Isparta Hayatı/de: Revizyonlar arasındaki fark
("Dieser wunderbare Dienst und Ihr Kampf (mudjahede), mit dem Sie sich seit 25, 30 Jahren mit unerschütterlicher Geduld und Ausdauer, allen Hindernissen und aller Mühsal zum Trotz, für die Verbreitung der Risale-i Nur einsetzen, wobei der Qur'an Ihr Herz erleuchtet (qalb-i munauwar), wird künftigen Generationen und den heldenmütigen islamischen Kämpfern ein Beispiel sein und als ein Vorbild (numune-i iktida) dienen, dem sie folgen werden. Die Strahle..." içeriğiyle yeni sayfa oluşturdu) |
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870. satır: | 870. satır: | ||
Diese Leute, die sich in fünffacher Hinsicht gesetzwidrig verhalten und in fünffacher Hinsicht die islamischen Gesetze verletzen und die nun in Wahrheit (haqiqi) selbst einer Gesetzwidrigkeit beschuldigt werden sollten, und mich nun schon seit zwei Jahren in meinem Inneren (vidjdan) unter dem Vorwurf ihrer merkwürdigen Gesetzlosigkeit quälen, werden sicherlich am Tage der Wiederversammlung vor dem großen Weltgericht ihre Strafe erhalten und dafür büßen müssen. Welches Gesetz in dieser Welt (dunya) erlaubt es nun eigentlich, einem Mann, obwohl er in der Tat seit 35 Jahren völlig isoliert lebt und noch nicht einmal in diesem kleinen Städtchen (kasaba) auf den Markt (und unter die Leute) geht, zu sagen: "Du trägst nicht die fränkische (= europäische) Mütze?" | Diese Leute, die sich in fünffacher Hinsicht gesetzwidrig verhalten und in fünffacher Hinsicht die islamischen Gesetze verletzen und die nun in Wahrheit (haqiqi) selbst einer Gesetzwidrigkeit beschuldigt werden sollten, und mich nun schon seit zwei Jahren in meinem Inneren (vidjdan) unter dem Vorwurf ihrer merkwürdigen Gesetzlosigkeit quälen, werden sicherlich am Tage der Wiederversammlung vor dem großen Weltgericht ihre Strafe erhalten und dafür büßen müssen. Welches Gesetz in dieser Welt (dunya) erlaubt es nun eigentlich, einem Mann, obwohl er in der Tat seit 35 Jahren völlig isoliert lebt und noch nicht einmal in diesem kleinen Städtchen (kasaba) auf den Markt (und unter die Leute) geht, zu sagen: "Du trägst nicht die fränkische (= europäische) Mütze?" | ||
Diesen Mann, der, obwohl ihn seit | Diesen Mann, der, obwohl ihn seit 28 Jahren in fünf Provinzen (vilayet) und vor fünf Gerichten die Polizei von fünf Vilayaten niemals wegen seiner Kopfbedeckung belästigt hat, und obwohl ihn insbesondere auch dieses Mal in Istanbul z.Zt. der Verhandlungen vor dem Gericht (mahkeme-i adilesi), wenn er vor den Augen von mehr als hundert Polizeibeamten, auch wenn er zwei Monate lang überall zu Fuß umherging, die Polizei ihm niemals lästig fiel, und wenn sogar das Revisonsgericht (mahkeme-i temyiz) den Beschluss verkündet hat, dass das Tragen einer Baskenmütze nicht verboten ist, und wenn selbst für alle Frauen, auch für die, welche ihr Haar offen tragen, und für alle Soldaten und die diensttuenden Beamten diese Bekleidung nicht vorgeschrieben ist, auch diese Bekleidung überhaupt keinen Sinn machen würde, und obwohl er noch nicht einmal eine öffentliche Funktion (vazifah) inne hatte - dort auch eine offizielle Bekleidung - eine Baskenmütze zu tragen überhaupt nicht vorgeschrieben ist, er darüber hinaus auch noch völlig isoliert lebt und überhaupt nicht unter Menschen geht und er im Ramadan (Ramazan-i Sherif), um seinen Geist (ruh) nicht mit derart gesetzwidrigen (hilaf-i kanun) und hässlichen Dingen zu beschäftigen und sich die Welt (dunya) nicht in Erinnerung zu rufen, selbst nicht mit seinen engsten Freunden zusammenkommt, der selbst wenn er krank war, keine Medizin einnahm, damit der Körper sich nicht mit Herz und Verstand (ruh ve kalb) beschäftigen solle, auch die Ärzte nicht aufsuchte, dann diesen Mann dennoch aufzufordern, sich einen Hut aufzusetzen, um dann genauso auszusehen wie die ausländischen Priester, ihn durch Maßnahmen der Justiz zu bedrohen, muss bei jedem, der auch nur über ein Quäntchen Gewissen (vidjdan) verfügt, mit Sicherheit Abscheu hervorrufen. | ||
Wenn z.B. derjenige, der ihn auffordert, sagt: "Ich leiste dem mir gegebenen Befehl gehorsam.", kann es sein, dass dieser Befehl (emir) auf einem Gesetz (kanun) beruht, das lediglich Zwang und reine Willkür (djebr-i keyfi) ist, weshalb er dann nicht sagen kann: "Ich leiste dem mir gegebenen Befehl gehorsam." So findet sich in der Tat im Weisen Qur'an eine Ayah, in der es, um es vor allem den Juden und Christen nicht gleich zu tun, heißt: | Wenn z.B. derjenige, der ihn auffordert, sagt: "Ich leiste dem mir gegebenen Befehl gehorsam.", kann es sein, dass dieser Befehl (emir) auf einem Gesetz (kanun) beruht, das lediglich Zwang und reine Willkür (djebr-i keyfi) ist, weshalb er dann nicht sagen kann: "Ich leiste dem mir gegebenen Befehl gehorsam." So findet sich in der Tat im Weisen Qur'an eine Ayah, in der es, um es vor allem den Juden und Christen nicht gleich zu tun, heißt: | ||
927. satır: | 927. satır: | ||
Unser strahlender Held und geliebter Meister (Ustadh), der Sie der allseits geehrte Verkündiger des Ehrwürdigen Qur'an im vierzehnten Jahrhundert islamischer Zeitrechnung sind und in dieser schrecklichen Zeit auf diese schreckliche Finsternis in großer Opferbereitschaft mit dem Lichte des Qur'an geantwortet haben und durch die allseitige Verbreitung der Risale-i Nur in hunderttausenden von Exemplaren mit den Schreibstift hunderttausender ihrer Schüler gegen die Glaubenslosigkeit und den absoluten Unglauben eine Mauer des Qur'an errichtet haben! | Unser strahlender Held und geliebter Meister (Ustadh), der Sie der allseits geehrte Verkündiger des Ehrwürdigen Qur'an im vierzehnten Jahrhundert islamischer Zeitrechnung sind und in dieser schrecklichen Zeit auf diese schreckliche Finsternis in großer Opferbereitschaft mit dem Lichte des Qur'an geantwortet haben und durch die allseitige Verbreitung der Risale-i Nur in hunderttausenden von Exemplaren mit den Schreibstift hunderttausender ihrer Schüler gegen die Glaubenslosigkeit und den absoluten Unglauben eine Mauer des Qur'an errichtet haben! | ||
Wir beglückwünschen Sie, die sie den Welten Liebe und Glück (rahmet ve saadet) gebracht, der Menschheit Trost und Segen (selamet) geschenkt und mit Ihrem heiligen Dienst den Leuten des Glaubens (ehl-i iman) die frohe Kunde gebracht und bewiesen haben, dass das Reich Gottes, welches alle Kontinente umfassen wird, bereits sichtbar geworden ist und seine Spuren sich zu zeigen beginnen. Und so wünschen wir Ihnen aus ganzer Seele (ruh) Segen zu dem lichtvollen und großen Fest (bayram). Wir erbitten (dua) für Sie von Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) ein langes Leben und küssen Ihre Hände mit Hochachtung. | |||
Die Studenten der Universität Ankara | |||
Ankara | |||
'''İsmail, Salih, Âtıf, Ahmed, Ziya, Mehmed, Abdullah''' | '''İsmail, Salih, Âtıf, Ahmed, Ziya, Mehmed, Abdullah''' | ||
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< | <span id="Üstad_Said_Nursî’nin_Isparta’da_İkametleri"></span> | ||
== | ==Der Verbleib von Ustadh Said Nursi in Isparta== | ||
Im Sommer des Jahres 1953 gelangte der Meister (Ustadh) von Emirdagh nach Isparta. In Isparta gab es sehr viele getreue Schüler. In einem bereits zuvor geschriebenen Brief bezeichnet (Ustadh) Isparta mit seiner Erde, seinen Steinen als gesegnet (mubarak). Dabei erklärte er, dass die Risale-i Nur hier ihre Gestalt erhielt und von hier ihren Ausgang nahm. Ihr Zustandekommen (vudjud) war der mächtigste Anlass für sein geistliches (manevi) Leben hier in Isparta und für dessen Fortdauer. In der Tat hat Isparta durch die Zeugnisse (shahadah) der Ereignisse in vielen Jahren gezeigt und bewiesen, dass sie dieser Zuneigung ihres Meisters (Ustadh) würdig ist. Denn Barla, wo die Risale-i Nur verfasst wurde und wo auch ihre erste Medresse entstand, liegt im Bezirk Isparta. Die großen Bände der Risale-i Nur wurden hier verfasst. | |||
1953 | |||
Die Risale-i Nur wurde in Furcht erregender Zeit mit Tausenden Stiften abgeschrieben und in Isparta und den (umliegenden) Dörfern durch ihre Schüler veröffentlicht. Um ein Beispiel zu zeigen, genügt es, das Dörfchen Sav anzuführen. Zu der Zeit als sich Ustadh in Kastamonu befand, haben in dem Dorf "Sav" (in der Nähe von) Isparta jahrelang bis zu Tausend Stifte daran gearbeitet, die Risale-i Nur abzuschreiben und zu vervielfältigen. | |||
Risale-i | |||
Die Zentren der Risale-i Nur sind in Isparta, deren jede einzelne (mit allen anderen eine solche) Verbundenheit zeigt, als wären sie eine ganze Provinz (vilayet), ja vielleicht eine noch engere (Beziehung), und arbeiten an der Verbreitung der Risale-i Nur wie die Sendestation einer Rundfunkzentrale. Gül und Nur, die an der Herstellung (der Risale-i Nur) beteiligt sind, und alle die Schüler in ihrer Nähe, sowie die Gruppe um Mübarek, sie alle befinden sich im Vilayat Isparta. | |||
Auch die älteren Brüder, deren jeder einzelne hinsichtlich seines Dienstes am Qur'an einem geistlichen Pol (qutub) gleicht, auf den stolz zu sein die Brüder allen Grund (medar-i iftihar) haben, stammen alle aus Isparta. | |||
Auch das Amtsgericht und die Sicherheitsbehörden in Isparta haben sich in Dingen der Risale-i Nur stets einsichtsvoll verhalten. Der Meister (Ustadh) hat oftmals für das Amtsgericht in Isparta gebetet (dua). In dieser Hinsicht hat er Isparta für die übrigen Vilayate als gutes Beispiel angeführt. | |||
Unter diesen oder ähnlichen Umständen beschloss der Meister (Ustadh) den Rest seines Lebens in Isparta zu verbringen und dort dem Tod unter seinen gesegneten, getreuen Brüdern entgegen zu sehen, verfügte in seinem Testament, in Isparta, Sav oder Barla begraben zu werden und begab sich so nach Isparta. Dort mietete er sich ein Haus. An seiner Seite befanden sich vier, fünf Schüler. Mit ihnen gemeinsam rief der Meister (Ustadh) seine eigene dershane-i Nuriye ins Leben. | |||
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979. satır: | 956. satır: | ||
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< | <span id="Isparta’daki_Hayatından_Muhtelif_Safhalar"></span> | ||
== | ==Einige Perioden aus seinem Leben in Isparta== | ||
'''Der Ablauf der Gerichtsverhandlung:''' | |||
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Noch bevor die Bücher vonseiten des Gerichtshofes in Afyon wieder frei gegeben wurden, begann man in Malatya aufgrund eines Vorfalls in verschiedenen Vilayaten und an einzelnen Orten (kasaba) Untersuchungen anzustellen und Prozessverfahren zu eröffnen. Derartige Prozesse wegen der Risale-i Nur und gegen die Nurdjus gab es z.B. in Mersin, Rize und Diyarbakir. Am Ende plädierten die Gerichte zwar für einen Freispruch, doch mussten sich die Anwälte aus Isparta zu den Untersuchungen, die in einigen Vilayaten durchgeführt wurden und zur Eröffnung umfangreicher Verhöre gegen die Nurdjus hinbegeben. Gegen mehr als 80 Schüler der Risale-i Nur wurden Anklagen vorbereitet und Vernehmungsprotokolle den Richtern vorgelegt. | |||
Afyon | |||
Sehr viele Geheimagenten der Polizei begannen nun, sich unter die Nur-Schüler zu mischen, unter ihnen umherzugehen und jede ihrer Bewegungen zu kontrollieren. An Orten wie Ankara, Istanbul, Adapazari, Safranbolu, Karabük, Dinar, Inebolu und Van wurden Nachforschungen angestellt und Verhöre durchgeführt. Am Ende all dieser Nachforschungen und Durchsuchungen gelangte man ganz allgemein zu dem Ergebnis: | |||
es konnten keinerlei verdächtige Aktivitäten gegen Volk und Staat entdeckt werden! Ganz im Gegensatz dazu füllte sich nun die Brust eines jeden Mitbürgers mit Stolz. Denn es wurde bekannt gegeben, dass alle Aktivitäten, die für die Wissenschaft (ilm), den Glauben (iman), im Dienst für das Vaterland unternommen wurden, der Einsatz für Ethik und Moral (akhlaq), den man bisher entdeckt hatte, dass außer all diesen Zielen und der Absicht, die Risale-i Nur zu lesen, sie zu verbreiten und Vorlesungen zu veranstalten nichts gefunden werden konnte "weswegen man die Nurdjus hätte beschuldigen können, was hätte ein Anlass zur Klage sein können. Man habe keine derartigen Veranstaltungen oder Tätigkeiten wahrnehmen können." Man sei im ganzen Lande zu dieser Überzeugung gelangt. So haben denn alle diese Untersuchungen zum Verständnis der Wahrhaftigkeit der Risale-i Nur geführt. So wurde beschlossen, die Risale-i Nur (ihre Schriften und deren Verbreitung) freizugeben. | |||
Nun errichteten die in Urfa und Diyarbakir tätigen Nur-Schüler eine Medresse-i Nuriye. Da also jetzt die Risale-i Nur in allen Volksschichten, besonders aber in den sich nun bildenden Gemeinschaften von Schülern und jungen Leuten gelesen wurde, begann man auch, wissenschaftlichen Vorlesungen (ilmi dersler) abzuhalten. Zur gleichen Zeit gewannen die so bedeutenden Studenten der Wissenschaft (talebe-i ulûm) gleichfalls an Ansehen. Auch in den östlichen Landesteilen gewann der Dienst am Glauben (iman) immer mehr an Bedeutung. Zu gleicher Zeit wurde einmal in Diyarbakir gegen einen Nur-Schüler, der im Dienst am Glauben (iman) und am Qur'an tätig war, ein Prozess eröffnet, der aber ebenfalls auf einen Freispruch hinaus lief. Das war für die Gläubigen ein Anlass zu Freude und Dankbarkeit. | |||
Urfa | |||
Das Verfahren, das bis dahin in Afyon noch anhängig war, wurde beendet. Die Beratungskommission des Amtes für Religiöse Angelegenheiten (Diyanet Ishleri Müshavere Kurulu) hatte 1956 die Risale-i Nur geprüft und in ihrem Bericht den besonderen Dienst der Risale-i Nur hinsichtlich der Vervollkommnung von Glaube, Ethik und Moral (iman ve akhlaq) bekannt gegeben. Aufgrund dieses Berichtes hat nun der Gerichtshof in Afyon die Werke der Risale-i Nur und ihre Zulassung in der Öffentlichkeit frei gegeben. Dieses Urteil ist rechtskräftig. | |||
Nach diesem Freispruch durch das Amtsgericht in Afyon hat nun auch der Untersuchungsrichter das Gerichtsverfahren eingestellt. So hat denn die Risale-i Nur, nachdem sie durch einige Siebe der Justiz hindurchgegangen ist, eine umfassende und vollständige Freiheit erlangt und ihren guten Ruf gewonnen. | |||
Afyon | |||
'''Die Verbreitung der Risale-i Nur:''' | |||
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Während sich nun der Dienst an der Risale-i Nur auch an einigen Orten Anatoliens fortsetzt, findet sich heute nicht nur besonders im engeren Kreis von Istanbul, Diyarbakir und der Medresse-i Nuriyeler in Urfa, sondern auch in deren sehr weit ausgedehntem Umland dieser Dienst am Glauben (hizmet-i imaniye). Diese Dienste werden nicht nur von einem einzelnen Menschen, von einem einzelnen Zentrum, von einer ganz bestimmten Persönlichkeit, nein, weil es sich hier um einen Dienst am Qur'an handelt, in vielerlei Hinsicht von sehr vielen verschiedenen Personen geleistet und erfüllt. Unzählige getreue Schüler, deren Namen wir nicht kennen, aufrichtige Gläubige, arbeiten an dieser heiligen Aufgabe (hizmet-i qudsiye) und werden in der Verbreitung des Mohammedanischen Lichtes eingesetzt. | |||
Die Schüler an der Universität von Ankara und die ehrenwerten, ideal gesinnten Personen bemühen sich darum, die Werke der Risale-i Nur zu drucken und überall zu verbreiten und besonders die Hände all der vielen zu erreichen, die bereit sind, sich der neuen Buchstaben zu bedienen. Die jungen Leute, besonders die an den modernen Schulen, welche die gesamte Verbreitung der Risale-i Nur übernommen haben und gerade hierfür eine besonders große Einsatzfreude zeigen, sind für dieses Land und sein Volk ein großes Glück. Denn kein Mensch, der nicht diesen Vorteil für sich in Anspruch nimmt und nicht einzig für Gottes Wohlgefallen (riza-yi Ilahi) tätig ist, kann ihnen zeigen, dass er wahrhaftig zu den edlen Kindern dieses Volkes gehört. | |||
< | <span id="Üstadın_Barla’ya_Gidişi"></span> | ||
== | ==Die Ankunft des Meisters (Ustadh) in Barla== | ||
Der Meister (Ustadh) hatte Barla vor 25 Jahren verlassen und war bis heute (1956) nicht mehr dorthin zurückgekehrt. Dabei war er mit Barla mehr noch als mit seinem eigenen Dorf (in dem er geboren wurde - A.d.Ü.) verbunden. Denn hier hatte er begonnen, die Risale-i Nur, die sein geistliches Leben (hayat-i maneviye) werden sollte, zu verfassen. Die "Worte (Sözler)", "Briefe (Mektubat)" und "Lichtfunken (Lemaat-i Nuriye)", die das Licht (Nur) der Rechtleitung (hidayat) durch den weisen Qur'an darstellen, haben sich von hier aus in alle Richtungen verbreitet. Aus diesem Grunde wurde Barla zum Zentrum des ersten Lehrhauses (dershane) der Risale-i Nur. | |||
Zwar war sein Leben in Barla (1923-31) durch seine Verbannung, sein Einsiedlerdasein und seine ständige Überwachung bitter gewesen, doch da (Barla) der Ort wurde, an dem er die Wahrheiten (haqiqat) der Risale-i Nur niederschrieb, wurde sein Leben hier für den Meister (Ustadh) das süßeste und lieblichste, wie man das Leben in Barla dennoch nennen könnte. Dieses Mal kehrte er nach Barla nicht in die Verbannung, nicht in ein Gefängnis, sondern auf eigenen Wunsch (riza) und freiwillig zurück. Er kam an einem schönen Frühlingstag nach Barla. Ein Großteil seiner Schüler zog ihrem Meister (Ustadh) entgegen. Als der Meister (Ustadh) sich dem Ort näherte, an dem er 8 Jahre gelebt hatte und wo seine Schule (Medresse-i nuriye) gewesen war, konnte er nicht mehr an sich halten und seine gesegneten Augen füllten sich mit Tränen. Auch war es, als wolle die majestätische alte Platane ihn grüßen. | |||
Einmal, da hatte man ihn, nachdem er schon 8 Jahre dort gewohnt hatte, nach Isparta deportiert. Als er damals gehen musste, hat ihn diese gesegnete Platane innerlich (manen) wieder aufgerichtet und dem Meister (Ustadh) mit ihren Ästen wie mit majestätischen Flügeln, als wolle sie sich im Gebet vor Gott dem Gerechten niederwerfen (Djenabi Haqq'a olan sedjdevari ubudiyetiyle), ihren Abschiedsgruß entboten. Diesmal aber, als sie dem Meister (Ustadh) nach langer Trennung wieder begegnete, warf sie sich vor Freude abermals vor ihrem barmherzigen Schöpfer nieder in Dankbarkeit (Khaliq-i Rahman'a sedjde-i shukrana). Der Meister (Ustadh) aber breitete seine Arme an dieser gesegneten Platane aus und sagte zu den neben ihm stehenden Schülern und den übrigen Leuten, sie mögen ihn jetzt allein lassen, da er seine Tränen kaum mehr zurückhalten konnte. Dann ging er in das Zimmer seines Lehrhauses (Nur Dershane) und blieb dort zwei Stunden; und draußen konnte man sein trauriges Weinen hören. | |||
In der Tat erfuhr er nun ohne allen Zweifel zahllose Erscheinungen der göttlichen Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye). Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da wurde er von Ost-Anatolien in die Gegend von Isparta verbannt. Von Isparta schickte man ihn dann in die Berge in der Nähe von Barla ins Exil. Dort sollte er dann (eines Tages) gestorben und vergessen sein. Eine solche Persönlichkeit, deren bisheriges Leben (tarihtje hayatin) Zeugnis seines Heldenmutes und seiner Opferbereitschaft gewesen war, der sich die Wahrheiten (haqiqat) des Weisen Qur'an ganz unmittelbar zu eigen gemacht hatte, glaubte, dass das Glück eines Einzelnen wie auch eines ganzen Volkes von seinem Festhalten an den Wahrheiten der Islamiyet (abhängig ist). Und so war denn er auch derjenige, der dies laut verkündigte und der dafür mit vernunftgemäßen Beweisen in die Arena der Wissenschaften (ilim) trat. | |||
Er hatte drei Epochen {in der Geschichte des Osmanischen Reiches und der späteren Türkischen Republik. (A.d.Ü.)} überlebt, jedoch seinen Nacken vor den Kommandanten nicht gebeugt, sich von dem heiligen Ruf (qudsi dava) nicht abgewandt. | |||
Er wurde verwundet; ja man hat sogar versucht ihn zu vergiften; doch er starb nicht. Wogen der Ereignisse, hoch wie Berge, konnten ihn nicht entmutigen. Die gegenwärtigen Strömungen in unserem Jahrhundert, welche ganze Völker und Nationen ergriffen und deren Meinungen und Denkweisen verändert haben, konnten diese Persönlichkeit nicht von seinem Ruf (dava) abbringen, dem Weg des Qur'an und des Glaubens (iman) zu folgen. Mit der Kühnheit seines Glaubens war er in tiefster Seele davon überzeugt, dass die Wahrheit (haqiqat), zu der er aufruft (dava), eines Tages vom Volk angenommen werde. Dann würde es nicht mehr einen Said, sondern tausende, ja sogar hunderttausende Saids geben. Die Entfaltung und der Sieg der Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) und ihre Verbreitung in der menschlichen Gemeinschaft wird nun beginnen... und die dunklen Wolken, die jetzt am Horizont den Islam überziehen, werden mit der Fackel der Rechtleitung (hidayat) in der Hand des Qur'an davon gejagt werden. Der Geist (ruh) des Glaubens (iman), von dem man bisher geglaubt hatte, dass er bereits im Sterben liege, wird neu wiederbelebt werden... wird den Seelen wieder neues Leben einflößen (djanlara djan katadjak)... Das islamische Volk, das bereits im Geiste (manen) zu sterben begann, wird wieder neu ins Leben (ihya) gerufen werden... Dann wird man auch im materiellen wie im geistigen Bereich verkündigt haben, dass der Herr der Welt (aleme efendi) - nach dem Willen Gottes (bi'iznillah) - in dieser Welt (djihana) die Herrschaft (efendilik) über die Islamiyet inne hat. | |||
So wurde denn diese allseits verehrte Persönlichkeit, die der Träger und Verbreiter dieser heiligen Wahrheit (qudsi haqiqat) ist und auf den die heutige Menschheit wahrhaftig (haqiqat) stolz (medar-i iftihar) sein kann, entsprechend den Plänen der Feinde des Glaubens (din) - damals - in diese Ortschaft gesandt, damit er gegen das Regime, das sie sich in Anatolien bereits aufgebaut hatten, nichts mehr unternehmen könne und so einen aktiven Eingriff verhindert. Aber ach! Da hatte er sich schon prinzipiell aus der Politik zurückgezogen. Er wollte sich in die Angelegenheiten der Leute dieser Welt (ehl-i dunyanin dunyasi) nicht mehr einmischen. Er arbeitete nun an der Verfassung und Verbreitung der Wahrheit (haqiqat), um in ihr die Zukunft zu erleuchten. Und Gott (Allah), der Herr des Alls (kainatin sahibi) und Sachwalter aller Ereignisse wurde sein Beschützer, sein Beistand und sein Helfer. | |||
Als er nun 25 Jahre später zurückkehrte nach Barla, betrachtete er seine Erfahrungen im Dienst am Glauben (hizmet-i imaniye) als ein großes Geschenk (ikram), dachte über die Gnadengaben (inayet) nach, beobachtete die Dinge rückblickend und freute sich darüber und weinte vor Freude und warf sich nieder in Dankbarkeit (sedjde-i shukran). | |||
So nahm nun der Meister (Ustadh) Wohnung in Isparta. Dabei begab er sich manchmal nach Emirdagh und manchmal nach Barla. Weil aber dort die Zentren lagen, wo die Risale-i Nur verfasst worden und von wo aus sie sich verbreitet hatte, fühlte er sich dort innerlich (ruh) besonders stark verbunden. Da er sich jedoch bereits im neunten Jahrzehnt seines Lebens befand und man bereits einige Male versucht hatte, ihn zu vergiften, war er zugleich auch sehr unruhig. Seine Gesundheit war deshalb besonders stark angegriffen und sein Zustand unbeschreiblich labil. Auch innerlich (ruh), emotional, war er besonders empfindlich. Und die Welt (alem), besonders die Welt des Islam und vor allem der Bereich der Risale-i Nur und was ihn innerlich (vudjud-u manevi) berührte, beide Dinge {der Islam und die Risale-i Nur (A.d.Ü.)} bereiteten ihm in ihrem Wesen (vudjud) heftige Qualen. Zwar wirkten die Gebete (dua) seiner Schüler und die Verbreitung der Lichter des Glaubens (envar-i imaniye) wie eine heilende Salbe, doch aufgrund seines so weitreichenden Mitleids (shefqat) verstärkten sich diese Qualen von Zeit zu Zeit. Aus diesem Grunde war eine Luftveränderung besonders notwendig. So blieb er nie länger an einem Ort. Unternahm er zu einer solchen Luftveränderung einen Ausflug, so besserte sich seine Krankheit teilweise und er konnte wieder leichter atmen. | |||
Da aber nun die Risale-i Nur bereits so weit verbreitet war und es überall so viele seiner Schüler gab, vermied der Meister (Ustadh) es nun völlig, noch mit den Leuten zu reden und zog sich ganz von ihnen zurück. "Meine stillen Gespräche (sohbet) mit der Risale-i Nur sind zehnmal nützlicher.", sagte er und lehnte auch alle Besuche ab. Auch mit den Schülern an seiner Seite sprach er nur, falls das nötig war. | |||
Schließlich sprach er darüber, dass die letzte Phase seines Lebens gekommen sei, zweifelte stets, ob er das Ende dieses Monats noch erleben werde und erwartete auf diese Weise sein Ende. Mit der Verbreitung der Risale-i Nur war er dankbar und zufrieden. Jeden Schritt, den das Volk und seine Regierung auf dem Wege zur Islamiyet und zu seinem Glück taten, begrüßte er, gab ihm seine Zustimmung und wusste ihn zu schätzen. Er wandelte auf den Pfaden der Wahrheit und Gerechtigkeit (haqq) und betete (dua) für Menschen, welche die Kennzeichen einer islamischen Lebensführung aufrecht erhalten wollten. Zu gleicher Zeit wünschte er der islamischen Welt geistig wie materiell Heil und Segen (selamet ve saadet) und empfand über den auf diesem Wege unternommenen inneren und äußeren Eifer in unendlichem Maße Freude und Zufriedenheit. | |||
Und so verkündete er denn, in dem Wissen, dass die Risale-i Nur, die als ein Wunder des Weisen Qur'an in unsere Zeit gehört und dass die qur'anischen Wahrheiten (haqiqat), um unser Vaterland vor der Gefahr des Kommunismus zu schützen, in der Risale-i Nur bewahrt werden und in der islamischen Welt (alem) die Quelle der Brüderlichkeit, der Fraternität (ukhuvvet) und der Einheit darstellt. So konnte man nun auch hören, dass unser Glück in dieser wie in jener Welt (dunyevi ve ukhrevi saadet) daran gebunden ist, dass wir an dieser Wahrheit (haqiqat) festhalten. | |||
Risale-i | |||
Deshalb war es auch seine Überzeugung, dass es absolut notwendig ist, dass sich die Risale-i Nur nicht nur in Anatolien sondern auch in den übrigen islamischen Ländern verbreiten wird. Und so wies er denn auch darauf hin, dass vor allem politischen Eifer und dergleichen Aktivitäten die Verbreitung der Risale-i Nur sinnvoll und erforderlich ist. | |||
Risale-i | |||
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12.43, 28 Haziran 2024 itibarı ile sayfanın şu anki hâli
Achter Abschnitt
Das Leben in Isparta
Nach 1950
Ustadh Said Nursi wurde aus dem Gefängnis in Afyon am Morgen des ersten September 1949 entlassen. Zwei Kommissare brachten ihn mit einer Droschke in ein Haus. Dort fanden sich auch seine Schüler ein, um ihm zu Diensten zu sein.
Im Leben des Meisters nach seiner Gefangenschaft in Afyon zeigten sich nun die nachstehenden Veränderungen.
Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Meister zur Nachtzeit niemanden in seinem Hause geduldet. Vom Abend bis zum ersten Hahnenschrei hielt er seine Türe verschlossen.
Nach seiner Gefangenschaft in Afyon aber blieben einige seiner getreuen Schüler ihm für seine persönlichen Dienste zur Seite. Doch behielt der Meister auch weiterhin sein privates Zimmer. Nur zu Zeiten, in denen er der Hilfe bedurfte, konnte man dort zu ihm kommen.
Nach seiner Gefangenschaft in Afyon zeigte es sich nun, dass der Meister, wie er selbst erzählt, gleichsam ein "dritter Said" wurde. Denn danach ging sein Dienst an der Risale-i Nur in eine neue Phase über. So setzte denn eine völlig neue Entwicklung ein. Diejenigen, welche dem Meister zu Hilfe kamen und ihm im Dienste an der Risale-i Nur zur Seite traten, gingen meistens noch zur Schule. Die göttliche Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye) verwandelte das Unglück, Gefangener in Afyon zu sein, in vielerlei Hinsicht in einen Akt der Barmherzigkeit (rahmet).
Ein Aspekt dieser Barmherzigkeit (rahmet) war folgender: Während der Tage, an denen die Gerichtsverhandlungen stattfanden, kamen die Nur-Schüler aus allen umliegenden Städten und Dörfern (vilayet ve kaza) und lernten sich dort kennen. Dort fanden sie auch die Multiplikatoren (Informationsträger), die ihnen von ihrem Meister, von der Risale-i Nur und über den Dienst an ihr erzählten. So entwickelte sich unter ihren Händen aus einer engen brüderlichen Gemeinschaft eine geistige Kraft (quvve-i manevi), die sich (mit all ihren Elementen) durch ein auf das Jenseits und ein auf den Glauben (ukhrevi ve imani) ausgerichtetes (Leben) in der Zufriedenheit Gottes (riza-yi Ilahi) auf sie herabsenkte. Diejenigen, welche an diesen Gerichtstagen in der langen Reihe derer, welche zusammen mit ihrem Meister die Schar seiner mutigen Schüler bildeten, zum Gerichtsgebäude zogen, wurden nun das Fahrzeug, geformt aus den Herzen (qalb) der Gläubigen (mu'min), in denen sich um Gottes willen eine grenzende Liebe (muhabbet) und innere Nähe entwickelte. In der Auswirkung dieser Prozesse aber geschah es, dass sie der Anlass wurden, den Dienst für die Sache des Glaubens (iman) und des Islam zu fördern.
Den Feinden des Glaubens (iman) zum Trotz war es nun, dass in der Folge dieses Unglücks viele tapfere und mutige Menschen durch die Risale-i Nur den Dienst am Glauben (iman) übernahmen und ihn sich zum Ziel ihres Lebens (hayat) setzten. Es tauchten immer neue gebildete Schüler auf.
