Zeylü'z-Zeyl/de: Revizyonlar arasındaki fark
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("Wisse, mein lieber Bruder! '''Unserem Dienst und der Anbetung Gottes (= ubudiyet) liegt einzig und allein die Hingabe (teslimiyet) an Gott zugrunde.''' Nicht seine Probe oder Prüfung. Denn unser Herr (Seyyid) und Meister (Efendi) kann seinen Diener (abd) auf die Probe stellen und ihn prüfen, der Diener jedoch hat nicht das Recht, seinen Herrn (Seyyidina) zu prüfen. Genauso kann der Mensch seinen Herrn (Rabb) und Schöpfer (Khaliq) nicht auf die Probe..." içeriğiyle yeni sayfa oluşturdu) |
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16. satır: | 16. satır: | ||
'''Drittens:''' Dies erfordert die Natur. | '''Drittens:''' Dies erfordert die Natur. | ||
Höre nun die Erklärung dazu, dass diese drei Worte sehr viele Unmöglichkeiten in sich enthalten. | |||
Das Dasein (maudjud) des Menschen ist eine Tatsache.'''Der ersten Behauptung zufolge ist der Mensch zugleich der Künstler als auch sein Kunstwerk.''' | |||
Die zweite Behauptung besagt, dass der Mensch ins Dasein (vudjud) gelangte, weil die Ursachen dies bewirkten. | |||
Der dritten Behauptung entsprechend stellt sich der Mensch als ein Werk vor, dass die Natur erschaffen hat. | |||
Was den vierten Aspekt betrifft, so ist er der Mensch ein Geschöpf Gottes wie Recht (haqq) und Wahrheit (haqiqa) es erfordern. | |||
Die erste Behauptung enthält unzählbar viele Unmöglichkeiten: | |||
1. Der ersten Behauptung zufolge ist es notwendig, dass eine jede Zelle, aus der einmal ein Mensch werden soll, über ein Auge, ein Wissen (ilim) und andere notwendige Dinge verfügen können muss, um sowohl das Innere des Menschen als auch die Natur (kainat), von der er lebt, sehen und erkennen zu können. | |||
1 | |||
2. Es sind so viele Gussformen notwendig, wie Zellen gebildet werden sollen, entsprechend der Zusammensetzung der verschiedenen Organsysteme des menschlichen Körpers, genauso, wie viele Gussformen notwendig sind, um in einer Druckerei die verschiedenen Buchstaben setzen zu können. | |||
2 | |||
3. Gleich den Steinen einer Arkade, die von allen anderen gehalten werden, als auch allen anderen Halt geben, muss auch jede einzelne Zelle im menschlichen Körper alle anderen stützen (hâkim), als auch von ihnen unterstützt (mahkum) werden. Ebenso sind alle Zellen zwar voneinander verschieden, jedoch auf einander abgestimmt, zwar in sich vollkommen, jedoch untereinandser voneinander abhängig. | |||
3 | |||
'''Die Unmöglichkeiten der zweiten Behauptung:''' | |||
''' | |||
'''1.''' Die Basisstoffe des Menschen, d.h. die Stoffe, aus denen ein Mensch zusammengesetzt ist, sind Stoffe, gleich unterschiedlichen, ganz verschiedenen, voneinander getrennten, abgesonderten Heilmittel, die verschlossen und versiegelt sind wie in einer Apotheke. Wäre es möglich, dass diese Heilmittel, ohne von jemandes Hand berührt zu werden, nach Maß und Notwendigkeit, in vollkommener Wohlordnung und Ausgewogenheit (kemal-i intizam ve muvazene) selber aus ihren Gläsern hervortreten und sich zu einer lebensfähigen Gestalt zusammen fügen, so könnte man sagen: es ist möglich, dass auch der Mensch ohne seinen Schöpfer und allein aufgrund irgendeiner Ursache aus einer unbelebten Materie hervorgetreten wäre. | |||
1 | |||
'''2.''' In dem gleichen Grade der Unmöglichkeit, dass etwas in vollkommener Wohlordnung (kemal-i intizam), durch unzählbar viele blinde, taube Ursachen ohne Leben und Bewusstsein entstanden sein könnte, ist es auch unmöglich, dass ein Mensch ohne einen Schöpfer aus diesen Substanzen hervorgegangen sein könnte. Darüber hinaus haben es materielle Ursachen nur mit Dingen zu tun, die sie von außen berühren können. Sie haben keinen Einfluss auf die anmutigen, feinsinnigen und einzigartigen Ornamente und Kunstwerke (= die Organe u.dgl.) im Innern eines Menschen. | |||
2 | |||
'''3.''' Dem Erfordernis einer solchen Behauptung entsprechend würde die Versammlung dieser unzählbar vielen Ursachen in vollkommenem Einklang und in Ausgewogenheit (kemal-i ittifaq ve intizam), der Notwendigkeit angemessen, in jedem Atom und in jeder Zelle notwendig. Eine solche Versammlung aber würde heißen, dass die Welt (alem) mit all ihren Bestandteilen und Grundsätzen samt ihrer Größe in deine Hand kommen und sich dort versammeln müsste. | |||
3 | |||
Denn falls die Ursachen des Menschen Meister (ustadh) wären, müssten sie, in Anbetracht dessen, dass alle Bestandteile und Grundsätze der Welt (alem) mit dem Menschen verbunden sind, auch bei der Konstruktion eines Menschen tätig und sein Meister (= seine Ursache) sein. Ein Meister aber arbeitet an einer Sache, nachdem er sich in sie vertieft hat. In diesem Falle also müssten sich alle Bestandteile der Welt in einer einzigen Zelle des Menschen versammeln können. Das aber ist eine solche Unmöglichkeit, dass sie sogar die unmöglichste aller Unmöglichkeiten ist. | |||
