt. Wollte man so etwas absichtlich tun, wäre dies einfach und leicht." | |||
Wir setzen dagegen: In einem Streitfall genügen zwei zuverlässige Zeugen. Doch dafür, dass wir in unserem Falle nicht mit Wunsch und Wille (qasd ve irade) beteiligt gewesen sind, vielmehr die Sache erst drei, vier Jahre später bemerkt haben, ließen sich hundert zuverlässige Zeugen finden. | |||
In diesem Zusammenhang möchte ich noch einen | |||
Punkt einfügen. Das Wunder (keramet) an diesem Wunder ('idjaz) des Ehrwürdigen Qur'an nicht in der gleichen Art zu betrachten wie seine sprachliche Prägnanz (belaghat). Denn zu diesem Wunder des Qur'an führt kein Weg menschlicher Macht, es in diesem Grade zu erreichen. Menschenmacht kann das Wunder dieses Wunders nicht zu Stande bringen. Macht ist an diesem Werk nicht beteiligt.(*<ref>*{Im Achtzehnten Hinweis des Neunzehnten Briefes fanden wir auf der Seite einer Kopie das Wort "Qur'an" neunmal in Entsprechung zueinander, dergestalt, dass am Ende der Schriftzug "Mohammed" erschien, als wir die einzelnen Worte durch eine Linie miteinander verbanden. Auf der gegenüberliegenden Seite fanden wir das Wort "Qur'an" achtmal in Entsprechung zu einander, wobei am Ende der Schriftzug "Allah" erschien. Solche einzigartigen Dinge wie diese Entsprechungen gab es viele. Wir haben die Übertragung der dieser Anmerkung zu Grunde liegenden Entsprechungen mit eigenen Augen gesehen. | |||
Bekir, Taufiq, Suleyman, Galib, Said}</ref>) | |||
'''Dritter Punkt:''' | |||
''' | Dieses Verhältnis zwischen einem besonderen Zeichen und einem allgemeinen Zeichen soll uns auf das Geheimnis der subtilen Herrschaft (rububiyet) Gottes und Seiner Barmherzigkeit (Rahmaniye) hinweisen. | ||
Von einem Mitbruder stammt ein schönes Wort. Dieses Wort soll in dem nachfolgenden Beispiel unser Thema sein. Er sagte nämlich, als ich ihm eines Tages eine schöne Tevafuqat (Entsprechung) zeigte: "Wie schön das ist! Eine jede Wahrheit ist in sich selbst schön. Aber die gegenseitigen Übereinstimmungen und die Entsprechungen zwischen den Wörtern sind ganz besonders schön." | |||
Da habe dann auch ich gesagt: "Es ist in der Tat ein jedes Ding schön entweder vom Standpunkt der Wahrhaftigkeit (haqiqat) aus betrachtet, oder für sich selbst gesehen oder hinsichtlich seines Ergebnisses." Und diese Schönheit betrifft die allgemeine Herrschaft (rububiyet) Gottes, Seine allumfassende Barmherzigkeit und Seine Erscheinung in ihrer Wirkung auf die Allgemeinheit. So wie du gesagt hast, sind diese Entsprechungen als ein Zeichen aus dem Verborgenen ganz besonders schön. Denn sie weisen in ihrer Form auf Seine besondere Barmherzigkeit, Seine individuelle göttliche Herrschaft und Seine Erscheinung in ihrer ganz persönlichen Wirkung hin. Wir wollen dies mit einem Gleichnis näher verständlich machen. Es handelt sich um Folgendes: | |||
Ein Herrscher kann seine königliche Gnade durch Staatsautorität und allgemeines Gesetz auf jeden Einzelnen seines Volkes ausdehnen. Dann offenbart sich an jedem Einzelnen unmittelbar die königliche Huld und die staatliche Autorität dieses Herrschers. Auf diese Weise kommen ganz allgemein für den Einzelnen viele persönliche Beziehungen zum Tragen. | |||
In zweiter Hinsicht gibt es für einen Herrscher die Möglichkeit zu einem persönlichen Gunsterweis, einem persönlichen Befehl. Dann erweist er einem Einzelnen über das allgemeine Gesetz hinaus seine Huld, bezeigt ihm seine Gunst, erteilt ihm seinen Befehl. | |||
