77.975
düzenleme
("So ist denn dies nun die Wahrheit und Weisheit und der Grund dafür, dass wir es auf Weisung des Qur'an stets mit solchem Nachdruck, ja Abscheu vermieden haben, uns um die Politik zu kümmern und in die Regierungsgeschäfte einzumischen. Denn die Macht der Wahrheit (haqq), über die wir verfügen, ist von der Art, dass wir unser Recht (haqq) ohne jede Einschränkung hätten verteidigen können. Da aber ein jedes Ding unbeständig und vergänglich ist und..." içeriğiyle yeni sayfa oluşturdu) |
("------ <center> Das Leben in Kastamonu ⇐ | Biografie | ⇒ Das Leben in Emirdagh </center> ------" içeriğiyle yeni sayfa oluşturdu) |
||
(Aynı kullanıcının aradaki diğer 59 değişikliği gösterilmiyor) | |||
497. satır: | 497. satır: | ||
So ist denn dies nun die Wahrheit und Weisheit und der Grund dafür, dass wir es auf Weisung des Qur'an stets mit solchem Nachdruck, ja Abscheu vermieden haben, uns um die Politik zu kümmern und in die Regierungsgeschäfte einzumischen. Denn die Macht der Wahrheit (haqq), über die wir verfügen, ist von der Art, dass wir unser Recht (haqq) ohne jede Einschränkung hätten verteidigen können. Da aber ein jedes Ding unbeständig und vergänglich ist und der Tod nicht stirbt und das Tor des Grabes sich nicht schließt, doch Leid (zahmet) sich in Barmherzigkeit (rahmet) umwandelt, werden wir sicherlich mit Geduld und in Dankbarkeit auf Gott vertrauen (tevekkul) und schweigen. Dieses Schweigen aber unter Zwang und Druck zu brechen wäre der Einsicht in die Gerechtigkeit, dem Eifer für das Land und der Hingabe für das Volk ganz und gar konträr und entgegengesetzt. | So ist denn dies nun die Wahrheit und Weisheit und der Grund dafür, dass wir es auf Weisung des Qur'an stets mit solchem Nachdruck, ja Abscheu vermieden haben, uns um die Politik zu kümmern und in die Regierungsgeschäfte einzumischen. Denn die Macht der Wahrheit (haqq), über die wir verfügen, ist von der Art, dass wir unser Recht (haqq) ohne jede Einschränkung hätten verteidigen können. Da aber ein jedes Ding unbeständig und vergänglich ist und der Tod nicht stirbt und das Tor des Grabes sich nicht schließt, doch Leid (zahmet) sich in Barmherzigkeit (rahmet) umwandelt, werden wir sicherlich mit Geduld und in Dankbarkeit auf Gott vertrauen (tevekkul) und schweigen. Dieses Schweigen aber unter Zwang und Druck zu brechen wäre der Einsicht in die Gerechtigkeit, dem Eifer für das Land und der Hingabe für das Volk ganz und gar konträr und entgegengesetzt. | ||
'''Zusammenfassung:''' | |||
''' | Die Mitglieder der Regierung, die Politiker, die Verwaltungsbeamten, die Aufsichtsbeamten, die Polizei und die Organe der Justiz haben nichts, weswegen sie mit uns in Streit geraten sollten. Es könnte höchstens so sein, dass einige versteckte Atheisten in ihrem völligen Unglauben, den keine Regierung der Welt verteidigen könnte und der keinem verständigen Kopf irgendeines Menschen willkommen sein dürfte, und in ihrer fanatischen Glaubenslosigkeit, der aus ihrem Materialismus erwächst und eine fürchterliche Seuche für die Menschheit ist, und in ihrer Bosheit eine gewisse Anzahl von Regierungsbeamten betrügen, sie zu Verdächtigungen aufstacheln und sie gegen uns aufhetzen. Wir aber sagen dagegen: selbst wenn sie nicht nur ein paar argwöhnische Leute sondern selbst die ganze Welt in dieser Weise gegen uns aufhetzten, würden wir in der Kraft des Qur'an und mit der Gnade Gottes (Allah'in inayet) nicht fliehen; wir würden unsere Waffen nicht vor dem völligen Unglauben dieser Renegaten und Agnostiker niederlegen!... | ||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ | |||
{"Im Namen dessen, der Gepriesen sei."} | |||
Meine lieben, getreuen Brüder! | |||
Eure Standhaftigkeit und Unerschütterlichkeit (sebat ve metanet) lässt alle Pläne der Atheisten und Heuchler scheitern. | |||