'''Die Unmöglichkeit und Unhaltbarkeit der dritten Behauptung:''' | |||
''' | |||
Die Natur hat in der Tat zwei Aspekte. Der eine ist die rein äußerliche (dhahiri), was aber von den Leuten der Gottvergessenheit (ghaflet) und des Irrtums (dalalet) für die Wahrheit angesehen wird. Der andere aber ist die innere (batini), die ein Kunstwerk Gottes und die Farbe des Erbarmers (Rahman) ist. Was aber die Kraft (quvvet) betrifft, die der Natur hinzu behauptet wird, so ist sie eine Erscheinung der Macht des allweisen und allwissenden Schöpfers (Khaliq-i Hakîm-i Alîm djilve-i qudret). Der blinde Zufall und die Ursachen in ihrer Übereinstimmung, welche die Leute der Gottvergessenheit (ghaflet) für ihren Schöpfer (sani') halten und der Natur anhängen, sind eine Illusion, die aus ihrem Irrglauben entsteht und eine Erfindung des Teufels ist. | |||
Denn wenn diese so außergewöhnlich wundervollen Kunstwerke nicht einzig und allein durch die Hand der Macht des Allwissenden und Allsehenden (Khabir-i Basir'in yed-i qudret), der mit allen vollkommenen Eigenschaften (ausaf-i kemaliye) ausgestattet ist, entstanden sein sollten, wie in meinen verschiedenen Werken bereits auf eine zuverlässige Weise bewiesen wurde, wurde dann etwa dieses Hemd, das der Schöpfung übergezogen wird, durch die kompakte, leblose, begrenzte, armselige (miskin) Hand der Möglichkeiten angefertigt? Oder haben etwa Mücken oder Schildkröten diese schönen Konstruktionen und Ornamente, die den Welten (alem) übergezogen werden, gemacht? Nein und abermals nein!... | |||
Unter allen Menschen und Dingen gibt es in der Tat so viele Zeugnisse (shahid) wie es (in dieser und in jener Welt) Vorhandenes (maudjudat) gibt, dass es ein Kunstwerk des urewigen Schöpfers (Sani-i Ezeli') ist. '''Zum Beispiel:''' | |||
''' | |||
'''1. Die Schöpfung (kainat).''' Die Schöpfung bezeugt (shehadet) in der Tat (ihren Schöpfer) mit 55 Zungen, {eine Erklärung findet sich in der Abhandlung "Tropfen (Katre)" (A.d.Ü.)} mit allen Atomen und allem, was sich aus ihnen herangebildet hat (murekkebat). | |||
'''2. Der Qur'an.''' In der Tat sind der '''Qur'an, alle Propheten (enbiya), alle Heiligen (auliya), die Bücher der Monotheisten (muvahhidin) und die Ayat aus der Erschaffungsakte und des Seins''' auf der Seite von der Erschaffung und dem Daseins berechtigte Zeugnisse (adil shahid) dafür, dass sie der Schöpfer (Khaliq) erschaffen hat. | |||
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'''3. Der Führer aller Geschöpfe, der Gesandte Gottes und alle Propheten, Heiligen und Engel''', sie alle machen gemeinsam ihr Zeugnis (ilan-i shehadet) bekannt, dass Allah der Schöpfer aller Dinge ist. | |||
3 | |||
'''4. Menschen und Dschinnen sind mit ihren angeborenen Bedürfnissen (ihtiyacat-i fitriye)''' {Gott als der Herr der Welt schenkt uns alles, was wir an Nahrung und Kleidung benötigen. (A.d.Ü.)} auf ihre Art dafür Zeugen (shahid). | |||
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'''5.''' Allah selbst bezeugt (shehadet), dass Ihm Seine Gottheit (uluhiyet) und Sein Schöpfertum (Khallaqiyet) zu eigen ist und Ihm einzig und allein gehört. | |||
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'''Gefährte! Die Frage der Zuschreibung eines Kunstwerkes entweder auf (verschiedene) mögliche (Ursachen), um noch einmal auf die oben erwähnten drei Aspekte zurück zu kommen, oder aber auf den Notwendigen (Vadjib), so wie Recht und Wahrheit (haqq) es erfordern, gleicht der Frage nach den Früchten eines Baumes. Es ist dies wie folgt:''' | |||
''' | |||
Früchte dieses Baumes der Einheit (vahdet) zugeschrieben, dann heißt das: Nach dem Gesetz des Wachsens und Gedeihens entsteht dieser Baum aus einem Samenkorn, aus dem der Stamm nach oben und die Wurzeln nach unten wachsen. Das Samenkorn tritt auf den Befehl zu sein (evamir-i tekviniye) in Erscheinung. Dieser Seinsbefehl wird durch den Befehl (emr): كُنْ (= sei!) erteilt. Der Befehl: كُنْ wiederum geht von dem Einen, notwendiger Weise Seienden (Vahid-i Vadjib) aus. | |||
Hier ist die Erschaffung dieses Baumes mit all seinen Bestandteilen, Blättern, Ästen, Zweigen und Früchten ebenso leicht und einfach wie die einer einzigen Frucht. Denn nach dem Prinzip der Einheit (vahdet) gibt es keinen Unterschied zwischen einem Baum mit einer winzig kleinen Frucht und einem sehr großen Baum mit vielen Früchten. Diese Unterschiedslosigkeit (adem-i farq) erwächst aus der Leichtigkeit in der Einheit (vahdet) einerseits und aus der Schwierigkeit in der Vielheit (kethret) andererseits. | |||