So ist also jedes Ding unserem Beispiel entsprechend und vom Standpunkte der allgemeinen Herrschaft (umumi rububiyet) des Notwendig-Seienden (Vadjibu-l'Vudjud), des königlichen Schöpfers und Seiner Barmherzigkeit (Khaliq-i Hakîm ve Rahiem) und Seines allumfassenden Erbarmens (rahmet) Anteilhaber. Es steht mit Ihm in seiner persönlichen Beziehung entsprechend seinem Anteil, den es von Ihm erhält. Entsprechend Seiner Macht, Seinem Willen und Seinem alles umfassenden Wissen verfügt Er über alle Dinge, wirkt auch noch auf die unbedeutendsten Vorgänge ein und übt Seine Herrschaft über sie aus. Er ist notwendig für alle Dinge und in jedem Geschehen. Unter Seinem Wissen und mit Seiner Weisheit geschieht alles und wird alles geordnet. Die Natur ist weder dazu in der Lage, sich dem Herrschaftsbereich Seiner Verfügungsgewalt zu entziehen und der Herr ihrer eigenen Auswirkungen zu sein, noch unterliegt eine Einwirkung auf die Dinge innerhalb des empfindlichen Messbereichs der Weisheit dem Zufall. Wir haben in unseren Abhandlungen - an zwanzig Stellen - durch absolut zuverlässige Zeugnisse die Natur und den Zufall entmachtet, sie mit dem Schwert des Qur'an gerichtet und gezeigt, dass sie keine Einwirkung hat. | |||
Aber in den Augen der Sorglosen (Ehl-i gaflet) werden die im Bereich der alles umfassenden Herrschaft Gottes liegenden äußerlichen Gründe (esbab), deren Weisheit und Hintergrund sie nicht kennen, als Zufall bezeichnet. Und weil sie die Weisheit nicht erfassen und einige Gesetze göttlichen Handelns (verborgen hinter dem Vorhang der Natur) nicht sehen konnten, haben sie zur Natur ihre Zuflucht genommen. | |||
Zweitens gibt es den privaten (hususi) Herrschaftsbereich Gottes, Seine persönliche Zuwendung und die Hilfe Seines Erbarmens (imdad-i Rahman). Diejenigen, welche den Druck der allgemeinen Gesetze nicht tragen können, erlangen die Hilfe im Namen Gottes nach der Überfülle Seiner Erbarmungen (= Rahman-i Rahiem isimleri imdad) als eine Hilfe für den Einzelnen. Ihnen wird eine persönliche (hususi) Unterstützung zuteil, die sie von dem Druck befreit. Darum kann alles, was da lebt, besonders aber der Mensch, Ihn jeden Augenblick zu Hilfe rufen und Beistand von Ihm erhalten. | |||
Nun aber kann sich diese Güte (ihsan) in Seiner individuellen (hususi) Herrschaft auch nicht vor den Sorglosen (ehl-i ghaflet) hinter dem Zufall verstecken und der Natur zugeschrieben werden. | |||
Es ist also auf Grund dieses Geheimnisses, dass wir die Zeichen aus dem Verborgenen in dem Wunder des "Qur'an" und in dem Wunder "Mohammeds" als einen persönlichen Hinweis angesehen haben und durch ihn überzeugt worden sind. Und wir sind zu der Gewissheit gelangt, dass er eine individuelle Hilfe und eine persönliche Gnade ist, die sich auch den Verstockten (muannid) zeigen wird. Wir haben es nur um Allahs willen bekannt gemacht. Sollten wir einen Fehler begangen haben, möge Allah uns verzeihen. Amen... | |||
رَبَّنَا لاَ تُؤَاخِذْنَآ اِنْ نَسِينَآ اَوْ اَخْطَاْنَا | |||
{"Herr, strafe uns nicht für unsere Vergesslichkeit und Fehlerhaftigkeit!" (Sure 2, 286)} | |||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
'''Meine Brüder!''' | |||
''' | |||