Meine Brüder, es gibt hier in der Tat nichts zu verbergen. Diese Atheisten vergleichen die Risale-i Nur und ihre Schüler mit den Sufi-Orden und besonders mit dem Naqshibandi-Orden. So schmiedeten sie ihre Pläne, uns zu verderben und zu vernichten, uns in einen Hinterhalt zu locken und letztendlich klein zu kriegen, so wie sie zuvor bereits die Sufis besiegt hatten. | |||
'''Erstens:''' | |||
''' | Durch uns in Angst und Schrecken zu versetzen und einzuschüchtern und dabei aufzuzeigen, mit welch schlimmen Dingen der Sufi-Orden seine Zeit verschwendet. | ||
'''Zweitens:''' | |||
''' | Um die Fehler ihrer Anführer und ihrer Angehörigen bekannt zu machen. | ||
'''Drittens:''' | |||
''' | Indem sie sie durch ein zwar ausschweifendes (sefehat), aber dennoch recht verlockendes (Leben) und das berauschende, aber durchaus wohlschmeckende Gift ihrer materialistischen Philosophie und Zivilisation verderben (ifsad), ihre Bereitschaft, sich füreinander einzusetzen, untergraben, sie durch Lüge und Verrat gegen ihre Lehrmeister (ustadlar) aufbringen und ihre Berufung (meslek) durch die Grundsätze ihrer Wissenschaft und Philosophie in deren Augen herabzuwürdigen. Sie haben uns mit den gleichen Waffen angegriffen, die sie auch gegen die Naqshibandis und andere Sufis verwendet hatten, haben sich aber dabei getäuscht. | ||
Denn da die Risale-i Nur von ihrer Basis her eine Berufung (meslek) zu völliger Wahrhaftigkeit (ikhlas-i tam) ist, Entsagung (terk-i enaniyet) und ein selbstloses (Leben verlangt und dazu aufruft), Gottes Barmherzigkeit (rahmet) auch noch unter Schwierigkeiten (zahmet) zu entdecken, auch im Leid (elem) eine beständige Freude (baq-i lezzet) zu empfinden, auf den Schmerz und die Pein hinzuweisen, welche alle vergänglichen Vergnügungen eines ausschweifenden (Lebens; sefihane) mit sich bringen, wobei der Glaube zugleich auch der Quellgrund zahlloser Freuden ist, und dabei alle die Punkte und Wahrheiten zu lehren, nach der alle westlichen Philosophien vergeblich ihre Hände ausstrecken, so möge Gott es auch wollen (insha-a'llah), dass alle ihre Pläne in Nichts zerrinnen werden. Was aber die Risale-i Nur betrifft, so braucht sie einen Vergleich mit den Sufi-Orden (tariqat) nicht zu scheuen und wird sie alle noch zum Schweigen bringen. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ | |||
{"Im Namen dessen, der gepriesen sei."} | |||
Meine lieben, getreuen Brüder! | |||
Ich bin davon überzeugt, dass diejenigen, die nicht durch die schwere Prüfung in den beiden "Schulen Josefs", die frühere und die jetzige, erschüttert worden sind, ihre Lektionen (ders) nicht versäumt haben und es doch nicht aufgegeben haben, weiter ihre Schüler zu sein, obwohl sie sich schon an der heißen Suppe ihren Mund verbrannt haben, und deren moralische Kraft (quvve-i manevi) trotz aller Widerstände noch ungebrochen geblieben ist, ihren Beifall sowohl bei allen Leuten der Wahrheit (haqiqat) dieser und künftiger Generationen finden, wie ihnen sicherlich auch alle Engel und guten Geister zujubeln werden. | |||
Weil aber einige unter euch krank, von empfindsamer Natur oder arm sind, ist die körperliche Anstrengung für sie beträchtlich. Wenn ich jedoch dabei an all die anderen denke, die ihnen Trost spenden, die ihnen in gutem Benehmen (akhlaq) und in der Geduld ein hervorragendes Beispiel geben, an die liebenswerten (shefqat) Brüder, die ihnen eine Stütze sind und ihnen voll Güte ihre Aufmerksamkeit schenken, die ihnen bei der Besprechung der einzelnen Lektionen geistreiche Partner (muhatab) sind, die ihnen in allen guten Sitten als ein Spiegel dienen und so alle körperliche Mühsal zu einer Nichtigkeit werden lassen, so fühle ich mich (in all meiner Sorge) um euch, die ich mehr liebe als mein Leben (ruh), wahrhaftig (haqq) getröstet. | |||