Wenn man (den Baum) aber einer Vielheit zuschreibt (kethrete isnad), dann müssen für (das Wachstum) jeder Frucht, jeder Blüte, jeden Blattes, jeden Astes und Zweiges alle (dazu notwendigen) Ursachen gegeben und die (erforderlichen) Werkzeuge und Geräte usw. vorhanden sein, wie sie für die Entstehung eines (ganzen) Baumes notwendig sind. Denn (der Baum) als Ganzes ist auch in jedem seiner Teile enthalten. Was für ihn notwendig ist, ist auch für sie alle notwendig. Bei diesem Sachverhalt gibt es keine andere Möglichkeit außer diesen beiden. Die eine ist notwendig (vadjib), die andere aber ist unmöglich. | |||
'''Zusammenfassung:''' | |||
''' | Führt man die Entstehungsursache einer Zelle auf (diese Zelle) selbst zurück, dann wäre es notwendig, die Eigenschafen, welche überall auf der ganzen Welt (kainat) anzutreffen sind, auf sich selbst zu konzentrieren. Sollten irgendwelche Ursachen die Entstehung einer Zelle bewirken, müssten sich alle Ursachen der Welt (alem) in dieser Zelle versammeln. Könnte aber in einer Zelle, in der noch nicht einmal Platz für die beiden Fühler einer Mücke zu finden wäre, genügend Raum für die Kommandozentrale zweier Götter (iki ilahin tasarrufu) sein? Keineswegs! | ||
Darüber hinaus findet sich in allen Dingen, angefangen von einer Zelle bis hin zur ganzen Welt eine gewisse Art von Einheit (vahdet). Wenn aber das so ist, kann auch der Schöpfer (Sani') nur ein einziger (vahid) sein. Denn Einheit (vahid) entsteht nur aus einer Einheit. | |||
Des Weiteren kann etwas, so groß wie ein Korn, die Sonne mit all ihrem Licht und ihren Farben als Spiegelbild in sich zeigen. Aber als Ursprung kann ein Korn nicht einmal zwei Körner in sich tragen und ihnen als Ursprung dienen. | |||
Des Weiteren ist ein äußerliches Sein noch stabiler und noch fester als das Sein eines Spiegelbildes. Ein Punkt eines äußerlichen Seins (vudjud-u kharidji) kann einen Berg aus dem Sein eines Spiegelbildes (vudjud-u misalî) beinhalten. Genauso ist das Dasein des notwendig Seienden (vudjud-u vudjubi) noch stärker, noch dauerhafter und noch fester. Ja vielmehr geht das äußere Sein (vudjud-u kharidji) aus dem wahren Sein (vudjud-u haqiqi) hervor. | |||
Darüber hinaus sind die Formen des möglichen Seins (imkani vudjud), die im allumfassenden Wissen des Urewigen (ilm-i muhit-i ezeli) in Erscheinung treten, Spiegelungen und Reflexionen der lichtvollen Erscheinungen (tedjelliyat-i nuriye) des notwendigen Seins (vudjud-u vudjubi). Wenn das aber so ist und das Wissen des Urewigen (ilm-i ezeli) ein Spiegelbild des möglichen Seins (imkani vudjud) ist, so ist das mögliche Sein auch ein Spiegelbild des notwendige Seins. Doch selbst dann, wenn alle möglichen Seinsformen bereits aus dem Wissen des Urewigen in das äußere Sein (vudjud-u kharidji) übergegangen sind, können sie selbst dann noch nicht die Stufe des wahren Seins (vudjud-u haqiqi) erlangen. | |||
Wisse, mein lieber Bruder! | |||
Ein Mann, der auf dem Platz des Seins (kaun) und des Daseins (vudjud) steht, und von dort den Ablauf der Ereignisse in der Welt betrachtet, begreift sofort intuitiv, dass, sowie Aktion und Handlung, die Eigenschaft der feinen (latif), lichtvollen (nurani), abstrakten Dinge ist, so auch Reaktion und die Fähigkeit, sich bewegen zu lassen, eine Eigenart materieller, kompakter Körper ist. | |||
Als Beispiel betrachte in der Tat das Licht (Nur) am Himmel und diesen riesigen Berg hier auf der Erde! Das Licht dort droben am Himmel ist zugleich auch auf der Erde mit seinen Strahlen (ziya) tätig und aktiv. Der Berg hier unten aber sitzt trotz seiner Größe passiv an seinem Platz. Er hat weder eine Wirkung noch verrichtet er eine Handlung. | |||
Des Weiteren wird aus den Handlungen, welche die einzelnen Dinge bewegen, verständlich, dass das, was fein und lichtvoll ist, mit Recht verdient, die Ursache der Bewegung und damit aktiv genannt zu werden. Mit dem Grade ihrer Kompaktheit aber nähern sich (die Dinge) einer Stufe der Passivität und sind aus diesem Grunde verursacht. | |||
Daraus wird ersichtlich, dass der Schöpfer (Khaliq), der die äußerlichen Ursachen (esbab-i dhahiriye) und alles, was verursacht wurde, erschaffen hat (musebbebatin mudjidi), allein das Licht aller Lichter (Nur-ul Envar) und der urewige Meister (Sani-i Ezeli) ist. | |||
Wisse, mein lieber Bruder! | |||