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis aber standen nun ständig ein oder zwei Polizisten vor der Haustüre des Meisters Wache und ließen niemanden zu ihm hinein. Auch während er noch im Gefängnis saß, versetzten sie die Leute in Angst und Schrecken, indem sie überall Lügen und Verleumdungen über ihn verbreiteten, wobei auch eine Nachricht die Runde machte, Bediuzzaman werde demnächst aufgehängt werden.
Nachdem der Meister zwei Monate in Afyon verbracht hatte, wurde er nach Emirdagh gebracht. In Emirdagh aber gab es bereits sehr viele Schüler der Risale-i Nur. Diese Schüler verrichteten nun dort die Dienste der Nurdjus (hizmet-i Nuriye).
Wie verlief der Dienst (hizmet-i Nuriye) nach der Gefangenschaft in Afyon?
In Isparta wurde die Herausgabe der maschinell vervielfältigten Bände der Risale-i Nur fortgesetzt. Der Meister war wieder, so wie es seine Gewohnheit war, mit den Korrekturen beschäftigt. Nur war der Dienst (hizmet-i Nuriye) nach dem Ende der Gefangenschaft nun in verschiedene Aufgabenbereiche unterteilt. Nur war jetzt die Herausgabe nicht mehr auf die Vervielfältigung und die Abschriften von Hand beschränkt. In damaliger Zeit konnten die verschiedenen Bereiche des Dienstes auf folgende Weise dargestellt werden:
1 - In den verschiedenen Dörfern, Städten und Bezirken (vilayet, kasaba ve köy) setzen sich die Nur-Schüler in ihrer jeweiligen Umgebung dafür ein, die Nur-Werke sowohl selbst zu lesen und zu schreiben, als auch sie bei anderen vorzulesen und zu verbreiten.
2 - In Isparta und Inebolu die Risale-i Nur maschinell zu vervielfältigen, zu binden und sie in ihrer Umgebung zu verbreiten.
3 - In Ankara und Istanbul unter den verschiedenen Gruppen der Bevölkerung, besonders aber an den Universitäten, unter den verschiedenen Schülern und Studenten, den jungen Leuten, den Beamten und Angestellten und auch unter den Frauen die Nur-Werke zu verbreiten, sie zu lesen und so bei vielen im Sinne der Risale-i Nur ein vertieftes inneres (manevi) Interesse zu wecken. So sollten aus ihnen aufrichtige, opferbereite Diener des Glaubens (iman) hervorgehen. Die rasche Entfaltung des Lichtes des Glaubens (nur-u iman) in diesen beiden Zentren.
4 - Zu den zuständigen Behörden wegen der Rückgabe der (beschlagnahmten) Bücher, wegen ihrer neuerlichen Beschlagnahmung an verschiedenen anderen Orten und der gleichzeitigen Belästigungen ihrer Schüler Kontakt aufnehmen. Die Risale-i Nur im Lande und unter dem Volk hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Heil künftiger Generationen bekannt machen und dort eine ehrliche Überzeugungsarbeit leisten... Die neue türkische Regierung (sollte) dieses neue und vollkommene Licht des Qur'an als wertvoll betrachten. Durch die modernsten Mittel der Verbreitung sollte es sowohl in Anatolien als auch in der Islamischen Welt und der ganzen Menschheit bekannt gemacht werden.
5 - Die Verbreitung der Risale-i Nur in den östlichen Gebieten (vilayet).
So hatte also Said Nursi nachdem er aus dem Gefängnis in Afyon entlassen und nach Emirdagh gebracht worden war, einen neuen Blickwinkel für die einzelnen Phasen seines Dienstes gefunden und interessierte sich nun hinsichtlich seines Dienstes auch für den Sitz der Regierung. Bis zu dieser Zeit war der Dienst an der Risale-i Nur einzig auf die Vervielfältigung dieser Werke durch Abschreiben beschränkt. Der Meister hatte seit den frühen Jahren in Barla stets Kontakt zu seinen engsten Schülern gehalten, die sich um die Verbreitung der Risale-i Nur bemühten, sie zu ihrem Dienst beglückwünscht und ihnen Mut gemacht. In letzter Zeit haben sich jedoch die Schüler, Studenten und Beamten für die Nur-Werke interessiert. Und nun traten die Schüler auf den Plan, erkannten in den Nur-Werken den Sinn ihres Leben (hayat) und begannen ihren Dienst, worin sie für das Land, für das Volk und die Islamiyet einen bedeutenden Dienst leisteten.
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Der Beschluss des Gerichtes zu Afyon, die Risale-i Nur zu beschlagnahmen, wurde durch das Revisionsgericht von Grund aus aufgehoben. Einer der Gründe, die schließlich zur Aufhebung des Gerichtsbeschlusses geführt haben, war der, dass das Schwurgericht (Aghir Djeza Mahkeme) in Afyon bei der Urteilsbegründung seines Schuldspruches Abhandlungen (risalah) vorlegte, ohne zu erwähnen, dass diese Werke (bereits von dem Gericht) in Denizli (als unbedenklich) freigegeben worden waren. Das aber hatte zur Folge, dass die schon einmal freigegebenen Werke einen (erneuten) Schuldspruch von vornherein nichtig werden ließen. So wurde denn nur bestätigt, dass nach einem (bereits früher) rechtskräftig gewordenen Revisionsverfahren, die Eröffnung eines erneuten Gerichtsverfahrens (von vornherein) rechtswidrig ist.
Nachdem also nun das Revisionsverfahren zu einer Aufhebung geführt hatte, begann man in Afyon erneut zu verhandeln. Doch während noch das Gericht weiter verhandelte, gelangte die Demokratische Partei an die Regierung (hükumet), übernahm die Macht (iktidar) im Staate und verkündete eine allgemeine Amnestie. Da nun diese Akte gleichfalls unter das Amnestie-Gesetz fiel, wurde das Verfahren bei dem Gericht in Afyon (dementsprechend offiziell) eingestellt.(*[1])
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Said Nursi hatte bereits vor seiner Inhaftierung in Afyon bestimmt, dass der Direktor des Religionsministeriums (Diyanet Ishleri Reisi Ahmed Hamdi) zwei Gesamtausgaben der Risale-i Nur erhalten solle; eine Gesamtausgabe sollte er in seine Bibliothek (Diyanet Ishleri Kütübhanesine) stellen und eine weitere Gesamtausgabe für sich selbst behalten. Dann aber ereignete sich diese Geschichte mit dem Gefängnis und er konnte die Bände nicht mehr abschicken. Nachdem man ihn aber vom Gefängnis nach Emirdagh gebracht hatte, (setzte) der Meister sich hin, korrigierte die beiden bereits vorbereiteten Gesamtausgaben, übersandte sie Ahmed Hamdi und schrieb ihm nachstehenden persönlichen Brief:
Sehr geehrter Herr Ahmed Hamdi!
Etwas, das meine Seele umtreibt (hadise-i ruhiye), möchte ich Ihnen hierbei gerne mitteilen: Vor langer Zeit war es, dass Ihre Gedankenwelt (fikr) und die der Ihnen unterstellten (meslek) Hodjas auf das, was erlaubt (ruhsata) ist, ausgerichtet ist und die Dinge nach bestem Wissen und Gewissen (azimet-i sher'iye) vernachlässigt, was meiner eigenen Gedankenwelt (fikr) entsprechend nicht angemessen wäre. Das ist mir ihretwegen wie deinetwegen sauer aufgestoßen. Ich habe mich damals gefragt: "Warum handelt der nicht nach seinem Gewissen (azimet-i sher'-iye) und bewegt sich stattdessen an der Grenze des Zulässigen (ruhsata)?" und unmittelbar danach Ihnen die Risale-i Nur nicht mehr zugesandt. Vor drei, vier Jahren begann ich dann allerdings die Dinge etwas kritischer zu betrachten und in meinem Herzen (qalb) zu bedauern. Und dann empfing ich mit einem Mal die folgende Ermahnung:
"Es gibt unter deinen alten Mitschülern vor allem noch einige Leute wie Ahmed Hamdi, die sich in all dieser fürchterlichen, gewaltigen Zerstörung nach dem Grundsatz der Schadensbegrenzung darum bemühen, auch weiterhin einem Teil ihrer Verpflichtungen in der Wissenschaft (ilm) und der Erkenntnis nachzukommen und zu bewahren, was ihnen heilig (muqaddesat) ist, dabei alles, was gefährlich ist auf ein Viertel herabzumindern, weshalb ihnen Gott (insha-a'llah) in ihrer Notlage all dies als eine Entschuldigung oder Bußübung anrechnen möge, wenn sie in der Gefahr tun, was gerade noch erlaubt (ruhsat) oder vielleicht schon ein Fehler ist." Dies vernahm ich in meinem Herzen (qalb) als eine nachdrückliche Ermahnung. So habe ich denn damit begonnen, Sie und die Ihren seit dieser Zeit wieder wie meine alten Mitschüler (Medresse kardeshlerim) und Schulkollegen (ders arkadashlarim) mit den Augen wahrer Brüderlichkeit zu betrachten.
Aus diesem Grund habe ich, als ich schon glaubte, die Krankheit nach meiner schweren Vergiftung werde mit dem Tode enden, daran gedacht, dass einmal Sie selbst statt meiner der wahre Besitzer, Beschützer und Bewahrer der Risale-i Nur sein werden und weil Sie schon vor drei Jahren einmal den ausdrücklichen Wunsch geäußert hatten, eine Gesamtausgabe der Risale-i Nur zu besitzen, habe ich mich entschlossen (niyet), es Ihnen auch zu geben. Z.Zt. habe ich leider kein Exemplar, dass schon vollständig abgeschrieben und von mir korrigiert worden wäre.
Allerdings gelang es drei Nur-Schülern ihre einzelnen vor 15 Jahren abgeschriebenen Exemplare zu einer Gesamtausgabe zusammenzufügen. Ich habe sie eigens für Sie während meiner schweren Krankheit einigermaßen korrigiert. Diese eine von drei Schülern abgeschriebene Gesamtausgabe ist mir ebenso wertvoll wie zehn von ihnen. Ich hätte diese Sammlung niemandem außer Dir gegeben. Ihr Preis entspricht ihrem geistigen (manevi) Wert und umfasst drei Dinge:
Erstens: Sie sollen - soweit das möglich ist - für das Direktorium (Diyanet Riyaseti) und alle seine Unterabteilungen, wenn möglich noch mit den alten (arabischen) und falls nicht, dann mit den neuen (lateinischen) Buchstaben, unter Mithilfe meiner engsten Freunde, von denen unbedingt einer die Korrektur (der Druckfahnen) beaufsichtigt, zwanzig, dreißig Ausgaben drucken lassen und sie den Unterabteilungen Ihres Amtes (Diyanet Riyaset) übersenden. Denn die Herausgabe und Verbreitung dieser Werke ist der fremdländischen, glaubenslosen Strömung (Bolschewismus) wegen die Aufgabe Ihres Amtes.
Zweitens: Da nun einmal die Werke der Risale-i Nur Eigentum der Medresse sind, sind nun auch Sie sowohl ihr Fundament, als auch ihr Kopf und ihr Schüler. Diese sind Ihr wahrhaftiges Eigentum.
Drittens: Die (optisch sichtbaren) Übereinstimmungen (tevafuqat) im Qur'an sollten so weit möglich im Offsetverfahren gedruckt werden, sodass man in diesen Übereinstimmungen die Wunderhaftigkeit des Qur'an erkennen kann.
Said Nursî
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Einige Briefe, die Bediuzzaman Said Nursi und seine Schüler nach 1950 geschrieben haben
(Hier ein Brief), geschrieben aus Anlass eines Gesprächs, nachdem die Demokratische (Partei) es wieder erlaubt hatte, in arabischer Sprache zum islamischen Gebet (Ezan-i Muhammedi) zu rufen
Meine lieben getreuen Brüder!
Erstens: Wir beglückwünschen euch dazu, dass nun der Ruf zum Gebet (Ezan-i Muhammedi) wieder in vollkommener Freiheit (kemal-i ferah) von zehntausenden Minaretten verkündet wird, was sowohl für euch, als auch für das Land und die Islamische Welt (alem-i Islam) der Beginn einer bedeutsamen, festlichen Zeit (bayram) ist, in der die Kennzeichen des Islam (sheair-i Islamiye) in diesem Land wieder in Erscheinung treten dürfen. Und wir flehen, indem wir zur Annahme eures Dienstes, eurer Anbetung (ibadet) und eurer Bittgebete (dua), durch die ihr in diesem ehrwürdigen Monat Ramadan (ramazan-i sherif) ebenso viele (Verdienste) erwerben könnt, wie in etwa 83 Jahren, und noch etwas mehr, der Anbetung (ibadet) unser "Amen" sagen, dass ihr durch die göttliche Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye) in jeder Nacht dieses Ramadan ebenso viele Verdienste (sevab) erwerben möget wie in der Nacht der Bestimmung (Leyle-i Qadr). Da ich in diesem Monat Ramadan äußerst schwach bin und nicht mehr richtig arbeiten kann, bitte ich euch um euren geistlichen (manevi) Beistand.
Said Nursî
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Hüsrevs Brief
بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"}
An meine gesegneten islamischen Brüder in den Zentren der Islamischen Welt (alem-i Islam)!
Euch aus ganzem Herzen und ganzer Seele (ruh-u can) einen herzlichen Glückwunsch (tebrik)! Wir haben euch ein Sendschreiben (tebrik), geschrieben von einem bedeutenden, gesegneten, kämpferischen (mudjahid) Gelehrten übersandt, das an Hazret Bediuzzaman gerichtet ist, der durch seine Werke eine Koryphäe der Gelehrten und zugleich auch eine Koryphäe der Kommentatoren (fuhul-i ulema ve fuhul-i mufessir) geworden ist.
Hazret Bediuzzaman beglückwünscht euch Tausende Male in seinem zur Antwort geschriebenen Briefe und dabei geruhte derselbige unvergleichliche Meister Hazret Bediuzzaman, mir den Auftrag zu erteilen, euch zu schreiben und euch sowohl seine große Freude darüber mitzuteilen, dass die Nurdjus, unsere gläubigen (mu'min) Brüder in Anatolien, als die Nachfolger der Helden des Qur'an und des Glaubens (iman), mit den Muslimen, die in Arabien an den Wahrheiten des Qur'an (haqiqat-i Qur'aniye) interessiert sind, als zwei Brüder, die in vielfacher Reihe harmonisch aufeinander abgestimmt, einen Kreis um den Qur'an bilden und sich in Reihen um ihn scharen, und dass er zugleich auch mit eurer Absicht (niyet) über die Maßen zufrieden ist, dass eure gläubigen (mu'min) Brüder, die mit der Risale-i Nur in einem so starken Interesse verbunden sind, einen Teil davon ins Arabische übersetzen und verbreiten wollen, wobei die Nurdjus der ehrenwerten islamischen Gemeinschaft in Urfa die (in ihrem Besitz befindlichen jeweiligen) Teile der Risale-i Nur, mit denen sie gerade beschäftigt sind, gut aufheben sollen.
Oh ihr verehrten lichtstrahlenden Glieder eines edlen arabischen Volkes (qaum)! Die in der Tiefe der Geschichte begrabenen und ihre aus der Vergangenheit in die Zukunft entsprungenen Vorväter, diese Leugner unseres Propheten (kuffar), deren Heere seit vierzehn Jahrhunderten diese islamische Nation (millet) angegriffen haben, um sie zu zerschlagen, konnten nun während des Ersten Weltkrieges endlich ihre Wünsche erfüllen. Die Freundschaft (muhabbet) zwischen Türken und Arabern, diesen beiden wahrhaft islamischen Brüdern, die Tausend Jahre lang unerschütterlich standgehalten hatte, ist nun mit viel List und Tücke am Erlöschen. Man konnte es einfach nicht ertragen, dass (die Gläubigen) in ihren Herzen (qalb) ihren so großen Wunsch, sich im reinen Garten (Ravda-i Mutahhara) {der Platz zwischen Mihrab und Mimber (A.d.Ü.)} jenes erhabenen Propheten, welcher der Stolz der Leute des Islam (ehl-i Islam) und des Menschengeschlechtes (nev'-i besher), die Ursache der Erschaffung (sebeb-i khilqat) allen Seins und der Spiegel aller göttlichen Segensfülle (füyuzat-i Ilahiye) ist, auf ihr Angesicht nieder zu werfen, stets lebendig erhalten wollten. Es lag diesen Leugnern des Propheten einfach quer im Magen, dass (die Gläubigen), um von diesem erhabenen, ruhmreichen Propheten (Peygamber-i Dhishan) auch nur ein klein wenig Zuwendung zu erlangen, bereit waren, für ihr Leben (ruh) alles und jedes zu opfern. Sie wollen, dass die Muslime ihre prächtigen Schriften, welche die Quelle ihres Stolzes sind und denen sie seit 1400 Jahren auf dem ganzen Erdenrund, wie auf den Blättern der Zeit, mit dem Stift der weißen Klinge ihrer Blutzeugen (shehid) und Glaubenskämpfer (gazi), wie mit roter Tinte geschrieben und somit der Geschichte anvertraut haben, vergessen sollen. Auf diese Weise entschlossen voranschreitend haben diese erbarmungslosen Feinde Türken und Araber, diese beiden Brüder, durch fürchterliche Verträge in Ketten gelegt, um sie so unter bittersten Qualen zu erdrücken, damit sie sich nicht wieder vereinigen können. So haben sie viele Jahre lang unter ihren stählernen Ketten gelitten. Man hat an den Muslimen jegliche Art von Bosheit ausgeführt.
Doch ach! (Die Feinde des Glaubens) konnten nicht wissen und nicht erkennen, dass die göttliche Gnade (inayeti Ilahiye) auch dieses Mal wieder den Muslimen beistehen und ihnen mit einem derart großartigen, ja einzigartigen Kommentar (tefsir) zum Qur'an, wie es die Risale-i Nur ist, und mit Bediuzzaman, ihrem Verfasser, einen ebenso großartigen Sieg (verleihen) werde. Diese Werke beweisen die göttliche Allgegenwart (vahdaniyet-i Ilahiye), die prophetische Sendung Mohammeds (Risalet-i Muhammedi), mit dem der Friede sei, und die Wahrheit von der Auferstehung (haqiqat-i hashriye) mit so mächtigen und wahrhaftigen Zeugnissen und glanzvollen Beweisen, dass bis jetzt noch kein Denker des Ostens (alim) oder des Westens (feylesof) dagegen aufstehen und ihnen zu widersprechen vermochte.
Wir Türken nähren in unserem Herzen (qalb) und in unserer Seele (ruh) im Namen Gottes und um unseres ruhmreichen Propheten (Peygamber-i Dhishan) willen immerfort eine unendliche Liebe (sevgi) und eine grenzenlose Ehrfurcht und pflegen sie, euch, dem edlen arabischen Volk (qaum) gegenüber, unter dem sich so viele Nachkommen des Propheten (seyyid) befinden und dessen erlesene Nachfolger (sahabe-i güzin) eure Vorväter sind. Um dieses erhabenen, ruhmreichen Propheten (Peygamber-i Dhishan) und seines erhabenen Glaubens (din) willen sind wir bereit, zuerst und vor allem unseren geistigen (ruh), aber auch all unseren materiellen Besitz hinzugeben.
So bitten und beten wir denn in der großen Hoffnung auf die Gnade und Freigiebigkeit (lutf-u kerem) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq), Gott möge es wollen (insha-a'llah), dass Türken und Araber, die beiden wahrhaftigen Brudervölker (millet) durch die freudige Nachricht (haber-i besharet), die uns unser geliebter Meister, Hazret Ustadh Bediuzzaman, geschenkt hat, in naher Zukunft die Einheit (ittihad) bringen wird. Und so werde denn in unserer Einheit diesen schrecklichen Feinden aller Gläubigen die von ihnen ausgestreute Saat des Verderbens ins eigene Gesicht geschleudert. Und möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass diese unter ihren Ketten leidenden 400.000.000 Muslime wieder neu in einem heiligmäßigen islamischen Leben (hayat-i qudsiye-i Islamiye) an die Spitze des Menschengeschlechtes treten und so den Frieden (sulh) und eine allgemeine Versöhnung sicher stellen werden.
Ein Schüler der Risale-i Nur mit der Bitte um Euer Gebet (dua)
Hüsrev
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Brief an den Ministerpräsidenten Menderes Brief des Meisters an den Ministerpräsidenten Adnan Menderes, der die Risale-i Nur in ihrem bedeutenden Dienst für das Land, für das Volk und die Islamiyet anerkennt und zu schätzen weiß
بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"}
Obwohl ich sehr krank bin und mich für politische Fragen nicht interessiere, möchte ich mich doch gerne mit einem solch mutigen Schirmherrn des Islam, wie es Adnan Menderes ist, unterhalten (sohbet). Da aber meine Lage (hal) und mein persönlicher Zustand (vaziyet) eine solche Begegnung nicht gestatten, habe ich anstelle einer tatsächlichen Zusammenkunft diesen Brief geschrieben, damit er statt meiner zu ihm sprechen möge.
Und zwar möchte ich hier religiös interessierten Menschen wie Adnan Menderes, der ein Schirmherr der Islamiyet ist, einige kurzgefasste Grundsätze erklären:
Erstens: Einer der so vielen Grundsätze der Islamiyet ist die Wahrheit (haqiqat) der ehrenwerten Ayah: وَ لاَ تَزِرُ وَازِرَةٌ وِ زْرَ اُخْرٰى {"Und die belastete Seele hat nicht die Last einer anderen zu tragen." (Sure 6, 164)} Man kann also für die Verbrechen eines anderen nicht dessen Verwandte oder Freunde verantwortlich machen.
Doch bei der gegenwärtigen Politik gibt man sich damit einverstanden, wenn zufolge einer fanatischen Parteilichkeit, wegen eines einzigen Verbrechers sehr viele Unschuldige zu Schaden kommen. Angehörige oder auch Verwandte eines Verbrechers müssen wegen seines Vergehens unter übler Nachrede (leiden) oder werden mit Verachtung gestraft. Auf diese Weise wandelte sich ein einziges Verbrechen in hundert Verbrechen um. Ein schrecklicher Hass und eine fürchterlsiche Feindschaft kochten in den Adern hoch. Hass und Wut steigerten sich bis zur Vergeltungssucht. So entstand jenes Gift, welches das gesellschaftliche Leben gänzlich auf den Kopf stellt und den ausländischen Feinden einen Weg eröffnet, ihre Hände dabei ins Spiel zu bekommen. Vorfälle, wie sie im Iran und in Ägypten spürbar geworden sind, lassen einen solchen Sachverhalt verständlich werden. Doch ist die Situation bei uns nicht gleich wie dort. Sie ist dort weniger kritisch als hier bei uns, vielleicht nur 1 zu 100. Möge Gott uns davor bewahren! Eine solche Situation wäre hier bei uns ganz fürchterlich.
Der einzige Ausweg aus dieser Gefahr ist der:Man muss die islamische Brüderlichkeit und die reine Islamiyet als eine Nation wie einen mächtigen Stein zugrunde legen und die Vergehen, um unschuldige zu schützen, auf die Verbrecher selbst beschränkt halten.
Zudem findet dieser Grundstein aller Ruhe, Ordnung und öffentlichen Sicherheit wiederum sein Fundament in dem (oben angeführten) Grundsatz:
Fände sich z.B. in einem Haus oder auf einem Schiff neben zehn Verbrechern ein Unschuldiger, so muss man, um diesen Unschuldigen zu retten und ihn nicht in Gefahr zu bringen, um dieses Grundprinzips von Sicherheit und Ordnung willen in diesem Schiff oder Haus keine Unruhe entstehen lassen, damit dieser Unschuldige hinausgebracht werden kann.
So würde denn in Anwendung dieses qur'anischen Grundgesetzes, wegen zehn Verbrechern neunzig Unschuldige in Gefahr zu bringen, um die innere Ruhe und Ordnung nicht zu stören, der Anlass dazu sein, den göttlichen Zorn (ghadab-i Ilahiye) zu wecken.
Da aber nun einmal Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) in dieser gefahrvollen Zeit für einen Teil wahrhaft religiöser Menschen den Weg geöffnet hat, bis an die Spitze (des Staates) zu gelangen, gemahnt uns nun die Zeit daran, dass es notwendig geworden ist, dem Grundsatz des Weisen Qur'an (Qur'an-i Hakim) entsprechend, für sich selbst einen Stützpunkt zu schaffen und gegenüber denen, die wütend auf sie sind, einen schützenden Graben zu bauen.
Ein zweites Grundgesetz der Islamiyet ist
folgende ehrenwerte Hadith:
سَيِّدُ الْقَوْمِ خَادِمُهُمْ {"Das Haupt eines Volkes ist sein Diener"} Tatsächlich heißt, ein Amt zu bekleiden, eine Dienststelle einzunehmen. Es dient nicht dazu, andere zu beherrschen und sie um des eigenen Egos willen zu unterdrücken. Infolge unseres heutigen Mangels an einer islamischen Erziehung und der Schwachheit im Dienst und in der Anbetung, haben die Ichsucht und der Egoismus an Kraft gewonnen. Entkleidet man ein Amt seiner Funktion als einer Dienststelle, so nimmt es die Form einer Stufenleiter zur Herrschaft, zu einer Diktatur, zu Unterdrückung und Eigendünkel an. So läuft die Verrichtung eines Gebets (namaz) ohne Abdest, ohne Qiblah jeglichem Sinn für Recht und Gerechtigkeit zuwider, zerstört ihn in seiner Grundlage und stellt das Recht der Diener Gottes (huquq-u 'ibad) auf den Kopf. Dieses Recht der Diener Gottes kann man nicht mehr ein Recht Gottes (huququllah) nennen, um Recht (haqq) sein zu können. Es wird vielmehr zu einer Ungerechtigkeit der eigenwilligen Seele (nefsu-l'emmare).
Nun aber sagt Adnan Menderes: "Ich werde erfüllen, was die Islamiyet und die Religion (din) erfordern." Doch den beiden oben erwähnten Grundsätzen laufen zwei fürchterliche Strömungen entgegen und widersprechen ihnen, weshalb die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die Völker (-Partei) durch umfangreiche Bestechungen hintergangen wird, was den ausländischen (Mächten) einen Weg einzugreifen eröffnet und zum Angriff überzugehen.
Erstens: (Die erste Strömung) läuft dem ersten Grundsatz zuwider, demzufolge wegen eines einzelnen Verbrechers vierzig unschuldige Menschen enthauptet und ein Dorf niedergebrannt wurde. Im Grade einer solchen Despotie (istibdad-i mutlaq) ist ein jedes Amt mit einer Bestechung in Form eines eigenen Herrschaftsbereiches verbunden, was der Seele (nefs) eine Freude bereitet, wobei gleichzeitig freiheitsliebende gläubige Menschen angegriffen werden.
Nun zum Zweiten: Man lässt (die Menschen) die Islamiyet einer durch sie geheiligten Nation (Islamiyet milliyet-i qudsiye) aufgeben - so wie dies bereits die erste (Strömung versucht hatte) - tritt um eines einzelnen Verbrechers willen die Rechte (haqq) hunderter Unschuldiger mit Füßen, gibt sich zwar nach außen als national gesinnt, während man in Wirklichkeit rassistisch denkt, während sich doch daneben sowohl freiheitsliebende, gläubige Demokraten als auch im gesamten Vaterland 70 Prozent noch andere Völkerstämme finden, (welches Verhalten) sich sowohl gegen die Regierung, als auch gegen die armen Türken, gegen die der demokratischen (Partei) folgende Politik richtet, wobei ihre wahnsinnigen, selbstgefälligen Seelen (nefs) eine besonders schmackhafte Bestechungspolitik betreiben und für eine rassistische Brüderlichkeit ausgeben. In dieser wohlschmeckenden Verbrüderung (befangen), können sie in ihrer Trunkenheit die Umwandlung eines solch schmackhaften Nutzens einer tausendfach wertvolleren wahrhaftigen Brüderlichkeit in Feindschaft u.dgl. ernsthafte Gefahren, gar nicht mehr wahrnehmen.
Anstatt sich z.B. durch die Nationalität ihrer Islamiyet täglich von 400.000.000 wahrhaftigen Brüdern in dem alle umfassenden Gebet (dua) اَللّٰهُمَّ اغْفِرْ لِلْمُؤْمِنِينَ وَ الْمُؤْمِنَاتِ {"Oh Gott vergib allen gläubigen Männern und Frauen!"} innerlich (manevi) getragen zu sehen, geben sie in ihrem Rassenwahn 400.000.000 wahrhaftige Brüder für 400 wahnsinnige, völlig unbekümmerte (Leute) hin, die nur an ihrem irdischen (dunyevi), völlig unbedeutenden Nutzen (interessiert) sind. Diese Gefahr ist sowohl für das Land als auch für seine Regierung, alle gläubigen Demokraten und Türken eine große Gefahr; und die so etwas tun, sind auch gar keine richtige Türken. Die edlen Türken sollten einen solchen Fehler vermeiden.
Diese beiden Strömungen werden in jedem Fall versuchen, daraus ihren Nutzen zu ziehen, um so (die Partei) der gläubigen Demokraten zu stürzen, wozu sie ja auch beauftragt worden sind; was sich jetzt anhand der bereits sichtbar gewordenen Spuren herauszustellen beginnt. Wegen dieser überwältigenden Zerstörung und wegen dieser beiden mächtigen Gegner ist es notwendig, sich wie die 40 Sahabis, die gegen 40 Staaten zum Kampf angetreten und siegreich geblieben sind, unerschütterlich auf die Wahrheiten des Qur'an (haqiqat-i Qur'aniye) zu stützen, so wie dies 1400 Jahre lang und in jedem Jahrhundert drei-, vierhundert Millionen Schüler getan haben, welche die in diesen anziehenden Wahrheiten enthaltene, ewig beglückende Seligkeit in dieser und in jener Welt (dunyevi ve ukhrevi) zu ihrem Stützpunkt gemacht haben, was gegen die erwähnten Gegner und alle äußeren wie inneren Feinde ganz besonders notwendig, ja unumgänglich und der einzig mögliche Ausweg ist. Andernfalls werden eure erbärmlichen Feinde im Inland wie im Ausland euch aus einem einzigen Vergehen Tausende machen und euren früheren Vergehen noch hinzufügen und euch aufladen, so wie sie diese (auch früher schon) auf anderer Häupter geladen haben. Das aber wird für euch, für das Land und für das Volk zu einer Gefahr werden, deren Folgen sich nicht wieder gut machen lassen.
Möge Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) euren Diensten für die Islamiyet Seinen Erfolg verleihen, euch vor den oben erwähnten Gefahren behüten! Ich und meine Nurdju-Brüder werden, wenn ihr das tun wollt und die oben erwähnten Tatsachen (haqiqat) anerkennt, uns auch entschließen, noch für euch zu beten.
Drittens: Ein Grundsatz, der das Gemeinschaftsleben der Islamiyet betrifft, ist auch die Wahrheit (haqiqat) der folgenden ehrwürdigen Hadith: اَلْمُؤْمِنُ لِلْمُؤْمِنِ كَالْبُنْيَانِ الْمَرْصُوصِ يَشُدُّ بَعْضُهُ بَعْضًا {"Der Gläubige ist dem Gläubigen gleich einem Bauwerk, in dem die einzelnen Steine bleiverfugt einander Halt und Stütze gewähren."} Das heißt: Wenn die Feinde im Äußeren angreifen, soll man alle inneren Streitigkeiten vergessen und miteinander ganz und gar solidarisch sein.
Sobald auch noch der letzte, aus dem hintersten Wald kommende Hinterwäldler die Nutzanwendung dieses Grundsatzes begriffen hat, wird ein Volk, obwohl es eben zuvor noch die eigenen Väter und Brüder umgebracht hatte, nun, da ein Feind von außen in Erscheinung getreten ist, alle innere Feindschaft vergessen. Sobald aber der äußere Feind vertrieben ist, wird (ein Volk, das bis dahin) solidarisch gewesen ist - und ich sage das mit einem viel tausendfachen Bedauern: man hat schon Vorfälle erlebt (wo ein Volk) aus seinem Egoismus, seinem Eigenwillen, seinem Stolz, aus einer gnadenlosen innenpolitischen Parteigesinnung heraus, selbst wenn ihm der Teufel zur Hilfe eilte, für ihn um Erbarmen (rahmet) beten wollte, wo hingegen, wollte selbst ein Engel der oppositionellen (Partei) zu Hilfe eilen, man ihn dennoch verfluchen würde.
Ja, ich habe sogar erlebt, dass ein aufrichtiger Gelehrter (alim) einem anderen großen Gelehrten, der ihm in seinen politischen Ansichten widersprach, bis zur üblen Nachrede hin verketzerte, während er einen Ungläubigen und Gegner der Islamiyet, der jedoch genau so dachte wie er, auch noch feurig lobte, um ihn so zu verteidigen. Darum habe ich den Teufel geflohen und mich zugleich vor 35 Jahren von der Politik abgewandt.