Ich möchte euch etwas erklären, was im Verhältnis zwischen dem Lehrer (Ustadh) und seinen Schülern und den Schülern untereinander zum Segen (faide) dienen soll. Es ist dies wie folgt: | |||
Ihr seid - obwohl mir das eigentlich gar nicht zukommt - sowohl in einer Hinsicht meine Schüler, als in anderer Hinsicht auch alle untereinander Mitschüler und in anderer Hinsicht auch meine Helfer und Berater. | |||
Meine lieben Brüder, euer Meister ist nicht unfehlbar und es ist ein Fehler, ihn als fehlerlos anzusehen. Findet sich in einem Garten ein fauler Apfel, so schadet das dem Garten nicht; findet sich Falschgeld in einer Schatzkammer, so mindert das nicht den Wert der Schätze. Entsprechend dem Geheimnis, dass etwas Gutes zehnfach, ein Übel aber nur einfach gezählt wird, ist es nur recht und billig, dort, wo man das Übel, einen Fehler sieht, um des Guten willen keinen Ekel im Herzen aufkommen zu lassen und Widerspruch zu erheben. | |||
Da aber diejenigen Artikel, welche sich auf die Wahrheiten beziehen im großen und ganzen wie auch manchmal in ihren Einzelheiten in der Art von Inspirationen (ilham) im Herzen auftauchen, so sind sie insgesamt unmittelbar zweifelsfrei und sicher. | |||
Wisset, meine Brüder und meine Mitschüler, dass ich mich darüber freuen würde, wenn ihr mir einen Fehler, den ihr an mir seht, freimütig sagt. Ja selbst wenn ihr mich auf den Kopf schlüget, sagte ich doch, es möge recht und schön sein vor Gott (= Allah razi olsun). Mit Rücksicht auf die Wahrheit darf man keine anderen Rücksichten nehmen. Ich will nicht, um dem Egoismus meiner inneren Triebhaftigkeit (nefs-i emmare enaniyeti) zu schmeicheln, eine unverstandene Wahrheit verteidigen, sondern sie aus Achtung vor der Wahrheit annehmen mit Herz und Hand. | |||
Ihr wisst, dass in dieser unserer Zeit der Dienst am Glauben sehr wichtig ist; doch sollte man diese Aufgabe nicht einem schwachen und hilflosen Mann aufladen, der in mancher Hinsicht kaum seine Gedanken zusammenhalten kann; man sollte ihm vielmehr nach Möglichkeit helfen. | |||
Gott der Gerechte hat sich seit zwei Jahren in Seinem vollkommenen Erbarmen (kemal-i rahmet) mit feinsinnigen Entsprechungen (tevafuqat-i latife), welche im Vergleich zu den ernsthaften Wahrheiten gleichsam den Nachtisch oder das Kompott bilden, unseren Sinnen huldreich zugewandt und unser Gemüt mit Freude erfüllt. In Seinem vollkommenen Erbarmen (kemal-i merhamet) hat Er durch diese feinsinnigen Entsprechungen, mit diesen Früchten unser Gemüt auf die ernsteren Wahrheiten des Qur'an hingeleitet und unserem Geist mit diesen Früchten Nahrung und Kraft gegeben. Wie die Dattel, die zugleich eine Frucht darstellt als auch unsere Nahrung bildet, so vereinigt auch die Wahrheit in sich sowohl Schönheit als auch Erlesenheit und Vorzüglichkeit. | |||
Brüder, wir brauchen in dieser Zeit sehr viel geistige Kraft gegen die Unbesonnenheit (ghaflet) und den Irrtum (dalalet). Aber leider bin ich nur wie ein kleiner Angestellter und ein sehr schwacher Mensch. Ich besitze keine wunderbaren Gnadengaben (harika keramet), dass ich die Wahrheit damit beweisen könnte. Ich besitze auch nicht (wie ein Scheich) die Gabe der Fürsprache (himmet), dass ich die Herzen damit anziehen könnte. Ich habe keine überragende Intelligenz, dass ich durch meine Genialität alle Welt überzeugen könnte. Ich bin vielmehr nur ein armseliger Diener an der Schwelle des Weisen Qur'an. Den Starrsinn jener Unvernünftigen, die auf Irrwegen (= muannid ehl-i dalaletin inad) gehen, zu zerbrechen und sie zur Einsicht zu führen, erhalte ich manchmal Hilfe durch die tiefe Wahrheit des Weisen Qur'an. Ich empfand diese Entsprechungen (tevafuqat), die ein Wunder (keramet) des Qur'an sind, wie eine göttliche Gnadengabe (ikram) und habe sie mit beiden Händen festgehalten. | |||