Eines Tages werde ich euch Maulana Khalids (1777 - 1827) Gewand übersenden, das 120 Jahre alt ist. Ich werde jeden einzelnen von euch in seinem Namen damit einweihen, segnen und beschenken, so wie er auch mich einst eingeweiht hat. Ich werde es euch übersenden, wann immer ihr dies wünscht. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
Meine lieben, getreuen Brüder! | |||
Die Weisheit (hikmet) hinter der Gerechtigkeit (adalet), mit der uns Göttliches Vorherwissen (Qader-i Ilahi) hierher in diese Schule Josefs in Denizli geführt hat, liegt darin, dass sowohl ihre Gefangenen, als auch ihre Leute, ja vielleicht sogar ihre Vollzugs- und Justizbeamten die Risale-i Nur und ihre Schüler nötiger haben als die Leute irgendwo anders. Aus diesem Grund werden wir hier dieser schweren Prüfung unterzogen als einer Aufgabe im Glauben und für das Jenseits. | |||
Nur ein oder zwei Gefangene unter zwanzig oder dreißig hatten vorher die Gebete (namaz) so verrichtet, wie es sich gehört (tadil-i erkan). Jetzt haben alle vierzig bis fünfzig ohne Ausnahme damit begonnen, den Nur-Schülern zu folgen und die Gebete (namaz) in aller Vollkommenheit zu verrichten. Dies ist eine solche Schulung (ders) und Führung (irshad) im Ausdruck ihrer Haltung und ihrer Tat (lisan-i hal ve fiil), dass sie alle Mühsal und alle Anstrengungen daneben in Nichts zerrinnen,ja sie geradezu lieben lässt. Wir erhoffen von der Barmherzigkeit (rahmet) und Güte Gottes (inayet), dass, so wie die Schüler diese Lektion durch ihr Beispiel (ef'al) erteilt haben, sie auch durch den starken und wahrhaftigen Glauben (tahqiq-i iman) in ihren Herzen zu einer stählernen Festung werden, welche die hier anwesenden Leute des Glaubens von allen Zweifeln und Verdächtigungen durch die Leute des Irrweges befreit. | |||
Die Weltleute, die uns hier davon abhalten wollen, miteinander zu reden und Kontakt miteinander zu halten, können uns nicht schaden. Der beredte Ausdruck unserer Haltung (lisan-i hal) ist weitaus stärker als unser mündlicher Ausdruck (lisan-i qal) und spricht mit einer größeren Wirkung. Da man nun einmal ins Gefängnis geht, um erzogen zu werden, sollten die Wärter, wenn sie das Volk lieben, doch den Gefangenen erlauben, sich mit den Schülern der Risale-i Nur zu treffen, sodass sie in einem Monat, ja vielleicht sogar schon an einem Tag mehr an Erziehung erhalten könnten, als sonst in einem ganzen Jahr und so zu Menschen werden könnten, zu Nutz und Frommen für sich selbst in ihrer eigenen Zukunft und im Jenseits, für ihr Land und sein Volk. Es wäre auch von großem Vorteil, wenn wir hier einen "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik rehberi)" hätten. Möge Gott es so wollen (insha-a'llah), dass wir ihn eines Tages bekommen werden. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
Meine lieben, getreuen Brüder! | |||
Heute erinnerte ich mich wieder an das euch ja bereits bekannte Gespräch zwischen meinem seligen älteren Bruder Molla Abdullah und Hasret-i Ziyaeddin. Danach aber dachte ich an euch und sagte in meinem Herzen zu mir selbst: | |||
"Sollte sich der Vorhang zur unsichtbaren Welt heben und ein jeder dieser wahrhaft gläubigen und wirklich ernst zu nehmenden Muslime, die in diesen unruhigen Zeiten eine solche Standhaftigkeit bewiesen haben und inmitten dieser tosenden, flammenden Zustände unerschütterlich geblieben sind, würde sich als ein Freund Gottes (veli) oder gar als ein Pol im geistlichen Leben (qutub) herausstellen, so würde doch ihre Bedeutung und mein Interesse an ihnen in meinen Augen kaum etwas gesteigert werden.Auch sollte es sich herausstellen, dass sie ganz einfache, gewöhnliche Leute gewesen sind, so bliebe ich doch entschlossen, meine Wertschätzung ihnen gegenüber in keiner Weise zu verringern. | |||