Zudem war jetzt zu bemerken, dass den Oppositionellen das Verhalten eines Mannes, der sowohl den ehrwürdigen Monat Ramadan, als auch die Kennzeichen islamischen Lebens (in der Öffentlichkeit) und das gläubige Volk verachtet, recht gut gefallen hat. Nun ist aber das Einverständnis (riza) mit dem Unglauben der Unglaube (kufr) selbst. Wenn jemand mit einer Irrlehre (dalalet), der Sünde (fisq), der Ungerechtigkeit (zulm) einverstanden (riza) ist, so ist dies eine Irrlehre, eine Sünde, eine Ungerechtigkeit.Wenn man das Geheimnis (sirr) eines so merkwürdigen Zustandes (hal) betrachtet, so bemerkt man, dass die Oppositionellen das, was diejenigen, denen es bereits in Fleisch und Blut übergegangen ist, sich für das, was in den Augen ihres eigenen Volkes als eine schwerwiegende Missachtung angesehen wird, entschuldbar zu halten, selbst für gottlos und selbst für verachtenswert ansehen und es auch so darstellen möchten.
So wie denn nun die Folge all dieser verschiedenen, entsetzlichen Ungerechtigkeiten sehr gefährlich ist, so stellen sie auch die Sitten des gesellschaftlichen Lebens auf den Kopf; und das gleicht einem schwerwiegenden Attentat gegen das Land, gegen das Volk und das islamische Selbstverständnis.
Eigentlich wollte ich noch mehr dazu schreiben. Doch will ich mich hier damit begnügen, dass ich für alle freiheitsliebenden Gläubigen bereits drei grundsätzliche Punkte erklärt habe.
Said Nursî
* * *
Dem oben angeführten Sachverhalt, so wie er unser gesellschaftliches Leben betrifft, möchte ich die nachstehende Anmerkung beifügen, in der Absicht, sie Adnan Menderes übersenden zu lassen.
Anmerkung: Um die infolge der alten nutzlosen und willkürlichen Gesetze und ihres Missbrauchs, oder vielmehr die aus einer Provokation heraus entstandene "Tidjanische Frage" {hier geht es um einen ins Gerede gekommenen Sufi-Orden} nicht (der Partei) gläubiger Demokraten anzulasten und damit diese demokratische (Partei) nicht etwa in den Augen der islamischen Welt in Misskredit gerate, kam mir, als der nach meiner Vorstellung einzig mögliche Ausweg, der folgende Gedanke:
Durch die Wiederzulassung des islamischen Gebetsrufes (Ezan-i Muhammedi) hat die Demokratische (Partei) zehnfach wieder an Kraft gewonnen. Wenn aber nun auch die Ayasofya in ihren alten heiligen Zustand (vaziyet-i qudsiye) zurückversetzt würde, in dem sie sich 500 Jahre lang befunden hatte, was in der islamischen (Welt) einen sehr guten Anklang finden würde und wonach sich auch die islamische Welt der Bevölkerung dieses Landes wieder wohlwollend zuwenden würde, und wenn nun auch noch, nach 28 Jahren, in denen die Gerichte nichts gefunden haben, was zu einem Schaden gewesen wäre, und nachdem in 5 Gerichtsprozessen die Risale-i Nur wieder freigegeben worden war, nun auch die Gläubigen der Demokratischen (Partei) die Freigabe (dieser Werke) offiziell verkünden würden, {was dann 1980 auch tatsächlich geschehen ist (A.d.Ü.)} so würde dies eine heilende Salbe auch auf diese Wunde streichen. Dadurch könnte die erneute Zuwendung der islamischen Welt gewonnen werden und ich denke auch, dass dann niemand mehr heimtückischer Weise die Schuld (der Demokratischen Partei) zuschieben könnte. Der Gläubigen der Demokratischen (Partei) wegen, besonders aber Persönlichkeiten wie Adnan Menderes wären hier zu erwähnen, habe ich die Politik seit 35 Jahren aufgegeben. Dies alles habe ich ein, zwei Stunden lang betrachtet und dann hier niedergeschrieben.
Said Nursî
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Ein Brief der Nur-Schüler in Ankara
Liebe getreue Brüder!
Euer Brief war für uns, als hätten wir einen Strahl der Sonne des Islam verspürt. Seit Jahrhunderten gab es Gedanken, die sich gegen die Menschlichkeit richteten, in der Islamiyet ihren Schaden anrichteten und sie angegriffen haben. Nun ist die Risale-i Nur vorgetreten, um die Zerstörungen der Leute des Unglaubens (ehl-i kufr) wieder zu reparieren; und sie ist - wie wir aus eurem Brief entnommen haben - unter den jungen Leuten verbreitet. Die wahrheitsliebenden Weggefährten auf dem Wege des Ewigen Lebens (ebedi hayat) sollen ihre eingebildeten hohlen Worte loslassen und durch die Risale-i Nur die Saat der Ungläubigen (kufr) zum Schmelzen bringen. Die Schüler der Risale-i Nur sind die wahrhaftigen Brüder der Leute des Herzens und des Glaubens (ehl-i qalb ve iman). Die Briefe von euch als unseren Mitbrüdern haben uns stets begeistert und werden dies auch in Zukunft noch tun.
Die Risale-i Nur, die ein Kommentar (tefsir) zum Qur'an ist, lässt uns wissen, dass es in dieser Zeit eine große Torheit ist, im Irrglauben zu verharren und nicht gegen den Unglauben (kufr) anzukämpfen. In einer Zeit, in der der Kommunismus, der Anarchismus und die Freimaurerei an Boden gewinnen, ist es die wichtigste Aufgabe, der Risale-i Nur zu dienen, göttliches Wohlgefallen (riza-yi Ilahi) zu erlangen und (die Risale-i Nur) denen zu übermitteln, die danach verlangen. Wenn jemand will, dass wir uns von dieser wichtigsten und bedeutendsten segensreichen Aufgabe abwenden, so werden selbst ihre schwersten Angriffe unseren Eifer nur noch anfeuern.
Die Risale-i Nur lehrt uns und beweist uns, dass diese Welt ein Gasthaus ist. Die das Ewige Leben ersehnen und ihre Aufgaben in diesem Gasthaus ernst nehmen, werden auch dementsprechend zufrieden gestellt. Das aber heißt, dass es jetzt unsere wesentlichste Aufgabe ist, den Herzen der Leute des Glaubens (ehl-i din), die aus dem Sumpf errettet werden möchten, die der Dunkelheit überdrüssig geworden sind, ohne Nahrung geblieben sind, zu Hilfe zu eilen und bei uns selbst zu beginnen, Ausrufer des Lichtes zu sein.
Besonders und vor allem hier ist es besonders wichtig und außerordentlich bedeutsam, als erstes und vor allen anderen Dingen die Risale-i Nur aufmerksam und in ständigem Nachsinnen zu lesen und uns dieses gewaltige Gesamtwerk anhand der Wahrheiten des Qur'an und des Glaubens innerlich anzueignen und uns dessen Grundsätze und Anweisungen dieses außerordentlichen Gesamtwerkes unverzüglich und vollständig zu eigen zu machen. Jeder junge und überhaupt jeder Mensch, der einmal diese gewaltig große Gnade an sich erfahren hat, wird sich fortan hundertfach, ja tausendmal zum Nutzen für das Land und für das Volk einsetzen. So kann er sich für das Land, das Volk, die Jugend und die ganze islamische Welt in großem Umfang als hilfreich erweisen und seine Kräfte und Fähigkeiten entwickeln.
Darum bitten wir vor allem unseren Meister Hazret-i Bediuzzaman, aber auch euch, die ihr würdig seid, wahrhaft und aufrichtig seine Schüler zu sein, um euer Gebet (dua), damit wir das Gesamtwerk der Risale-i Nur so bald wie möglich herbeischaffen, suchen, finden, aufmerksam, nachdenklich und aufrichtig lesen mögen. In dieser Weise wollen wir zum Dienst am Qur'an und am Glauben (iman) eilen.
Angesichts dessen, dass es bereits genug Beweise gibt, die darauf hindeuten, dass die Risale-i Nur in diesem Jahrhundert Anklang gefunden hat, ist jeder gläubige Mitbruder, sofern er nur über einen klaren Verstand verfügt, schon von sich aus zu ihrem Helfer bestimmt.
Da nun einmal die Risale-i Nur in diesem Zeitalter ihre besonderen Eigenheiten birgt, und da nun einmal Tausende Gelehrte sie mit großem Lob angenommen haben, und da sich der Meister nun einmal für den Qur'an zu einem mutigen Ausrufer gemacht hat, wie man seinesgleichen keinen mehr zu finden vermag, der sein ganzes Leben in Vollkommenheit, aufrechten Ganges und mit wahrheitsgemäßen Grundsätzen dem Glauben und der Islamiyet gewidmet hat, und dabei, ohne irgendeinen diesseitigen (dunyevi) Vorteil zu suchen, sich einzig und allein um den Wohlgefallen Gottes strebend bemüht hat, würden auch die Nur-Schüler nicht zögern, mit ganzer Kraft (quvvet) ein Leben als Leute der Sunnah (ehl-i sunnah) im Rahmen des Glaubens und der Islamiyet für den Dienst zu opfern, ohne jemals nur schnödem Gewinn zu folgen, wobei hundert Tausende Nur-Schüler allem Druck und allen Drohungen zum Trotz diese Tatsache noch nachdrücklich bestätigen, sich dabei jeder Schüler darin ausgebildet hat und noch weiter ausbildet, auf all die irrigen Glaubenssätze westlicher Denker (felsefe), wie sie heute im Schwange sind, wahrheitsgemäß (haqiqi) und logisch (mantiki) Antwort zu geben; denn auf jedes Bedürfnis weiß der Qur'an eine Antwort, da sich in ihm notwendigerweise eine jede Wahrheit (haqiqat) eindeutig finden lässt;
denn der Qur'an ist ein Geschenk Gottes, das auf schönste Weise Unterricht erteilt, ein Licht (Nur) und Seine Barmherzigkeit (rahmet)... Weil dies aber so ist, erklärt die Risale-i Nur, indem sie auf eine solche Weise, wie aus der Schatzkammer göttlicher Barmherzigkeit (rahmet) und Quelle Seiner Wahrheit (haqiqat) schöpfend, Unterricht erteilt, dass die Jugend und das einfache Volk sie in unmittelbarer Art verstehen kann. Aufmerksam, nachdenklich und beharrlich zu lesen und zu schreiben, als eine günstige (Gelegenheit zu nutzen), um nicht müßig zu gehen, ist der beste Gottesdienst (ibadet) und eine Quelle der Freude. (Die Risale-i Nur) ist in Gegenwart und Zukunft besonders für uns junge Leute ein außerordentlich hilfreiches und völlig ausreichendes Heilmittel, ein besonders wohlschmeckendes Elixier, das wir voll Begeisterung in uns aufgenommen haben und das für uns im übertragenen Sinne (manevi) unser Retter geworden ist. Da nun diese Wahrheiten bereits offen zutage liegen, könnte, wenn wir uns nicht an ihnen mit aller Kraft unerschütterlich festhielten, sie nicht vom Anfang bis zum Ende durchforschten, ja uns noch nicht einmal für sie interessierten, dies nur die Folge unserer Gottvergessenheit (ghaflah) sein.
Wer also nun dem Weg der Wahrheit (haqiqat) folgen will, muss von der Risale-i Nur seinen Unterricht nehmen. Und jeder, der dem Weg der Risale-i Nur in ihrem Strahlenglanze (munauvver) {Beiname der Stadt Medina (A.d.Ü.)} folgt, wird wahrhaftige Glückseligkeit erlangen und sich über das Wesen des Antlitzes dieser Erde {den Sinn der Erschaffung der Welt (A.d.Ü.)} im Klaren werden, worin wir Nur-Schüler in Ankara unsere gemeinsame Überzeugung (ittifak) finden werden. Dann wird mit der Risale-i Nur, die uns im Weisen Qur'an die Schatzkammer des Ewigen Lebens schauen lässt, sicherlich eines Tages auch ihr lichtvoller Klang über dieser Welt (dunya) ertönen.
Da nun einmal die islamischen Gelehrten - einem ehrenwerten Hadith entsprechend - solange sie denn nichtweltlichen Interessen und ihren Lustbarkeiten hinterher laufen, die zuverlässigsten Erben der Propheten. Wir aber wissen, dass auch die Risale-i Nur deren vollkommene Erbin ist. Und so hat denn auch die Geistige Körperschaft der Risale-i Nur als deren wahrhaftige Erbin gelebt und lebt so noch heute. Die, welche gegen sie aufstehen, diese gottvergessenen (ghafil) tauben, blinden und gefühllosen, schrumpfen und werden kleiner. Die Risale-i Nur aber wird aufgrund ihrer überragenden Stellung sicherlich alle Philosophen, Gelehrten (ilm) und Leute der Wahrheit (haqq) in dieser Welt (dunya) zusammenrufen und alle die gesegneten Menschen von gesundem Verstand (aql) und gütigem Herzen (qalb-i kerim) zu ihren Schülern machen. Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass sich dies nicht erst in ferner Zukunft, sonder bereits bald bewahrheiten (tahaqquq) wird! So befindet sich denn die Welt (dunya), wie die meisten Philosophen und Gelehrten (alim) bereits gesagt haben, an einer völlig neuen Schwelle des Bewusstseis. Die Welt (dunya) sucht nach dem Licht (Nur), das sie erleuchten wird. Mehmed Akif, ein Dichter der (Qur'anischen) Wahrheiten (haqiqat) sagt:
Oh mein Gott, sende uns Dein Licht (Nur); Jahrhunderte sind schon genug!
Wie betäubt liegt Dein Volk und sehnt sich nach einem Morgen am Horizont.
Und dass er mit diesen Worten auf das Licht (Nur) hinweist, ist für uns heute eine Tatsache (haqiqat).
Liebe Mitbrüder!
Betet mit uns, dass wir uns in einer Weise bemühen mögen, die der Risale-i Nur würdig ist, damit wir nicht unter den Lebensumständen in Ankara dahinschmelzen. Auf welche Weise jedoch das Licht (Nur) die Finsternis beseitigen möge, so ist doch wiederum ein Auge nötig, um es sehen und ein Kopf um es verstehen zu können. So möge denn unser Auge nicht von einer solchen Umgebung verblendet und verschleiert sein. Betet also für uns in unserer Schwäche. Möge Gott uns allen gewähren, uns in unserem Festhalten an der Risale-i Nur als ehrwürdige (aziz) Diener eines eindeutigen Glaubens (din) zu erweisen, amin!
Einer unserer Brüder sagte: Heute morgen nach dem Gebet wurden mir die folgenden Verse eingegeben, die ich gerne unseren Brüdern mitteilen möchte:
Mein Glaube (din) ist der Islam, mein Buch der Qur'an, meine Überzeugung die Wahrheit (haqq).
Diesem Weg seine Seele (djan) zu weihen, ist Ewiges Leben.
Eure Euch sehr liebenden
Schüler der Risale-i Nur an der Universität zu Ankara
* * *
Analysen
Nach einer langen Trennung
Nun ist es vielleicht schon 27, 28 Jahre her, dass ich den Meister nicht mehr gesehen habe. Und obwohl ich doch stets die Sehnsucht gehabt habe, zu ihm zu gehen und ihn zu besuchen, sich an seinem gesegneten Antlitz voll und ganz satt zu sehen, war ich doch stets so beschäftigt, dass ich nicht die Zeit dazu gefunden habe. Doch war er mir stets meinem Herzen (qalb) nahe und war sein Geist stets in meinem Inneren (manevi) anwesend. Doch konnte denn die Sehnsucht in meiner Brust meine Sehnsucht auch nur einigermaßen befriedigen? Ihn selbst zu sehen und in meinen Armen zu halten, mein Wunsch nach seinem lichtvollen Antlitz, ja dieses spürbare Verlangen zeigte mir, wie groß es war.
Seit ich den Meister kennen gelernt habe, sind nun schon 40 Jahre vergangen. Damals kam er fast jeden Tag zu unserem Büro. Mit den Herren Akif, Naim, Ferid und Izmirli haben wir gemeinsam so viele wirklich angenehme Stunden verlebt. Der Meister sprach mit seinem ihm eigenen Akzent über hochwissenschaftliche Fragen. Sein Umgangston war von einer Kühnheit und Majestät, die uns alle begeisterte. Seine wundervolle, ganz natürliche (fitri) Auffassungsgabe war geradezu ein Geschenk Gottes. Selbst noch bei den kompliziertesten Themen zeigte sich die gewaltige Kraft und Größe seiner Intelligenz. Er war ein Kopf, in dem ständig seine Gedanken arbeiteten. Und die waren für gewöhnlich nicht gerade angelernt. Sein Wegweiser war einzig der Qur'an. Aus ihm schöpfte sich seine ganze Fülle und Intelligenz. Alle seine "Blitze (Lem'alar)" entsprangen unmittelbar dieser Quelle. Als wahrer Exeget (mutschtehid) besaß er das gleiche Mitspracherecht wie ein Imam. Sein Herz war von einem Glauben (iman) erfüllt, wie dem eines Sahabis. In seinem Herzen (ruh) lebte die Unerschrockenheit eines Hazret Omar. Als Gläubiger (mu'min), der auch im zwanzigsten Jahrhundert das Glückliche Zeitalter noch stets innerlich (nefs) lebendig erhält, ist er ganz und gar auf den Glauben (iman) und den Qur'an ausgerichtet.
Die Grundlage für die Einheit (tauhid) und den Glauben an Gott (Allah'a Iman), welche das Ziel aller Ziele des Islam ist, war zugleich auch für ihn die Grundlage und der wichtigste Stützpfeiler für die Risale-i Nur. Hätte er in jenem Glücklichen Zeitalter gelebt, jener Zeit, in welcher der Islam entstand, so hätte ihm der Ehrenwerte Prophet die Aufgabe zugeteilt, die Götzenbilder in der Kaaba entzwei zu schlagen. Denn er war ein Feind jeder Anbetung (shirk) irgendwelcher Götzen und ihrer Gleichstellung (putperestlik) mit dem einen und einzig wahren Gott.
Es war ein langes, fast ein Jahrhundert währendes Leben, erfüllt von dem Kampf, um den Glauben (iman) und die Wahrheiten (haqiqat) des Qur'an in die Herzen einzupflanzen. Es war ein Leben, verbracht in der Tugend (fadilet) und gelebt in Unerschrockenheit. Auf dem Schlachtfeld, mit dem Schwert in der Hand, war er ein Held, der fest und aufrecht auf seinen Beinen stehend dem Feinde entgegentrat. Er war ein Held, der auch noch in Gefangenschaft sich dem feindlichen Kommandanten gegenüberstellt. Er war ein Held, der selbst noch bevor er standrechtlich erschossen werden sollte, den feindlichen Kommandanten nachdenklich werden und eines Besseren belehren konnte...
Er zögerte nicht einen Augenblick, als ein Opfer für Volk und Vaterland sein Leben (djan) zu geben. Er war ein fürchterlicher Feind von Spaltung (fitnah) und Aufruhr. Für das Wohl des Volkes konnte er jede Art von Ungerechtigkeit und alle Schikanen erdulden. Die ihn unterdrückten, verfluchte er nicht. Die ihn in den Kerker warfen, wünschte er stets nur Heil (salah) und Glaube (iman). Für sein Ideal zu sterben, war für ihn eine einfache Sache.
Er ernährte sich von einer Schale Suppe, einem Glas Wasser und einem Bissen Brot. Seine Kleidung war nur sehr einfach und bescheiden. So trug er nur eine wattierte Jacke aus einem weißen amerikanischen Stoff. Seine Unterwäsche wechselte er, bevor sie schmutzig geworden war und ließ sie waschen. Stets achtete er sehr sorgfältig auf seine Sauberkeit. Papiergeld nahm er niemals in die Hand und trug es nicht bei sich. Als Eigentum besaß er nichts in dieser Welt (dunya). So lebte er nicht für sich selbst, sondern für die Gemeinschaft.
Äußerlich betrachtet war er zwar klein von Wuchs, jedoch Achtung gebietend, ja geradezu majestätisch. Seine Augen strahlten von sich ein Licht (Nur) aus, das leuchtete wie die Sonne. Seine Blicke hatten etwas geradezu Königliches. Äußerlich (maddi) betrachtet mag er vielleicht der ärmste Mensch der Welt sein, innerlich (manevi) gesehen gleicht er dem König der Welt (alemin sultani).
Das Leiden hat in seinem Leben von über 80 Jahren kaum Spuren hinterlassen; nur seine Haare wurden grau. Seine Haut war stets von einem leicht lichten rosarot. Er trug keinen Bart. Und er war auch stets wach und munter wie ein junger Mann. Er war ruhig und ausgeglichen. War er jedoch einmal in Aufregung geraten, so erhob er sich löwengleich (aus seinem Schneidersitz) auf die Knie (und sprach in dieser Haltung weiter) wie ein König (shahenshah).
Was er am allerwenigsten mochte, war die Politik. Seit 35 Jahren hat er keine Zeitung mehr in die Hand genommen. Er hat mit seinem Interesse für weltliche Angelegenheiten (dunya) gebrochen. Vom Abendgebet bis zum Morgengebet und auch noch danach bis zum Mittagsgebet empfing er niemanden, blieb vielmehr im Gebet (ibadet) versunken. Und schlief nur sehr wenig.
Auch seinen Schülern verbot er streng jeglichen Umgang mit politischen Themen. Die überall im Lande lebenden, mehr als 600.000, ja vielleicht 1.000.000, Schüler sind die tugendhaftesten Kinder des Landes. Auch die Anzahl der Schüler, die an den verschiedenen Fakultäten einer Universität Naturwissenschaften studieren, ist sehr hoch und geht in die Hunderte, ja Tausende. Es gibt keinen Nur-Schüler, der nicht in seiner Klasse der tugendhafteste und der fleißigste wäre. Es gibt im ganzen Lande unter all den hundert Tausenden Schülern der Risale-i Nur keinen einzigen, der irgendwo auf Erden jemals die öffentliche Sicherheit gestört, ja auch nur einen derartigen Versuch unternommen hätte; und nie wurde irgendwo dergleichen registriert. Ein jeder Nur-Schüler ist von Haus aus ein Wahrer von Ruhe und Ordnung im Lande und ihr Wächter von seiner inneren (manevi) Einstellung her.
Ich habe (den Meister) gefragt, ob er während seiner Reise gelitten habe.
Er gab mir zur Antwort, dass das, was ihm Kummer macht, nur die Gefahren sind, denen der Islam ausgesetzt ist. Früher kamen diese Gefahren von außen. Deswegen war auch der Widerstand dagegen leicht. Heute aber lauert die Gefahr von innen. So ist der Wurm bereits in den Körper eingedrungen. Damit ist auch Widerstand dagegen schwierig geworden. Ich befürchte, dass das Gemeinschaftswesen dem nicht zu widerstehen vermag, weil es den Feind nicht erkennt. Es hält seinen größten Feind, der an seinen Nerven nagt und sein Blut trinkt, für seinen Freund. Wenn der scharfsinnige Blick einer Gemeinschaft auf solche Weise erblindet, gerät die Burg des Glaubens (iman) in Gefahr. Das also ist meine Sorge; es ist dies meine einzige Sorge. Darüber hinaus habe ich gar keine Zeit, an den Kummer und die Sorgen, denen ich in meiner Person ausgesetzt bin, auch nur zu denken. Ach wäre ich doch nur tausendfach mehr dergleichen Kümmernissen ausgesetzt, wenn nur die Burg des Glaubens (iman) in Sicherheit (selamet) bliebe!
Geben Ihnen denn die hundert Tausenden Ihrer gläubigen Schüler keine Hoffnung und keinen Trost für die Zukunft?
Doch, schon, ich bin da keineswegs völlig hoffnungslos...
...
Die Welt (dunya) ist in eine große innere (manevi) Krise hineingeraten. Eine aus der westlichen Gemeinschaft geborene Krankheit erschüttert die inneren (manevi) Fundamente; ein Unheil, eine Seuche, eine Pest breitet sich über die Erde aus. Dieser fürchterlichen Krankheit entgegen: mit welchen Mitteln und Möglichkeiten wird die islamische Gemeinschaft ihr entgegen treten? Etwa mit den verdorbenen, verfaulten, verwesten, hohlen Rezepten des Westens? Oder doch besser mit den taufrischen Grundsätzen einer islamischen Gemeinschaft? Ich sehe die hohen Häupter in Gottvergessenheit (ghaflah). Die Burg des Glaubens (iman) kann die verrotteten Säulen des Unglaubens (kufr) nicht bewahren. Deshalb habe ich all meine Bemühungen einzig um des Glaubens (iman) willen gebündelt.
Doch sie verstehen die Risale-i Nur nicht oder wollen sie nicht verstehen. Sie denken, dass ich der Hodja einer Medresse bin, der in dem scholastischen Sumpf versunken ist. Doch ich habe mich auch mit den positiven Wissenschaften, also den Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften dieses Jahrhunderts beschäftigt. Zu diesem Zweck habe ich auch ihre tiefsten Fragestellungen durchgearbeitet. Ja ich habe zu diesem Zweck sogar selbst einige Werke verfasst. Doch darin finden sich keine derartigen mantischen Spitzfindigkeiten. Auch leihe ich mein Ohr nicht den Taschenspielereien ihrer Philosophen. Stattdessen behandle ich in ihnen das innerliche Leben einer Gemeinschaft, ihre geistige (manevi) Existenz, ihr Gewissen und ihren Glauben (iman). Ich arbeite einzig auf der Grundlage der Einheit und des Glaubens (tauhid ve iman), die der Qur'an gelegt hat und welche die tragenden Säulen der islamischen Gemeinschaft sind. An dem Tage, da diese erschüttert werden, gibt es keine Gemeinschaft mehr.
Sie sagen zu mir: "Warum hast du diesen oder jenen angerempelt?" Doch ich habe das gar nicht bemerkt. Denn vor mir brennt ein entsetzliches Feuer. Die Flammen lodern zum Himmel empor. In ihnen brennt mein Kind. Mein Glaube hat Feuer gefasst und brennt. Ich laufe, diesen Brand zu löschen, meinen Glauben zu retten. Auf dem Wege wollte mich jemand stolpern lassen und da bin ich ihm auf den Fuß getreten. Welche Bedeutung hat das nun? Hat dieser kleine Zwischenfall vor diesem entsetzlichen Feuer noch irgendeine nennenswerte Bedeutung? Was für eine engstirnige Denkweise! Was für beschränkte Ansichten!
Denken sie etwa, dass ich solch ein selbstsüchtiger Mensch bin, der nur sich selbst (nefs) zu retten denkt? Um den Glauben (iman) der Gemeinschaft zu retten, habe ich meine Welt (dunya) zum Opfer gebracht, habe auch (das Streben) nach dem Jenseits (akhiret) aufgegeben. In den mehr als 80 Jahren meines Lebens (hayat) habe ich so etwas wie die Freuden dieser Welt (dunya) gekannt. Mein ganzes Leben habe ich auf Schlachtfeldern, in Gefangenenlagern, in den Gefängnissen dieses Landes und vor den Gerichtshöfen dieses Landes verbracht. Keine Misshandlung ist mir erspart geblieben und es gab keine Schikane, die ich nicht erfahren hätte. Vor dem Kriegsgericht (1909) und während (meiner Kriegsgefangenschaft 1916) hat man mich wie einen Verbrecher behandelt. Wie einen Vagabunden hat man mich aus der einen Provinz deportiert und in die nächste Provinz verbannt. Während der monatelangen (Haft) in den Gefängnissen des Landes hat man mir jeden Verkehr mit der Außenwelt untersagt. Oftmals hat man versucht, mich zu vergiften. Man hat mich auf die verschiedensten Arten beschimpft und beleidigt. Ja, es gab eine Zeit, in der ich diesem Leben (hayat) tausendmal den Tod vorgezogen hätte. Würde mein Glaube (din) es nicht verbieten, mir das Leben zu nehmen, vielleicht würde Said heute unter der Erde liegen und vermodern.
Meine Natur (fitrat) kann all das Elend und die Beleidigungen nicht ertragen. Die Würde und Unerschrockenheit, wie sie mir der Islam verleiht, verbieten mir streng, mich in einem solchen Zustand zu befinden. Bin ich also einmal in einen derartigen Zustand hineingeraten, so lasse ich mich dennoch nicht von wem auch immer, und sei es auch ein grausamer, gewalttätiger und blutgieriger feindlicher Kommandant, erniedrigen. Ich werde diesem blutdürstigen Gewaltmenschen ins Angesicht widerstehen. Er könnte mich in den Kerker werfen und mit dem Galgen drohen, es wäre nicht von Bedeutung. Und so habe ich es auch erlebt. Es ist alles so gewesen. Hätte dieser blutdürstige Kommandant nicht seine Grausamkeiten nach einige Minuten aus seinem Herzen, seinem Gewissen verbannt, wäre Said erschossen worden und hätte sich der Schar der Unschuldigen beigesellt.
So ist denn mein ganzes Leben (hayat) mit solchen Plagen, Qualen, Übeln und Anstrengungen vergangen. Ich habe für den Glauben der Gemeinschaft meine Seele (nefs) und mein ganzes irdisches Leben (dunya) auf dem Wege der Glückseligkeit und des Segens (selamet) aufgeopfert. Möge das so recht (helal) sein! Ich habe sie noch nicht einmal verflucht. Denn auf diese Weise hat die Risale-i Nur mindestens hundert Tausend, ja vielleicht einigen Millionen Menschen - die genaue Zahl weiß ich nicht - der Staatsanwalt in Afyon spricht von fünfhundert Tausend, aber vielleicht waren es mehr, als Fahrzeug zur Rettung ihres Glaubens (iman) gedient. Wenn ich sterbe, kann ich nur mich allein retten. Bleibe ich aber am Leben und ertrage ich so alle Mühen und Plagen, so kann ich dadurch den Glauben (iman) so vieler (Menschen) retten. Dafür sei Gott tausendmal Dank (hamd)!
Außerdem habe ich, um für die Gemeinschaft den Glauben (iman) sicher (selamet) zu stellen, auch (ein Leben) für das Jenseits (akhiret) geopfert. Ich hatte niemals die Liebe für das Paradies (djennet) noch die Furcht vor der Hölle (djehennem) im Sinn. Für die Gemeinschaft, d.h. für den Glauben (iman) von 25.000.000 Türken habe ich nicht einen Said, nein Tausend Said geopfert. Wenn es für den Qur'an in dieser Welt keine Gemeinschaft mehr gibt, will ich auch das Paradies (djennet) nicht mehr. Es würde mir dort zu einem Gefängnis werden. Sehe ich erst den Glauben (iman) meines Volkes in Sicherheit (selamet), werde ich auch damit zufrieden sein, in den Flammen der Hölle (djehennem) zu brennen. Denn während mein Leib brennt, wird mein Herz zu einem Garten voll blühender Rosen.
Der Ehrenwerte Meister (Hazret Ustadh) war ganz Feuer und Flamme. Er glich einem feuerspeienden Vulkan. Wie ein Sturmwind peitschte er das Herz der See zu Bergen wogender Wellen auf. Gleich einem Springbrunnen sprudelten seine Worte majestätisch gleich heilendem Wasser (semsem) aus ihm empor. Stets konnte er alle begeistern. Für ihn war das Volk gleich einem Katheder, von dem aus er stets seine Rede fortsetzte und nicht wollte, dass man ihn unterbrach. Ich spürte einmal seine Müdigkeit und fragte ihn, weil ich dieses beunruhigende Thema wechseln wollte:
"Hat man Sie vielleicht vor dem Gericht unter Druck gesetzt?"
...
Ja gibt es denn im Gesetz einen Artikel, der es zu einer Straftat deklariert, wenn jemand sich dafür ausspricht, dass unsere Frauen, unsere ehrenwerten Mitschwestern während des Religionsunterrichtes im Rahmen der islamischen Erziehung ihre Scham bewahren und auf ihre Ehre achten? Ich (Ustadh) habe die Dozenten, die sich mit dem Rechtswesen (huquq) befassen, nach ihrem Wissen befragt, wenn es darum geht, Beweise für eine Absicht aufzuzeigen, wobei es darum geht, ob der Sinn (mana) von Ausdrücken, wie: "Es tauchte in meinem Herzen (qalbe) die folgende Wahrheit (haqiqat) auf" vielleicht der sein könnte, sich damit einen persönlichen Einfluss verschaffen zu wollen.
Die Zusammenkunft mit unserem Meister hatte sich sehr in die Länge gezogen. Darum bat ich ihn nun um die Erlaubnis (mich zu verabschieden). Denn es war jetzt zu später Stunde Zeit geworden.
1952
Eşref Edib
* * *
Said Nursi und seine Schüler
Es gab da einen glücklichen alten Mann. Der war von allen Seiten (mit Menschen) zwischen 8 und 80 Jahren aller Generationen umgeben. Jeder hatte ein anderes Alter, seinen eigenen Kopf und eine besondere Arbeit. Doch diese Verschiedenheit brachte keine Trennung mit sich. Sie alle glauben nur an den Einen... Gott!... Gott, der der Herr der Welten (alemlerin Rabbi olan Allah) ist... an Seinen erhabenen Propheten... an Sein großartiges Buch... Es herrscht unter ihnen eine Atmosphäre (hal), als sei der Qur'an gerade erst offenbart worden, so, als habe ein jeder gerade gefunden, was er schon immer gesucht hatte. Betrachtet man Said Nursi und seine Schüler, so hat man das Empfinden, als sei dies das Glückliche Zeitalter (Asr-i Sa'adet). Ihre Gesichter sind Licht (Nur). Licht (Nur) erstrahlt aus ihrem Inneren. Licht (Nur) umgibt sie von außen... Alle fühlen sich innerlich wohl... Rein, erhaben, unbegrenzt und ohne Ende ist allein Er und Ihm sind sie verbunden. Er allein ist stets überall der Allseiende, Allsehende, dem auch sie als dem Schöpfer aller Welten in Hingabe verbunden sind. Ganz hingegeben zu laufen, in Liebe (vertrauensvoll geführt wie) ein Blinder zu gehen... in der Tat!... welch eine große Glückseligkeit!