Tatsächlich habe ich die beiden Abhandlungen: "Isharatul-I'djaz (Hinweise auf das Wunder)" und "Risale-i Hashir (Abhandlung über die Auferstehung)", welche ein Resümee aus dem Qur'an darstellen, als einen sicheren Hinweis verstanden. Mögen sich nun vergleichbare Hinweise finden oder auch nicht: für mich sind sie ein Wunder (keramet) des Qur'an. | |||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
'''Mein lieber, treuer und fleißiger Bruder''' | |||
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Eine jede Aufgabe, die du am Qur'an versiehst, ist gesegnet. Gott der Gerechte schenke Euch Erfolg; Er lasse Euch Eure Arbeit nicht verdrießen und mehre Euren Eifer. | |||
Ich will einen Grundsatz (düstur) erklären, der für die Bruderschaft gilt. Ihr solltet Euch diesen Grundsatz wirklich zu Herzen nehmen. Das Leben (hayat) ist eine die Frucht aus Einheit und Zusammenhalt (vahdet ve ittihad). Zerfällt die harmonische Einheit (ittihad), geht auch das innerliche Leben (manevi hayat) zugrunde. | |||
وَ لاَ تَنَازَعوُا فَتَفْشَلُوا وَ تَذْهَبَ رِيحُكُمْ | |||
{"Und streitet euch nicht und trennt euch nicht, sodass eure Kraft von euch geht." (Sure 8, 46)} Diesem Hinweis entsprechend verliert eine Gemeinschaft ihre Würze (tad), wenn die gegenseitige Unterstützung nachlässt und der Zusammenhalt (djemaat) sich auflöst. | |||
Ihr müsst wissen, dass die Ziffer 1 drei Mal für sich getrennt geschrieben und zusammengezählt den Wert 3 ergibt. Wie aber ihr Wert, die Zahlen hintereinander gesetzt, den Wert 111 ergibt, so entspricht auch der Wert von drei, vier Dienern der Wahrheit und Gerechtigkeit, wenn jeder für sich allein seine Arbeit verrichtet, dem von drei, vier Männern. Wenn in einer echten Bruderschaft einer die Vorzüge des anderen hervorhebt (fadilet iftikhar) und sich die Brüder so gegenseitig unterstützen, bis sie einander gleich werden und sich so verhalten, dass sie ineinander aufgehen (= tefani) und dieses Geheimnis ihrer Selbstaufgabe unter ihnen sichtbar wird (= tefani), dann erhalten diese 4 Männer den Wert der vereinigten Kräfte von 400 Mann. | |||
Ihr gleicht den Maschinisten, welche die Generatoren in Betrieb halten, die nicht nur das große Isparta, sondern ein ganzes, großes Land mit Strom versorgen... Die Zahnräder der Maschinen müssen einander unterstützen. Sie sind nicht aufeinander eifersüchtig, sondern freuen sich im Gegenteil, wenn der eine stärker als der andere ist. Angenommen, ein Zahnrad wäre mit Bewusstsein begabt, dann würde es sich freuen, ein noch stärkeres Zahnrad zu finden, weil es ihm die Arbeit erleichtern würde. Wenn Persönlichkeiten im Dienst an der Wahrheit und Gerechtigkeit, Qur'an und Glauben, auf deren Schultern die schwere Last eines großen Schatzes drückt, durch kräftige Schultern Hilfe erfahren, so erkennen sie diese Hilfe in Dankbarkeit an und sind stolz darauf. | |||