Denn die Aufgabe, seinen Glauben unter derart extremen Bedingungen zu bewahren, ist größer als was sonst auch immer. In derartigen, von schweren Unruhen und Erschütterungen heimgesuchten Umständen verflüchtigen sich die Tugenden, die man Leuten in gehobener Stellung (maqam) zugeschrieben hatte und die gute Meinung (hüsn-ü zan) anderer über sie, sobald ihr guter Ruf zerstört wurde und (ihre Schüler) in ihrer Liebe (muhabbet) nachlässig werden. Sodann fühlt sich derjenige, der diese Tugenden besitzt, dazu gezwungen, in seinem Auftreten zu Kunstgriffen und leeren Phrasen seine Zuflucht zu nehmen und ein besonders würdevolles Benehmen an den Tag zu legen, um seine Stellung in den Augen (seiner Schüler) zu retten. So sei denn ein unendlicher Dank (dem, der) uns nicht einem derartigen Bedürfnis nach solch kalten Kunstgriffen (überlassen hat)! | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
... | |||
Meine lieben Brüder! | |||
Sicherlich hat die allgemeine Lage auf die Leute der Regierungspartei und einen Teil der Beamten abschreckend gewirkt und sie dazu bewegt, sich von der Risale-i Nur zurückzuziehen, doch zugleich auch die Aufmerksamkeit aller Anhänger der Oppositionspartei, sowie bei allen religiösen Leuten eine Sehnsucht und ein Interesse bei den zuständigen Beamten geweckt. Macht euch also keine Sorgen: diese Lichter werden noch aufgehen! | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
Meine lieben Brüder! | |||
Ich möchte doch einmal annehmen, dass unsere letzte, aufrichtige Verteidigungsschrift die kurze Abhandlung sein wird, welche eine Frucht unseres Gefängnisaufenthaltes in Denizli ist. Denn mit den Plänen, die in den letzten Jahren, die zunächst aufgrund einiger bloßer Verdächtigungen, dann aber in großem Umfang gegen uns geschmiedet wurden, verhält es sich folgendermaßen: "Man hat uns aufgrund einiger völlig haltloser Vorwürfe, wie der Gründung eines Sufi-Ordens oder der Aufrichtung eines Geheimbundes, oder aber ein Werkzeug in den Händen fremdländischer Mächte zu sein, der Ausnutzung religiöser Gefühle zu politischen Zwecken, einer Wühltätigkeit gegen die Republik oder einer Einmischung in die Angelegenheiten der Regierung und eine Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, angegriffen. Gott dem Gerechten sei endlos Dank, dass ihre Pläne im Sand verlaufen sind. | |||
In einem derart weitläufigen Gebiet mit Hunderten von Schülern und Hunderten von Abhandlungen hatte man im Verlaufe von 18 Jahren außer den Wahrheiten (haqiqat) des Glaubens, dem Qur'an und einem steten Streben nach einem wahren (tahqiq) Jenseits und der Ewigen Glückseligkeit weiter nichts finden können. Um ihre wahren Absichten besser verheimlichen zu können, begannen sie, nach jedem nur möglichen Vorwand zu suchen. | |||
Doch denke ich einmal, dass angesichts dieser furchtsamen und feigen Atheisten und einer Organisation, die selbst schon einige leitende Persönlichkeiten unter der Regierung betrogen hat, um sie gegen uns aufzubringen, (einer Organisation) die sich gegen uns gewandt hat, möglicherweise, um uns anzugreifen, wir genötigt waren, eine Abhandlung über die Frucht des Glaubens (Meyve Risalesi = Fruchtabhandlung) als eine machtvolle Verteidigung gegen sie zu schreiben, die so klar wie die Sonne ist, alle Zweifel zerstreut und so fest und unerschütterlich ist wie ein Berg, um sie wieder zum Schweigen zu bringen. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
Meine lieben Mitbrüder! | |||