''' | '''Nachdenken (tefekkur) beseitigt die Gleichgütigkeit (ghaflet). Aufmerksamkeit und Besinnlichkeit vertreibt die Finsternis irriger Vorstellung.''' Wenn du aber über dich selbst, über deine innere Welt (batin) und über deine persönliche Situation nachdenkst, so durchforsche dich (nefs) gründlich und bis in deine tiefsten Tiefen! Wenn du aber über die Ereignisse und die Angelegenheiten dieser Welt, die äußeren (afaki) Zustände und ganz allgemein die Situation in ihr nachdenkst, verschaffe dir nur einen kurzen Überblick und verliere dich nicht in Einzelheiten! Denn der Wert und die Schönheit, die in der Kürze einer Zusammenfassung liegt, finden sich nicht in den Einzelheiten. Außerdem gleicht das Nachdenken über die Ereignisse dieser Welt einem Fass ohne Boden und einem uferlosen See. Tauche nicht in ihm, sonst wirst du dich in ihm verlieren und ertrinken. | ||
Gefährte! Wenn du über dich selbst (nefs) lange und gründlich nachdenkst (tefekkur), über die Ereignisse in der Welt (afaki) jedoch nur in aller Kürze, näherst du dich der Einheit (vahdet). Tust du aber das Gegenteil, verlierst du über der Vielzahl leicht den Überblick. Und über deinen Illusionen verlierst du den Boden unter den Füßen. Dein Ego (enaniyet) bläht sich auf. Deine Gottvergessenheit (ghaflet) gewinnt an Kraft (quvvet) und verwandelt sich in deine zweite Natur. Das also ist der Weg der Vielheit, der dich in den Irrtum (dalalet) führt. | |||
Wisse, mein lieber Bruder! | |||
''' | '''Wie unwissend (djahil) und gottvergessen (ghafil) ist doch der Mensch!''' Wie weit verirrt er sich doch auf seinem Wege, sodass er sich am Ende selbst (nefs) schadet. Er missachtet eine große bedeutende Wohltat (menfaat), die ihm in neunfacher Hinsicht einen sicheren Gewinn brächte, wenn er fälschlicher Weise auch nur in einer einzigen Hinsicht einen Verlust befürchtet und verfällt auf diese Weise einem Irrtum. So verlässt er in der Tat um dieses einen einzigen Zweifels eines Sophisten willen den Weg der Rechtleitung (hidayet), obwohl es doch Tausende Beweise für (den Vorteil gibt, die dieser hat). | ||
Dagegen ist der Mensch sehr argwöhnisch und besonders umsichtig und zögert in einer geschäftlichen Angelegenheit, selbst wenn es sich dabei auch nur um ein Risiko von 10 Prozent ginge. Handelt es sich hingegen um jenseitige Güter, so zögert er nicht, einen Verlust von 90 Prozent hinzunehmen (nur um sein weltliches Leben in dieser Weise fortsetzen zu können). So weit kann ihn also seine Unbesonnenheit (djehalet) noch führen! | |||
Wisse, mein lieber Bruder! | |||
''' | '''Der Geist (ruh) des Menschen ist von unzählbar vielen Bedürfnissen geplagt und unzählbar vielen Leiden ausgesetzt.''' Er verlangt nach grenzenlos vielen Genüssen. Er nährt unbeschränkt viele Hoffnungen. Sogar die Liebe (shefqat), die sich allen Irrtümern des Herzens (qalb) zum Trotz aus ganzer Seele (ruh) speist, wird weiterhin von unendlich viele Leiden heimgesucht. Aus diesem Grunde hast du kein Recht, zu fragen: "Was bin ich? Welchen Wert habe ich, sodass meinetwegen die Welt untergehen, die Waage aufgestellt und die Abrechnung statt finden sollte?" | ||
'''Oh du, der du voller Stolz (kemal-i gurur) auf dem Stuhl deines Irrtums (dalalet) sitzt!''' Sei nicht so stolz auf dein Leben! '''Denn dieses Leben beruht auf einem Trugschluss (maghrur). Es ist dies folgendermaßen:''' Wenn sich der Irre(geleitete; dâll), der auf diesem Stuhl sitzt, an all die Entsetzlichkeiten seines Untergangs und Vergehens erinnert und sich davor fürchtet, so flieht er in die Möglichkeit einer ewigen Glückseligkeit (saadet-i ebedi), kommt den Verpflichtungen seines Glaubens (tekalif-i diniye) nicht weiter nach und flieht dabei zu der Möglichkeit, dass es gar kein Jenseits (akhiret) gibt. Durch diesen Trugschluss verschont er sich vor beiden Leiden. Jedoch in kurzer Zeit löst sich der Knoten und kommt die Wahrheit (haqiqat) zutage. Weder die erste Möglichkeit beseitigt sein Leid, noch erleichtert ihm die zweite Möglichkeit seine Last. | |||
Des Weiteren entflieht er wiederum seiner Last, indem er sagt: "Wenn ein Unglück allgemein verbreitet ist, wird der Schmerz leichter. Ich bin wie Meinesgleichen." Wenn jedoch ein Unglück allgemein verbreitet ist, vervielfacht sich der Schmerz noch um ein Mehrfaches. Denn genauso wie er selbst, sind auch seine Verwandten und seine Freunde von diesem Unglück betroffen. Denn der Geist (ruh) des Menschen ist mit den Söhnen seiner Art verbunden. Je mehr ein Unglück sich allgemein verbreitet, umso stärker wächst auch das Leid. | |||
'''Oh du Armseliger, der du dich im Anblick des Zweifels, im Schatten deiner Gottvergessenheit (ghaflet) zur Ruhe gesetzt hast!''' Betrachte die Freude, die du in der Kühle deiner Gottvergessenheit und deines Zweifels genießt, nicht als eine Freude!'''Sie ist vergifteter Honig.''' In kurzer Zeit wird sie sich in höllische Qual verwandeln. | |||