Öffnet einander niemals die Tore zur Kritik! Es gibt außerhalb unserer brüderlichen Gemeinschaft genügend, die man kritisieren könnte. Ich bin stolz auf eure Vorzüge. Sollte ich selbst dieser Vorzüge beraubt bleiben, so würde ich mich doch über diejenigen freuen, die ich bei euch vorfinde. Ich betrachte sie als meine eigenen. So sollt auch ihr einander mit den Augen eures Meisters betrachten... es sei so, dass ein jeder von euch die Vorzüge des anderen hervorhebt und herausstellt. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
'''<nowiki>*</nowiki> * *''' | '''<nowiki>*</nowiki> * *''' | ||
'''Lieber, sehr verehrter Meister!''' | |||
''' | |||
Von Ihren Worten (Sözler), das heißt von Ihren Abhandlungen ist jedes einzelne ein großartiges Heilmittel. Von Ihren "Sözler" empfange ich sehr viel Segen. Soviel ich auch darin lese, immer möchte ich es noch einmal wiederholen. Und jedes Mal, wenn ich sie wieder lese, empfinde ich so viel Geschmack daran, dass ich es gar nicht zu beschreiben vermag. Ich habe die feste Hoffnung, dass wer heute nicht alle Ihre "Sözler", nein, auch nur einen Teil davon aufrichtigen Herzens liest, sich der Wahrheit hingibt, falls er ungläubig wäre, von seinem bisherigen Wege ablassen und, wenn er ein Sünder (fasiq) wäre, sich bekehren müsste... | |||
'''Hüsrev''' | '''Hüsrev''' | ||
'''<nowiki>*</nowiki> * *''' | '''<nowiki>*</nowiki> * *''' | ||
< | <span id="Nur_risalelerine_çok_müştak_ve_onların_mütalaasından_intibaha_gelen_bir_doktora_yazılan_mektuptur"></span> | ||
== Nur | ==Brief an einen Arzt, der von der Risale-i Nur sehr begeistert ist, und der durch eingehendes Studium der Risala erwacht ist.== | ||
Einen schönen Gruß (= Merhaba)! O glücklicher Arzt, der seine eigene Krankheit zu heilen hat. Mein inniger und verehrter Freund! | |||
Zu diesem seligen Erwachen, das dein begeisterter Brief bezeugt, kann man dir wirklich gratulieren. | |||
Wisse nun! In allem, was da ist, ist das Leben das kostbarste. Unter den Pflichten ist die kostbarste der Dienst am Leben. Unter den Diensten am Leben ist der kostbarste das Arbeiten für die Verwandlung dieses vergänglichen Lebens in das ewige Leben. Die gesamte Bedeutung und aller Wert dieses Lebens besteht darin, Kern, Anfang und Quelle des ewigen Lebens zu sein. Denn beschränkt man seinen Blick nur auf dieses vergängliche Leben, dann verdirbt und vergiftet man das ewige Leben. Es wäre das der gleiche Wahnsinn wie die Bevorzugung des augenblicklichen Blitzes vor der immerwährenden Sonne. | |||
In Wahrheit sind diejenigen Doktoren selbst am meisten krank, welche oberflächlich, und welche Materialisten sind. Wenn sie aus der heiligen Apotheke des Qu'ran die Medikamente des Glaubens als ein Gegengift zu entnehmen wissen, können sie sowohl ihre eigenen Krankheiten als auch die Wunden der Menschheit heilen. So wie dein Erwachen eine Salbe für deine eigenen Wunden ist, wird es dich - insha-a'llah - auch zu einem Medikament für die Krankheit der Ärzte machen. | |||
Außerdem weißt du auch, dass für einen verzweifelten, hoffnungslosen Kranken eine innere Tröstung manchmal heilsamer ist als tausend Medikamente. Dagegen fügt ein Arzt, der im Sumpf des Naturalismus erstickt ist, zu der leidvollen Verzweiflung dieser hilflosen Kranken noch eine Finsternis hinzu. Insha-a'llah, macht dieses dein Erwachen dich für solch Hilflose zu einer Quelle der Tröstung und einem Arzt des Lichtes. | |||