Als ich am heutigen Freitag mit besonderer Aufmerksamkeit einen Abschnitt (hizb) aus dem Qur'an las, seid ihr mir wieder in Erinnerung gekommen. "Was sollen wir nur tun, um uns vor diesem Unheil retten zu können?", habt ihr mich mit eurer Haltung (lisan-i hal) gefragt. Und in meinem Herzen entstand (die Vorstellung): In fester Verbundenheit sollt ihr Hand in Hand und Schulter an Schulter stehen. Denn diejenigen, welche sich voneinander, von der Risale-i Nur und von mir zurückziehen und mich verleugnen und statt dessen der versteckten Macht, die uns erdrücken will, heucheln und schmeicheln und dergleichen Dinge tun, haben nur ihren Schaden davon, aber keinen Vorteil. Doch ich versichere euch: wüsste ich, dass ihr euch von mir zurückziehen wollt, um euch zu retten, mich verachtet und verratet und schlecht über micht redet (ghiybet): ich gebe euch meine Erlaubnis dazu und spreche euch frei (helal). Doch diese versteckte Macht, die uns erdrücken will, kennt euch und täuscht sich nicht. Eure Schwäche, in der ihr euch (vor ihnen) zurückzieht, gibt ihnen Mut und so verstärken sie nur noch ihren Druck. | |||
Da nun aber Freundschaft und Bruderschaft (khillet ve ukhuvvet) unser Weg (meslek) ist, gibt es in Hinsicht auf Selbstsucht (enaniyet) und persönliche Vorteile keine Rivalitäten (rekabet). Dabei sollte man nicht die vielen Fehler, Schwächen und Mängel einer solch hilflosen (Person) wie mich betrachten, sondern stets die Vollkommenheit (kemalat) der Risale-i Nur im Auge behalten! | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
Meine lieben getreuen Brüder! | |||
Ein recht bedeutender Quell des Trostes angesichts dieser raschen Wechselfälle in diesem irdischen Leben, seinem Verfall und seinen flüchtigen, fruchtlosen Vergnügungen, mit seinen Ohrfeigen von Abschied und Trennung ist die Begegnung mit treuen Freunden. | |||
Manchmal reist in der Tat jemand 20 Tage weit und gibt unterwegs 100 Lira aus,um einen einzigen Freund auch nur für ein oder zwei Stunden zu sehen. So macht denn heute, in diesen merkwürdigen, freundlosen Zeiten diese unverhoffte Möglichkeit, 40, 50 wahren Freunden zu begegnen und ein, zwei Monate mit ihnen beisammen sein und mit ihnen in Gott Gemeinschaft (sohbet) pflegen und einen echten Trost von ihnen empfangen und ihnen auch geben zu dürfen, die damit verbundenen Schwierigkeiten und den finanziellen Verlust geradezu billig und ohne jede weitere Bedeutung... | |||
Ich selbst würde alle diese Mühen bereits auf mich genommen haben, um auch nur einen einzigen meiner Freunde wiedersehen zu können, von dem ich doch nun schon seit 10 Jahren getrennt bin. Sich darüber beklagen zu wollen hieße, was Gott bestimmt hat, kritisieren zu wollen, während doch Dankbarkeit, sich ihm (qadr) anzuvertrauen (teslim) bedeutet. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
Meine lieben getreuen Brüder! | |||
Ihr, die ihr euch nun einmal für das Jenseits, für das Gute, für die Anbetung (ibadet) und um der Verdienste (sevab) willen, für den Glauben und das Jenseits an die Risale-i Nur gebunden habt, ist es auch für euch sicherlich notwendig, dafür zu danken, dass ihr hierher gekommen seid, um in Empfang zu nehmen, was Gott für euch vorbereitet hat (qismet) und die Speise (rizq) eurer Versorgung (muqadder) zu essen und die Verdienste (sevab) der genossenen Speisen zu ernten. Dies wurde von Gott für die Schule Josefs vorher bestimmt (muqadder), einen Ort der Prüfung, an dem eine jede Stunde unter erschwerten Bedingungen 20 Stunden der Anbetung gleich gezählt wird. Da diese 20 Stunden aber gleich einem Streben am Dienst im Qur'an und im Glauben sind, so haben sie zugleich auch den Wert von 100 Stunden. Und diese 100 Stunden bestehen in einer Begegnung mit den Brüdern, die sich auf Gottes Wegen einsetzen, von denen ein jeder die Bedeutung von 100 Leuten hat, die untereinander einen Bund als Brüder geschlossen haben, die einander stärken und voneinander Stärke empfangen, die einander trösten und voneinander Tröstung empfangen, die sich in diesem heiligen Dienst als standhaft erweisen durch eine wahre gegenseitige Hilfeleistung, die aus ihren besonderen Vorzügen ihren Nutzen ziehen und sich auf diese Weise als würdig erweisen Schüler der Medressetu-z'Zehra zu sein. | |||