Said Nursi ist ein alter Mann, der schon in drei verschiedenen Zeitepochen gelebt hat, ein alter Mann, der (in seinem Leben schon viele) Tage gesehen hat. Die drei Epochen: Meshrutiyet, {Meshrutiyet: die Zeit nach Bekanntgabe der Konstitutionellen Monarchie (1908-1922) (A.d.Ü.)} Ittihad ve Terakki, {Ittihad ve Terakki: die Zeit der Partei für "Einheit und Fortschritt" (1908-1918) (A.d.Ü.)} Djumhuriyet. {Djumhuriyet: die Zeit der Türkischen Republik (seit 1923) (A.d.Ü.)} Diese drei Perioden erfüllt von Umsturz, Zerfall und Zusammenbruch. In all diesen Jahren gab es niemanden, der (nicht unter der Last der Ereignisse) fast verzweifelt wäre. (Doch da blieb fest stehend) auf seinen Beinen... dieser aus dem Osten gekommene, aus dem Lande der aufgehenden Sonne nach Istanbul gegangene Mann. Sein Glaube (iman) steht fest wie die Berge. Dieser Mann hat während dieser drei Epochen allem Bösen die Brust seines Glaubens (iman) als Schutzschild dargeboten. Er sagte: "Oh Gott!" Er sagte: "Oh Prophet!" Etwas anderes aber sagte er nicht. Und er trug den Kopf hoch und stolz wie der Berg Ararat. Kein Tyrann vermochte ihn zu beugen; kein Gelehrter konnte ihn besiegen... Unüberwindlich und furchteinflößend wie ein Felsengebirge stand sein Wille (irade) da... Sein Geist war von rascher Auffassungsgabe... So war dieser Said Nursi!... (Verfahren) vor dem Kriegsgericht, vor dem Strafgericht, Umstürze und Reformversuche, Galgen, die man für ihn errichtete... Verbannung... (nichts dergleichen) konnte diesen zutiefst Eindruck erweckenden Mann, diesen geistig so durchdrungenen Mann von seinem Weg abbringen! Er leistete all diesen Dingen mit unerschütterlicher Kraft (quvvet) und unbeugsamem Mut, der ihm aus seinem Glauben kam, Widerstand. "Soweit ihr glaubt, werdet ihr in jedem Fall überlegen sein." Heißt es im Ehrenwerten Qur'an (Sure "Al-i Imran", Ayah 139). Said Nursi begegnete so in etwa das Wort Gottes!
Wir haben seine Verteidigungsreden gelesen, die er vor den Gerichten gelesen hat. Diese Verteidigungsschriften, dienen nicht etwa der Selbstverteidigung (nefs). Sie sind die Verteidigungsschriften für einen großen Ruf (dava, geradezu eine Einladung). Ein Werk der Kühnheit und des Mutes eines solchen Geistes und geradezu ein Wunderwerk...
Warum war Sokrates eine solche Geistesgröße? Etwa, weil er um einer Idee willen das Leben (hayat) für gering achtete? Auch Said Nursi ist wenigstens ein solcher Sokrates. Doch von Seiten der Feinde des Islam gilt er als rückständig und man hält ihn für einen Fanatiker. Für sie muss man, um als groß zu gelten, ein Ausländer sein.
Man hat ihn von Gericht zu Gericht geschleppt. Doch selbst noch als Gefangener zeigte sich seine Überlegenheit. Man warf ihn von einem Gefängnis ins nächste. Doch für ihn waren Gefängnisse und Kerker eine Schule Josefs (Medresse-i Yusufiye). Said Nursi strahlte ein Licht (Nur) aus, das die Kerker erfüllte, ein Licht (Nur), das die Herzen erleuchtete. Zahllose brutale Mörder, unzählige Gegner eines ordentlichen, ehrenwerten Lebens sinken vor diesem Vorbild des Glaubens (iman) in sich zusammen (wie Schnee vor der Sonne und stehen) wie neu geschaffen wieder auf. Sie alle nehmen die Haltung (hal) eines ruhigen, friedlichen (selim) Gläubigen (mu'min) und guten Staatsbürgers an... Welche eurer Schulen (mekteb), welches eurer Erziehungssysteme hat so etwas zustande gebracht, könnte so etwas erreichen?
Man hat ihn von einem Exil ins nächste verbannt. Und ein jeder Verbannungsort wurde für ihn zur wahren Heimat. Wohin er auch kam, wohin man ihn auch in Verbannung schickte, dort sammelte er um sich herum aufrechte, saubere Gläubige (mu'min). Gesetze, Verbote, zivile und militärische Polizei, die dicken Wände eines Gefängnisses konnten ihn keinen Augenblick lang von seinen gläubigen (mu'min) Mitbrüdern trennen. Diese zwischen den Schülern angestauten kompakten Blockaden (kesafet) wurden durch die Religion (din), die Liebe (ashk), den Glauben (iman) ihres Lehrers (murshid) in den Zustand (hal) einer Leichtigkeit (letafet) versetzt. Die Begrenzungen, ja Bedrohungen (tahdid ve tehdid) blinder Kräfte (quvvet), einer toten Materie erzeugten in den Ozeanen des Geistes (ruh) hohe Wellen. Diese Wellen aber nahmen ihren Weg aus den Gemeindesälen der Dörfer, breiteten sich dort Stufe um Stufe nach allen Seiten hinaus und erreichten schließlich sogar die Tore der Universitäten.
Jahrelang wurde zertreten, was den Kindern des Landes heilig (muqaddesat) war und eine solcher Art vernachlässigte Generation dürstet nun nach dem Glauben, eilt auf den Spuren (des Meisters), folgt seinem Licht (Nur).Die Botschaft des Meisters vom Licht (Ustadhin Nur Risaleleri) eilte von Hand zu Hand, von Mund zu Mund durch die Provinzen und verbreitete sich überall. Junge und Alte, Ungebildete und Intellektuelle zwischen 8 und 80 Jahren: ein jeder entnahm sich aus ihr seinen Teil und wurde von ihrem Licht (Nur) erleuchtet. Ein jeder von ihnen wurde zu einer Druckerei, einer Druckerpresse. So wurde der Glaube (iman) zum Kampf gegen die Technik herausgefordert. Und die Risale-i Nur wurde Tausende Male abgeschrieben und vervielfältigt.
Die Blinden, denen das Licht (Nur) der Augen erloschen ist, deren innere Welt, in der das Licht (ishik) erloschen ist, zur Ruine geworden ist, fürchteten sich nun vor diesem Licht (Nur) wie vor einem Scheinwerfer (ishik). Und so haben sie sich denn nicht gescheut, zu behaupten, dieser verehrungswürdige Mann stelle sich "den Reformbestrebungen (des Landes) entgegen, wende sich gegen den Laizismus", und ihn immer wieder vor Gericht gestellt, ihn wieder und wieder ins Gefängnis geworfen. Viele Male haben sie versucht, ihn zu vergiften. Sie haben ihm Gift gegeben und eine allgemeine Vergiftung (hat sich in seinem Körper ausgebreitet). Die Kerker aber wurden zu Schulen (dershane)... Ihr Licht (Nur), das Licht (Nur) des Qur'an, das Licht (Nur) Gottes überschritt die Grenzen ihres Heimatlandes und verbreitet sich nun in der gesamten Islamischen Welt.
Heute gibt es in der Türkei und allen ihren (ehrenamtlichen, sozialen und wohltätigen) Vereinigungen und für jeden Einzelnen, der sein Land liebt, eine Kraft (quvvet), Said Nursi und seine Schüler, der sie ihre Ehrerbietung erweisen sollten. Sie haben keinen Verein, kein Vereinslokal, keinen Ort, keine Einrichtung, keine Partei, keine Lautsprecher, keine öffentlichen Ansprachen, Veranstaltungen, Auftritte, Paraden, Demonstrationen. Es ist dies eine gewaltige Anzahl namenloser Vollendeter, die sich bewusst, gläubig und überzeugt einem großen Ideal (dava) hingegeben haben.
O. Yüksel Serdengeçti
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Bediuzzaman wird vergiftet
Vor sieben Jahren von heute an (zurück gerechnet) hat man, in einer erbärmlichen Zeitepoche, wo die Gesetze mit Füßen getreten, die Menschenrechte ans Kreuz geschlagen, die Freiheit für nichtig erachtet, der persönliche Wille und Ehrgeiz für höher gehalten wird als die Gesetze, einen 80 jährigen Greis, einen Religionsgelehrten (din alimi) in das Städtchen Emirdagh im Vilayat Afyon verbannt. Man hat ihn dazu gezwungen, sich beim Einwohnermeldeamt anzumelden. So wurde ein Denker, dessen einziges Ziel es war, die Weisungen des Ehrwürdigen Qur'an zu verkünden und die Menschen in der Rechtschaffenheit und allem, was gut und ehrenhaft ist, zu unterweisen, ins Exil geführt... Und so hat man ihn, der an der Front sein Blut zu vergießen bereit gewesen war, in seiner eigenen Heimat in einer Weise ungerecht behandelt und schikaniert, wie sie selbst die Inquisitionsgerichte eines Menschensohnes für unwürdig erklärt hätten. Man versuchte ständig, ihm vorzuschreiben, wie sein Backenbart und wie sein Schnurrbart auszusehen habe und wie er sich kleiden müsse, Polizisten trieben ihn mit Gewehrkolben vor sich her, ja, man wollte ihn sogar zum Tode verurteilen.
Auch noch an seinem Verbannungsort ließ man ihn nicht in Ruhe. Dabei hielt die Bevölkerung dieses kleinen Städtchens es wie alle Türken für ihre Gewissenspflicht, dieser Persönlichkeit, die durch ihre wissenschaftlichen Werke, ihre Handlungen und ihre Haltung allgemein bekannt geworden ist, die von den Ahnen ererbte Gastfreundschaft zu erweisen (musellem), sowie auch den Alten, Fremdlingen und Obdachlosen zu Hilfe zu eilen.
Diese Persönlichkeit, welche den Ernst und die Würde des Islam und das Ansehen der Wissenschaft (ilm) zu wahren wusste und sich niemals um irdischer (dunya) Freuden willen irgendwelche Mühe gab, hatte zudem auch absolut keinerlei Verbindung zu irgendeiner politischen Partei oder Organisation.
So wie man das in der Türkei mit jedem gebildeten Menschen von Glaube (iman) und Charakter machte, wurde auch sein Haus oftmals durchsucht, er wurde vor die Gerichte geschleppt, alle seine Werke, seine Briefe und auch noch die kleinsten Kleinigkeiten wurden beschlagnahmt und er selbst wurde unschuldig in die Gefängnisse geworfen und dem Elend überlassen.
Und wir sagen in der Tat, dass er unschuldig war. Denn angefangen vom Gouverneur und dem Bürgermeister bis hin zu den Polizisten in den einzelnen Wachlokalen bot sich, wenn sie in ihrer niederträchtigen Begierde darauf brannten, um ihres Stolzes willen bei ihren Vorgesetzten an Ansehen zu gewinnen und in ihren Ämtern befördert zu werden, die ansonsten so seltene Gelegenheit, den Meister (Ustadh) zu quälen und zu peinigen und ihn in den Gefängnissen elendiglich schmachten zu lassen.
Die Ursachen für das Unrecht und alle diese Schikanen muss man in der Tendenz jener Zeit suchen, die Gewissensfreiheit und die Islamiyet zu unterdrücken, um so die Religion (din) zu bekämpfen. Unter den damaligen Verhältnissen (hal) war eine derartige Haltung keineswegs erstaunlich. Denn wenn sich im Lande damaliger Zeit, in der man eine gottlose, materialistische, ihren bestialischen Empfindungen unterworfene Generation im Untertanengeist erziehen wollte, eine solche Persönlichkeit, die ihr eigenes Leben bis zur Selbstaufopferung gering schätzte, sich in die Arena warf, weil sie eine Jugend wollte, die (von den Gedanken) der Freiheit, der Moral und des Glaubens erfüllt und nicht in tierischen Gefühlen gefangen ist, und für dieses Ideal wirken wollte, so war sie deshalb mit Sicherheit nicht gern gesehen. Für die Schmarotzer, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, auf dem Rücken von Millionen zu leben und die Rechte (haqq) des Volkes mit Füßen treten, ist dies aber ein furchterregender Zustand (hal).
Diese Verfolgung und die Unterdrückung setzt sich seit vielen Jahren fort. Die Häuser derer, die Kontakte mit ihm unterhalten, mit ihm im Briefwechsel stehen oder ihm zu Hilfe geeilt sind, werden durchsucht und sie selbst verkommen im Gefängnis zu Afyon, während ihre Frauen und Kinder auf der Straße zu Not und Elend verdammt sind.
Sein mit der Hand geschriebener Ehrwürdiger Qur'an und alle Teile der Risale-i Nur, die ja dessen Kommentar (tefsir) ist, wurden, als wären es Dokumente eines Hochverrats, beschlagnahmt und dem Staatsanwalt übergeben.Während der gesamten Prozessdauer blieb der Haftbefehl weiter bestehen und so blieb (der Meister) weitere 20 Monate lang im Gefängnis unschuldig in Haft.
So ist es denn jetzt so weit gekommen, dass das Gefängnis in Afyon, in dem sich alle diese Dinge ereignet haben, von unschuldigen, nichts ahnenden Landsleuten überfüllt ist, die kein anderes Verbrechen begangen haben, außer an Gott zu glauben und seine Gebote zu erfüllen. Die Ungerechtigkeiten und die Schikanen, die man nun für angemessen hält, und über die selbst der Teufel entsetzt gewesen wäre, sind bereits zu einem Höhepunkt gelangt, den man als einen Zustand von Grausamkeit bezeichnen kann. So wie dereinst Jerusalem zum Spielplatz der Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten, welche die Israeliten an ihren Propheten verübten, geworden war, so ist heute auch Afyon zu einer zweiten Stadt geworden, in der die Menschenrechte geschunden und die Bürgerrechte ans Kreuz geschlagen werden.
Bei den Wahlen am 14. Mai 1950 wurde diese Diktatur nach einem Viertel Jahrhundert endlich mit Stumpf und Stil ausgerottet und stürzte krachend in sich zusammen; worauf sich das Volk endlich wieder als Herr seiner eigenen Zukunft fühlen durfte und in grenzenlosem Jubel ein Freudenfest (bayram) veranstaltete.
...
Nach dem 14. Mai 1950 erwartete nun jederman einen Wandel und musste dennoch sehen, wie der Gouverneur (vali) und die Bürgermeister ihre alten Gewohnheiten fortsetzten.
Noch immer werden zwei, drei Landsleute, die sich miteinander unterhalten, von den Untersuchungsbeamten verfolgt und steht das Haus von Bediuzzaman auch weiterhin unter Beobachtung. Desgleichen darf selbst ein Oberwachtmeister nach den Gesetzen der Türkischen Republik ohne einen (schriftlichen) Durchsuchungsbefehl in seiner Hand (keine Wohnung betreten), weil er ja sonst (die Gesetze) über die Unverletzlichkeit der Wohnung verletzen würde. Vermisst er sich dennoch dazu, wird er nicht erleben, dass man ihn dafür bestraft. Auch wird der Meister (Ustadh) wegen seiner Art, sich zu kleiden, auch weiterhin belästigt; wie in der Zeit der vorigen Regierung werden Besucher weiterhin aufgeschrieben und ins Wachlokal gerufen.
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Sie wollten einen 80 Jahre alten Religionsgelehrten (din alimi) töten, der dem Volk sein Leben gewidmet hat, indem sie ihm sogar noch am Abend vor dem Großen Festtag (Ramazan Bayrami) zum Fastenbrechen (iftar) Gift ins Essen mischten.
Welch eine Katastrophe, was für ein unerträglicher Zustand (hal) ist doch das! Er wurde isoliert. Er wurde ständig überwacht. Draußen vor der Türe hielt ein Wärter die Wache, während er drinnen mit dem Tode allein gelassen war.
Welche Schande! Kommt ihr Leute des Islam! Weinen wir alle zusammen! Ach nein, oh nein! Mit Weinen und Wehklagen können wir einen solchen Schmerz nicht heilen... Um Gottes willen wollen wir uns alle miteinander einsetzen!
Nihat Yazar
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Bediüzzaman Said Nur
Wie unendlich viele kampfesmutige Erneuerer (mudjahid mudjeddid) und große Menschen mit einem umfassenden Geist (mana) hat nicht die Türkei hervorgebracht, die ja auch heute noch die Wiege solch großer, genialer Menschen ist! Die Lebensumstände (hayat shartlari), die ihnen (letztendlich) zu besserer Einsicht (idrak) verhalfen, die Anerkennung (itibar), die sie auf diese Weise fanden und der Respekt (hürmet), den man ihnen entgegen brachte, gereichte ihrer Würde und ihrem Ansehen keinesfalls zum Nachteil, sondern waren ihnen, wenn sie auf dem rechten (haqq) Wege voran schritten, stets nur von großem Vorteil.
Diese Umstände (shart), so wie sie sich auch uns im Spiegel der letzten 25 Jahre wieder gezeigt haben und deren Ungerechtigkeiten wir auf's Schwerste ausgesetzt waren, haben uns zugleich auch einen solchen genialen Menschen geschenkt, der in schweren Mühen und Kämpfen (mudjadele ve mudjahede) geformt, von der Größe seiner Botschaft (dava) und seines Glaubens (iman) inspiriert (ilham) war und dessen Größe noch bis in die entferntesten Ecken dieser Welt (dunya) gedrungen ist, ein leuchtendes (Nur) Vorbild an Tugend (fadilet).
Dieser Mensch, der mit seinem Licht (Nur) die Dunkelheit über den Gewissen so vieler Menschen erleuchtet hat, der mit seiner Kraft (qudret) dem schwachen Glauben (iman) so vieler Menschen wieder neuen Mut gebracht und mit seinem Geist (dehasi) den Seelen (ruh) so vieler vom Pech verfolgter Menschen eine neue Begeisterung (ilham) eingeflößt hat, diese große Persönlichkeit war sicher und eindeutig Hazret Said Nursi.
Viele Menschen, die sich auf ihrem Wege verirrt hatten, haben bei ihm Unterricht in Tugend und Opferbereitschaft genommen und fanden sich am Ende glücklich und zufrieden in einem lichtvollen Garten wieder. Dieser höchst ehrenwerte Mann verfügte über eine Intelligenz und eine Standhaftigkeit, die ebenso stark (quvvet) war wie sein Glaube (iman).
Er war eine einzigartige Persönlichkeit, die sich zwanzig Jahre lang ohne mit der Wimper zu zucken der Unterdrückung und dem Unrecht entgegen warf und den fürchterlichen Schikanen und Ungerechtigkeiten mit der aus seinem Glauben (iman) geborenen Kühnheit Widerstand bot.
Die ganze islamische Welt (dunya) konnte sich der Anziehungskraft dieses Pols (qutub) nicht entziehen. Dieses Licht (Nur), dass da über einer öden und einsamen Eck der Türkei aufgegangen war, dessen Strahlen sich bis nach Pakistan und nach Indonesien ausgebreitet haben, verbreitet nun auch über unserem Volk einen Hof von Licht (hale).
Wie sehr zu bedauern ist es doch, dass dieser großartige und so gesegnete Mann, der uns eine solche Ehre hat zukommen lassen, unseren blind und trübe gewordenen Herzen wieder neuen Glanz geschenkt und die Menschen, die sich auf ihrem Weg verirrt hatten, wieder auf den rechten (haqq) Weg geführt hat, an Stelle des ihm geschuldeten Respekts nur Unrecht und Unterdrückung erfahren hat.
Doch all dies konnte ihn weder entmutigen, noch von seinem Wege abbringen. Im Gegenteil: er wusste ganz genau, dass ohne Kampf, ohne Opferbereitschaft und ohne jegliche Geburtswehen seine Botschaft (dava) niemals Wurzeln schlagen kann.
Doch wie dem auch sei: wie sehr wir uns auch wünschen mögen, das Licht dieser Sonne auszulöschen: sein Licht (Nur) wird die dunklen Herzen wie mit einer Fackel entzünden und durch sie erleuchten. Das ist für diesen großen Menschen nur rechtmäßig (haqq) und die Frucht seiner Botschaft (dava). Wie glücklich er doch ist!
Cevat Rifat Atilhan
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Bediüzzaman Said Nur
Bediuzzaman Said Nursi ist der Name eines prächtigen Menschen und großen Lehrers (murshid), der, aufgewachsen und ausgebildet in diesem schönen türkischen Heimatland, als ein genialer Mensch der gesamten Menschheit zum Vorbild geschenkt worden ist. In seinem fast neunzig Jahre währenden Leben (hayat) hat er an jedem Tag einen Lichtglanz (nur halesi) und eine Leuchte der Tugend (fadilet ishighi) in den Geist (ruh) und Verstand der türkischen Generationen eingepflanzt, gleich einem Ring seiner Durchsetzungskraft und seines Glaubens (iman), der ihn (täglich im Gebet mit Gott verbindet); und dieses Licht (Nur) hat jahrelang viele betrübte und nachtdunkle Seelen (ruh) erleuchtet und sie auf dem rechten, guten und lichtvollen Wege geleitet.
Dieser großartige Meister (Ustadh) Hazret Said Nursi, der ein Wahrzeichen seines von Gott gegebenen Verstandes und Gottes außerordentlich großzügige Gabe war, gebrauchte sein Durchsetzungsvermögen und seine Standhaftigkeit im Glauben (mu'min) für Wohlfahrt und Fortschritt dieses kostbaren Volkes, setzte sich ein für seine Entwicklung;
und sein Licht (Nur) überflutete die Türkei und seine benachbarten Länder und verbreitete sich bis hin nach Pakistan und Indonesien. Und so ist es denn unmöglich, die Strahlen dieses Lichtes (Nur), die Ethik, die es den Menschen schenkt und die Funken der Tugend in einem einzigen Scheffel {Hohlmaß für schüttbare feste Körper (z. B. Getreide) (A.d.Ü.)} der Werte und Wertschätzungen zu fassen.
In seiner Größe, mit seiner Durchsetzungskraft, seinem festen Willen (irade), seiner starken Überzeugungsfähigkeit und allen Eigenschaften seiner edlen Menschlichkeit ist er für uns alle beispielhaft, ja geradezu ein Vorbild geworden.
Und das nicht nur für uns, nicht nur für die Muslime, nein: in seiner großen menschlichen Persönlichkeit kann die gesamte Menschheit alle Beispiele für seinen Adel, seine edle Herkunft, seine Moral, seine Tugend, ja sogar seinen großen Glauben finden und in einer geradezu die Augen blendenden (Klarheit) betrachten.
Und alle türkischen Kinder können mit Stolz auf ihr Land blicken, dass einem solch göttlichen Intellekt, einer solch großartigen Persönlichkeit, einem solchen von grundauf ehrlichen Menschen als Wiege gedient hat.
Vorgestern wurde nun wieder einmal gegen ihn verhandelt. Aus dieser Verhandlung haben wir zwei Dinge gelernt:
Erstens hat die edle Generation der jungen Türken einen tiefen Respekt und ein großes Interesse an seiner erhabenen Moral (uluvv-u akhlaq), seinem hohen Glauben und seiner Willenskraft (irade)...
Auf der anderen Seite aber (stehen diejenigen Menschen), die sich in ihrem Luxus, durch ihren Rang und ihre Stellung, in ihrem heutigen vergänglichen (fani) und armseligen Dasein über das Elend eines rückständigen türkischen Volkes zu erheben suchen, wobei sie ihre vergifteten Eingebungen (ilham), ihre Aufträge und ihren Mut (quvvet) von den geheimen, revolutionären, zerstörerischen, internationalen Feinden aller türkischen (Werte) übernommen und das Verhalten von Menschen niederer Herkunft und unbekannter Abstammung angenommen haben.
Es ist eine Schar (von Menschen), die gegenüber einer großen Menge, bestehend aus einer Versammlung Hunderttausender junger gebildeter Türken nun erschrocken versuchen, ihre vergifteten, böswilligen, destruktiven Federn, wenn auch ängstlich und zitternd, heimtückisch gegen sie zu verwenden, um letztendlich mit ihrem altmodischen Geschwätz die wahren Werte (dieser jungen Leute) verächtlich zu machen.
Dabei können wir den folgenden Vergleich anstellen: ein unserem großen Meister (Ustadhi Adham) ebenfalls sehr ähnlicher großer Mensch war Mahatma Gandi, der Anführer der indischen Befreiungsbewegung. Er ist der englischen Gewaltherrschaft, dem englischen Imperialismus mit seiner furchterregenden Ausbeutung und Besatzungspolitik Herr geworden und hat viele Jahre (seines Lebens) dem Dienst an seiner Botschaft (dava) geweiht und dabei alle Macht (kudret) und Pracht des britischen Imperiums mit seiner gewaltigen Willenskraft (irade) lahm gelegt und in einen Zustand (hal) allgemeiner Schwäche überführt. In ähnlicher Weise ist (auch unser Meister in diesem Lande geboren und groß geworden); seine Art zu leben (hayat), zu streben und zu kämpfen war dem gleichfalls sehr ähnlich. Darüber hinaus aber empfing er von Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) das Gnadengeschenk des Islam; und auch das Licht des Glaubens (iman nuru; und der Risale-i Nur) hat sich gleich einem Strahl der Sonne (mit seiner Hilfe) unter dem Klima des Islam {d.h. in den islamischen Ländern (A.d.Ü.)} von Ort zu Ort über alle Grenzen ausgebreitet.
Zwischen beiden gab es allerdings einen bedeutenden, wenn auch bedauernswerten Unterschied.
Dieser Unterschied bestand darin, dass ersterem nahezu 400.000.000 Menschen Anhänger ein unerschütterliches Vertrauen, Hochachtung und ihre Verbundenheit entgegenbrachten. Unserem (Meister) hingegen zeigte, wenn auch nur eine begrenzte Anzahl nur wenig Adel in ihrer Gesinnung, äußerte ihm gegenüber die Verachtung der Unterprivilegierten und versuchte ihn hinterrücks anzugreifen.
Oh Herr! Warum sind wir denn nur so elend und armselig geworden, dass wir alle unsre Werte und Tugenden in wertlose Lumpen verwandeln müssen? Wir wissen ja, dass die Zahl unserer Sünden groß ist. Es reicht, unser Gott, genug ist unser Fall!
Cevat Rifat Atilhan
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Wer war Bediuzzaman?
Bediuzzaman war ein Mensch, der sich in Anbetracht der allbekannten, lebensgefährlichen Abgründe, mit denen das gesellschaftliche Leben in seinem Ablauf übersät ist, darum bemühte, die geistigen (manevi) Werte im Lichte des Glaubens (nur-u imani) hochzuhalten und unter Beachtung der nötigen Sicherheitsvorkehrungen eine leuchtende Rechtleitung (ziya-yi irshadi) zu geben, dabei auch über sein eigenes Leben selbst zu bestimmen (idare) und der so gegenüber den unwissenden Volksmassen als derjenige in Erscheinung trat, der ihnen die Tatsache (haqiqat) bewusst machen konnte, dass sie bis heute nur blindlings geführt (idare) worden waren.
Bediuzzaman ist derjenige, dem es geradezu in die Augen sticht, dass die ethischen Werte und Traditionen des Volkes mit (der Entwicklung der modernen) Naturwissenschaften nicht Schritt halten und für sie keinen Ausgleich (muvazi) mehr bieten können, demzufolge sich in den Herzen (ruh) der in diesem Sinne (mana) und in dieser Weise groß gewordenen und nun verdorbenen Jugendlichen, eine trockene, menschenleere Wüste ausbreitet, deren unausweichliche Folge wiederum ist, dass unser Volk für seine Zukunft schwarz und eine Katastrophe voraussieht, wofür Bediuzzaman jedoch (den Ausweg) zur Rettung vorauszusehen vermag.
Bediuzzaman erkannte, dass durch die gewaltsame Verfremdung zwischen West und Ost {Gemeint: Zwischen dem von der Regierung aufgezwungenen Laizismus im Sinne einer Verwestlichung und dem Volk, das an seinen alten Traditionen festhalten will. (A.d.Ü.)}
ein (neuer) Identitätsbegriff zustande kam, der (in manchen Dingen) zu eng, in anderen viel zu weit war, wodurch in unserem Jahrhundert lediglich eine äffische Nachahmung erreicht wurde, während Bediuzzaman ein Gelehrter (alim; war und blieb), der in einer solchen Identitätskrise an einem Begriff der Persönlichkeit arbeitete, die sich in den Augen Gottes als der (göttliche) Funke in den Herzen versteht.
Bediuzzaman ist ein religiöser Mensch, der in Herz und Verstand (seiner Mitmenschen) eine grundlegend neue, eine göttliche Philosophie von freien Menschen, von einem freien Land prägen wollte. Dieses edle Volk braucht den Dienst solcher Menschen, die, wie Bediuzzaman die Götzen des Eigennutzes gestürzt haben, sehr, aber auch wirklich sehr.
von der Juristischen Fakultät
Ziya Nur
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Eine Empfehlung an unsere Mitbrüder in der Demokratischen Partei
Die gottlosen Diener einer erbarmungslosen früheren Regierung (= der Volkspartei), deren Anführer und Diktatoren, welche die Religion (din), den Glauben (iman), die Seele (djan) und das Leben (hayat) im Lande ausgeglüht hatten, haben nun in dieser Zeit, in der sie bereits im Sterben liegt, ihre wirksamsten Waffen gegen die Demokratische Partei gerichtet, indem sie sich darum bemühen, zu zeigen, dass diese (neue Partei) noch gottloser ist als ihre eigene (alte Partei). Ein Teil (der alten Partei) hat sich das Mäntelchen der Frömmigkeit umgehängt und behauptet nun, die Demokratische Partei habe dem Volk die Religionsfreiheit (din hürriyeti) versprochen und könne nun ihr Versprechen nicht halten. Ein anderer Teil beschuldigt die Demokratische Partei, sie wolle (das Volk) in seiner Rückständigkeit bewahren, um so zu verhindern, dass diese für die Religionsfreiheit (din hürriyeti) Partei ergreift. Sie wollen diese dazu bringen, genau so wie sie selbst die Religion (din) und alle religiösen Einrichtungen zu zerstören und besonders hart gegen die Leute des Glaubens (din) vorzugehen.
Als dann die Demokratische Partei die Regierung übernahm und nun begann, hart gegen alle Kommunisten vorzugehen, dabei zugleich auch (nach mehr als zehn Jahren) den Ruf zum Gebet (Ezan-i Muhammedi) wieder zuließ, aus welchem Grunde sie die Liebe (muhabbet) des Volkes errang und dadurch zwanzig Mal mehr Macht (quvvet) erlangte als sie ursprünglich an Macht besaß, brach bei der Volkspartei (halktjilar) eine fürchterliche Panik aus.
Wir vertrauen darauf, dass die Demokratische Partei durchaus dazu in der Lage ist, zu begreifen (idrak), dass die ungerechte Politik, mit der das alte Regime gegen die Leute des Glaubens (din ehli) und die Leute des Qur'an, zu denen die Nurdjus gehören, vorgegangen ist, (die Volkspartei) in diese Lage (hal) gestürzt hat, um nun nicht selbst in diese Falle zu stürzen.
Die wichtigsten Merkmale des alten Regierungssystems sind ja bekannt. Will also nun die Demokratische Partei weiterhin (an der Macht) bleiben, so muss sie ganz und gar gegen diese Merkmale Politik führen. Sie muss einerseits hart gegen die Kommunisten vorgehen und andererseits die Religion (din) und die Leute des Glaubens schützen. Und es ist notwendig, dass sie mutig und offen auf ihrem Wege voranschreitet. In dieser Hinsicht würde sie auch nur das leiseste Zögern oder die kleinste Unehrlichkeit in den Sumpf der Volkspartei (halktjilar) stürzen.
Wir Nurdjus steigen unter gar keinen Umständen aktiv in die Politik ein. Unser einziger Wunsch besteht darin, dass in diesem Lande die Religionsfreiheit (din hürriyeti) auch tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden kann, dass alles Unrecht und der Druck gegen die Religion (din) und die Leute des Glaubens und des Qur'an, der nun schon seit einem viertel Jahrhundert auch auf den Nurdjus lastet, voll und ganz aufgehoben wird.
Daher geben wir allen Mitbrüdern in der Demokratischen Partei den guten Rat: sie sollten sich nicht von des Teufels Spielen und Listen einer vergangenen Zeitepoche täuschen lassen und nicht auf die gleichen Irrtümer hereinfallen, (auf die auch die Volkspartei schon einmal) hereingefallen ist. Auch sollten sie Geist und Willen (ruh ve irade) des Volkes nicht verachten, so wie diese es getan hatte. Sie sollten sich gegen die Kommunisten und für die Religion (din) einsetzen und auf diesem Wege entschlossen fortschreiten.