Wenn du dir wünschst, dass dein Leid in Freude, das Feuer (deiner Qual) in Licht verwandelt wird, beuge deinen Haupt zu den fünf Gebetszeiten in der Verneigung (ruku) und Niederwerfung (sudjud), entleere deinen Kopf und fülle ihn neu mit dem Glauben (iman)! Dann befolge (itaat) die Ayat und sinne über sie nach (tefekkur), sodass die Schleier des Zweifels und der Gottvergessenheit zerrissen werden, aus der Bitternis deines Irrtums (dalalat) die Süßigkeit der Errettung (nedjat) offenbar wird und sich dir die Freude des Bittgebetes (munadjat) zeigt. | |||
Wisse, mein lieber Bruder! | |||
''' | '''Unserem Dienst und der Anbetung Gottes (= ubudiyet) liegt einzig und allein die Hingabe (teslimiyet) an Gott zugrunde.''' Nicht seine Probe oder Prüfung. Denn unser Herr (Seyyid) und Meister (Efendi) kann seinen Diener (abd) auf die Probe stellen und ihn prüfen, der Diener jedoch hat nicht das Recht, seinen Herrn (Seyyidina) zu prüfen. Genauso kann der Mensch seinen Herrn (Rabb) und Schöpfer (Khaliq) nicht auf die Probe stellen. | ||
10.28, 19 Temmuz 2024 itibarı ile sayfanın şu anki hâli
Ergänzung zum Anhang
بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّح۪يمِ {"Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Allbarmherzigen."}
Wisse, mein lieber Bruder! Aus dem Munde einiger Menschen kommen drei Behauptungen in Umlauf, die von ihrer Anzahl her nur wenig, von ihrem Wert her dagegen sehr bedeutend sind.
Erstens: Alles hat sich aus sich selbst heraus entwickelt.
Zweitens: Der Erschaffer und der Bewirker sind dafür die Ursachen.
Drittens: Dies erfordert die Natur.
Höre nun die Erklärung dazu, dass diese drei Worte sehr viele Unmöglichkeiten in sich enthalten.
Das Dasein (maudjud) des Menschen ist eine Tatsache.Der ersten Behauptung zufolge ist der Mensch zugleich der Künstler als auch sein Kunstwerk.
Die zweite Behauptung besagt, dass der Mensch ins Dasein (vudjud) gelangte, weil die Ursachen dies bewirkten.
Der dritten Behauptung entsprechend stellt sich der Mensch als ein Werk vor, dass die Natur erschaffen hat.
Was den vierten Aspekt betrifft, so ist er der Mensch ein Geschöpf Gottes wie Recht (haqq) und Wahrheit (haqiqa) es erfordern.
Die erste Behauptung enthält unzählbar viele Unmöglichkeiten:
1. Der ersten Behauptung zufolge ist es notwendig, dass eine jede Zelle, aus der einmal ein Mensch werden soll, über ein Auge, ein Wissen (ilim) und andere notwendige Dinge verfügen können muss, um sowohl das Innere des Menschen als auch die Natur (kainat), von der er lebt, sehen und erkennen zu können.
2. Es sind so viele Gussformen notwendig, wie Zellen gebildet werden sollen, entsprechend der Zusammensetzung der verschiedenen Organsysteme des menschlichen Körpers, genauso, wie viele Gussformen notwendig sind, um in einer Druckerei die verschiedenen Buchstaben setzen zu können.
3. Gleich den Steinen einer Arkade, die von allen anderen gehalten werden, als auch allen anderen Halt geben, muss auch jede einzelne Zelle im menschlichen Körper alle anderen stützen (hâkim), als auch von ihnen unterstützt (mahkum) werden. Ebenso sind alle Zellen zwar voneinander verschieden, jedoch auf einander abgestimmt, zwar in sich vollkommen, jedoch untereinandser voneinander abhängig.
Die Unmöglichkeiten der zweiten Behauptung:
1. Die Basisstoffe des Menschen, d.h. die Stoffe, aus denen ein Mensch zusammengesetzt ist, sind Stoffe, gleich unterschiedlichen, ganz verschiedenen, voneinander getrennten, abgesonderten Heilmittel, die verschlossen und versiegelt sind wie in einer Apotheke. Wäre es möglich, dass diese Heilmittel, ohne von jemandes Hand berührt zu werden, nach Maß und Notwendigkeit, in vollkommener Wohlordnung und Ausgewogenheit (kemal-i intizam ve muvazene) selber aus ihren Gläsern hervortreten und sich zu einer lebensfähigen Gestalt zusammen fügen, so könnte man sagen: es ist möglich, dass auch der Mensch ohne seinen Schöpfer und allein aufgrund irgendeiner Ursache aus einer unbelebten Materie hervorgetreten wäre.
2. In dem gleichen Grade der Unmöglichkeit, dass etwas in vollkommener Wohlordnung (kemal-i intizam), durch unzählbar viele blinde, taube Ursachen ohne Leben und Bewusstsein entstanden sein könnte, ist es auch unmöglich, dass ein Mensch ohne einen Schöpfer aus diesen Substanzen hervorgegangen sein könnte. Darüber hinaus haben es materielle Ursachen nur mit Dingen zu tun, die sie von außen berühren können. Sie haben keinen Einfluss auf die anmutigen, feinsinnigen und einzigartigen Ornamente und Kunstwerke (= die Organe u.dgl.) im Innern eines Menschen.