Es ist durchaus notwendig, angesichts all dieser Mühsal auch an den oben erwähnten Nutzen zu denken und ihnen in Ausdauer und Geduld zu begegnen. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
Meine lieben, getreuen, standhaften und glaubensstarken Brüder! | |||
Ich möchte euch etwas über die hiesigen Verhältnisse (hal) bekannt geben, nicht, damit ihr euch deswegen betrüben oder Gegenmaßnahmen ergreifen solltet, sondern um noch mehr von euren gemeinsamen Gebeten (shirket-i maneviye-i dua) Nutzen zu haben und damit ihr ein wenig mehr Selbstdisziplin üben möget, Vorsicht, Ausdauer und Geduld, und damit eure gegenseitige Hilfeleistung euch bewahrt bleibe. | |||
All die Leiden und Qualen, die ich hier an einem Tag erdulden muss sind mehr als das, was ich im Gefängnis in Eskishehir in einem Monat zu erdulden hatte. Diese abscheulichen Atheisten haben einen von diesen unerbittlichen Atheisten auf mich angesetzt, damit ich in meiner Wut und wegen dieser ständigen Belästigungen "Jetzt reicht's aber!" ausrufen sollte, was sie dann wiederum zum Vorwand nehmen könnten, als Grund für ihre grausamen Angriffe benutzen, um dahinter ihre Lügen verstecken zu können. Als wunderbares Zeichen der Güte (ihsan) Gottes bringe ich in Geduld meine Dankbarkeit dar und habe mich entschlossen, auch weiterhin so fortzufahren. | |||
Da wir uns aber nun einmal dem Göttlichen Ratschluss ergeben (qadere teslim) haben, nehmen wir all diese Leiden in Übereinstimmung mit dem Geheimnis (der Hadith) خَيْرُ الْاُمُورِ اَحْمَزُهَا {"Die besten Dinge sind die, welche unter ihnen die schwierigsten sind."} | |||
auf uns und wissen doch zugleich, dass sie ein geistiges Geschenk (ni'met) sind, um durch sie noch mehr Verdienste erwerben zu können. | |||
Und da uns nun einmal am Ende allen vergänglichen, stets nur irdischen Unglücks gewöhnlich die Heiterkeit (der Seele) und die Güte (Gottes) erwarten, und da wir die an eine wahrhaftige Gewissheit grenzende sichere Überzeugung haben, dass wir unser Leben einer Wahrheit geweiht haben, noch glänzender als die Sonne, so schön wie das Paradies und lieblich wie die Ewige Glückseligkeit, wissend, dass wir diesen Streit (mudjahede) im Geiste mit Sicherheit um Gottes willen führen, stolz und in Dankbarkeit trotz der unglückseligen Umstände, sollten wir uns wirklich nicht beklagen. | |||
Meine lieben Brüder! | |||
Meine erste und letzte Empfehlung ist die, einander in der gegenseitigen Hilfeleistung zu bewahren, sich vor Selbstsucht (enaniyet), Überheblichkeit (benlik) und Konkurrenzneid (rekabet) zu schützen und sich in Behutsamkeit und Selbstbeherrschung zu üben. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
Meine lieben getreuen Brüder! | |||
Aus der Anklageschrift des Staatsanwalts wird ersichtlich, dass die Pläne der heimlichen Atheisten, die einige führende Persönlichkeiten in der Regierung hintergangen und sie dazu aufgehetzt haben, gegen uns vorzugehen, im Sande verlaufen sind und sich als erlogen herausgestellt haben. Sie versuchen jetzt ihre Lügen zu verschleiern, indem sie uns beschuldigen, eine politische Partei gründen und ein Revolutionskomitee aufrichten zu wollen. Das Ergebnis davon ist nun, dass man mir nicht mehr erlaubt, noch mit irgendwem Kontakt zu haben, so als ob jeder, der mit uns Kontakt hat, allein deswegen schon zu uns gehörte. Selbst die hohen Beamten sind äußerst zurückhaltend geworden und versuchen, sich dadurch bei ihren Vorgesetzten beliebt zu machen, dass sie mir Steine in den Weg legen. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