Du weißt ja, dass das Leben kurz ist, die notwendigen Arbeiten aber zu viele sind. Wenn du dir einmal deinen eigenen Kopf untersuchst, so wie ich das getan habe, wie viel nutzlose, wertlose, bedeutungslose Kenntnisse wirst du darin finden, tote Dinge gleich einem Haufen Holz! Denn ich habe diese Untersuchung vorgenommen und viele überflüssige Dinge gefunden. Es ist also notwendig, einen Weg zu suchen, um diese philosophischen Wissenschaften und naturwissenschaftlichen Erkenntnisse nutzbringend, erleuchtend und lebendig zu machen. Wenn du nun Gott den Gerechten um ein Erwachen bittest, den Erhabenen Weisen (Hakim-i Dhu-l'Djelal) darum, deine Gedanken auf Sein Konto umzubuchen, dieses Holz mit Seinem Feuer in Licht umzuwandeln, dann werden deine nutzlosen wissenschaftlichen Kenntnisse als ein wertvolles, göttliches Wissen gelten. | |||
Mein scharfsinniger Freund! Das Herz wünscht sich sehr, dass die Naturwissenschaftler vorwärts streben mögen mit einem Gefühl für die Notwendigkeiten - wie Hulusi Bey - entsprechend ihrer Sehnsucht nach dem Lichte des Glaubens und dem Geheimnis des Qur'an. Da nun einmal die "Worte" (Risale-i Nur) dein Gewissen (vidjdan) angerührt haben, bedenke, dass jedes einzelne Wort nicht von mir stammt, sondern ein Brief des Verkünders des Qur'an an dich, und ein Rezept aus der heiligen Apotheke des Qur'an ist! Mit diesen "Nur"-Abhandlungen eröffne in meiner Abwesenheit einen Gesprächskreis mit mir. Und wenn du den Wunsch danach hast, schreibe mir einen Brief! Aber sei mir bitte nicht böse, falls ich nicht antworte! Denn ich schreibe schon seit langem sehr selten Briefe. Ja, sogar auf die vielen Briefe meines Bruders habe ich in drei Jahren nur ein einziges Mal geantwortet. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
< | <span id="Risale-i_Nur_tesvidinde_çok_hizmeti_sebkat_eden_temiz_kalpli,_ihlaslı_bir_hâfız,_müdakkik_bir_hoca_olan_Hâfız_Hâlid’in_bir_fıkrasıdır"></span> | ||
== Risale-i Nur | ==Ein Artikel von Hafidh Khalid, eines Gelehrten, Forschers (mudaqqiq) und Lehrers (hodja) von reinem und aufrichtigem (ikhlas) Herzen, der im Dienste der Risale-i Nur sehr viel Fleiß auf deren Niederschrift verwandt hat.== | ||
{hafidh: einer, der den Qur'an auswendig rezitieren kann.} | |||
Von dem, was ich gegenüber Said Nursi, dem Bediuzzaman und Verfasser der Risale-i Nur, einem Mann, wie man ihn nur selten in der Welt antrifft, einem Diener des Qur'an empfinde, möchte ich hier, wenn auch nur einen tausendsten Teil, zum Ausdruck bringen: | |||
Risale-i | |||
Mein Meister ist in sich ein Abglanz des Lichtes (Nur), eines Namens der Majestät (Djelal) Gottes. Dieser ehrenwerte Name ist für ihn der Gewaltige Name (ism-i adham). Der Name seines Dorfes ist Nurs, der Name seiner Mutter Nuriye, der Name seines Meisters im Kaderi-Orden ist Nureddin, der Name seines Meisters im Naqshi-Orden Seyyid Nur Mehmed, seines Qur'an-Lehrers Hafidh Nuri, der Name seines persönlichen Imams im Dienste des Qur'an ist Dhinnureyn (= Uthman RA). Seine Gedanken und sein Herz werden von der Ayah des Lichtes (ayet-i Nur) erleuchtet und seine Gleichnisse vom Licht, mit denen er auch die schwierigsten Probleme erklärt, sind von hohem Wert. Die Bezeichnung seiner Abhandlungen als Abhandlungen über das Licht (Risale-i Nur) bestätigt weiter, dass der Name Nur (Licht) für ihn ein überragendes Merkmal ist. | |||