3. Dem Erfordernis einer solchen Behauptung entsprechend würde die Versammlung dieser unzählbar vielen Ursachen in vollkommenem Einklang und in Ausgewogenheit (kemal-i ittifaq ve intizam), der Notwendigkeit angemessen, in jedem Atom und in jeder Zelle notwendig. Eine solche Versammlung aber würde heißen, dass die Welt (alem) mit all ihren Bestandteilen und Grundsätzen samt ihrer Größe in deine Hand kommen und sich dort versammeln müsste.
Denn falls die Ursachen des Menschen Meister (ustadh) wären, müssten sie, in Anbetracht dessen, dass alle Bestandteile und Grundsätze der Welt (alem) mit dem Menschen verbunden sind, auch bei der Konstruktion eines Menschen tätig und sein Meister (= seine Ursache) sein. Ein Meister aber arbeitet an einer Sache, nachdem er sich in sie vertieft hat. In diesem Falle also müssten sich alle Bestandteile der Welt in einer einzigen Zelle des Menschen versammeln können. Das aber ist eine solche Unmöglichkeit, dass sie sogar die unmöglichste aller Unmöglichkeiten ist.
Die Unmöglichkeit und Unhaltbarkeit der dritten Behauptung:
Die Natur hat in der Tat zwei Aspekte. Der eine ist die rein äußerliche (dhahiri), was aber von den Leuten der Gottvergessenheit (ghaflet) und des Irrtums (dalalet) für die Wahrheit angesehen wird. Der andere aber ist die innere (batini), die ein Kunstwerk Gottes und die Farbe des Erbarmers (Rahman) ist. Was aber die Kraft (quvvet) betrifft, die der Natur hinzu behauptet wird, so ist sie eine Erscheinung der Macht des allweisen und allwissenden Schöpfers (Khaliq-i Hakîm-i Alîm djilve-i qudret). Der blinde Zufall und die Ursachen in ihrer Übereinstimmung, welche die Leute der Gottvergessenheit (ghaflet) für ihren Schöpfer (sani') halten und der Natur anhängen, sind eine Illusion, die aus ihrem Irrglauben entsteht und eine Erfindung des Teufels ist.
Denn wenn diese so außergewöhnlich wundervollen Kunstwerke nicht einzig und allein durch die Hand der Macht des Allwissenden und Allsehenden (Khabir-i Basir'in yed-i qudret), der mit allen vollkommenen Eigenschaften (ausaf-i kemaliye) ausgestattet ist, entstanden sein sollten, wie in meinen verschiedenen Werken bereits auf eine zuverlässige Weise bewiesen wurde, wurde dann etwa dieses Hemd, das der Schöpfung übergezogen wird, durch die kompakte, leblose, begrenzte, armselige (miskin) Hand der Möglichkeiten angefertigt? Oder haben etwa Mücken oder Schildkröten diese schönen Konstruktionen und Ornamente, die den Welten (alem) übergezogen werden, gemacht? Nein und abermals nein!...
Unter allen Menschen und Dingen gibt es in der Tat so viele Zeugnisse (shahid) wie es (in dieser und in jener Welt) Vorhandenes (maudjudat) gibt, dass es ein Kunstwerk des urewigen Schöpfers (Sani-i Ezeli') ist. Zum Beispiel:
1. Die Schöpfung (kainat). Die Schöpfung bezeugt (shehadet) in der Tat (ihren Schöpfer) mit 55 Zungen, {eine Erklärung findet sich in der Abhandlung "Tropfen (Katre)" (A.d.Ü.)} mit allen Atomen und allem, was sich aus ihnen herangebildet hat (murekkebat).
2. Der Qur'an. In der Tat sind der Qur'an, alle Propheten (enbiya), alle Heiligen (auliya), die Bücher der Monotheisten (muvahhidin) und die Ayat aus der Erschaffungsakte und des Seins auf der Seite von der Erschaffung und dem Daseins berechtigte Zeugnisse (adil shahid) dafür, dass sie der Schöpfer (Khaliq) erschaffen hat.
3. Der Führer aller Geschöpfe, der Gesandte Gottes und alle Propheten, Heiligen und Engel, sie alle machen gemeinsam ihr Zeugnis (ilan-i shehadet) bekannt, dass Allah der Schöpfer aller Dinge ist.
4. Menschen und Dschinnen sind mit ihren angeborenen Bedürfnissen (ihtiyacat-i fitriye) {Gott als der Herr der Welt schenkt uns alles, was wir an Nahrung und Kleidung benötigen. (A.d.Ü.)} auf ihre Art dafür Zeugen (shahid).
5. Allah selbst bezeugt (shehadet), dass Ihm Seine Gottheit (uluhiyet) und Sein Schöpfertum (Khallaqiyet) zu eigen ist und Ihm einzig und allein gehört.