Im Namen der Nurdjus
Sadık, Sungur, Ziya
Bediüzzaman
"Die beiden Quellen der Moral und der Religion" Eines der neuesten Bücher von Henri Bergson (1859-1941), worin er schreibt, dass besonders immer dann, wenn die Moral (akhlaq) in der menschlichen Gemeinschaft auf ihre niederste Stufe abgesunken ist, nur von ehrenwerten gläubigen (dindar) Persönlichkeiten zu ihrem erhabenen Ideal emporgehoben werden kann.
Diese Meinung hat sich in der Geschichte der Menschheit (im allgemeinen) und in der Geschichte der Muslime (im besonderen) zu allen Zeiten an Hand zahlloser Beispiele bewahrheitet (tahaqquq). Bekanntlich hat die Erziehungskunst, die sich auf die Wissenschaft (ilm) von der Psychologie stützt, auf dem Wege der mündlichen Überlieferung an diesem Prinzip festgehalten und wann immer eine Generation in eine neue Richtung gelenkt werden sollte, wuchsen in Zeitepochen vor der unsrigen Menschen, die dem Beispiel derartiger Menschen folgten im gleichen Grade glücklicher heran als wir.
Bediuzzaman, war eine solche außerordentliche, ehrenwerte Persönlichkeit, die, unabhängig davon, unter welchem Volk und in welcher Zeitepoche auch immer sie gelebt haben mochte, die Eigenschaften eines solchen vorbildlichen Menschen bewahrt hatte, auf die wir oben hingewiesen haben. Um das türkische Volk zugrunde zu richten hat man in aller Verschwiegenheit Spione herangebildet, hat das türkische Volk mit Lug und Trug in jeder Sekunde hintergangen, hat aus dieser Art der Lebensführung eine Kunst gemacht und so haben denn auch eine Menge Verräter und solche Geschöpfe, die Feinde des Volkes sind, diese ehrenwerte Persönlichkeit jahrelang wie in einer Kelter ständig unter Druck gehalten.
Wir fragen nun: (Doch wen sollten wir da fragen? Und was sollten wir eigentlich von einer solchen Frage erwarten?) Ja sollte denn, wo in unserer ganzen Geschichte und bei jeder Gelegenheit die Prominenz derer, die wie die Könige in ihren vornehmen Villen leben, ihre gnadenlose, Schrecken erregende Feindseligkeit unter Beweis gestellt hat, (zu gleicher Zeit) Bediuzzaman, der seit Jahrhunderten in seinem Fleisch und Blut die Kopie eines wenigstens Tausend Jahre alten Grundrechts auf diese kostbare Erde mit sich trägt, mehr noch als der Wächter eines Aufruhrherdes seines Rechtes (haqq) auf Leben beraubt bleiben?
Wer unter uns könnte es ertragen, dass unsere Bücher, während wir über deren Seiten in Gedanken und im Geiste (fikri ve ruhi) eine Reise begonnen haben und wir plötzlich in unserer Wohnung, die wir für heilig zu halten wissen, überfallen werden, wobei unser Zimmer gestürmt wird, uns aus den Händen gerissen und beschlagnahmt werden? Eine solche Handlungsweise, und das, obwohl wir (doch eine moderne Gesellschaft) kopieren wollen, könnte es noch nicht einmal in Spanien geben, wo das soziale Leben, unter den neuzeitlichen zivilisierten Gesellschaften noch am rückständigsten ist. Nachdem es aber nun einmal passiert ist, sollte sich das wenigstens nicht auch noch ständig wiederholen.
Dabei verabscheuen wir ganz und gar alle diese bösen Taten, die sich besonders in den letzten Tagen noch verschlimmert haben, Taten, die sie auch noch für gerechtfertigt halten und mit denen sie Bediuzzaman, den Eigenschaften seiner ehrenwerten, großen Persönlichkeit, wie seine Gelehrsamkeit (ilim), seine Moral (akhlaq), seine Tugend (fadilet) und sein Anstand (edeb) besonders auszeichnen, traktiert haben.
In diesen dunklen Tagen, die über die Türken gekommen sind, da sich die stinkenden Abwässer der Unmoral gleich einer Sintflut überall hin auszubreiten beginnen, jede Tugend unter sich erstickend, finden wir Trost, wenn wir sehen, wie der Segen, der von Bediuzzaman ausgeht, jeden Widerstand bricht und die Herzen aller wie ein Sturmwind erobert... Unsere Nächte waren sehr finster geworden und der Morgen nach so finsteren Nächten ist schon nahe herbeigekommen.
اِنَّ اللّٰهَ مَعَ الصَّابِرٖينَ {"Wahrlich, Gott ist mit denen, die geduldig sind."}
Cevdet Sezer
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بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei"}
Sehr verehrter, sehr gesegneter, so gütiger und so sehr geliebter Hazret Ustadh!
Immer wenn wir die Risale-i Nur zu unserer geistlichen Hilfe und mit Euren Gebeten (dua) aufmerksam und nachsinnend lesen, begreifen wir (idraq), dass dies ein gewaltiges Gesamtwerk ist, das ein Entdecker der tiefen, verborgenen Wahrheit (tilsim) des Alls ist, der dieses Geheimnis (tilsim) entdeckt und löst, der große Führer (murshid-i ekber) und ein mächtiger Wegweiser (rehber-i adham) durch Gegenwart und Zukunft, und dies wiederum durch Euer Gebet (dua) und Eure geistliche Hilfe.
In der Tat, Hazret Ustadh! Wer auch immer die Risale-i Nur mit Verstand liest, begreift (idrak), dass die Risale-i Nur, sei es für dieses Jahrhundert, sei es im vor uns liegenden Jahrhundert die Menschheit aus der Finsternis ihrer Gedankenwelt (fikir) errettet, sie erleuchtet (tenvir) und auf dem rechten Weg (irshad) leitet.
Die Risale-i Nur wurde nicht nur für dieses Land und sein Volk verfasst, sondern um als ein Gesamtwerk für die ganze islamische Welt und die Bedürfnisse der gesamten Menschheit eine Antwort zu geben. Für eine Menschheit, die in heutiger Zeit in einer noch nie gekannten Katastrophe, verzweifelt einen Ausweg aus diesem Unheil sucht, gibt es kein anderes Mittel der Rettung, als an der Risale-i Nur festzuhalten, was auch immer der Preis dafür sei, (zu versuchen), die licht- und glanzvollen Teile der Risale-i Nur in die Hand zu bekommen, sie aufmerksam zu lesen und über sie nachzusinnen. Jeder, der die Risale-i Nur liest, kann diese Wahrheit (haqiqat) erfassen (idrak) und wird es tun.
Wenn uns dies möglich wäre, könnten wir diese Wahrheit (haqiqat), nachdem wir zu einem Punkt hinauf gestiegen wären, von dem aus man die ganze Welt überblicken kann, dem ganzen Weltall bekannt machen. Da uns aber nun einmal dies nicht gelingen kann, und da wir nun einmal den universellen Wert der Risale-i Nur allein mit der spirituellen Unterstützung unseres Meisters (Ustadh) soweit zu erfassen (idrak) vermögen, müssen wir deshalb nun die Risale-i Nur, die das Licht (Nur), eine Schatzkammer, das Wissen (irfan) und die Quelle der Vollkommenheit (kemalat) ist, ohne auch nur eine einzige Sekunde nutzlos verstreichen zu lassen, an jedem Tag und in jeder Stunde ständig, ja ununterbrochen lesen. Mögen wir uns mit Gottes Hilfe (insha-a'llah) Tag und Nacht darum bemühen! Doch so wie bei all unserem Tun wird uns auch dies durch das Gebet (dua) und den geistlichen Beistand unseres Meisters (Ustadh) gelingen.
Auch die folgende Wahrheit (haqiqat) ist ganz klar und offensichtlich: Möge jemand auch selbst ein Gelehrter (allame) sein, so bleibt er doch ein Schüler der Risale-i Nur und seines Verfassers. Die Risale-i Nur zu lesen, ist eine Notwendigkeit und ein (inneres) Bedürfnis. Bleibt er jedoch gleichgültig (ghaflet), beugt er sich vor seinem Ego und verfällt so seiner eigenen Täuschung und liest dieses Gesamtwerk der Risale-i Nur nicht, so fällt er dadurch einem großen Mangel anheim. Uns aber ist klar (idraq) geworden, dass wir für diese gewaltige Wahrheit (haqiqat), die ein Retter der Menschlichkeit ist und über Milliarden von Menschen steht (und der zu dienen Ustadh) von seinem Herrn (memur-u Rabbaniye) beauftragt ist, in einem Maße dank schuldig sind, wie es sich gar nicht beschreiben lässt.
Und wiederum durften wir durch sein Gebet (dua) und seinen geistlichen Beistand erfahren (idrak), dass es unsere Möglichkeiten überschreitet, auch nur für eine einzige Zeile dieses wunderbaren Gesamtwerkes, das die Risale-i Nur, dieses spirituelle Wunder (mu'djize-i maneviye) des Ehrenwerten Qur'an, auch nur einen Bruchteil ihres Gegenwertes zu entgelten. Darum haben wir beschlossen, an Gott den Gerechten (Djenab-i Haqq) wenigstens folgendes flehentliche Bittgebet zu richten:
"Oh Herr! Der du uns von der ewigen Einzelhaft (im Grabe) erlöst hast, indem Du uns mit der Risale-i Nur als einem Schlüssel zu der wahren Schatzkammer, in der wir das immer und ewig währende Glück aller Welten (alemin) erreichen können, ein beispielloses Werk geschenkt hast, gewähre uns, unseren geliebten, gütigen Meister (Ustadh) vor der Bosheit und Heimtücke all seiner Feinde und der Tyrannen zu bewahren; verleihe ihm bleibenden Erfolg im Dienst am Qur'an und am Glauben (iman). Schenke ihm in Deiner Güte (ihsan) Gesundheit, Wohlergehen und ein langes Leben!"
In der Tat, unser hochverehrter Meister! Wir, ein Teil der Jugend von der Universität, die wir die Risale-i Nur aufmerksam gelesen und darüber nachgedacht haben, sind nicht aufgrund irgendeiner Sympathie oder bloßen Vermutung heraus, sondern durch überwältigende Gnade (ni'met-i uzmasi), erforschend und auf wohldurchdachte Weise (tahqiqi ve tedkiki), in der Kraft des Glaubens (quvvet-i imaniye) zu der wissenschaftlich begründeten (ilme-l'yaqin), unumstößlichen und nie zu erschütternden Überzeugung gelangt, dass es Bediuzzaman in der Güte des Wahrhaftigen (inayet-i Haqq) gelingen wird, die Religionslosigkeit und die Glaubenslosigkeit, welche die Ursache bis zu unserem Jahrhundert auf diesem Erdenrund noch nie geschauter Schrecken und Grausamkeiten ist, erfolgreich zu beseitigen.
Diese unsere Überzeugung beruht nicht auf Leichtgläubigkeit oder bloßer Vermutung, sondern stützt sich auf forschende (Erkenntnisse), die sich auf wissenschaftliche (ilm) Beweise zurückführen lassen. Darum wird diese Wahrheit (haqiqat) auch von denen noch in ihren Herzen (qalb) bestätigt, die (aufgrund der äußeren Umstände eigentlich) dagegen sind.
Bitte gewähren Sie uns in Ihrer Güte (shefqat) Ihr Gebet (dua), damit wir im Dienst am Qur'an und im Glauben (iman) zu jedem Opfer bereit sein mögen! Mögen wir die Risale-i Nur lesen und abschreiben, ohne daneben auch nur eine Minute zu verschwenden. Und mögen wir dabei in vollkommener Wahrhaftigkeit (ikhlas) erfolgreich sein.
Im Namen der Schüler der Risale-i Nur an der Universität
Abdülmuhsin
بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei"}
Vielmals gesegneter, hochverehrter Meister!
Erstens: Alle Exemplare der Risale-i Nur, die wir unlängst empfangen haben, sind bereits verteilt worden. Alle, die sich so nach der Risale-i Nur gesehnt haben, wurden dadurch froh gestimmt. Die an der Risale-i Nur ihren Anteil haben, kommen einer nach dem anderen herbeigelaufen. Wenn die Brust nach dem Licht (Nur) sucht, wird sie es nach dem Leitsatz (haqiqatindja): مَنْ طَلَبَ وَجَدَّ وَجَدَ {"Wenn jemand mit Nachdruck etwas fordert, wird er es auch bekommen."} auch finden. Diesmal haben sie sich auf die 34 Exemplare der "Worte" gestürzt, die unser Bruder Ziya einmal gebracht hat. "Stab Mosis" wurde an verschiedenen Orten im Bezirk Ankara und in Anatolien verteilt.
...
Selbst diejenigen, die den verborgenen Glanz hinter der Risale-i Nur nicht wahrnehmen können, ergreifen dennoch für sie Partei. Die Medresse der Risale-i Nur (Medressetu-z'Zehra) im Umfange von Anatolien wird sich im Rahmen der ganzen Islamischen Welt ausbreiten; darauf schließen wir von der Erhabenheit der Wahrheit (haqiqat) der Risale-i Nur und von der Bruderschaft, die zwischen den Gläubigen, die sie aufmerksam und nachsinnend lesen, und den Vertretern der Wissenschaft (ehl-i ilm) entstanden ist, einer Brüderlichkeit, die sich durch nichts erschüttern lässt.
Diese gewaltige (muazzam) Aktivität der Medressetu-z'Zehra geschieht so wie sich der Frühling göttlich und gewaltig über die Erde hin verbreitet, lautlos, ohne Prunk und Getöse, ohne eine äußerliche Schau, ganz bescheiden, jedoch in einer großartigen (muazzam), nicht mehr aufzuhaltenden Weise. Der Menschensohn hat es seinem Wesen nach stets eilig und möchte, ohne über das göttliche Gesetz nachzudenken, dass sich eine jede Angelegenheit in der von ihm gewünschten Zeit erledigen lässt, wobei er den kleinen Kreis seiner eigenen Verpflichtungen überspringt und auf die größeren Kreise hin ausweicht. {D.h. eine Ethik und Moral für die ganze Islamische Welt, die aber von dem leuchtenden Vorbild jedes einzelnen ausgehen muss. (A.d.Ü.)}
Dem beispielhaften Vorbild wahrhaft gläubiger Menschen, herangebildet von der Risale-i Nur, deren Same ausgestreut und deren Zeit der Ähren gekommen ist, wird mit Gottes Hilfe (insha-a'llah) in nahegelegener Zeit die ganze Islamische Welt folgen und sie werden in ihr das Licht der Rechtleitung (nur-u hidayet) erkennen.
Im Namen der Schüler der Risale-i Nur an der Universität zu Ankara
Abdullah
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Ein großer Gelehrter (alim) und Mann des Herzens (qalb), dem die überwältigende Gnade (ni'met-i uzmasi) zuteil geworden ist, in Ankara die Risale-i Nur verbreiten zu können, schrieb dem Meister (Ustadh) folgenden Brief:
An den großen Streiter (mudjahid-i ekber) Hazret Bediuzzaman, den aufrichtigen Herrn (Sahibu-l'ikhlas) des Lichtes (Nur), der Vollkommenheit (kemal) und der Rechtleitung (irshad).
Von der Zeit an, da Ihr Euch mit Gott und für Gott (Lillah ve Fillah) in die Arena der Prüfungen und Erfahrungen gestürzt habt, bis heute haben Eure Exzellenz vor Gott und den Menschen (Haqq ve halk) ununterbrochen, wie man sagen darf, mit viel Mühe und Eifer und Einsatzfreude Tag und Nacht daran gearbeitet, mit Euren besonderen wissenschaftlichen Fähigkeiten (qudret-i ilmiye), erleuchtet (Nur) und rechtgeleitet (irshadiye) in außerordentlich schwierigen Umständen, das Recht der Allgemeinheit wie des Einzelnen (huququllah ve huquq-u ibad) zu verteidigen und zu schützen; die Engel und der Himmel, Gottes Thron und der Schemel seiner Füße, die Tafel der Zeugen und der Stift, der auf ihr schreibt, Himmel und Erde, das Universum allen Seins (alem-i Kevn), Menschen und Geister (Dschinnen), die Gemeinschaft der Menschen im Ausland und die ganze Islamische Welt und auch wir armseligen Diener bezeugen dies bei Gott bis ans Ende der Zeiten als Zeugen (Esh'hedu billah) für immer und ewig.
Unser Bediuzzaman, der Ihr ein Träger des Lichtes (Sahibu-n'Nur) seid! Eurer lichtvollen (Nur) Persöhnlichkeit armseliger Freund und Diener bin ich mit Herz und Seele. Meine Freundschaft gehört nicht (wie sonst alles) der Vergänglichkeit an, ist nicht wie eine Freundschaft, die nur kommt und geht. So wie diese Freundschaft bereits in der geistigen Welt (alem-i mana) in ihrem primären Zustand (fitrat-i zatiye), in dem sie schon bestand ehe denn die Welt ward, {als Gott Seine Geschöpfe versammelte und sie befragte: "Bin ich denn nicht euer Herr (ezel-i elestu)?" (A.d.Ü.)} Bestand hatte, so wurde sie nun in diese Welt, die wir hier bezeugen (alem-i shuhud), und das ist nun fast ein halbes Jahrhundert her, transferiert. Eure vollendete Persönlichkeit (dhat-i ekmel) durchlebte in all diesen Jahren die Zeit der Despotie (devr-i istibdad, 1878-1908) und die Zeit der Konstitutionellen Monarchie (meshrutiyet, 1908-1922) und durchstand seitdem zu verschiedenen Zeiten in der jetzigen Republik (djumhuriyet) die noch weit schlimmeren Prüfungen, Leiden und Erfahrungen und die äußerst schwierigen Umstände, wie das Kriegsgericht, verschiedene Strafgerichtsverfahren, Hauen und Stechen auf dem Schlachtfeld und ist heute auf wissenschaftlichem Gebiet (ilm) den Gelehrten unserer Zeit in wissenschaftlichen (ilm) Gesprächen und Disputationen und durch die Verbreitung Eurer prächtigen und großartigen (djelil ve djemil) Werke überlegen. All dies, Euer Verhalten, Eure Worte, Euer Tun und Lassen, was Ihr an Gutem getan habt, um Gotteslohn (a'mal-i saliha) und ohne jeden Falsch (ikhlas), Eure erleuchtenden Gedanken (efkar-i nuriye) und all Eure kleinen und großen Anstrengungen (djihad-i asghar ve ekber) habe ich stets beobachtet, mir ein Beispiel daran genommen und in Eurer Weisheit (hikmet) meine Lehren (ders-i ibret) daraus gezogen. Das hat meine alte Freundschaft nur noch gesteigert, letztendlich gefestigt, bestärkt und bis zu (göttlicher) Liebe (ashk) und Begeisterung geführt.
In dieser Liebe (ashk) und Begeisterung habe ich seit den Zeiten von Sultan Hamid, während Ihr und die Schüler der Risale-i Nur sich um Gottes willen darum bemühten, die öffentlichen und die privaten Rechte (huquq-u umumiye ve hususiye), für die sich einsetzen, zu wahren, zu schützen und zu verteidigen, meinen Beitrag, wenn auch nur mit den Kräften einer Ameise, aus der Nähe wie aus der Ferne dazu geleistet, den innerlichen wie äußerlichen (manen-maddeten) Erfordernissen einer Freundschaft soweit möglich ohne Fehler nachzukommen, tue das noch heute und werde es auch in Zukunft tun. Diese meine Situation (hal) kennen Gott und die Menschen (Haqq ve halk) und ein bedeutender Teil Eurer Schüler der Risale-i Nur.
Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass mit dem Beistand des Gerechten (avn-i Haqq) und unter mohammedanischer Mithilfe der kleine wie der große Streit (djihad-i asghar ve ekber) zur rechten Zeit durch Eure beispiellose aufrichtige Liebe (ashk-i ikhlasiye) in kürze zum Sieg führen und der Irrtum seine Niederlage finden wird. Möge sich die Menschheit (insaniyet) der Welt im Aufgang der mohammedanischen Kultur (medeniyet) mit all ihrer Pracht in eine islamische Gemeinschaft (alem-i Islamiyet) verwandeln, Menschen und Geister (ins-u djinn), die Engel und der Himmel (melk-u felek) alle miteinander ein großes Fest (id-i ekber) feiern! Und mögen wir insbesondere auf diesem weltumspannenden Banquet (bayram) zu vollkommener Gesundheit und Bekömmlichkeit (kemal-i sihhat ve afiyet) speisen, unseren Durst löschen, umherwandeln und in der göttlichen Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye) mit unseren Familien zusammen das Gebet (dua) fortsetzen. Möge Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) von Seinem erhabenen Thron (dergah-i uluhiyet) aus unsere Gebete (dua) um der Ehre unseres Großen Geliebten (Mohammed; Habib-i Kibriya hürmet) {kibriya: bezeichnet die Größe Gottes; und Mohammed ist Sein geliebter Prophet. (A.d.Ü.)} willen erhören! Amen und abermals Amen (amin thumme amin).
Hoch gesegneter (mubarek) Freund in meinem Herzen (qalbi), in meiner Seele (ruhi) und tief in meinem Innersten (sirri)! Erinnert Ihr Euch vielleicht noch an Euren armseligen Diener? Auf alle Fälle aber möchte ich mich hiermit wieder in Erinnerung bringen: Während sich noch überall im Lande der nationale Befreiungskampf (1918-23) fortsetzte, erhielten Eure Weisheit (dhat-i hakimane) mehr als 18 Einladungen von verschiedenen Personen, die sich zur Beteiligung an diesem nationalen Befreiungskampf (mudjahede-i milliye) in Ankara eingefunden hatten. Um nun darüber zu beraten, ob Ihr diese Einladung annehmen solltet oder nicht, hatten wir uns damals an einem Tag, den wir unter uns abgesprochenen hatten, in Istanbul in Eurer Wohnung zusammengefunden, unter denen auch ich mich als einer der damaligen Rechtsgelehrten (müftü) des Bataillons, Euer alter Freund Osman Nuri aus Ankara, befand. Nach dieser Zeit war ich dann an dem Amt für den Befreiungskampf (Milli Müdafaa Vekaleti) zum Mufti ernannt worden. Fast 25 Jahre lang bin ich dort als Mufti tätig gewesen. Vor drei Jahren habe ich nun meinen Abschied genommen. Ich habe mich jetzt in meinem Haus in Ankara niedergelassen. (In der Vorbereitung) auf meinen Heimgang bete ich Tag und Nacht für Eure Exzellenz, für alle Menschen und den Islam. Sehnlichster Wunsch und Verlangen ist aber, bevor ich sterbe, Eure Person mit meinen sterblichen Augen zu schauen, zu besuchen und um Gottes willen (noch einmal an einer) Eurer Vortragsabende (sohbet) teilnehmen zu dürfen. Das wünsche ich mir von ganzem Herzen.
Mein lieber Geliebter unter den Geliebten (Azizlerin azizi azizim)! In vollkommener Hochachtung und mit allem geschuldeten Respekt grüßen (selam) wir Eure Weisheit (dhat-i hakimane) und Eure erleuchteten (nuriye) Schüler und gedenken Eurer in Liebe (ashk) und Begeisterung. Möge unser Großer Gott, der Heilige, Gerechte und Hochgepriesene (Haqq Te'ala ve Teqaddes Hazretleri) Euch auf unser Bitten und Flehen hin in beiden Welten für lieb und gut und würdig (aziz) {das türkische Wort "aziz" enthält alle drei Bedeutungen – A.d.Ü.} erachten. Gestattet mir, mit einem Kuss Eurer so gesegneten (mubarek) Hände unsere Sehnsucht, Hingabe und Begeisterung zum Ausdruck zu bringen. Wir erwarten Euer Gebet in aufrichtigem Glauben (dua-yi ikhlas) und Eure rechte Antwort und möget Ihr Gott befohlen (Allah'a emanet) sein als unser erleuchteter Herr (Sahibu-n'Nur) und unser aufrechter, machtvoller (irade), von Gott recht geleiteter (irshad) Hazret Efendim.
اَلْبَاقِى هُوَ الْبَاقِى {"Gott ist Er, der da ist und der da bleibt."}
Zum Gebet in der Höhle (yar-i gar) {als Freunde Gottes den Heiligen und Propheten ganz nahe... (A.d.Ü.)} auf dem höchsten Gipfel des Berges, über den Wipfeln das Nichts, {er hat das Höchste Gut erreicht und alle niederen Dinge losgelassen. (A.d.Ü.)} im Staub ein Diener (abd-i gubar) des Alleinzigen
Osman Nuri
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Der Meister (Ustadh) reist nach Emirdagh
Ustadh Said Nursi begab sich nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in Afyon zusammen mit seinen Schülern nach Emirdagh. Er blieb zwei Jahre lang in Emirdagh. Im Monat Muharrem (1955) ging er nach Eskishehir und wohnte dort etwa anderthalb Jahre lang im Hotel "Yildiz". Diese Reise des Meisters (Ustadh) war auch innerlich (manidar) ein Erlebnis. Denn bis 1950 konnte er von den Orten seiner Verbannung nirgendwohin reisen, d.h. er erhielt gar keine Reiseerlaubnis. Lange Zeit durfte er noch nicht einmal ins nächste Dorf gehen.
In Eskishehir traf sich der Meister (Ustadh) mit den Schülern, die sich für ihn begeistert hatten. Die Risale-i Nur brachte nun ihre Früchte; und so nahmen denn ihre jungen Schüler Kontakt mit ihm auf; und er begann in gewissem Grade sich wieder für das gemeinschaftliche Leben (hayat-i itjtimaiye) zu interessieren. Und so wie sich bei ihm viele Schüler aus allen Schichten der Bevölkerung trafen, so gab es unter ihnen auch Soldaten, besonders der Luftstreitkräfte, von denen sehr viele Nurdjus waren. Und jeder von ihnen war ein Gläubiger (imanli), gehörte zu den Leuten mit hoher Moral (akhlaq), war durch den Mut der islamischen Nation geachtet und jemand, der aufrichtig (ikhlas) war und dessen Herz (qalb) von Liebe zu dem Propheten (muhabbet-i Nebeviye), von der unschätzbaren (Bereitschaft) zu einem Dienst nach den islamischen Regeln und am Vaterland erfüllt ist.
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Eine Zeitlang später begab sich der Meister (Ustadh) von Eskishehir nach Isparta, wo er etwa siebzig Tage blieb. Währenddessen ließen seine Schüler den "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)", an dem sie in Istanbul bereits gearbeitet hatten, drucken, weswegen nun gegen den Meister (Ustadh) Anklage erhoben und der Meister (Ustadh) nach Istanbul vor Gericht zitiert wurde.
Während der Meister (Ustadh) in Isparta und in Istanbul war, schrieb er über Themen, welche die Einheit Gottes (tauhid) betrafen und die später unter dem Titel "Schlüssel zu den Lichtwelten (Nur aleminin Bir Anahtari)" veröffentlicht werden sollten und schickte sie in Form von Briefen an seine Schüler. Sie gelten als ein besonders wertvoller Schatz unter den Abhandlungen über die Einheit Gottes (tauhid).
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Bediüzzaman Hazretleri 1952 yılında İstanbul’da Fatih Türbesi’nde, cuma namazından çıktıktan sonra Fatiha okurken
Vor dem Gericht in Istanbul
Einige junge Studenten, in der Absicht, der Jugend einen Dienst an Glaube und Moral (iman ve akhlaq) zu erweisen, hatten in Istanbul den "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" drucken lassen. Deshalb wurde der Meister (Ustadh) nun dem Ersten Strafgerichtshof für Schwerverbrechen (Birinci Aghir Djeza Mahkeme) in Istanbul vorgeführt, unter der Behauptung des öffentlichen Anklägers, dieses Werk, geschrieben, die Grundordnung des Staates der Basis einer Religion (din) unterzuordnen, richte sich gegen den Laizismus, welcher sich auf den Paragraphen 163 stützt und sei ihrem Wesen nach nur Propaganda und Gaukelei.
Zur Teilnahme an der Gerichtsverhandlung am 22.01.1952 wurde Bediuzzaman Said Nursi von Isparta nach Istanbul überstellt, um dort zu seinem Prozess anwesend zu sein. Die jungen Schüler des Meister (Ustadh) kamen nun von der Universität und füllten den Gerichtssaal. Und es fiel auf, dass draußen auf den Gängen ein Volksauflauf entstand. Zunächst einmal wurde die Anklage, dann der Bericht der Sachverständigen verlesen und der Meister (Ustadh) ins Verhör genommen.
Der Bericht der Sachverständigen erläuterte des Langen und Breiten: "Der Verfasser versucht mit diesem Werk seine religiösen Vorstellungen zu verbreiten. In seinem Wegweiser für die Jugend erläutert der Verfasser seine Ideen zur Verteidigung der Verhüllung der Frau, wonach es der Islamiyet widerspräche, wenn Frauen halbnackt herumlaufen und dabei ihre Beine zeigen, was (im übrigen) auch gegen die Natur der Frau sei. Und weiter sagt er, im Rahmen einer islamischen Erziehung sei die qur'anische Sittlichkeit ein Schmuck, also etwas, das einer Frau zur Zierde gereiche. Er sei für den Religionsunterricht und auch deshalb wünsche er, dass sich die grundsätzliche Ordnung des Staates den religiösen Prinzipien unterordne."
Die Verteidigungsrede von Bediuzzaman Said Nursi wurde von den Rechtsanwälten Seniyyüddin Bashak, Mihri Helav und Abdurrahman Sheref Latj in Istanbul übernommen.
Das Plädoyer, welches vorgelesen wurde (und zugleich auch) die Antwort von Ustadh Said Nursi auf diesen Bericht lautete: Bediuzzaman Said Nursi teilt Folgendes mit:
Das Beispiel seines Lebens in den letzten 35 Jahren möge als Beispiel dafür dienen, dass er sich nicht für Politik, sowie weltliche (dunya) und andere destruktive Strömungen interessiere. Das einzige, was ihn beschäftige und worauf er seine Blicke gelenkt habe, seien die Glaubenswahrheiten und der Dienst am Qur'an. Er verfolge lediglich mit ganzer Kraft (quvvet) die Sache der Rettung des Glaubens (iman). Dabei sei zu erwähnen, dass bereits von verschiedenen Gerichten der Beschluss ergangen ist, (die Risale-i Nur) frei- und zurückzugeben. Der Grund dafür, dass das Werk mit dem Titel: "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" von den jungen Leuten der Universität gedruckt worden wurde, war, dass sie so eine große Zufriedenheit hatten erreichen wollen. Gegen die in diesem Jahrhundert aufgetretenen Strömungen, besonders aber gegen Seuchen, wie Unmoral und Glaubenslosigkeit, welche die gesellschaftlichen Strukturen erschüttern, hatten sie alle Teile der Risale-i Nur, wie auch den "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" veröffentlicht und der Jugend, den unschuldigen Kindern und den Frauen im allgemeinen zu lesen gegeben, worin alles, was, vom Standpunkt dessen, was für das Glück von Volk und Land ganz besonders dringend notwendig ist, klar und deutlich zum Ausdruck kommt. Dabei erklärte er, dass die jungen Leute an der Universität diesen Druck aufgrund der oben angeführten Ziele zwar betrieben, dies aber ohne sein Wissen getan haben.
Die (folgende) Verhandlung fand am 19. Februar 1952 statt.
İkinci mahkeme gününde, Risale-i Nur Külliyatı’ndan çok istifade eden birçok üniversite talebeleri ve ehl-i irfandan müteşekkil büyük bir kalabalık, mahkemeyi dinlemek üzere erkenden koridorları doldurmuşlardı. Üstad alkışlarla, üniversiteli Nur talebelerinin kolları arasında mahkeme salonuna girdi; maznun sandalyesine oturdu. Avukatlar da geldiler, yerlerini aldılar. Mahkeme salonunda müthiş bir izdiham vardı. Binlerce kişi mahkemeyi dinlemek üzere salona girmek istiyor, kalabalık; dalgalar halinde kapılardan taşıyordu. Bu hâdisenin zâhirî heybet ve ihtişamının aksettirdiği mana, daha muazzam ve daha haşmetli idi. İslâmiyet nurunun mücessem bir timsal-i müşahhası olan Said Nursî’ye, dinî kültürden mahrum olarak yetiştirilen gençlik, tazim ederek minnettarlığını ifade ediyordu. Güya lisan-ı halleriyle:
"Oh Du großer Streiter (mudjahid), der Du mit dem Licht (Nur) des Qur'an die Finsternis des zwanzigsten Jahrhunderts durchbrichst, den Menschen des Islam die leuchtende (Nur) Frohe Botschaft am Horizont zeigst und in einer der Natur (fitrat) des Menschen angemessenen Weise zur großen und Ewigen Glückseligkeit einlädst! Den großen Dienst, den Du insbesondere den Kindern dieses Landes erwiesen hast, wissen wir mit Dank zu schätzen. Und auch die Zukunft wird Deiner mit Hochachtung gedenken. Du hast einer Generation, die bereits dem geistigen (manen) Tode nahe war, wie ein Arzt, der sie zur Spiritualität (maneviyat), zum Wasser des Lebens (ab-i hayati) führt, einen sehr wertvollen, einen hohen Dienst erwiesen. Wir wissen, dass Du Dich darum bemüht hast, ein Volk und die künftigen Generationen, die man ins Nichts und die ewige Qual hatte stürzen wollen, im Lichte (Nur) des Qur'an zur Ewigen Glückseligkeit (ebedi saadet) zu führen und dort Gott selbst zu begegnen, und in dieser Absicht Dein Leben (hayat) zum Opfer gebracht hast...