Die Risale-i Nur ist, die arabisch verfassten Teile dieses wunderbaren Werkes mit einbezogen, bis heute auf 119 Bände angewachsen. Jede einzelne Risala ist in ihrer eigenen Thematik wunderbar. Hoch und erhaben ist die Abhandlung über die Wiederversammlung, bekannt geworden als Zehntes Wort, ganz wunderbar und besonders vielseitig. Sie beweist die Auferstehung und Wiederversammlung, welche für die Gelehrten bis dahin nicht mehr als eine Offenbarung gewesen war, nun auch verstandesgemäß mit starken und sicheren Argumenten. | |||
Risale-i Nur | Mit ihrer Hilfe konnten sich viele ihren Glauben bewahren. | ||
Mit dem Geheimnis der Ayah: هُوَ الَّذِى جَعَلَ الشَّمْسَ ضِيَآءً وَ الْقَمَرَ نُورًا | |||
هُوَ | {"Er ist es, der der Sonne das Licht (Diya) und dem Mond seinen Schein (Nur) gegeben hat."} kann ich sagen: die Risale-i Nur ist der Mond der Erkenntnis, der sein Licht aus dem Qur'an, welcher ein Wunder und die Sonne der Wahrheit ist, empfangen hat, نُورُ الْقَمَرِ مُسْتَفَادٌ مِنَ الشَّمْسِ | ||
{"Das Licht des Mondes gewinnt sein Licht (Nur) von der Sonne"} wobei die bekannte Tatsache, dass der Mond sein Licht von der Sonne empfangen hat, von der Astronomie auch noch wissenschaftlich bestätigt wird. So kann ich also sagen, dass mein Lehrer, was den Qur'an betrifft (also im Bezug zum Qur'an), dem Mond gleicht, der sein Licht von dem ehrwürdigen Propheten, mit dem der Friede sei und der die Sonne am Himmel des Prophetentums (risalet) ist, empfangen hat, welche sich in der Gestalt der Risale-i Nur verkörpert. | |||
Mein Lehrer gibt schon durch sein äußerliches Verhalten überragende Charaktereigenschaften zu erkennen, wie sie sich bei anderen nur selten finden und zeigt damit eine innerliche Haltung, die ihn hoch über alle anderen erhebt. Wenn man seine äußere Erscheinung betrachtet, sieht er aus, als könne er nicht einmal das Handbuch des Grundwissens (ilmihal) lehren. Doch plötzlich siehst du, wie er sich in einen Ozean verwandelt; und wenn er dann spricht, gibt er im Rahmen des Erlaubten, was er von dem Ehrwürdigen Propheten, mit dem Friede und Segen sei, empfangen hat, entsprechend dem Gewinn, den er daraus gezogen hat, weiter. Zu Zeiten, wo er diesen Gewinn von dem ehrwürdigen Propheten, mit dem Friede und Segen sei, nicht empfangen hat, verhält er sich dem Neumond gleich (der das Licht weder empfängt noch gibt). Dann sagt er in seiner Bescheidenheit: "Ich habe kein Licht: ich habe keinen Wert." Dieser Charakterzug entspricht der wahren Demut (tevazu'). So lebte er ganz nach der folgenden Hadith: مَنْ تَوَاضَعَ رَفَعَهُ اللّٰهُ | |||
{"Und wer bescheiden (tevaza'a) ist, den erhöht Gott."} | |||
So ergibt es sich also aus diesem Charakterzug, dass er, vertritt einmal ein Schüler wie wir bei einem wissenschaftlichen Problem den entgegengesetzten Standpunkt, dessen Ansicht überprüft. Findet er, dass der andere Recht hat, so übernimmt er in vollkommener Bescheidenheit und mit Freuden dessen Meinung, ja unterwirft sich ihr. "Mashaa'llah", sagt er dann, "Das habt ihr besser gewusst als ich. Möge es gut und schön sein vor Gott (= Allah razi olsun)". Stets gibt er dem Recht und der Wahrheit den Vorzug vor der Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit (nefsin gurur ve enaniyet). Auch ich habe bei manchen Fragen selbst den entgegengesetzten Standpunkt vertreten. Er behandelte mich stets sehr freundlich und zuvorkommend. Hatte ich etwas falsches gesagt, korrigierte er mich stets mit Höflichkeit und ohne mich jemals in die Enge zu treiben. Fand er meine Antwort aber zutreffend und richtig, dann freute er sich sehr. | |||