Gefährte! Die Frage der Zuschreibung eines Kunstwerkes entweder auf (verschiedene) mögliche (Ursachen), um noch einmal auf die oben erwähnten drei Aspekte zurück zu kommen, oder aber auf den Notwendigen (Vadjib), so wie Recht und Wahrheit (haqq) es erfordern, gleicht der Frage nach den Früchten eines Baumes. Es ist dies wie folgt:
Früchte dieses Baumes der Einheit (vahdet) zugeschrieben, dann heißt das: Nach dem Gesetz des Wachsens und Gedeihens entsteht dieser Baum aus einem Samenkorn, aus dem der Stamm nach oben und die Wurzeln nach unten wachsen. Das Samenkorn tritt auf den Befehl zu sein (evamir-i tekviniye) in Erscheinung. Dieser Seinsbefehl wird durch den Befehl (emr): كُنْ (= sei!) erteilt. Der Befehl: كُنْ wiederum geht von dem Einen, notwendiger Weise Seienden (Vahid-i Vadjib) aus.
Hier ist die Erschaffung dieses Baumes mit all seinen Bestandteilen, Blättern, Ästen, Zweigen und Früchten ebenso leicht und einfach wie die einer einzigen Frucht. Denn nach dem Prinzip der Einheit (vahdet) gibt es keinen Unterschied zwischen einem Baum mit einer winzig kleinen Frucht und einem sehr großen Baum mit vielen Früchten. Diese Unterschiedslosigkeit (adem-i farq) erwächst aus der Leichtigkeit in der Einheit (vahdet) einerseits und aus der Schwierigkeit in der Vielheit (kethret) andererseits.
Wenn man (den Baum) aber einer Vielheit zuschreibt (kethrete isnad), dann müssen für (das Wachstum) jeder Frucht, jeder Blüte, jeden Blattes, jeden Astes und Zweiges alle (dazu notwendigen) Ursachen gegeben und die (erforderlichen) Werkzeuge und Geräte usw. vorhanden sein, wie sie für die Entstehung eines (ganzen) Baumes notwendig sind. Denn (der Baum) als Ganzes ist auch in jedem seiner Teile enthalten. Was für ihn notwendig ist, ist auch für sie alle notwendig. Bei diesem Sachverhalt gibt es keine andere Möglichkeit außer diesen beiden. Die eine ist notwendig (vadjib), die andere aber ist unmöglich.
Zusammenfassung: Führt man die Entstehungsursache einer Zelle auf (diese Zelle) selbst zurück, dann wäre es notwendig, die Eigenschafen, welche überall auf der ganzen Welt (kainat) anzutreffen sind, auf sich selbst zu konzentrieren. Sollten irgendwelche Ursachen die Entstehung einer Zelle bewirken, müssten sich alle Ursachen der Welt (alem) in dieser Zelle versammeln. Könnte aber in einer Zelle, in der noch nicht einmal Platz für die beiden Fühler einer Mücke zu finden wäre, genügend Raum für die Kommandozentrale zweier Götter (iki ilahin tasarrufu) sein? Keineswegs!
Darüber hinaus findet sich in allen Dingen, angefangen von einer Zelle bis hin zur ganzen Welt eine gewisse Art von Einheit (vahdet). Wenn aber das so ist, kann auch der Schöpfer (Sani') nur ein einziger (vahid) sein. Denn Einheit (vahid) entsteht nur aus einer Einheit.
Des Weiteren kann etwas, so groß wie ein Korn, die Sonne mit all ihrem Licht und ihren Farben als Spiegelbild in sich zeigen. Aber als Ursprung kann ein Korn nicht einmal zwei Körner in sich tragen und ihnen als Ursprung dienen.
Des Weiteren ist ein äußerliches Sein noch stabiler und noch fester als das Sein eines Spiegelbildes. Ein Punkt eines äußerlichen Seins (vudjud-u kharidji) kann einen Berg aus dem Sein eines Spiegelbildes (vudjud-u misalî) beinhalten. Genauso ist das Dasein des notwendig Seienden (vudjud-u vudjubi) noch stärker, noch dauerhafter und noch fester. Ja vielmehr geht das äußere Sein (vudjud-u kharidji) aus dem wahren Sein (vudjud-u haqiqi) hervor.
Darüber hinaus sind die Formen des möglichen Seins (imkani vudjud), die im allumfassenden Wissen des Urewigen (ilm-i muhit-i ezeli) in Erscheinung treten, Spiegelungen und Reflexionen der lichtvollen Erscheinungen (tedjelliyat-i nuriye) des notwendigen Seins (vudjud-u vudjubi). Wenn das aber so ist und das Wissen des Urewigen (ilm-i ezeli) ein Spiegelbild des möglichen Seins (imkani vudjud) ist, so ist das mögliche Sein auch ein Spiegelbild des notwendige Seins. Doch selbst dann, wenn alle möglichen Seinsformen bereits aus dem Wissen des Urewigen in das äußere Sein (vudjud-u kharidji) übergegangen sind, können sie selbst dann noch nicht die Stufe des wahren Seins (vudjud-u haqiqi) erlangen.
Wisse, mein lieber Bruder! Ein Mann, der auf dem Platz des Seins (kaun) und des Daseins (vudjud) steht, und von dort den Ablauf der Ereignisse in der Welt betrachtet, begreift sofort intuitiv, dass, sowie Aktion und Handlung, die Eigenschaft der feinen (latif), lichtvollen (nurani), abstrakten Dinge ist, so auch Reaktion und die Fähigkeit, sich bewegen zu lassen, eine Eigenart materieller, kompakter Körper ist.
Als Beispiel betrachte in der Tat das Licht (Nur) am Himmel und diesen riesigen Berg hier auf der Erde! Das Licht dort droben am Himmel ist zugleich auch auf der Erde mit seinen Strahlen (ziya) tätig und aktiv. Der Berg hier unten aber sitzt trotz seiner Größe passiv an seinem Platz. Er hat weder eine Wirkung noch verrichtet er eine Handlung.