Glaubensstarke Generationen werden Dir folgen Jahre und Jahrhunderte werden in Deinen Fußstapfen wandeln...
Da aber das Gedränge im Saal allmählich überhand nahm, blieb schließlich kein Platz mehr, noch die Verhandlungen fortsetzen zu können. Selbst die Polizei, die dafür verantwortlich war, die Ordnung wiederherzustellen, konnte dem Gedränge der Leute nicht Herr werden. Am Ende wandte sich der Gerichtspräsident an das Volk und sagte:
"Wenn Ihr den Herrn Hodja liebt, so macht doch ein wenig Platz, damit wir diesen Prozess fortsetzen können!" Daraufhin begann das Volk sich zurückzuziehen. Auf diese Weise konnte nun endlich der Prozess fortgesetzt werden.
Der Mann, der den "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" gedruckt hatte und nach ihm die Polizei wurden verhört. Danach wiedersprach der Meister (Ustadh) dem Bericht der Sachverständigen. Als die Zeit für das Nachmittagsgebet (ikindi) beinahe schon verstrichen war, bat der Meister (Ustadh) um die Erlaubnis, das Gebet (namaz) zu verrichten. Der Vorsitzende (reis) des Gerichts nahm die Bitte des Meisters an und schloss die Verhandlung.
Während der Meister (Ustadh), auf die Arme einiger seiner, ihn innig (djan) liebenden Schüler, gestützt, zwischen den Reihen der jungen Studenten durch die Koridore nach draußen ging, jubelten ihm Tausende aus dem Volk zu, wobei er vor den anderen seiner geliebten Schüler beide Hände zum Segensgruß (selam) hob. Vor dem Gerichtsgebäude hatten sich drei, vier Tausend Leute versammelt. Sie warteten darauf, den Meister (Ustadh) sehen zu können. Der Meister (Ustadh) stieg nun die Treppe hinunter, während eine Woge dieser Tausenden von Menschen ihm zujubelte. Es gab unter ihnen Leute, die vor Rührung Tränen in den Augen hatten. Weil es aber wegen dieses Gedränges nicht möglich war, zu Fuß zu gehen, setzten die Nurdjus den Meister (Ustadh) in ein Auto und fuhren ihn so zur Sultanahmed Moschee, wo sie gemeinsam (djemaat) das Gebet (namaz) verrichteten, und brachten ihn danach zu seiner Wohnung.
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Am 5. März 1952 ging Ustadh dann zur (dritten und) letzten Gerichtsverhandlung wieder durch die Volksmenge Tausender, ihn liebenden jungen Schülern in den Gerichtssaal hinauf. Damit es aber nun nicht wie das letzte Mal im Gerichtssaal zu einem solchen Gedränge kommen und damit die Fortsetzung der Gerichtsverhandlung nicht dieses Mal wieder behindert werden sollte, sperrte ein noch zusätzlich abkommandiertes Polizei-Eskadron die Seiteneingänge ab und versuchte so das Justizgebäude mit seinen Treppen und Koridoren zu überwachen. Trotz alledem war auch diesmal wieder der Gerichtssaal bis hin zu den Türen völlig verstopft.
Die Gerichtsverhandlung begann. Als Zeuge wurde nun der Student, der den "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" hatte drucken lassen, als Zeuge vorgeladen und vernommen. Er gab das Folgende zu Protokoll: Er habe die Werke östlicher wie westlicher (Geisteswisschenschaften) gelesen. Später habe er dann auch die Risale-i Nur in die Hand bekommen. Er fand, dass diese Werke ihm für sein Denken und Verstehen (fikr), für Herz (qalb) und Verstand (ruh) in äußerstem Maße von Nutzen waren und ihn in seiner Entschlussfähigkeit (irade) und in seiner Moral bedeutend beinflusst hätten. Um den Glauben (iman) und die Moral der jungen Leute zu schützen und zu bewahren, habe er diesen "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" aufgrund seiner großen Wirkung und in der Hoffnung, dem Vaterland damit einen Dienst erweisen zu können, drucken lassen, ohne dabei jemals das Gefühl gehabt zu haben, er habe damit etwas Verkehrtes getan.
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Die Verteidigung des Meisters (Ustadh):
Aufgrund meiner schon lange andauernden Unterdrückung und meines geradezu abenteuerlichen Lebens (hayat), möchte ich zunächst eine kurze Bitte äußern. Ich bitte Sie also um Gehör!
Somit gab also das Gericht der Bitte des Meisters (Ustadh) statt, die Sache frei und ruhig anzugehen. Also hielt der Meister (Ustadh) nun eine lange und ausführliche Verteidigungsrede.
Euer Ehren (muhterem hakimler)! 28 Jahre lang war ich beispiellosen Schikanen und Quälereien ausgesetzt, wurde ständig beobachtet oder saß in irgendeinem Gefängnis. Alle Verleumdungen und Beschuldigungen, die man dabei gegen mich vorgebracht hat, stützen sich jedoch nur auf einige wesentliche Punkte.
1 - Die erste Beschuldigung besteht darin, dass man mich für einen Regimegegner hält. Dabei ist doch allgemein bekannt, dass zu jeder Regierung auch eine Opposition gehört.
Vorausgesetzt die Bedingung, dass dabei nicht die allgemeine Sicherheit und Ordnung gefährdet wird, kann man niemanden für seine Gedanken (fikir), die in seinem Gewissen und in seinem Herzen wohnen, also für das, was er überlegt und worüber er nachdenkt, verantwortlich machen. Das ist ein ganz allgemeines Recht (huquq).
Sogar die mehr als hundert Millionen Muslime, die hundert Jahre lang unter der Herrschaft der Engländer gelebt haben, deren Regime in Religionsdingen besonders streng und unnachgiebig war und das glaubenslose Regime der Engländer nicht akzeptierten, werden bis heute von den englischen Gerichten in dieser Hinsicht keineswegs belästigt.
Hier wie in allen islamischen Ländern, wo von Alters her Juden wie Christen als Untertanen leben, werden sie von diesen Regierungen, obwohl sie die Religion und die heilige Regierung des Landes ablehnen, verwerfen, ihr widersprechen, dennoch niemals durch die Gesetze in irgendeiner Weise belästigt.
Ein einfacher Christ stand einmal zusammen mit Hazret-i Ömer, als dieser gerade Kalif war, vor Gericht, um einen Prozess gegeneinander auszufechten. Und obwohl dieser Christ seiner islamischen Regierung, dem heiligen Regime, seiner Religion (din) und seinen Gesetzen gegenüber ablehnend eingestellt war, wurde seine Haltung während der Verhandlung nicht in Betracht gezogen, was ganz klar zeigt, dass die Einrichtungen der Justiz darauf keinen Einfluss nahmen und in keiner Weise Partei ergriffen. Dieser prinzipielle Grundsatz der Glaubens- und Gewissensfreiheit gilt in der ganzen Welt, von den Kommunisten einmal abgesehen, im Osten wie im Westen, bei allen Einrichtungen der Justiz und in allen Lebenslagen.
Ja bleibt denn nun meine Wenigkeit, der ich doch auf diesen prinzipiellen Grundsatz der Glaubens- und Gewissensfreiheit vertraut habe, mich auf Hunderte Ayat im Qur'an gestützt habe, weil ich jenem verdorbenen Teil der Gesellschaft widersprochen habe, der unter dem Deckmäntelchen der Freiheit daherkommt und eine absolute Zwangsherrschaft ausübt, der unter der Maske des Laizismus den schwersten Druck gegen den Glauben und alle Gläubigen ausübt, von den Gesetzen ausgeschlossen? Könnte vielleicht ein solches Verhalten nicht korrekt (haqiqat) sein?
Gegen die Ungerechtigkeit, gegen die Despotie, gegen die Gesetzlosigkeit zu opponieren, wird von keiner Regierung als ein Verbrechen erachtet; im Gegenteil: Opposition ist ein ganz legales, völlig korrektes Werkzeug der Waage der Gerechtigkeit (muvazene-i adalet).
2 - Diejenigen, welche die mir von der vorausgegangenen Regierung angetanen Ungerechtigkeiten und die mir zugefügten Qualen für rechtens halten, beschuldigen mich - zweitens - die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu missbrauchen. Für derartige Verdächtigungen und frei erfundene, fälschliche Anschuldigungen habe ich mir 28 Jahre Strafe zugezogen. Sie haben mich von Land zu Land, von Gericht zu Gericht geschleppt. Sie haben mich von einem Gefängnis ins nächste geworfen. Besuche wurden niemandem zugelassen. Ich wurde isoliert. Man hat versucht, mich zu vergiften. Man hat mich auf alle mögliche Weise beleidigt.
Wir aber sind (alle insgesamt) 500.000 opferbereite Schüler der Risale-i Nur, freiwillige geistliche Schützer, die überall im Lande für die Sicherheit und Ordnung sorgen. Die uns derartige Beschuldigungen zugefügt haben, versündigen sich auf diese Weise aufs schwerste. Doch obwohl sie uns auf eine so erbärmliche Weise beschuldigt haben, haben wir uns doch nie von unseren Emotionen hinreißen lassen. Für das Gefühl der Sicherheit in ihren Herzen und der Ordnung im Lande, für den Dienst am Glauben (iman) und am Qur'an und um diejenigen, die in ihrer Gottvergessenheit (ghaflet) in die Gesetzlosigkeit gestürzt sind, aus diesem Pfuhl der Anarchie herauszuziehen, sind wir keine einzige Sekunde untätig geblieben.
Euer Ehren (muhterem hakimler)! Das Folgende möchte ich mit Nachdruck unterstreichen: dies hier sind keine unbewiesenen Behauptungen. Sechs Gerichte in sechs verschiedenen Provinzen (vilayet), in denen man uns ungerecht behandelt hat und in die wir verbannt waren, haben nach langen und eingehenden Untersuchungen im Ergebnis nicht einen einzigen Vorfall feststellen können, wo die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Gefahr gewesen wäre. So beweist denn all unser Verhalten, dass unsere Lehranstalten (Nur mekteb-i irfani) einzig und allein einer wahren Herzensbildung der Nurdjus dienen, wobei sie gleichzeitig in deren Köpfe und in deren Herzen einen Wächter für Ordnung und Sicherheit setzen. Unser Unterricht im Glauben richtet sich gegen die Anarchie, gegen das Verderben, gegen alle Gottlosen und die Kommunisten. Man sollte doch bei allen Ämtern und Wachlokalen der Polizei nachfragen, ob es auch nur einen einzigen Vorfall gegeben hätte, wo vielleicht einer unter den 500.000 Schülern der Lichterkenntnis (Nur irfan mektebi talebesi) wider die Sicherheit und Ordnung gehandelt haben sollte! Es gibt aber keinen. Da ist mit Sicherheit nicht einer. Denn es gibt da einen Wächter des Glaubens (iman), der in den Herzen (qalb) aller die Ordnung und Sicherheit auf die zuverlässigste Weise beschützt (muhafiz).
(In der Zeitung) "Sebilu-r'Reshad", Ausgabe Nr. 116 findet sich unter der Überschrift: "Die Wahrheit (haqiqat) spricht" ein Artikel, in dem ich diese Tatsachen (haqiqat) lang und breit erörtert habe. Wer da behauptet, dass ein Mann, dessen ganzes Leben (hayat) bezeugt (shehadet), dass er alle irdischen (dunya) Dinge, ja sogar die Erfordernisse des Lebens (hayat), ja sogar des Jenseits (akhiret) für seinen Glauben (din) geopfert hat, der schon seit 35 Jahren die Politik aufgegeben hat, gegen den verschiedene Gerichtshöfe, bei all ihren Nachforschungen niemals einen Beweis in dieser Richtung gefunden haben, der nun schon über 80 Jahre alt und bereits an die Schwelle des Grabes gelangt ist, der von allen irdischen (dunya) Gütern kaum einen einzigen Gegenstand besitzt oder darauf Wert legte, von einem solchen Manne zu behaupten, er "gebrauche die Religion (din) als ein Mittel zur Politik", ist von der Erde bis zum Himmel hinauf und vom Himmel bis wieder herab zur Erde eine Ungerechtigkeit, ja geradezu gewissenlos.
Wir Schüler von der Schule zur Erkenntnis des Lichtes (Nur mekteb-i irfani shakirdleri) haben aus dem weisen Qur'an die folgende Lektion in der Wahrheit (haqq) empfangen: Wenn sich in einem Haus oder auf einem Schiff ein Unschuldiger und zehn Verbrecher befänden, dürfte man dann etwa, obwohl es doch das qur'anische Rechtsverständnis verbietet, um nicht das Recht (haqq) dieses Unschuldigen zu verletzen, dieses Haus oder dieses Schiff in Brand zu stecken, (das Leben) von zehn Unschuldigen wegen eines einzigen Verbrechers zu vernichten, dieses Haus oder dieses Schiff in Brand stecken? Würde man es aber dennoch verbrennen, wäre das dann etwa nicht das größte Unrecht, die schlimmste Untat und die übelste Unbarmherzigkeit? Aus diesem Grunde müssen wir aufgrund unserer Religion (din) selbst wissen, dass wir, weil es doch durch göttliches Gesetz und nach der qur'anischen Wahrheit streng verboten ist, wegen 10 Verbrechern unter 100 Menschen das Leben (hayat) von 90 Unschuldigen in Gefahr zu bringen oder ihnen einen Schaden zuzufügen, alle Sicherheitsvorkehrungen außer Kraft zu setzen, den qur'anischen Lektionen folgend, mit all unserer Kraft (quvvet) für die Wahrung (muhafaza) der Sicherheit Sorge tragen.
So sind es denn zweifelsohne die versteckten Feinde in der vorausgegangenen Regierung, die uns zu Unrecht verdächtigen und beschuldigen, ihre eigene Gottlosigkeit als Mittel der Politik gebrauchen und wissentlich oder unwissentlich darüber in Eifer geraten, in unserem Lande ihre verdorbene Ideologie einzuführen. Daraus wird ersichtlich, dass nicht wir es sind, welche die Ordnung und alle Anordnungen missachten und die innere und äußere (maddi manevi) Sicherheit und Ordnung des Landes stören, sondern dass eigentlich sie es sind.
Ein wahrer Muslim, ein aufrichtiger Gläubiger (mu'min) wird niemals für Anarchie und Gesetzlosigkeit Partei ergreifen. Was die Religion (din) auf äußerste verbietet, ist Aufruhr (fitnah) und Anarchie. Denn eine Anarchie respektiert überhaupt kein Recht. Der Ehrenwerte Qur'an weist darauf hin, dass am Ende der Zeiten der Mensch, sein Charakter, seine kulturellen Errungenschaften und seine Zivilisation den Charakter reißender Tiere annehmen, welche das Komitee von "Gog und Magog" bilden werden.
So also, Euer Ehren, hat man mir und meine Schüler 28 Jahre lang Qualen zugefügt und uns gepeinigt. Und auch die Staatsanwälte bei Gericht haben mit Beleidigungen nicht gespart und nicht gezögert. Wir aber haben all dies geduldig ertragen. Wir haben unseren Dienst im Glauben (iman) und am Qur'an fortgesetzt. Wir haben den Männern der früheren Regierung alle ihre Schikanen und ihre Ungerechtigkeiten vergeben. Denn über sie ist das Ende, das sie verdient haben bereits gekommen. Wir aber haben inzwischen Recht (haqq) bekommen und unsere Freiheit (hürriyet) wiedererlangt. Und wir danken dafür, dass Gott uns die Gelegenheit gegeben und die Gnade gewährt hat, vor so gläubigen (iman) und gerechten Richtern, wie Ihr es seid, aussagen zu dürfen.
هَذَا مِنْ فَضْلِ رَبِّى {"Dies ist von der Gnade meines Herrn."}
Said Nursî
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Einige Abschnitte aus der Verteidigungsrede von Advokat Mihri Helav:
Der Verfasser der Risale-i Nur ist unter allen Verfassern und Schriftstellern der bescheidenste. Sich selbst zu loben und zu rühmen, ist ihm sein größter Feind. Allen weltlichen (dunya) Dingen hat er den Rücken zugekehrt. Nicht Geld und Gut, nicht Ruhm noch Ehre und Ansehen... Nichts dergleichen vermochte sich ihm anzuheften. Noch nicht einmal Gandi konnte von weltlichen (dunya) Dingen seine Hände so weit zurückziehen. Dieser große Mann, der sich von nur 50 Gramm Brot und eine Schale Suppe täglich ernährte, lebte einzig für seinen Dienst am Glauben (iman) und am Qur'an. Andere Dinge hatten in seinen Augen keinen, aber auch gar keinen Wert und keine Bedeutung. Da dies aber so ist und man sagt, er werde für sein Werk gelobt und gepriesen, wie ist es dann nach Recht (haqq) und Gerechtigkeit, der Rechtslage entsprechend und bei wissenschaftlicher (ilim) wie menschlicher Überlegung, bei klarem Verstand und logisch (mantik) nüchternem Nachdenken vereinbar, dass man sich darum bemüht, ihn zu bestrafen, ihn nach Paragraph 163 im Netz seiner Schuld verstricken will? Dies sollte einer Einschätzung des Hohen Gerichtshofes überlassen bleiben.
...
Hiermit möchte ich nun dieses Thema eines Widerstandes gegen die Staatsgewalt in meinen Ausführungen mit einigen wenigen Worten zu Ende bringen. Diese Persönlichkeit, die mit ihren nun bald hundert Lebensjahren hier so vollkommen aufrichtig und ehrlich vor Ihnen steht und von Ihnen ein gerechtes Urteil erwartet, ist ein Mann, der sich in seinem ganzen Leben niemals so weit erniedrigen würde, eine Erklärung abzugeben, die der Wahrheit zuwider (khilaf-i haqiqat) läuft. Er sagt jedoch in seiner ersten Gerichtsverhandlung, dass er mit der jetzigen Regierung zufrieden ist und für ihren Erfolg betet (dua). Was die alte Regierung betrifft, eine Regierung, die ihm nicht gefallen hat und die er kritisiert hat, so hat er öffentlich gegen sie geredet. In der Tat ist mein Mandant, der zusammen mit dem ganzen Volk gegen die Despotie gekämpft und sich für die Freiheit (hürriyet) und die Wiederaufrichtung der Demokratie eingesetzt hat, jetzt mit dem Erfolg, der auf diese Weise zustande kam, gleichfalls zufrieden.
Auch der Sinn der Risale-i Nur besteht darin, den Herzen (qalb) die gesellschaftliche Ordnung und ihre Anordnungen einzupflanzen. So wie sich die Politiker auf ihrem politischen Gebiet (sahada) darum bemühen, die öffentliche Ordnung, sowie das Recht (haqq) und die Freiheit (hürriyet) des Volkes sicher zu stellen, so bemüht sich auch der Verfasser der Risale-i Nur auf dem geistigen Gebiet (manevi sahada) darum, diese (Werte) in die Herzen (der Menschen) einzupflanzen. Ihre Ziele sind also die gleichen. Der Verfasser der Risale-i Nur, die eine Schule der Erkenntnis (mekteb-i irfan) ist, und seine Studenten sind die freiwilligen geistigen Wächter (manevi bektji) dieser Sicherheit und Ordnung und ihren Anordnungen. Sie kämpfen auf ihrem geistigen Gebiet (manevi saha) dafür, dass in den Herzen (qalb) und Hirnen keine Anarchie und Verderbnis zurückbleiben. Und so bemühen sie sich in vollkommener Aufrichtigkeit, ohne jede Gegenleistung, ohne Eigennutz und ohne irgendeinen Gewinn zu erwarten, einzig um Gottes Wohlgefallen willen und allein für die Zufriedenheit des Volkes und des Landes. Dies zu tun ist weder eine strafbare Handlung noch ein Verbrechen, sondern ein Dienst an Volk und Land. Was dies verdient, ist nicht Kritik sondern alle Anerkennung. Seinen Freispruch zu wünschen, ist unser gutes Recht (haqq). Der Beschluss ist Sache des Hohen Gerichtshofes.
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Die Verteidigungsrede des Rechtsanwalts Seniyyüddin Bashak:
Nach dem ersten Verteidiger stand als Vertreter des Verfassers der Rechtsanwalt Seniyyüddin Bashak auf und sagte die folgenden wenigen Worte:
Diese ganze Angelegenheit ist nunmehr endlich klar geworden; dabei hat sich jetzt die Wahrheit (haqiqat) sonnenklar herausgestellt. Das Hohe Gericht hat bereits alle Dinge zur Kenntnis genommen. Dem brauche ich also kein Wort mehr hinzuzufügen. Eine solche Persönlichkeit, die mit so viel Tugend und Wertschätzung bereit ist, sich für das Volk und das Land zu opfern, und in Gottes Namen (fi-sebilillah) dafür arbeitet, ohne dafür irgendeine Gegenleistung oder einen Preis zu bekommen, an einen derartigen Ort zu bringen und hier wie einen gemeinen Verbrecher auf die Anklagebank zu setzen, lässt auf eine Denkweise schließen, zu der ich eigentlich gerne noch einige Überlegungen hinzufügen wollte, wozu hier aber kein Platz ist. Man müsste dazu eine eigene Abhandlung schreiben. Gegen eine solche Denkweise vorzugehen, wäre die Aufgabe (vazifedir) eines jeden Einzelnen. Ich bin aber dessen sicher, dass die hohe Meinung (vidjdan) des Hohen Gerichtes meiner Verteidigung nicht länger bedarf. Ich fühle mich daher geehrt (sheref), für meinen Mandanten den Freispruch zu fordern.
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Die Verteidigungsrede des Rechtsanwalts Abdurrahman Sheref Latj:
Danach übernahm als ein weiterer berühmter Anwalt der gläubige (iman), weithin (qudret) bekannte, hervorragende Anwalt Abdurrahman Sheref Latj gleich seinen Kollegen ehrenamtlich die Verteidigung des Meisters und begann zunächst mit einer Einführung. Dabei sagte er:
Es hat sich nun als vollkommen klar herausgestellt, dass diese hier vor Eurer ehrenwerten Anwesenheit (huzurunuza) als Angeklagter erschienene ehrenwerte (mubarek), bereits über 80 Jahre alte Persönlichkeit in gar keiner Verbindung bezüglich dessen steht, wessen man ihn beschuldigt hat. So bin ich denn der festen Hoffnung, dass das Hohe Gericht bereits zu der völligen Überzeugung gelangt ist, in diesem Falle einen Freispruch beschließen zu wollen. Und bestünde auch nur eins zu Tausend die Wahrscheinlichkeit, dass hier ein Beschluss gegen uns gefasst werden könnte, so würde ich es dennoch für pflichtvergessen (vazifesizlik) halten, diese Verteidigung eines Unschuldigen zu vernachlässigen. Dabei wäre es nötig, auch Überzeugung und Standpunkt des Revisionsgerichtes zu berücksichtigen. Auch sollte es sich in der Verhandlung dieses Falles lediglich um einen Formfehler handeln, so möchte ich doch hier besser nichts unterlassen. Deshalb bitte ich hiermit das Hohe Gericht um die Erlaubnis, diese Verteidigung übernehmen zu dürfen.
Einverstanden, Abdurrahman Bey! Wir sind bereit, von Ihre letzte Verteidigungsrede zu hören. Bitte!
...
Da sich in diesem Werk, welches den Titel "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" trägt, nur Anweisungen (emir) des Ehrwürdigen Qur'an und die dazugehörigen Kommentare (tefsir) befinden, es also nur Dinge enthält, welche die islamische Religon (din), sowie die Weisungen (emir) und Ratschläge (nasihat) dieser Religion (din) betreffen, und da nach Paragraph 70 der Verfassung über das Recht (haqq) und die Freiheit (hürriyet) aller Türken die Unantastbarkeit der Persönlichkeit nach seinem Gewissen, seiner Denkweise (tefekkur), der Meinungs- und der Pressefreiheit zu seinen natürlichen Rechten (haqq) gehört, und da nach Paragraph 75 der Verfassung niemand aufgrund seiner Religionszugehörigkeit oder Überzeugung (mesheb) kritisiert, verachtet oder lächerlich gemacht werden darf, verstößt es gegen das verfassungsgemäße Recht, meinen Mandanten seines verfassungsgemäßem Rechtes (hüküm) auf die Freiheit (hürriyet) der Religion (din) und das Recht, zu veröffentlichen, zu berauben und ihn dementgegen einem Strafverfahren zu unterziehen.
...
Den unmöglichen Fall aber einmal angenommen, dass die oben erläuterten gesetzlichen Aspekte nicht in Betracht gezogen würden und man es für möglich hielte, dass mein Mandant nach dem undemokratischen Paragraphen 163 des türkischen Strafgesetzbuches weiterhin verfolgt würde, könnte ich damit beginnen, die Anklageerhebung folgendermaßen zu analysieren:
Ein Muslim mit weißen Haaren; ein im Alter ergrauter Muslim; ein Muslim, dessen Haupthaar und die Jahre eines ganzen langen Lebens vom Lichte (Nur) gebleicht sind; ein strahlend weißer Muslim, dessen Haare, Kopf und Leben und dessen ganzes Sein im Lichte (Nur) Gottes gewaschen und gereinigt worden sind. Er hatte die ganze lange Spanne seines Lebens als Gabe Gottes (in'am-i Haqq) der Rettung des türkischen Volkes und dessen wahrem (haqiqi) Glück gewidmet. Er war entschlossen, bis er seine Seele (ruh), die ein Befehl Gottes (emr-i Ilahi) ist, dem wahren Herrn (haqiqi malik) der Zeit, Gott (Allah), wieder zurückgeben (teslim) wird, auf eben diesem Wege weiter zu schreiten. Als ein großer Muslim gebraucht er seinen Leib, der ein Tempel des Hochgepriesenen (bina-yi subhani) ist, allein auf Gottes Wegen und wagt es, an diesem Tag, an dem man doch sagt: "es gibt doch heute eine Demokratie", zu sagen: "es gibt nur Gott (Allah)", "es gibt das Buch (Kitab)" und "es gibt den Propheten (Rasul)" und zu der Jugend (gentjlik) sagt "habt Acht"! Und gleich kommt auch schon der Herr Staatsanwalt (also der Anwalt, der die Anklage erhebt), packt ihn, hält ihn fest und sagt:
"Jetzt komm einmal her... Du hast ein Verbrechen begangen!"
Und da hüllt sich der Horizont in pechrabenschwarze Finsternis.
Doch betrachtet nun einmal diesen edlen und vornehmen alten Muslim! Wie ruhig und wie gelassen er ist! Denn er lebt nicht in der Vielheit dieser Welt, sondern in der Einheit (vahdet) der göttlichen Allgegenwart. Er ist nicht erschöpft von der Finsternis der Nacht und lässt sich nicht hinreißen von der Vielfalt der bunten Farben des Tages. Bei allen Plagen seines Kerkers schaut er doch die Reinheit (safa) eines innerlichen Frohsinns. Selbst noch an der Tafel aller Qualen hielt er (Gott) die Treue und wurde so der Erscheinung Seiner Namen (mazhar-i tedjelli) gewürdigt. So wurde ihm die wahre Natur (haqiqat) aller Dinge geoffenbart. Alle Trübsal verwandelte er in eine Labsal (letafet). Es wurde ihm das Blut entzogen. Doch anstelle des Blutes strömt nun in seinen Adern die Fülle göttlicher Wahrheit und Gerechtigkeit (feyz-i Haqq); und der Staatsanwalt (also der Anwalt, der die Anklage erhebt), packt diesen Muslim am Arm und wirft ihn ins Gefängnis.
Warum? Wozu? Was hat denn dieser schwache Greis (piri fani) getan? Was ist denn die Schuld dieses greisen Muslims?
Fragen Sie noch, was er getan hat? Schauen Sie doch einmal, was alles er nach Meinung des Staatsanwalts (der die Anklage erhebt) getan haben soll?
Ein Buch mit dem Titel: "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" hat er herausgegeben?
A - Er hat dem "Laizismus" entgegen gehandelt.
Gott (Allah), die Religion (din), der Glaube (iman) sind gegen den "Laizismus" gerichtet? Sie sind es. Nun gut, und sonst noch etwas?
B - Er wollte die gesellschaftliche, ökonomische, politische und gesetzliche Basis des Staates den Grundlagen der Religion (din) anpassen.
Wieso, warum und zu welchem Zweck hat er das getan?
C - In der Absicht, einen persönlichen Einfluss nehmen zu können und sich ein größeres Ansehen zu verschaffen.
Nun gut, hatte er etwa die Absicht, sich daraus politisch einen Vorteil zu verschaffen? Nein, das nicht. Selbst die Sachverständigen (ehl-i vukuf) konnten eine solche Absicht nicht entdecken. Auch der öffentliche Ankläger behauptet so etwas nicht. Nun gut, aber was erwartet denn eigentlich diese Person, ein schwacher Greis (pir-i fani) in einem derartigen körperlichen Zustand, von der Welt (dunya), wenn er noch einen Einfluss auf sie ausüben will, wo er doch gar nicht die die Absicht hat, politisch einen Nutzen daraus zu ziehen?
Der Staatsanwalt sagt: "Darüber weiß ich nichts. Er will es einfach nur. Auch die Sachverständigen sagen das so."
Nun gut, aber wie hat denn dieser Muslim diese Dinge getan?
A - Indem er die Religion (din), die religiösen Gefühle und die Dinge, die in einer Religion (din) für heilig (muqaddes) gehalten werden, einfach für diese Dinge instrumentalisiert.
Was sind das für Dinge, die in der Religion (din) für heilig (muqaddes) gehalten werden? Die Religion (din) des Islam, das Gefühl, ein Muslim zu sein, die Ehrfurcht im Herzen (qalb) bei dem Wort "Allah", der Qur'an und der Kommentar (tefsir) dazu... Das heißt also: der Staatsanwalt kennt diese Dinge. Er glaubt, dass sie heilig (muqaddesat) sind.
Nun gut, aber heißt das denn, solche Dinge lediglich zu instrumentalisieren, wenn man sie doch kennt und an sie glaubt? In der Tat heißt dies nach Ansicht des Staatsanwalts, der die Anklage eröffnet, er habe sie lediglich instrumentalisiert. Wenn dem aber so ist, so instrumentalisiert sie auch der Herr Staatsanwalt in gleicher Weise... ja, er instrumentalisiert selbst ein politisches Gesetz für seine eigenen Zwecke... ja, instrumentalisiert es sogar noch dazu, einen Muslim auf diese Weise zu verurteilen. Und begeht er so nicht selbst nach Paragraph 163 eine strafbare Handlung?
"Nein" sagt der Staatsanwalt, "schließlich mache ich ja keine Propaganda." Und dennoch propagiert und suggeriert er.
Wie sagte er so schön? Folgendes erklärte er:
"Genauso ist in dieser Zeit in dem Kampf des atheistischen Irrglaubens gegen den Islam die fürchterlichste unter den Divisionen, die mit dem Plan der eigenwilligen Seele unter das Kommando des Teufels gegeben wurden, die der halbnackten Damen, die mit ihren unbedeckten Beinen wie mit fürchterlichen Messern die Leute des Glaubens angreifen. Sie bemühen sich den Weg der Heirat zuzuschließen und den Weg zum Freudenhaus zu verbreitern. Die Begierde vieler nehmen sie auf einmal gefangen und verletzen ihre Herzen und Seelen mit großen Sünden. Vielleicht töten sie einen Teil von diesen Herzen."
Nun gut, ist das jetzt eine Lüge? Wird hier etwa geleugnet, dass eine Schar von Prostituierten (fahishe) für ihr Freudenhaus (fuhsh) werben und die Ehe (nikah) zugrunde richten wollen? Kämpft also die öffentliche Hand etwa nicht gegen die heimliche oder allgemeine Unzucht (fuhush)? Bekämpft die Sittenpolizei mit ihrem Strafgesetz und den Vorschriften zur Bekämpfung der Unzucht (fuhush) diese Dinge etwa nicht bei Nacht und bei Tage?
"Das stimmt schon; diese Dinge gibt es. Aber darum kümmern müssen wir uns. Oder kümmert sich etwa Allah darum?", sagt nun der Staatsanwalt. Nun gut, mag er es so sagen. Mag er das sagen, aber das Gesetz, die Polizei und der Anwalt nehmen den Täter und den, der zu der Tat angestiftet hat, erst dann fest, wenn er die Tat bereits begangen hat, d.h. erst nachdem die Tat bereits vollendet wurde, die Ehre geschändet wurde, der Mensch gestorben ist. Es gibt gesetzlich keine Möglichkeit, bereits im Voraus Maßnahmen zu ergreifen; aber die Religion (din) hat eine solche Möglichkeit: die Furcht vor Gott (Allah) und die Religion (din). Sie informiert uns, dass dank dieser Furcht jede Art von Gemeinheit von vornherein verhindert werden kann. Die Religion (din) des Islam schreibt das so vor. Sie sagt uns, dass wir vorbeugende Maßnahmen ergreifen sollen.