Meine lieben getreuen Brüder! | |||
Zwar kann ich mich nicht persönlich mit euch treffen, doch bin ich sehr glücklich und dankbar, dass ich ganz in eurer Nähe mit euch im selben Gebäude bin. Und so wurden denn auch ohne mein Zutun bereits einige notwendige Vorkehrungen getroffen. | |||
So haben z.B. die Atheisten in meine Nachbarzelle einen Gefangenen gesteckt, der ein Lügner ist und zugleich auch ein Spion. Und da es sehr leicht ist, etwas zu verderben, wurde mir durch die viele Unruhe, die mir dieser Kerl bereitete und das Verderben, das er unter diesen jungen abenteuerlustigen Leuten säte, klar, dass der Atheismus, entgegen eurer Rechtleitung und (euren Bemühungen), sie zu bessern, dennoch versucht, ihre Moral zu untergraben. | |||
Es ist also in dieser (besonderen) Lage auch eine besondere Vorsicht notwendig und soweit wie möglich erforderlich, die alten Gefangenen nicht zu beleidigen und sich selbst auch nicht durch sie beleidigt zu fühlen, jeden Anlass zu Zwietracht zu vermeiden, stets ruhig zu bleiben und sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen, die Brüder so weit wie möglich durch Brüderlichkeit und gegenseitige Hilfsbereitschaft und Bescheidenheit zu stärken und seine eigene egoistische Haltung aufzugeben. Es ist mir sehr zuwider, mich mit weltlichen Angelegenheiten beschäftigen zu müssen. | |||
Doch verlasse ich mich in dieser Hinsicht auf eure Fähigkeiten, sodass ich mich nicht um diese Dinge kümmern muss, soweit dies nicht unbedingt erforderlich ist. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
Meine Brüder! | |||
Entgegen aller Wahrscheinlichkeit fühle ich mich doch dazu gedrängt, euch etwas zu einer Angelegenheit zu erklären, die mir heute morgen eingegeben worden ist. Ich habe mich da gefragt: "Ich möchte doch gerne wissen, was die atheistischen Philosophen dazu sagen können und wie sie sich selbst verteidigen wollen." 20 Jahre lang haben meine Seele (nefs) und mein Teufel (sheytan) Untersuchungen darüber angestellt, ob die Wahrheiten, die wir dem Qur'an entnommen haben, irgendeinen Raum für irgendeinen Zweifel oder eine Unsicherheit lassen, oder vielmehr doch klar und deutlich sind wie der Tag und das Sonnenlicht. | |||
Sie konnten nirgendwo irgendeinen Fehler entdecken und schwiegen still. Ich denke doch, dass eine Wahrheit, die meine Seele und den Teufel zum Schweigen bringen kann, die doch so verletzlich und in die ganze Angelegenheit mit hinein verwickelt sind, selbst noch die verbohrtesten unter ihnen zum Schweigen bringen wird. Da wir nun einmal auf dem Weg der Wahrheit arbeiten und uns für sie einsetzen, die so unverrückbar, erhaben und weit, so wichtig und von so unschätzbarem Wert ist, so käme uns doch der Preis (der Wahrheit) noch als gering vor, selbst müssten wir die ganze Welt, uns selbst und das Leben eines geliebten Menschen als Preis für sie zahlen. | |||
Wir sollten dennoch mit ganzer Standhaftigkeit auf alle Trübsal und Unbill und all unsere Feinde reagieren. Sie haben uns auch einer ganzen Reihe betrogener wie betrügerischer Scheichs und Hodjas und offensichtlicher Gläubiger (zahir muttaq) konfrontiert. Wir müssen ihnen gegenüber unsere Einheit und unsere gegenseitige Hilfsbereitschaft wahren. Wir dürfen uns nicht mit ihnen herumstreiten und brauchen nicht mit ihnen zu argumentieren. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
Meine lieben getreuen Brüder! | |||
Eine fromme Person (ehl-i taqwa bir dhat) in Kastamonu sagte, indem sie sich darüber beklagte: "Ich bin gestürzt (Ben sukut etmishim). Ich habe meinen früheren spirituellen Status (hal) verloren, die Freude und das Licht, das mich einmal erfüllt hatte." | |||