Besonders in den echten philosophischen Wissenschaften, d.h. im Bereich der Weisheit des Gesetzes (Sheriaht) und der Islamiyet ist er geradezu ein Phänomen und jeglicher Menschenweisheit weit voraus. Ja, ich kann sogar sagen, dass er in diesen Wissenschaften selbst Platon und Ibn Sina (Avicenna) bereits hinter sich gelassen hat. | |||
Als er vor dreizehn Jahren - damals noch Mitglied am Haus der Weisheit (Daru-l'Hikmeti-l'Islamiye) - die Abhandlungen von Abdulqadir Geylani der ihm von Klein-auf bis heute, mit Gottes Erlaubnis, Unterstützung, Schutz und Hilfe ist, ein Qutub (Pol) des Herrn und ein Licht auf einem Leuchter (Gottes Wohlgefallen über ihm!), genannt "Futuhu'l-Ghayb (Die Öffnung des Unsichtbaren)" einen Rat suchend aufschlug, öffnete sich ihm das Buch an der Stelle, wo es heißt: | |||
اَنْتَ فِى دَارِ الْحِكْمَةِ فَاطْلُبْ طَبِيبًا يُدَاوِى قَلْبَكَ {"Du bist im Hause der Weisheit (Daru-l Hikmet). Suche einen Arzt, der dein Herz heilt!"} | |||
Diese Stelle erlangte eine tiefe Bedeutung für ihn und hatte zur Folge, dass der „Alte Said“ sich in einen „Neuen Said“ verwandelte. Zu der Zeit, als er noch der Alte Said war, hatte er die Fragen der Engländer über die Religion feinsinnig und erschöpfend beantwortet. In der philosophischen Logik gibt es von ihm auch ein wunderbares Werk, "Talikat (Anmerkungen)" genannt, das die entsprechenden Abhandlungen von Ibn Sina sogar noch übertrifft. In der Problematik der Logik (eshkal-i mantikiye) erreichte er bis zu 10.000 mögliche Beweisführungen (kiyas-i istikrai), was in diesem Grad und Umfang noch kein Wissenschaftler vor ihm erreicht und gezeigt hatte. | |||
Aus einer Risala mit dem Titel "Sunuhat (Eingebungen)" konnte ich entnehmen, dass der ehrwürdige Prophet, mit dem Friede und Segen sei, ihm in einer Medresse in der Welt des Geistes (alem-i mana) Unterricht erteilt hatte. Aufgrund dieses geistigen Unterrichts hat er dann einen wunderbaren Kommentar (tefsir) mit dem Titel "Isharatu'l-I'djaz (Hinweise auf das Wunder)" verfasst. Eines Tages sagte er mir darüber: | |||
"Hätten die Ereignisse um den Weltkrieg und dessen Folgen es nicht verhindert, hätte ich mit Gottes Erlaubnis über die "Hinweise auf das Wunder" 60 Bände geschrieben. Doch möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass die Risale-i Nur später einmal an die Stelle jenes wunderbaren Kommentars treten wird, der mir damals vorschwebte." | |||
Während der sieben, acht Jahre meiner Gespräche mit dem Meister hatte ich viele einschneidende Begegnungen. | |||
Da aber اَلْقَطْرَةُ تَدُلُّ عَلَى الْبَحْرِ {"ein Tropfen als Beweis für das Meer"} bereits genügt, meine ich, dass dieses Kapitel als Beweis für das Meer genügen sollte. Denn es kam die Zeit, mich von meinem Meister zu trennen. Darum habe ich mich mit dem Schreiben sehr beeilt. Entsprechend der Ayah وَالصَّاحِبُ بِالْجَنْبِ {"Es ist fürwahr ein Freund an meiner Seite"} bin ich der Überzeugung, dass mein Lehrer sich meiner, der ich doch so oft an seiner Seite geweilt und Anteil an seiner Freundschaft gefunden habe, im Gebet erinnern werde. | |||
'''Hâfız Hâlid (rh)''' | '''Hâfız Hâlid (rh)''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
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