Und wie das? Gebt (den Menschen) Ermahnungen und gute Ratschläge (nasihat mit auf den Weg), führt sie zu der Erkenntnis Gottes, bereitet in den Herzen (qalb) der Menschen einen Platz für die Furcht Gottes und die Liebe zu Gott (Allah sevgisi); lehrt sie, das Feuer der Hölle (djehennem) und die ewige Pein und Strafe zu kennen, zu verstehen und zu fürchten, die ewige Glückseligkeit zu lieben.
In dieser Furcht werden sie die Bosheiten fliehen; dann werden sie gerettet werden. Dann wird auch die Gemeinschaft, die Staatsanwaltschaft, der Staat, die Regierung und das Volk in Ruhe und Frieden leben können. Darum sollt ihr die Furcht und die Liebe zu Gott (Allah korkusu ve sevgisi) in die (Herzen) der Menschen einpflanzen. Wie können wir dieses Werk verrichten? Also sprecht, schreibt, lest! So gut, aber heute nennt man das Propaganda. Also was soll man tun? Sind dies nicht Gottes Weisungen (Allah'in emirleri), die Weisheiten des Ehrwürdigen Qur'an (Qur'an-i Adhimu-sh'Shan'in hikmetleri)? Ist die Religion (din) nicht Euer ganz natürliches Recht (haqq)? Wer will euch etwa davon und von Gottes Wegen abhalten? Sie sagen Euch, es sei ein Verbrechen. Ist das auch so? Lest die Weisung Gottes (Allah'in emri):
اِنَّ الَّذٖينَ كَفَرُوا وَ صَدُّوا عَن۟ سَبٖيلِ اللّٰهِ وَ شَٓاقُّوا الرَّسُولَ مِن۟ بَع۟دِ مَا تَبَيَّنَ لَهُمُ ال۟هُدٰى لَن۟ يَضُرُّوا اللّٰهَ شَي۟ئًا وَ سَيُح۟بِطُ اَع۟مَالَهُم۟
{"So wisset denn also, dass diejenigen, die ungläubig sind, die Menschen von den Wegen Gottes abhalten und nachdem ihnen Rechtleitung (huda) zuteil geworden ist, sich gegen den Propheten (Rasul) kehren, Gott damit nicht den geringsten Schaden zufügen können, Er aber ihre Werke zunichte machen wird." (Sure 47, 32)}
Nungut, aber wenn sie nun nicht zuhören? Wiederhole es denen, die dir zuhören und Glauben (iman) schenken. Denn das Werk, das ihr verrichtet, ist schon in Ordnung... also gut für die Menschen, für die Gemeinschaft, für das Volk, für die Regierung, für den Staat; es bewahrt vor dem Bösen, vor dem Schlechten. Denen, die glauben (iman), sage:
يَآ اَيُّهَا الَّذٖينَ اٰمَنُٓوا اَطٖيعُوا اللّٰهَ وَ اَطٖيعُوا الرَّسُولَ وَلَا تُب۟طِلُٓوا اَع۟مَالَكُم۟
{"Oh ihr, die ihr glaubt! Gehorcht Gott und gehorcht dem Propheten (Allah ve Resulu)! Und macht eure Taten nicht wertlos!"}
Und wenn sie daran auch nicht glauben, sagt ihnen: Das ist gefährlich... gefährlich aber für Land und Volk ist nicht etwa die Religion (din) oder die Verbreitung des Glaubens (din), sondern die Glaubenslosigkeit. Auch unser Ministerpräsident hat gesagt: "Der Traditionalismus kann nicht als eine Gefahr für das Land angesehen werden. Heutzutage gibt es für die Verbreitung des Glaubens (din) keine hindernde Umstände (hal) mehr. Deshalb braucht man keine Maßnahmen mehr zu ergreifen."
Euer Ehren! Ihr wisst dies wohl! Aber fragt einmal den Herrn Staatsanwalt, der die Anklage erhoben hat, ob er dazu nein sagen kann!? Wenn man die Weisungen Gottes (Allah'in emirleri) und die Weisheiten des Ehrwürdigen Qur'an (Qur'an-i Adhimu-sh'Shan'in hikmetleri) den jungen Menschen nicht erklärt, sie nicht darin unterweist, ihnen vielmehr sagt, dass Propaganda eine Straftat und daher verboten ist, wäre es dann etwa noch möglich, Sittenlosigkeit, Schamlosigkeit, Entwurzelung, Unzucht (fuhush), Ehebruch (zina), Mord und Totschlag einzig und allein durch das Strafgesetz aufzuhalten? Wie etwa wäre es möglich, solch eine schlimme Plage wie den "Kommunismus", der die ganze Welt (dunya) gefährdet, eine solch heimliche, wie allgemeine, rasche und heimtückische Zerstörung, vollständig zu verhindern?
Meine ehrenwerten, vaterlandsliebenden, an Gott und Seine Heiligtümer (Allah ve muqaddesat) treu verbundenen türkischen Richter! Bitte richten Sie einmal Ihr Augenmerk auf jene abscheuliche Propaganda, durch welche die reinen, noch unverdorbenen Gehirne unserer noch jungen, islamischen, türkischen Kinder einer jahrelangen Zerstörung ausgesetzt werden, auf das Gift, das die Feinde des Glaubens (din) verspritzen und auf die Lähmung, die es (in ihren Gehirnen) hervorruft! In welch abscheuliche Umstände (hal) und Widersprüche sind wir da hineingeraten! Erkennt sie etwa der Herr Staatsanwalt nicht, verfolgt nicht die, welche mit ihren abscheulichen Angriffen der islamischen Religion (din) und allen heiligen Religionen (muqaddes din) ihre Verachtung zeigen und verhaftet etwa stattdessen denjenigen, der Maßnahmen empfiehlt, um die Jugend vor derartigen Angriffen zu schützen?
Hoch verehrte, türkische, islamische Richter! Sie können meinen Mandanten nicht allein wegen seines Wegweisers für die Jugend (Gentjlik Rehberi) aus jener Risale-i Nur, die einzig und allein das göttliche Licht (nur-u Ilahi) wiederstrahlen lässt, also jenes Licht (Nur), von dessen Glanz Gottes klarer und eindeutiger Qur'an (Qur'an-i Mubin) erfüllt ist, verurteilen!...
Verehrte, edle, islamische, türkische Richter! Sie wissen doch recht gut, dass die wahrhaft rechtgeleiteten Gelehrten (haqiqi irshad alimleri) die Erben der Propheten (enbiyanin varisleri) sind. Diese gesegneten (mubarek) Persönlichkeiten sind dazu verpflichtet, aufgrund der Weisungen dieses ganz klar verständlichen Qur'an (Qur'an-i Mubin'in emirleri) den Rat und die Erkenntnis (va'z-u nasihat), die ihnen als Erbe überkommen ist, zu verbreiten. Sie tun nur ihre Pflicht (vazife) und verlangen dafür nicht Lohn noch Entgelt. Sie erfüllen ihre Aufgabe (vazife) um Gotteslohn (fi-sebilillah). Sie erwarten dafür einzig die Zufriedenheit Gottes und Seines Gesandten (Allah ve Resulunun rizasi). Und sie werden diese heilige Aufgabe (muqaddes vazife) auch weiterhin bis zu ihrem letzten Atemzug (nefes) erfüllen. Denn diese Aufgabe (vazife) ist ihnen von Gott und Seinem Gesandten (Allah ve Resulu) anvertraut (emanet). Aber wie kann man denn meinen Mandanten dafür quälen und verfolgen, dass er das ihm anvertraute Pfand (emanet) an seine erlesenen (Schüler) weitergibt? Wie kann man denn einem so hochbetagten Menschen in einem schwachen und hinfälligen Körper ein derart unglaublich schweres Angebot auf die Schultern laden:
"Komm nun und geh jetzt ins Gefängnis!"
Das ist die abscheulichste Grausamkeit. Doch die Aufgabe (vazifah), eine derartige Grausamkeit zu verhindern, ist Ihnen nun anvertraut.
Was aber alle Bosheit, Sünde, Sittenlosigkeit, Niedertracht, Aufruhr und Zwietracht zu beseitigen vermag, ist das Licht (Nur)...
...
يُرٖيدُونَ اَن۟ يُط۟فِئُوا نُورَ اللّٰهِ بِاَف۟وَاهِهِم۟ وَ يَا۟بَى اللّٰهُ اِلَّا اَن۟ يُتِمَّ نُورَهُ وَلَو۟ كَرِهَ ال۟كَافِرُونَ
{"Sie wollen Gottes Licht mit ihrem Munde ausblasen. Gott aber möchte fürwahr Sein Licht (Nur) vollenden (zu Seinem vollen Glanz bringen)... Auch wenn das den Ungläubigen (kafir) nicht gefällt."}
Der Anwalt
Abdurrahman Şeref Lâç
Nach dieser Verteidigungsrede wurde Ustadh Said Nursi von dem Vorsitzenden des Gerichtshofes gefragt, ob er dem noch etwas hinzuzufügen habe, worauf der oben erwähnte sich erhob und sagte:
Ich bitte um die Erlaubnis, nur ein einziges Wort sagen zu dürfen.
Bitte sehr!
Der lobenden Worte, die der verehrte Herr Rechtsanwalt (vekil), was meine Person betrifft, geäußert hat, bin ich nicht würdig. Ich bin nur ein schwacher Mensch, der im Dienst am Qur'an und am Glauben (iman) tätig ist. Mehr dazu zu sagen ist nicht notwendig.
Die Verkündigung des Freispruches:
Daraufhin wurde die Gerichtsverhandlung beendet. Das Richter-Kollegium zog sich zur Beratung zurück und verkündete daraufhin einstimmig den Freispruch. Dieser Beschluss wurde von den anwesenden Studenten und dem Volk stürmisch bejubelt. Da nun auch der Staatsanwalt nicht in Berufung ging, wurde dieser Beschluss hiermit rechtskräftig.
Ein Brief, den ein Schüler der Risale-i Nur an der Universität an seinen Freund nach der Ankunft (teshrif) Bediuzzamans in Istanbul schrieb.
Anlässlich der Ankunft (teshrif) unseres geliebten (sevgili) Meisters (Ustadh) bedanke ich mich für die an uns und ganz Istanbul ergangenen Glückwünsche (tebrik). Über diesem prachtvollen und so besonderen Ereignis (hadithe) brodelte die ganze große Stadt und feierte tief in ihrem Inneren ein Fest (bayram). Gelehrte (alim) und Ungebildete (djahil), Arme (fakir) und Reiche, Junge (gentj) und Alte waren zu den Gerichtssitzungen gelaufen. In seiner Herberge und wo immer er sich sonst zeigte, kamen sie zuhauf und wollten ihn sehen.
Selbst noch unsere Träume sind von Frohsinn und Freude erfüllt... Was aber unsere Feinde betrifft, so sind ihre Gesichter nun noch finsterer geworden. Letztendlich wissen sie nun, dass sie mit ihrer Zwietracht nichts bewirkt haben und nichts mehr bewirken werden. Unser Meister (Ustadh) hat all den Dingen, die große Persönlichkeiten aus ihrer Zeit als Andenken in Istanbul zurückgelassen haben, wieder einen neuen Geist (djan) eingehaucht. In den Augen unserer Brüder hat sich das Antlitz unserer Stadt völlig verändert. Ayasofya {Der Bezirk, in dem es so viele Moscheen gibt. (A.d.Ü.)} hat sich nun bis nach Sarayburnu ausgedehnt.Draußen von den Minaretten kann man nun wieder den Ruf zum Gebet (ezan-i muhammedi (A.S.M.)) hören. Und drinnen haben die Rezitatoren (hafidh) wieder begonnen, den Ehrenwerten Qur'an vorzutragen. Fatih ersteht jeden Tag wieder neu aus seinem Mausoleum und grüßt seinen großen, gesegneten Gast in der von ihm eroberten Stadt. "Seid mir willkommen!", sagt er und er beglückwünscht ihn. Und uns erscheint es jetzt so, als könne man von der Neuen Moschee (Yeni Djami sherefesi) aus bis in den finstersten, verkommensten Winkel von Beyoghlu hinein einen Lichtstrahl erblicken.
Ayasofya, Fatih, Sultan Ahmed, Eyyüb und Süleymaniye, alle Bezirke, ja das ganze islamische Istanbul wirft gleich einer strahlenden Braut den Schleier (hidjab) von ihrem Antlitz und zeigt es uns noch prächtiger und liebenswürdiger über dieser großartigen Ankunft (teshrif) und seinem erhabenen Licht (ulvi nur)... unser Meister (Ustadh) ist nun die Sonne über unserer Stadt; geht er, wird die Sonne über unserem Horizont ihm folgen und ihre Millionen werden wieder in Finsternis versinken. Doch als ein Trost bleibt uns die Hoffnung, dass mit der Risale-i Nur ihr Glanz (Nur) Sultan Fatihs Stadt erleuchten und über ihr glänzen wird.
In dem Augenblick, in dem ich telefonisch die Nachricht von der Ankunft (teshrif) des Meisters (Ustadh) erhielt, durchzuckte plötzlich ein Strom meinen seelenlosen (djansiz) Leib und elektrisierte mich. Es war kein tödlicher, nicht ein betäubender Schlag; es war vielmehr ein belebender Strom und hat mir neues Leben (djan) geschenkt... Plötzlich durchströmte mein ganzes Sein innerlich wie äußerlich (maddi ve manevi) ein Strom von Kraft (quvvet) und ich spürte, wie ein gewaltiger Magnetismus mich zu sich heran zog. Als ich dann den Großen Strafgerichtshof (Aghir Djeza Mahkemesi) erreichte, bemerkte ich, dass das, was ich bereits zuvor gespürt hatte, auch bereits die gesamte Gemeinschaft erfasst hatte. Der ganze Gerichtshof war innen wie außen gestopft voll mit Menschen. Schon wollte ich mich mit meinen Armen durch die Menge nach vorne hindurch arbeiten. Doch da blieb mein Blick an dem Meister (Ustadh) hängen, der da auf zwei Universitätsstudenten gestützt herein trat. Und obwohl er durch seine geistige Ausstrahlung (manasi), wie auch in seiner körperlichen Erscheinung und in seiner Kleidung eine völlig ungewöhnliche Persönlichkeit war und in diesem Augenblick die Blicke der Millionen auf ihn gerichtet waren, schritt er dennoch durch sie hindurch, als berühre ihn dies nicht in seinem innersten Wesen und so, als nähme er all dies nicht weiter zur Kenntnis.
...
Dann bin ich im Gerichtssaal. Dann wird der erhabene Name aufgerufen. Der große Mann eines ruhmreichen Volkes, Repräsentant einer Religion (din) und einer geschichtlichen Epoche tritt ein. Nach einer kurzen Unruhe im Saal tritt nun absolute Stille ein. Jedermann spürt die Bedeutung dieses großartigen und gewaltigen Augenblicks und die allgemeine Erregung.
Obwohl der Meister (Ustadh) gesagt hatte, dass er krank sei, reagierte er dennoch von seinem Platz aus blitzschnell und sprungartig mit Einwänden und Erklärungen... und das Richterkollegium betrachtete diesen großen Mann mit Bewunderung... Zu Beginn der zweiten Sitzung war dann das Gedränge noch größer... diese staunenswerten Antworten unseres Meisters (Ustadh), wenn er direkt auf den Bericht der unverständigen Sachverständigen eingeht... und dann die Vertagung des Verhandlungstermins auf den fünften März...
Zitternd näherte ich mich, meine Sünden und Schwächen tausendfach bereuend und bedauernd, küsste seine gesegneten (mubarek) Hände mit unendlicher Innigkeit, versuchte, dabei innerlich vollkommen frei zu sein und ermannte mich schließlich, ihm aufrichtig in die Augen zu blicken; dieser Augenblick, dieser Tag wird in meiner Erinnerung stets das größte und kostbarste Andenken bleiben. Meinen anderen Brüder an der Universität aber war die überaus große Ehre (sheref-i uzma) zuteil geworden, unserem Meister (Ustadh) zu Diensten sein zu können. Möge Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) mit unserem Meister (Ustadh) allezeit zufrieden sein und allen Schülern, besonders aber denen, die so wie ich nur schwach und ohnmächtig von Verstand sind, Standhaftigkeit, Entschlossenheit und Aufrichtigkeit schenken (ihsan). Amin.
In der Tat sagen wir, mein Bruder, Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) unendlich Dank, der uns in Seiner Gnade und in unserer Hilfsbedürftigkeit die Werke eines Meisters geschenkt hat, der mit seinem Leben (hayat) und Werk befestigt hat, dass er der geistliche König dieses Zeitalters ist, weshalb uns nun Gott helfen möge (insha-a'llah), die Risale-i Nur, welche eine Salbe für die Wunden unserer Zeit, das am besten geeignete Heilmittel ist, das Licht (Nur), das den Angriff der Finsternis, von dem die islamische Gemeinschaft (heyet-i Islamiye) bedroht ist, am besten zu überwinden vermag, und der rechte Wegweiser (rehber) für die, welche sich in den Tälern des Irrglaubens (dalalet) verirrt haben, bis zum Ende unseres Lebens zu lesen und zu verbreiten.
اَلْبَاقِى هُوَ الْبَاقِى {"Der beständige ist der, der bleibt und besteht"}
Universität zu Istanbul
Einer der Schüler der Risale-i Nur an der
Kâmil
* * *
Der Meister (Ustadh) geht nach Emirdagh
Nachdem der Prozess in Istanbul mit einem Freispruch geendet hatte, ging Ustadh Bediuzzaman (auf Wunsch der Regierung) nach Emirdagh. Während er aber dort in Emirdagh an einem Tag im Monat Ramadan einen Ausflug machte, schickte man einen Feldwebel mit drei bewaffneten Polizisten zu ihm, die ihn, wie im Folgenden noch näher erläutert wird, aufforderten, sich eine Schirmmütze {Der Turban, den er trug, ist in der Türkei verboten. (A.d.Ü.)} aufzusetzen; aus diesem Grunde führten sie ihn zum Wachlokal. Daraufhin schreibt der Meister (Ustadh) eine entsprechende Mitteilung und schickt diese an das Justizministerium und an das Innenministerium (vekalet); gleichzeitig schickte er diese auch an einen Schüler in Ankara und teilt diesem mit, dass er die an diesem Vorfall interessierten Abgeordneten davon informieren soll. Die Schüler in Ankara schickten eine Kopie (dieser Mitteilung), in der er sich darüber beklagt, an die Zeitung "Der Große Kampf (büyük djihad)" und veröffentlichten sie in Samsun. Der Artikel wurde in der Zeitung "Der Große Kampf (büyük djihad)" unter der Überschrift "Der größte Beweis" unter Hinzufügung einer Anmerkung veröffentlicht. Danach schickten auch die Schüler der Risale-i Nur an den Universitäten in Ankara und Istanbul zwei, drei Artikel an den "büyük djihad" und veröffentlichten sie dort.
Währenddessen ereignete sich der Vorfall von Malatya und es begann eine umfangreiche Propaganda gegen gläubige Menschen (dindar) mit Lügen, Verleumdungen, Entstellungen und Verfälschungen. Einige Personen, die sich durch derartige Provokationen hatten täuschen lassen, machten sich nun an die Arbeit, um in religiös gefärbten Zeitungen nach Punkten für mögliche Anschuldigungen (medar-i ittiham) zu suchen. Auch in Samsun wurde wegen dieses oben erwähnten Artikels mit dem Titel "Der größte Beweis" und mehrerer Artikel eines Nurdjus von der dortigen Universität der Herausgeber der Zeitung zusammen mit dem Nurdju aus Ankara, der einige dieser Artikel an die Zeitung geschickt hatte, verhaftet und es wurde ihnen der Prozess gemacht. Gegen die Verbreitung der Nurdjuluk-Bewegung im Lande wurden Erklärungen abgegeben und Ansichten geäußert. Wie in gleicher Weise bis zu 600 Schüler der Risale-i Nur gezielt verhaftet wurden, wurden in der Türkei auch an 25 Orten Hausdurchsuchungen durchgeführt und wurde teilweise auch Anklage erhoben. Im Ergebnis wurde jedoch weder in der Risale-i Nur noch bei den Nurdjus ein Punkt entdeckt, der Grund zur Anklage gewesen wäre, sodass man zu der Überzeugung gelangte, dass hier keine Schuld vorliege.
Da aber nach Prozesseröffnung in Samsun der Beschluss zu einer Verurteilung zunächst gefasst worden, dann jedoch im Berufungsverfahren (mahkeme-i temyiz), in dem die Werke der Risale-i Nur und ihr Verfasser, Bediuzzaman, ausführlich diskutiert worden waren, von Grund auf für ungültig erklärt worden war, wurde nun der Prozess wieder aufgerollt und man gelangte zu der Überzeugung, dass in den vorliegenden Schriften kein strafbarer Tatbestand gefunden werden könne, worauf dann ein Freispruch verkündet wurde.
Wegen des Artikels mit dem Titel "Der Größte Beweis" wurde auch gegen unseren Meister (Ustadh) in Samsun ein Verfahren eröffnet. Dazu wollte man ihn auch in Samsun vor Gericht stellen. Ohne sein ärztliches Attest, dass er sehr alt und krank sei, welches ihm das Gesundheitsamt seiner kleinen Stadt (kaza) ausgestellt hatte, in Betracht zu ziehen, wollte man, dass er unter allen Umständen vor Gericht erscheinen sollte. Am Ende entschloss der Meister (Ustadh) sich, vor dem Gerichtshof in Samsun zu erscheinen und machte sich also auf den Weg dorthin; zunächst machte er einmal in Istanbul Station. Da jedoch seine Gesundheit bereits so stark angegriffen war, dass er es nicht mehr ertragen konnte, diese Reise noch weiter fortzusetzen, musste ein Ärztegremium einen entsprechenden Bericht schreiben und an den Gerichtshof senden. In diesem Bericht stand geschrieben, dass Said Nursi entsprechend der unternommenen Untersuchung es körperlich nicht ertragen könne, zu Land, zu Wasser oder vielleicht auf dem Luftwege nach Samsun zu reisen. Schließlich fasste das Richtergremium, trotzdem der Staatsanwalt mit besonderem Nachdruck darauf bestanden hatte, dass Said Nursi in jedem Fall vor dem Gericht erscheinen müsse, aufgrund des ärztlichen Attests den Beschluss, dass Bediuzzaman mit Übereinkunft beider Gerichte ersatzweise in Istanbul zum Verhör erscheinen dürfe. Letztenendes und nach vielen aufeinander folgenden Sitzungen beschloss der Gerichtshof zu Samsun, weil er ja keine (böse) Absicht erkennen konnte, die, was die Verhandlung über die Abhandlung betraf, eine Verurteilung erforderlich gemacht hätte, Said Nursi freizusprechen.
* * *
Die folgende Verteidigungsrede durch den Gerichtshof, die mit einem Freispruch ihr Ende fand, hat unser Meister (Ustadh) Bediuzzaman Said Nursi vor dem Gerichtshof in Istanbul vorgelesen.
Unsere heimlichen Feinde sind in diesem Ehrwürdigen Monat Ramadan (Ramazan-i Sherif) wieder bei der Justizbehörde gegen mich vorstellig geworden. Die Angelegenheit steht aber im Zusammenhang mit einer kommunistischen Untergrundorganisation.
Erstens: Ganz und gar gegen jedes Recht und Gesetz, hat man, als ich so völlig einsam und allein während eines Ausflugs auf einem Berg saß, einen Feldwachtmeister mit drei bewaffneten Gendarmen zu mir geschickt. "Sie tragen auf ihrem Kopf keine Schirmmütze.", sagten sie, packten mich und schleppten mich zum Wachlokal. Deshalb frage ich nun alle Justizbehörden, die sich doch die Gerechtigkeit auf die Fahne geschrieben haben:
Diese Leute, die sich in fünffacher Hinsicht gesetzwidrig verhalten und in fünffacher Hinsicht die islamischen Gesetze verletzen und die nun in Wahrheit (haqiqi) selbst einer Gesetzwidrigkeit beschuldigt werden sollten, und mich nun schon seit zwei Jahren in meinem Inneren (vidjdan) unter dem Vorwurf ihrer merkwürdigen Gesetzlosigkeit quälen, werden sicherlich am Tage der Wiederversammlung vor dem großen Weltgericht ihre Strafe erhalten und dafür büßen müssen. Welches Gesetz in dieser Welt (dunya) erlaubt es nun eigentlich, einem Mann, obwohl er in der Tat seit 35 Jahren völlig isoliert lebt und noch nicht einmal in diesem kleinen Städtchen (kasaba) auf den Markt (und unter die Leute) geht, zu sagen: "Du trägst nicht die fränkische (= europäische) Mütze?"
Diesen Mann, der, obwohl ihn seit 28 Jahren in fünf Provinzen (vilayet) und vor fünf Gerichten die Polizei von fünf Vilayaten niemals wegen seiner Kopfbedeckung belästigt hat, und obwohl ihn insbesondere auch dieses Mal in Istanbul z.Zt. der Verhandlungen vor dem Gericht (mahkeme-i adilesi), wenn er vor den Augen von mehr als hundert Polizeibeamten, auch wenn er zwei Monate lang überall zu Fuß umherging, die Polizei ihm niemals lästig fiel, und wenn sogar das Revisonsgericht (mahkeme-i temyiz) den Beschluss verkündet hat, dass das Tragen einer Baskenmütze nicht verboten ist, und wenn selbst für alle Frauen, auch für die, welche ihr Haar offen tragen, und für alle Soldaten und die diensttuenden Beamten diese Bekleidung nicht vorgeschrieben ist, auch diese Bekleidung überhaupt keinen Sinn machen würde, und obwohl er noch nicht einmal eine öffentliche Funktion (vazifah) inne hatte - dort auch eine offizielle Bekleidung - eine Baskenmütze zu tragen überhaupt nicht vorgeschrieben ist, er darüber hinaus auch noch völlig isoliert lebt und überhaupt nicht unter Menschen geht und er im Ramadan (Ramazan-i Sherif), um seinen Geist (ruh) nicht mit derart gesetzwidrigen (hilaf-i kanun) und hässlichen Dingen zu beschäftigen und sich die Welt (dunya) nicht in Erinnerung zu rufen, selbst nicht mit seinen engsten Freunden zusammenkommt, der selbst wenn er krank war, keine Medizin einnahm, damit der Körper sich nicht mit Herz und Verstand (ruh ve kalb) beschäftigen solle, auch die Ärzte nicht aufsuchte, dann diesen Mann dennoch aufzufordern, sich einen Hut aufzusetzen, um dann genauso auszusehen wie die ausländischen Priester, ihn durch Maßnahmen der Justiz zu bedrohen, muss bei jedem, der auch nur über ein Quäntchen Gewissen (vidjdan) verfügt, mit Sicherheit Abscheu hervorrufen.
Wenn z.B. derjenige, der ihn auffordert, sagt: "Ich leiste dem mir gegebenen Befehl gehorsam.", kann es sein, dass dieser Befehl (emir) auf einem Gesetz (kanun) beruht, das lediglich Zwang und reine Willkür (djebr-i keyfi) ist, weshalb er dann nicht sagen kann: "Ich leiste dem mir gegebenen Befehl gehorsam." So findet sich in der Tat im Weisen Qur'an eine Ayah, in der es, um es vor allem den Juden und Christen nicht gleich zu tun, heißt: يَا اَيُّهَا الَّذِينَ اٰمَنُوا اَطِيعُوا اللّٰهَ وَ اَطِيعُوا الرَّسُولَ وَاوُلِى الْاَمْرِ مِنْكُمْ {"Oh ihr Gläubigen, gehorchet Gott, dem Propheten und denen unter euch, die den obersten Befehl (ulu-l'emri) haben." (Sure 4, 59)} Unter der Bedingung, dass er nicht dem Gehorsam gegenüber Gott und dem Propheten entgegengesetzt handelt, kann er etwas tun, um einem Befehl (emir) Gehorsam zu leisten. Wenn aber diesem Beispiel entsprechend die traditionellen islamischen Gesetze (an'ane-i Islamiye kanunlari) anordnen (emretmek), Kranke mit Rücksicht (shefqatle indjitmemek) zu behandeln, Fremdlinge mit Rücksicht (shefqatle indjitmemek) zu behandeln, Menschen, die um Gottes willen dem Qur'an und der theologischen Wissenschaft (ilm-i imani) dienen, keine Schwierigkeiten zu machen und sie nicht zu kränken (indjitmemek), dann trotzdem gerade ein Mann, der völlig zurückgezogen (munzevi) lebt und dieser Welt (dunya) entsagt hat, dazu aufgefordert wird, den Hut eines ausländischen Geistlichen aufzusetzen,{Gemeint sind wohl die schwarzen Zylinderhüte, wie sie gerne von den aus dem Ausland kommenden Rabbinern getragen werden. (A.d.Ü.)} so wäre das nicht nur zehn Mal, nein, hundert Mal ungesetzlich gegenüber dem Gesetz (kanun) und überhaupt gegen alle Gesetze (kanun) islamischer Tradition und hieße, wegen eines willkürlichen Befehls (emir) die heiligen Gesetze (qudsi kanun) zu brechen. Einen Mann wie mich, der am Rande des Grabes, im hohen Alter, fremd, arm und allein (munzevi), um nicht der hochgelobten Tradition (Sunnet-i Seniye) zuwider zu handeln, seit 30 Jahren die Welt (dunya) verlassen hat, in dieser Art und Weise zu behandeln, lässt überhaupt keinen Zweifel daran aufkommen, dass hier unter dem Deckmantel des Kommunismus in zerstörerischer Absicht ganz abscheuliche konspirative Kräfte gegen das Land, das Volk, die Islamiyet und den Glauben (din) am Werk sind, gleich wie es gegen gläubige (dindar) Abgeordnete und die Demokratische Partei, welche die Absicht (niyet) haben, der Islamiyet und dem Vaterland zu dienen und sich den zerstörerischen Kräften aus dem Ausland entgegenstellen, konspirative Mächte gibt. Deshalb sollen diese Abgeordneten Acht geben und mich in der Verteidigung gegen diese schrecklichen konspirativen Kräfte nicht allein lassen.
Anmerkung: Obwohl der russische Oberkommandierende absichtlich drei Mal an ihm vorbei ging, blieb er dennoch sitzen und erniedrigte sich nicht vor ihm und beugte sich nicht vor ihm, um trotz der ihm drohenden Hinrichtung seine islamische Würde zu bewahren. Dem englischen Oberkommandierenden, der Istanbul (von 1918-1923) besetzt hielt und denen, die zu seinen Gunsten eine Fetva erließen, entgegnete er, um der Ehre der Islamiyet willen in einem Zeitungsartikel mit dem Satz: "Gespei in das Gesicht des Tyrannen, der sich nicht deswegen schämt!" und gab dabei keine fünf Para auf die ihm deswegen drohende Hinrichtung. Inmitten von 50 Abgeordneten ließ er sich nicht von der Wut eines Mustafa Kemal beeindrucken indem er sagte: "Wer nicht betet (namaz) ist ein Verräter." Vor dem Kriegsgericht antwortete er auf jene furchterregende Frage: "Ich bin bereit, auch nur für einen einzige Themenbereich innerhalb der Sheriah mein Leben (ruh) hinzugeben“; und so sagte er, der niemals ein Speichellecker war und der, um nicht den Ungläubigen ähnlich zu werden, 28 Jahre lang ein Leben als Einsiedler gewählt hatte, ein Bannerträger des Islam und opferbereiter Diener der Qur'anischen Wahrheiten, als man ihn sinnloser und ungesetzlicher Weise aufforderte:
"Du sollst den jüdischen und christlichen Geistlichen ähnlich aussehen und einen Hut aufsetzen, so wie sie es tun." und er solle so dem widersprechen, worin alle islamischen Gelehrten (ulema) übereinstimmen. Und sie drohten ihm, „er werde andernfalls noch seine Strafe bekommen!“ Als ein Mann, der sicherlich dazu bereit war, alles für die qur'anischen Wahrheiten zum Opfer zu bringen, auch wenn man ihn in dieser Welt (dunya) ins Gefängnis werfen, ihn bestrafen, ihn foltern, vielleicht mit einem Messer Stück um Stück zerteilen sollte, ihn in die Hölle (djehennem) werfen wollte, wolle er dennoch, auch hätte er hundert Leben (ruh), sein gesamtes Leben als ein Zeugnis zum Opfer (tarihtje-i hayatinin shehadeti) darbringen!
Was aber ist nun der Grund (hikmet) dafür, dass er diesen verborgenen Feinden des Vaterlandes und des Glaubens (din) in ihrer Nimrod-gleichen unglaublichen Tyrannei trotz einer so mächtigen geistigen Kraft (manevi quvvet), trotz seiner zu jedem Opfer bereiten Ausdauer, trotz der ihm zur Verfügung stehenden äußerlichen Gewalt (maddi quvvet) den (gegen ihn gerichteten) negativen Kräften keinen Widerstand geleistet hat?
So erkläre ich denn euch und allen klar denkenden Menschen (ehl-i vidjdan), dass der Weise Qur'an, damit nicht wegen 10 Prozent erbarmungsloser Atheisten 90 Prozent unschuldigen Menschen zu Schaden kommen, um die Ruhe und Ordnung im Lande zu bewahren mit aller Macht (quvvet) durch die Lektionen der Risale-i Nur im Herzen (qalb) eines jeden Menschen einen Ermahner zurückgelassen hat, der ihm solche Lektionen erteilt. Andererseits hätte ich während dieser 28 Jahre eines Tages an meinen grausamen Feinden Rache nehmen können. Doch hat er aus Respekt vor diesen Unschuldigen, um die allgemeine Ordnung aufrecht zu erhalten sein Ansehen und seine Ehre gegenüber denjenigen, die ihn beleidigten, nicht verteidigt, sondern gesagt:
Ich werde nicht nur das diesseitige (dunyevi hayat) Leben, sondern, falls nötig auch das jenseitige Leben (akhiret hayati) für die islamische Gemeinschaft zum Opfer bringen.