Ich sagte zu ihm: "Im Gegenteil: du bist schon so weit fortgeschritten, dass du deine (äußerlichen) Freuden und (inneren) Wahrnehmungen, die der Seele (nefs) schmeicheln und dich den Geschmack jenseitiger Früchte schon in dieser Welt (dunya) verkosten ließen, und in dir ein Gefühl der Selbstsucht geweckt hatten, bereits hinter dir gelassen hast und nun in deiner grenzenlosen Bescheidenheit, zugleich mit der Aufgabe deiner Ichverhaftung (terk-i enaniyet) nicht mehr nach flüchtigen (fani) Vergnügungen suchst, wodurch du dich nun vielleicht bereits auf eine höhere Stufe (maqam) erhoben hast." Es ist in der Tat ein wichtiges Gnadengeschenk Gottes (ihsan-i Ilahi), wenn Er dem Menschen, der seine Ichverhaftung (enaniyet) noch nicht aufgegeben hat, das Geschenk Seiner Gnade (ihsan) nicht wahrnehmen lässt, damit er nicht stolz (gurur) und überheblich (udjub) werde. | |||
Meine Brüder! | |||
Aufgrund dieser Wahrheit schauen solche, die so ähnlich denken wie dieser Mensch, oder aber das Ansehen, das der Rang (maqam) in der guten Meinung (hüsn-ü zan) anderer ihnen gibt, in Betracht ziehen, auf euch. Wenn sie aber die Schüler unter euch im Gewand der Bescheidenheit, der Selbstbeschränkung und Dienstbereitschaft erblicken und sehen, dass sie ganz gewöhnliche, einfache Leute sind, so sagen sie: "Sind dies etwa die Helden der Wahrheit (haqiqat)? Oho! Wer sind denn diese da? Wo sind denn diese Leute, die sich darum bemühen, diesen heiligen Dienst zu verrichten, zu dem selbst die Heiligen in dieser Zeit nicht imstande sind?" Wenn sie Freunde sind, so fühlen sie sich enttäuscht. Sind sie aber Gegner, so finden sie, dass ihr Widerstand (mukhalef) berechtigt (haqli) ist. | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
Während Bediuzzaman Hazretleri sich in Denizli im Gefängnis befand, verfasste er zwischen zwei Freitagen die "Fruchtabhandlung (Meyve Risalesi)", ein sehr bedeutendes (Werk), welches neun Problemstellungen umfasst. Es ist ein Werk, das die Wahrheiten (haqiqat) der Risale-i Nur in sich umfasst und deshalb eine wertvolle Abhandlung (risalah). Die Nur-Schüler verbrachten ihre Zeit im Gefängnis, indem sie sich damit beschäftigten, diese Meyve Risalesi mehrmals abzuschreiben und miteinander zu lesen. Und zunächst einmal schrieb man heimlich auf das Innere von Streichholzschachteln und verteilte sie dann in den Zellen. Später verstand man dann, dass die "Meyve Risalesi" ganz besonders wertvoll und nützlich war und in den Gefängnissen gleichsam wie ein Gegengift wirkte, woraufhin diese Schreibtätigkeiten freigegeben wurden. So wurde sie auch an das Gericht in Denizli, an den Appellationsgerichtshof und an die Regierungsbehörde in Ankara gesandt, um dort als Verteidigungsschrift zu dienen. | |||
Da sie im Gefängnis in Denizli eine besonders nachhaltige Wirkung ausübte und in Denizli in gewisser Weise zum Werkzeug ihres Freispruchs wurde, weil sie die heiligen Wahrheiten (haqaiq) des Glaubens (qudsi haqaiq-i imaniye) beinhaltet, halten wir es für angemessen, die sechste und siebente Fragestellung der Fruchtabhandlung (Meyve Risalesi) wegen ihrer Bedeutung an dieser Stelle einzufügen. | |||
Denizli | |||
< | <span id="Meyve_Risalesi’nden_Altıncı_Mesele"></span> | ||
== [[ | ==[[Aus der Fruchtabhandlung - Sechste Problemstellung]]== | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
< | <span id="Meyve_Risalesi’nden_Yedinci_Mesele"></span> | ||
== [[ | == [[Aus der Fruchtabhandlung - Siebente Problemstellung]] == | ||
<nowiki>*</nowiki> * * | <nowiki>*</nowiki> * * | ||
------ | ------ | ||
<center> [[Kastamonu Hayatı]] ⇐ | [[Tarihçe-i Hayat]] | ⇒ [[Emirdağ Hayatı]] </center> | <center> [[Kastamonu Hayatı/de|Das Leben in Kastamonu]] ⇐ | [[Tarihçe-i Hayat/de| Biografie]] | ⇒ [[Emirdağ Hayatı/de|Das Leben in Emirdagh]] </center> | ||
------ | ------ | ||
düzenleme