Said Nursî
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Gesegneter, geliebter, ehrenwerter und verehrungswürdiger Meister! (Ustadhimiz Hazretleri)
In diesem merkwürdigen materialistischen und glaubenslosen Jahrhundert hat sich der Blickwinkel verkürzt. Die Herzen (qalb) sind von Bosheit und Schlechtigkeit erfüllt. Einzig und allein die Risale-i Nur, die in unserer Zeit jene Tropfsteine hervorgebracht hat, die sich nachweislich als absolut echt (haqiqi) aus dem Weisen Qur'an herauskristallisiert haben, lässt diese verkürzten Blicke anscheinend bis auf den Urgrund der Materie (maddenin ruhuna) hindurchdringen und erfüllt so die Finsternis, die gleichsam die Bosheit im Kerker der Herzen (qalb) ist, mit Licht (Nur). Deswegen ist es angemessen, dieses Jahrhundert als "Jahrhundert des Lichtes (Nur Asri)" zu bezeichnen.
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Die Risale-i Nur behandelt jene Wunde der Menschheit, die zu heilen unmöglich ist, mit Arzneimitteln aus der anderen (ukhrevi) Welt.
Die Risale-i Nur und Sie, unser segensreicher Meister (mubarek Ustadh) als ihr wunderbarer Verfasser haben diese Aufgabe (vazifah) als Retter Tausender erleuchteter (munauwer) junger Menschen erfüllt und erfüllen sie noch heute. Dass dies so ist, dafür sind wir, die wir in unserem Glauben (iman) gerettet worden sind, bei unserer Armseligkeit die lebenden Zeugen (shahid). In diesem schrecklichen Jahrhundert schenkt die Risale-i Nur ihren Lesern - den glücklichen Menschen dieses Jahrhunderts - indem sie den Materialismus mit der Wurzel ausrottet, die kommunistischen Denksystheme und all die anderen irrigen Ideologien im Rahmen eines allgemeinen vernünftigen Wissens (idrak) und Denkens (ilim) als völlig haltlos erweist, das Wasser des Lebens (ab-i hayati), das man noch nicht gegen diese Welt (dunya), ja noch nicht einmal gegen den ganzen Kosmos (kainat) eintauschen möchte, und verleiht uns jenen Glauben (iman), der die Quelle zur Ewigkeit (ebedilik suyu), nämlich die Eintrittskarte zu einer ewig bestehenden Welt (beqa alemin) ist.
Geliebter und gesegneter Meister (Ey aziz ve mubarek Ustadh)! Gegenüber dem, was Sie als unser Meister uns als ein so wertvolles Geschenk geben, ist all unser Respekt und die Liebe (muhabbet), die wir Ihnen gegenüber nähren, nur wenig. Doch das Band, das uns, den Schülern der Risale-i Nur, mit Ihnen, unserem Meister und Erretter verbindet, ist unsere ewige Verbundenheit mit Ihnen. Das kann keine Macht (quvvet) wieder lösen. Ich küsse Ihre gesegneten (mubarek) Hände in Ehrerbietung und erhoffe von Ihnen Ihr Gebet (dua)!
Im Namen aller Schüler der Risale-i Nur an der Fakultät für Politische Wissenschaften
Ahmed Atak
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Der nachstehende Brief wurde in Samsun veröffentlicht und erschien in der Zeitung "Der Große Kampf“ (Büyük Djihad Gazete). (Seine Gegner aber nutzten diesen Brief) zu einer verleumderischen Hetzkampagne, die in Samsun einen Prozess zur Folge hatte, der aber letztendlich auf einen Freispruch durch das Gericht hinaus lief.
An den Erretter der Islamischen Welt, Krone der Leute des Glaubens (ehl-i iman) und Sprachrohr der Risale-i Nur, unseren Hochehrenwerten Ustadh Bediuzzaman Said Nursi!
Einer Mitteilung gläubiger (dindar) demokratischer Parteigenossen entsprechend haben wir erfahren, dass der Gerichtshof zu Afyon die Freigabe der Risale-i Nur beschlossen und die Rückgabe aller Abhandlungen, Briefe und (beschlagnahmten) Bände verfügt hat, da sie kein Thema enthalten, das einer möglichen Schuldzuweisung dienlich sein könnte. Wie Sie bereits vor Jahren bekannt gegeben hatten, ist "die Risale-i Nur nicht Ihr Besitztum, sondern steht im Besitz des Qur'an, strömt aus der Fülle (feyz) des Qur'an. Anatolien kann sie keine Macht (quvvet) aus dem Herzen stehlen, sie seiner Brust entreißen. Die Risale-i Nur ist an den Qur'an gebunden. Was aber den Qur'an betrifft, so ist er an den Thron des Allerhöchsten (arsh-i a'dham) gekoppelt. Wem aber könnte es etwa zustehen, ihn dort oben abzukoppeln, ihn so zu entwurzeln?" Die eindeutige Bewahrheitung dieser treffenden Aussage hat sich als ein glänzender Beweis dafür herausgestellt, dass dieser erhabene Dienst göttlichen wie qur'anischen Ursprungs ist. Diese Entscheidung, für Freispruch zu plädieren ist für die islamische Welt, besonders aber für das islamische Volk der Beginn einer glücklicheren Zeit. Zudem aber wurde derjenige, der vor allen (anderen mit jeder Faser) seines Seins (varlik) diesen Sieg erwartet hatte und der in der Familie "Nur" und auf dem Ozean der Wahrheiten (haqiqat) der Kapitän genannt wird, der Menschheit, die in der Finsternis des Unglaubens (zulmet-i kufur) aufbegehrt, als ein Geschenk der Rechtleitung (hadi) gegeben. Die Gottesfürchtigen (dindar) in der demokratischen Partei, welche (diesen Prozess mit großem) Interesse verfolgt und sich die Leute des Glaubens (ehl-i iman) zu Freunden gemacht und (dabei neue) Anhänger gewonnen haben, sowie auch das Gremium der gerechten Richter beglückwünschen unseren teuren, vielgeliebten Meister in unendlicher Dankbarkeit. Dem möchten wir noch das Folgende hinzufügen:
Sie haben sich seit langen Jahren um ein Verständnis bemüht, dass aus edler und hoher Gesinnung erwächst. Um der Wahrheiten des Qur'an willen haben Sie Ihre eigenen Wünsche und Ihr ganzes Leben zum Opfer gebracht (feda-yi nefs-u djan) und damit heute den Herzen (qalb) der Leute des Glaubens (ehl-i imanin) soviel Freude gebracht wie einem ganzen Land (memleket) und seinem Volk. Diese außerordentliche Verbreitung beweist sonnenklar, wie glanzvoll und erhaben diese heilige Lehre (qudsi dava) ist, zu deren Dienst Sie gerufen wurden, desgleichen auch Ihr persönlicher Einsatz, bei dem Sie ja in der Tat auch erfolgreich gewesen sind.
Dieser wunderbare Dienst und Ihr Kampf (mudjahede), mit dem Sie sich seit 25, 30 Jahren mit unerschütterlicher Geduld und Ausdauer, allen Hindernissen und aller Mühsal zum Trotz, für die Verbreitung der Risale-i Nur einsetzen, wobei der Qur'an Ihr Herz erleuchtet (qalb-i munauwar), wird künftigen Generationen und den heldenmütigen islamischen Kämpfern ein Beispiel sein und als ein Vorbild (numune-i iktida) dienen, dem sie folgen werden. Die Strahlen der Sonne des Qur'an, die niemals untergeht, und die Blitze aus der Risale-i Nur, die immerwährende Funken sind, beseitigen die Finsternis der Unwissenheit und des Irrtums; Millionen von Herzen werden von diesem Lichte (Nur) erleuchtet, mit dem die Leute des Glaubens Ihnen dankbar geworden sind.
Dieses Land und das Volk in ihm, die Geschichte und dieser Boden (auf dem sie sich abspielt) werden Ihnen Ihren Dienst und Ihre Opferwilligkeit zu keiner Zeit vergessen. Wenn einmal auch Sie, oh Herr, in die Ewigkeit hinüberziehen werden, wird für Sie diese Dienstbereitschaft ein Samenkorn werden, aus dem ein gewaltiger Baum emporsprießen wird, der dem Lande unter sich seinen Schatten spendet; und die großen Gemeinschaften, die sich unter dem Geäst dieses Baumes der Risale-i Nur versammeln werden und die immerdar aufgehenden Strahlen der Risale-i Nur werden gleich Ihrer Dienstbereitschaft bis in alle Ewigkeit noch strahlender und noch glänzender fortbestehen.
Weil aber Sie nun das Sprachrohr der Risale-i Nur sind und da nun einmal Ihr Dienst am Glauben (iman) am Horizont des Islam erglänzt, so sind Sie auch ein Bannerträger der Rechtleitung (hidayet) in diesem Jahrhundert.
Unser strahlender Held und geliebter Meister (Ustadh), der Sie der allseits geehrte Verkündiger des Ehrwürdigen Qur'an im vierzehnten Jahrhundert islamischer Zeitrechnung sind und in dieser schrecklichen Zeit auf diese schreckliche Finsternis in großer Opferbereitschaft mit dem Lichte des Qur'an geantwortet haben und durch die allseitige Verbreitung der Risale-i Nur in hunderttausenden von Exemplaren mit den Schreibstift hunderttausender ihrer Schüler gegen die Glaubenslosigkeit und den absoluten Unglauben eine Mauer des Qur'an errichtet haben!
Wir beglückwünschen Sie, die sie den Welten Liebe und Glück (rahmet ve saadet) gebracht, der Menschheit Trost und Segen (selamet) geschenkt und mit Ihrem heiligen Dienst den Leuten des Glaubens (ehl-i iman) die frohe Kunde gebracht und bewiesen haben, dass das Reich Gottes, welches alle Kontinente umfassen wird, bereits sichtbar geworden ist und seine Spuren sich zu zeigen beginnen. Und so wünschen wir Ihnen aus ganzer Seele (ruh) Segen zu dem lichtvollen und großen Fest (bayram). Wir erbitten (dua) für Sie von Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) ein langes Leben und küssen Ihre Hände mit Hochachtung.
Die Studenten der Universität Ankara
İsmail, Salih, Âtıf, Ahmed, Ziya, Mehmed, Abdullah
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Der Verbleib von Ustadh Said Nursi in Isparta
Im Sommer des Jahres 1953 gelangte der Meister (Ustadh) von Emirdagh nach Isparta. In Isparta gab es sehr viele getreue Schüler. In einem bereits zuvor geschriebenen Brief bezeichnet (Ustadh) Isparta mit seiner Erde, seinen Steinen als gesegnet (mubarak). Dabei erklärte er, dass die Risale-i Nur hier ihre Gestalt erhielt und von hier ihren Ausgang nahm. Ihr Zustandekommen (vudjud) war der mächtigste Anlass für sein geistliches (manevi) Leben hier in Isparta und für dessen Fortdauer. In der Tat hat Isparta durch die Zeugnisse (shahadah) der Ereignisse in vielen Jahren gezeigt und bewiesen, dass sie dieser Zuneigung ihres Meisters (Ustadh) würdig ist. Denn Barla, wo die Risale-i Nur verfasst wurde und wo auch ihre erste Medresse entstand, liegt im Bezirk Isparta. Die großen Bände der Risale-i Nur wurden hier verfasst.
Die Risale-i Nur wurde in Furcht erregender Zeit mit Tausenden Stiften abgeschrieben und in Isparta und den (umliegenden) Dörfern durch ihre Schüler veröffentlicht. Um ein Beispiel zu zeigen, genügt es, das Dörfchen Sav anzuführen. Zu der Zeit als sich Ustadh in Kastamonu befand, haben in dem Dorf "Sav" (in der Nähe von) Isparta jahrelang bis zu Tausend Stifte daran gearbeitet, die Risale-i Nur abzuschreiben und zu vervielfältigen.
Die Zentren der Risale-i Nur sind in Isparta, deren jede einzelne (mit allen anderen eine solche) Verbundenheit zeigt, als wären sie eine ganze Provinz (vilayet), ja vielleicht eine noch engere (Beziehung), und arbeiten an der Verbreitung der Risale-i Nur wie die Sendestation einer Rundfunkzentrale. Gül und Nur, die an der Herstellung (der Risale-i Nur) beteiligt sind, und alle die Schüler in ihrer Nähe, sowie die Gruppe um Mübarek, sie alle befinden sich im Vilayat Isparta.
Auch die älteren Brüder, deren jeder einzelne hinsichtlich seines Dienstes am Qur'an einem geistlichen Pol (qutub) gleicht, auf den stolz zu sein die Brüder allen Grund (medar-i iftihar) haben, stammen alle aus Isparta.
Auch das Amtsgericht und die Sicherheitsbehörden in Isparta haben sich in Dingen der Risale-i Nur stets einsichtsvoll verhalten. Der Meister (Ustadh) hat oftmals für das Amtsgericht in Isparta gebetet (dua). In dieser Hinsicht hat er Isparta für die übrigen Vilayate als gutes Beispiel angeführt.
Unter diesen oder ähnlichen Umständen beschloss der Meister (Ustadh) den Rest seines Lebens in Isparta zu verbringen und dort dem Tod unter seinen gesegneten, getreuen Brüdern entgegen zu sehen, verfügte in seinem Testament, in Isparta, Sav oder Barla begraben zu werden und begab sich so nach Isparta. Dort mietete er sich ein Haus. An seiner Seite befanden sich vier, fünf Schüler. Mit ihnen gemeinsam rief der Meister (Ustadh) seine eigene dershane-i Nuriye ins Leben.
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Üstad Bediüzzaman Hazretleri Isparta’daki askerî birlikler için inşa olunan cami-i şerifin temeline ilk harcı koyarken
Einige Perioden aus seinem Leben in Isparta
Der Ablauf der Gerichtsverhandlung:
Noch bevor die Bücher vonseiten des Gerichtshofes in Afyon wieder frei gegeben wurden, begann man in Malatya aufgrund eines Vorfalls in verschiedenen Vilayaten und an einzelnen Orten (kasaba) Untersuchungen anzustellen und Prozessverfahren zu eröffnen. Derartige Prozesse wegen der Risale-i Nur und gegen die Nurdjus gab es z.B. in Mersin, Rize und Diyarbakir. Am Ende plädierten die Gerichte zwar für einen Freispruch, doch mussten sich die Anwälte aus Isparta zu den Untersuchungen, die in einigen Vilayaten durchgeführt wurden und zur Eröffnung umfangreicher Verhöre gegen die Nurdjus hinbegeben. Gegen mehr als 80 Schüler der Risale-i Nur wurden Anklagen vorbereitet und Vernehmungsprotokolle den Richtern vorgelegt.
Sehr viele Geheimagenten der Polizei begannen nun, sich unter die Nur-Schüler zu mischen, unter ihnen umherzugehen und jede ihrer Bewegungen zu kontrollieren. An Orten wie Ankara, Istanbul, Adapazari, Safranbolu, Karabük, Dinar, Inebolu und Van wurden Nachforschungen angestellt und Verhöre durchgeführt. Am Ende all dieser Nachforschungen und Durchsuchungen gelangte man ganz allgemein zu dem Ergebnis:
es konnten keinerlei verdächtige Aktivitäten gegen Volk und Staat entdeckt werden! Ganz im Gegensatz dazu füllte sich nun die Brust eines jeden Mitbürgers mit Stolz. Denn es wurde bekannt gegeben, dass alle Aktivitäten, die für die Wissenschaft (ilm), den Glauben (iman), im Dienst für das Vaterland unternommen wurden, der Einsatz für Ethik und Moral (akhlaq), den man bisher entdeckt hatte, dass außer all diesen Zielen und der Absicht, die Risale-i Nur zu lesen, sie zu verbreiten und Vorlesungen zu veranstalten nichts gefunden werden konnte "weswegen man die Nurdjus hätte beschuldigen können, was hätte ein Anlass zur Klage sein können. Man habe keine derartigen Veranstaltungen oder Tätigkeiten wahrnehmen können." Man sei im ganzen Lande zu dieser Überzeugung gelangt. So haben denn alle diese Untersuchungen zum Verständnis der Wahrhaftigkeit der Risale-i Nur geführt. So wurde beschlossen, die Risale-i Nur (ihre Schriften und deren Verbreitung) freizugeben.
Nun errichteten die in Urfa und Diyarbakir tätigen Nur-Schüler eine Medresse-i Nuriye. Da also jetzt die Risale-i Nur in allen Volksschichten, besonders aber in den sich nun bildenden Gemeinschaften von Schülern und jungen Leuten gelesen wurde, begann man auch, wissenschaftlichen Vorlesungen (ilmi dersler) abzuhalten. Zur gleichen Zeit gewannen die so bedeutenden Studenten der Wissenschaft (talebe-i ulûm) gleichfalls an Ansehen. Auch in den östlichen Landesteilen gewann der Dienst am Glauben (iman) immer mehr an Bedeutung. Zu gleicher Zeit wurde einmal in Diyarbakir gegen einen Nur-Schüler, der im Dienst am Glauben (iman) und am Qur'an tätig war, ein Prozess eröffnet, der aber ebenfalls auf einen Freispruch hinaus lief. Das war für die Gläubigen ein Anlass zu Freude und Dankbarkeit.
Das Verfahren, das bis dahin in Afyon noch anhängig war, wurde beendet. Die Beratungskommission des Amtes für Religiöse Angelegenheiten (Diyanet Ishleri Müshavere Kurulu) hatte 1956 die Risale-i Nur geprüft und in ihrem Bericht den besonderen Dienst der Risale-i Nur hinsichtlich der Vervollkommnung von Glaube, Ethik und Moral (iman ve akhlaq) bekannt gegeben. Aufgrund dieses Berichtes hat nun der Gerichtshof in Afyon die Werke der Risale-i Nur und ihre Zulassung in der Öffentlichkeit frei gegeben. Dieses Urteil ist rechtskräftig.
Nach diesem Freispruch durch das Amtsgericht in Afyon hat nun auch der Untersuchungsrichter das Gerichtsverfahren eingestellt. So hat denn die Risale-i Nur, nachdem sie durch einige Siebe der Justiz hindurchgegangen ist, eine umfassende und vollständige Freiheit erlangt und ihren guten Ruf gewonnen.
Die Verbreitung der Risale-i Nur:
Während sich nun der Dienst an der Risale-i Nur auch an einigen Orten Anatoliens fortsetzt, findet sich heute nicht nur besonders im engeren Kreis von Istanbul, Diyarbakir und der Medresse-i Nuriyeler in Urfa, sondern auch in deren sehr weit ausgedehntem Umland dieser Dienst am Glauben (hizmet-i imaniye). Diese Dienste werden nicht nur von einem einzelnen Menschen, von einem einzelnen Zentrum, von einer ganz bestimmten Persönlichkeit, nein, weil es sich hier um einen Dienst am Qur'an handelt, in vielerlei Hinsicht von sehr vielen verschiedenen Personen geleistet und erfüllt. Unzählige getreue Schüler, deren Namen wir nicht kennen, aufrichtige Gläubige, arbeiten an dieser heiligen Aufgabe (hizmet-i qudsiye) und werden in der Verbreitung des Mohammedanischen Lichtes eingesetzt.
Die Schüler an der Universität von Ankara und die ehrenwerten, ideal gesinnten Personen bemühen sich darum, die Werke der Risale-i Nur zu drucken und überall zu verbreiten und besonders die Hände all der vielen zu erreichen, die bereit sind, sich der neuen Buchstaben zu bedienen. Die jungen Leute, besonders die an den modernen Schulen, welche die gesamte Verbreitung der Risale-i Nur übernommen haben und gerade hierfür eine besonders große Einsatzfreude zeigen, sind für dieses Land und sein Volk ein großes Glück. Denn kein Mensch, der nicht diesen Vorteil für sich in Anspruch nimmt und nicht einzig für Gottes Wohlgefallen (riza-yi Ilahi) tätig ist, kann ihnen zeigen, dass er wahrhaftig zu den edlen Kindern dieses Volkes gehört.
Die Ankunft des Meisters (Ustadh) in Barla
Der Meister (Ustadh) hatte Barla vor 25 Jahren verlassen und war bis heute (1956) nicht mehr dorthin zurückgekehrt. Dabei war er mit Barla mehr noch als mit seinem eigenen Dorf (in dem er geboren wurde - A.d.Ü.) verbunden. Denn hier hatte er begonnen, die Risale-i Nur, die sein geistliches Leben (hayat-i maneviye) werden sollte, zu verfassen. Die "Worte (Sözler)", "Briefe (Mektubat)" und "Lichtfunken (Lemaat-i Nuriye)", die das Licht (Nur) der Rechtleitung (hidayat) durch den weisen Qur'an darstellen, haben sich von hier aus in alle Richtungen verbreitet. Aus diesem Grunde wurde Barla zum Zentrum des ersten Lehrhauses (dershane) der Risale-i Nur.
Zwar war sein Leben in Barla (1923-31) durch seine Verbannung, sein Einsiedlerdasein und seine ständige Überwachung bitter gewesen, doch da (Barla) der Ort wurde, an dem er die Wahrheiten (haqiqat) der Risale-i Nur niederschrieb, wurde sein Leben hier für den Meister (Ustadh) das süßeste und lieblichste, wie man das Leben in Barla dennoch nennen könnte. Dieses Mal kehrte er nach Barla nicht in die Verbannung, nicht in ein Gefängnis, sondern auf eigenen Wunsch (riza) und freiwillig zurück. Er kam an einem schönen Frühlingstag nach Barla. Ein Großteil seiner Schüler zog ihrem Meister (Ustadh) entgegen. Als der Meister (Ustadh) sich dem Ort näherte, an dem er 8 Jahre gelebt hatte und wo seine Schule (Medresse-i nuriye) gewesen war, konnte er nicht mehr an sich halten und seine gesegneten Augen füllten sich mit Tränen. Auch war es, als wolle die majestätische alte Platane ihn grüßen.
Einmal, da hatte man ihn, nachdem er schon 8 Jahre dort gewohnt hatte, nach Isparta deportiert. Als er damals gehen musste, hat ihn diese gesegnete Platane innerlich (manen) wieder aufgerichtet und dem Meister (Ustadh) mit ihren Ästen wie mit majestätischen Flügeln, als wolle sie sich im Gebet vor Gott dem Gerechten niederwerfen (Djenabi Haqq'a olan sedjdevari ubudiyetiyle), ihren Abschiedsgruß entboten. Diesmal aber, als sie dem Meister (Ustadh) nach langer Trennung wieder begegnete, warf sie sich vor Freude abermals vor ihrem barmherzigen Schöpfer nieder in Dankbarkeit (Khaliq-i Rahman'a sedjde-i shukrana). Der Meister (Ustadh) aber breitete seine Arme an dieser gesegneten Platane aus und sagte zu den neben ihm stehenden Schülern und den übrigen Leuten, sie mögen ihn jetzt allein lassen, da er seine Tränen kaum mehr zurückhalten konnte. Dann ging er in das Zimmer seines Lehrhauses (Nur Dershane) und blieb dort zwei Stunden; und draußen konnte man sein trauriges Weinen hören.
In der Tat erfuhr er nun ohne allen Zweifel zahllose Erscheinungen der göttlichen Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye). Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da wurde er von Ost-Anatolien in die Gegend von Isparta verbannt. Von Isparta schickte man ihn dann in die Berge in der Nähe von Barla ins Exil. Dort sollte er dann (eines Tages) gestorben und vergessen sein. Eine solche Persönlichkeit, deren bisheriges Leben (tarihtje hayatin) Zeugnis seines Heldenmutes und seiner Opferbereitschaft gewesen war, der sich die Wahrheiten (haqiqat) des Weisen Qur'an ganz unmittelbar zu eigen gemacht hatte, glaubte, dass das Glück eines Einzelnen wie auch eines ganzen Volkes von seinem Festhalten an den Wahrheiten der Islamiyet (abhängig ist). Und so war denn er auch derjenige, der dies laut verkündigte und der dafür mit vernunftgemäßen Beweisen in die Arena der Wissenschaften (ilim) trat.
Er hatte drei Epochen {in der Geschichte des Osmanischen Reiches und der späteren Türkischen Republik. (A.d.Ü.)} überlebt, jedoch seinen Nacken vor den Kommandanten nicht gebeugt, sich von dem heiligen Ruf (qudsi dava) nicht abgewandt.
Er wurde verwundet; ja man hat sogar versucht ihn zu vergiften; doch er starb nicht. Wogen der Ereignisse, hoch wie Berge, konnten ihn nicht entmutigen. Die gegenwärtigen Strömungen in unserem Jahrhundert, welche ganze Völker und Nationen ergriffen und deren Meinungen und Denkweisen verändert haben, konnten diese Persönlichkeit nicht von seinem Ruf (dava) abbringen, dem Weg des Qur'an und des Glaubens (iman) zu folgen. Mit der Kühnheit seines Glaubens war er in tiefster Seele davon überzeugt, dass die Wahrheit (haqiqat), zu der er aufruft (dava), eines Tages vom Volk angenommen werde. Dann würde es nicht mehr einen Said, sondern tausende, ja sogar hunderttausende Saids geben. Die Entfaltung und der Sieg der Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) und ihre Verbreitung in der menschlichen Gemeinschaft wird nun beginnen... und die dunklen Wolken, die jetzt am Horizont den Islam überziehen, werden mit der Fackel der Rechtleitung (hidayat) in der Hand des Qur'an davon gejagt werden. Der Geist (ruh) des Glaubens (iman), von dem man bisher geglaubt hatte, dass er bereits im Sterben liege, wird neu wiederbelebt werden... wird den Seelen wieder neues Leben einflößen (djanlara djan katadjak)... Das islamische Volk, das bereits im Geiste (manen) zu sterben begann, wird wieder neu ins Leben (ihya) gerufen werden... Dann wird man auch im materiellen wie im geistigen Bereich verkündigt haben, dass der Herr der Welt (aleme efendi) - nach dem Willen Gottes (bi'iznillah) - in dieser Welt (djihana) die Herrschaft (efendilik) über die Islamiyet inne hat.
So wurde denn diese allseits verehrte Persönlichkeit, die der Träger und Verbreiter dieser heiligen Wahrheit (qudsi haqiqat) ist und auf den die heutige Menschheit wahrhaftig (haqiqat) stolz (medar-i iftihar) sein kann, entsprechend den Plänen der Feinde des Glaubens (din) - damals - in diese Ortschaft gesandt, damit er gegen das Regime, das sie sich in Anatolien bereits aufgebaut hatten, nichts mehr unternehmen könne und so einen aktiven Eingriff verhindert. Aber ach! Da hatte er sich schon prinzipiell aus der Politik zurückgezogen. Er wollte sich in die Angelegenheiten der Leute dieser Welt (ehl-i dunyanin dunyasi) nicht mehr einmischen. Er arbeitete nun an der Verfassung und Verbreitung der Wahrheit (haqiqat), um in ihr die Zukunft zu erleuchten. Und Gott (Allah), der Herr des Alls (kainatin sahibi) und Sachwalter aller Ereignisse wurde sein Beschützer, sein Beistand und sein Helfer.
Als er nun 25 Jahre später zurückkehrte nach Barla, betrachtete er seine Erfahrungen im Dienst am Glauben (hizmet-i imaniye) als ein großes Geschenk (ikram), dachte über die Gnadengaben (inayet) nach, beobachtete die Dinge rückblickend und freute sich darüber und weinte vor Freude und warf sich nieder in Dankbarkeit (sedjde-i shukran).
So nahm nun der Meister (Ustadh) Wohnung in Isparta. Dabei begab er sich manchmal nach Emirdagh und manchmal nach Barla. Weil aber dort die Zentren lagen, wo die Risale-i Nur verfasst worden und von wo aus sie sich verbreitet hatte, fühlte er sich dort innerlich (ruh) besonders stark verbunden. Da er sich jedoch bereits im neunten Jahrzehnt seines Lebens befand und man bereits einige Male versucht hatte, ihn zu vergiften, war er zugleich auch sehr unruhig. Seine Gesundheit war deshalb besonders stark angegriffen und sein Zustand unbeschreiblich labil. Auch innerlich (ruh), emotional, war er besonders empfindlich. Und die Welt (alem), besonders die Welt des Islam und vor allem der Bereich der Risale-i Nur und was ihn innerlich (vudjud-u manevi) berührte, beide Dinge {der Islam und die Risale-i Nur (A.d.Ü.)} bereiteten ihm in ihrem Wesen (vudjud) heftige Qualen. Zwar wirkten die Gebete (dua) seiner Schüler und die Verbreitung der Lichter des Glaubens (envar-i imaniye) wie eine heilende Salbe, doch aufgrund seines so weitreichenden Mitleids (shefqat) verstärkten sich diese Qualen von Zeit zu Zeit. Aus diesem Grunde war eine Luftveränderung besonders notwendig. So blieb er nie länger an einem Ort. Unternahm er zu einer solchen Luftveränderung einen Ausflug, so besserte sich seine Krankheit teilweise und er konnte wieder leichter atmen.
Da aber nun die Risale-i Nur bereits so weit verbreitet war und es überall so viele seiner Schüler gab, vermied der Meister (Ustadh) es nun völlig, noch mit den Leuten zu reden und zog sich ganz von ihnen zurück. "Meine stillen Gespräche (sohbet) mit der Risale-i Nur sind zehnmal nützlicher.", sagte er und lehnte auch alle Besuche ab. Auch mit den Schülern an seiner Seite sprach er nur, falls das nötig war.
Schließlich sprach er darüber, dass die letzte Phase seines Lebens gekommen sei, zweifelte stets, ob er das Ende dieses Monats noch erleben werde und erwartete auf diese Weise sein Ende. Mit der Verbreitung der Risale-i Nur war er dankbar und zufrieden. Jeden Schritt, den das Volk und seine Regierung auf dem Wege zur Islamiyet und zu seinem Glück taten, begrüßte er, gab ihm seine Zustimmung und wusste ihn zu schätzen. Er wandelte auf den Pfaden der Wahrheit und Gerechtigkeit (haqq) und betete (dua) für Menschen, welche die Kennzeichen einer islamischen Lebensführung aufrecht erhalten wollten. Zu gleicher Zeit wünschte er der islamischen Welt geistig wie materiell Heil und Segen (selamet ve saadet) und empfand über den auf diesem Wege unternommenen inneren und äußeren Eifer in unendlichem Maße Freude und Zufriedenheit.
Und so verkündete er denn, in dem Wissen, dass die Risale-i Nur, die als ein Wunder des Weisen Qur'an in unsere Zeit gehört und dass die qur'anischen Wahrheiten (haqiqat), um unser Vaterland vor der Gefahr des Kommunismus zu schützen, in der Risale-i Nur bewahrt werden und in der islamischen Welt (alem) die Quelle der Brüderlichkeit, der Fraternität (ukhuvvet) und der Einheit darstellt. So konnte man nun auch hören, dass unser Glück in dieser wie in jener Welt (dunyevi ve ukhrevi saadet) daran gebunden ist, dass wir an dieser Wahrheit (haqiqat) festhalten.
Deshalb war es auch seine Überzeugung, dass es absolut notwendig ist, dass sich die Risale-i Nur nicht nur in Anatolien sondern auch in den übrigen islamischen Ländern verbreiten wird. Und so wies er denn auch darauf hin, dass vor allem politischen Eifer und dergleichen Aktivitäten die Verbreitung der Risale-i Nur sinnvoll und erforderlich ist.
- ↑ *{Gleichzeitig beschloss aber das Kollegium der Richter, die Werke der Risale-i Nur nicht freizugeben. Und dieser Beschluss blieb bis zu Jahre 1956 in Kraft. So beschloss denn das Gericht zwei Mal die Risale-i Nur zu beschlagnahmen. Und zwei Mal hat ein Revisionsgericht diese Beschlagnahme wieder aufgehoben. Zwei Mal folgte das Gericht in Afyon dem Revisionsurteil und gab die Risale-i Nur wieder frei. Auch dieses Mal hob das Revisionsgericht (das Urteil) wegen eines Verfahrensmangels wieder auf und verlangte (dieses Mal), dass das Amt für Religiöse Angelegenheiten (Diyanet) diese Werke untersuchen solle. Das Religionsministerium (Diyanet) ließ also alle Werke durch ein Gremium von Sachverständigen überprüfen. Am Ende gaben sie über den in der Risale-i Nur (dargestellten) Sachverhalt (haqiqat) einen wenigstens teilweise erklärenden Bericht ab. Nachdem nun die Sachverständigen den oben erwähnten Bericht abgegeben hatten, beschloss das Gericht zu Afyon im Juni 1956 einstimmig, die Beschlagnahme der Risale-i Nur aufzuheben und die entsprechenden Werke freizugeben. Dieses Urteil wurde rechtskräftig. Von diesem Zeitpunkt an konnten nun endlich am Sitz der Regierung (Ankara) die Bände der Risale-i Nur gedruckt und verlegt werden.}