Des Weiteren wird aus den Handlungen, welche die einzelnen Dinge bewegen, verständlich, dass das, was fein und lichtvoll ist, mit Recht verdient, die Ursache der Bewegung und damit aktiv genannt zu werden. Mit dem Grade ihrer Kompaktheit aber nähern sich (die Dinge) einer Stufe der Passivität und sind aus diesem Grunde verursacht.
Daraus wird ersichtlich, dass der Schöpfer (Khaliq), der die äußerlichen Ursachen (esbab-i dhahiriye) und alles, was verursacht wurde, erschaffen hat (musebbebatin mudjidi), allein das Licht aller Lichter (Nur-ul Envar) und der urewige Meister (Sani-i Ezeli) ist.
Wisse, mein lieber Bruder! Nachdenken (tefekkur) beseitigt die Gleichgütigkeit (ghaflet). Aufmerksamkeit und Besinnlichkeit vertreibt die Finsternis irriger Vorstellung. Wenn du aber über dich selbst, über deine innere Welt (batin) und über deine persönliche Situation nachdenkst, so durchforsche dich (nefs) gründlich und bis in deine tiefsten Tiefen! Wenn du aber über die Ereignisse und die Angelegenheiten dieser Welt, die äußeren (afaki) Zustände und ganz allgemein die Situation in ihr nachdenkst, verschaffe dir nur einen kurzen Überblick und verliere dich nicht in Einzelheiten! Denn der Wert und die Schönheit, die in der Kürze einer Zusammenfassung liegt, finden sich nicht in den Einzelheiten. Außerdem gleicht das Nachdenken über die Ereignisse dieser Welt einem Fass ohne Boden und einem uferlosen See. Tauche nicht in ihm, sonst wirst du dich in ihm verlieren und ertrinken.
Gefährte! Wenn du über dich selbst (nefs) lange und gründlich nachdenkst (tefekkur), über die Ereignisse in der Welt (afaki) jedoch nur in aller Kürze, näherst du dich der Einheit (vahdet). Tust du aber das Gegenteil, verlierst du über der Vielzahl leicht den Überblick. Und über deinen Illusionen verlierst du den Boden unter den Füßen. Dein Ego (enaniyet) bläht sich auf. Deine Gottvergessenheit (ghaflet) gewinnt an Kraft (quvvet) und verwandelt sich in deine zweite Natur. Das also ist der Weg der Vielheit, der dich in den Irrtum (dalalet) führt.
Wisse, mein lieber Bruder! Wie unwissend (djahil) und gottvergessen (ghafil) ist doch der Mensch! Wie weit verirrt er sich doch auf seinem Wege, sodass er sich am Ende selbst (nefs) schadet. Er missachtet eine große bedeutende Wohltat (menfaat), die ihm in neunfacher Hinsicht einen sicheren Gewinn brächte, wenn er fälschlicher Weise auch nur in einer einzigen Hinsicht einen Verlust befürchtet und verfällt auf diese Weise einem Irrtum. So verlässt er in der Tat um dieses einen einzigen Zweifels eines Sophisten willen den Weg der Rechtleitung (hidayet), obwohl es doch Tausende Beweise für (den Vorteil gibt, die dieser hat).
Dagegen ist der Mensch sehr argwöhnisch und besonders umsichtig und zögert in einer geschäftlichen Angelegenheit, selbst wenn es sich dabei auch nur um ein Risiko von 10 Prozent ginge. Handelt es sich hingegen um jenseitige Güter, so zögert er nicht, einen Verlust von 90 Prozent hinzunehmen (nur um sein weltliches Leben in dieser Weise fortsetzen zu können). So weit kann ihn also seine Unbesonnenheit (djehalet) noch führen!
Wisse, mein lieber Bruder! Der Geist (ruh) des Menschen ist von unzählbar vielen Bedürfnissen geplagt und unzählbar vielen Leiden ausgesetzt. Er verlangt nach grenzenlos vielen Genüssen. Er nährt unbeschränkt viele Hoffnungen. Sogar die Liebe (shefqat), die sich allen Irrtümern des Herzens (qalb) zum Trotz aus ganzer Seele (ruh) speist, wird weiterhin von unendlich viele Leiden heimgesucht. Aus diesem Grunde hast du kein Recht, zu fragen: "Was bin ich? Welchen Wert habe ich, sodass meinetwegen die Welt untergehen, die Waage aufgestellt und die Abrechnung statt finden sollte?"
Oh du, der du voller Stolz (kemal-i gurur) auf dem Stuhl deines Irrtums (dalalet) sitzt! Sei nicht so stolz auf dein Leben! Denn dieses Leben beruht auf einem Trugschluss (maghrur). Es ist dies folgendermaßen: Wenn sich der Irre(geleitete; dâll), der auf diesem Stuhl sitzt, an all die Entsetzlichkeiten seines Untergangs und Vergehens erinnert und sich davor fürchtet, so flieht er in die Möglichkeit einer ewigen Glückseligkeit (saadet-i ebedi), kommt den Verpflichtungen seines Glaubens (tekalif-i diniye) nicht weiter nach und flieht dabei zu der Möglichkeit, dass es gar kein Jenseits (akhiret) gibt. Durch diesen Trugschluss verschont er sich vor beiden Leiden. Jedoch in kurzer Zeit löst sich der Knoten und kommt die Wahrheit (haqiqat) zutage. Weder die erste Möglichkeit beseitigt sein Leid, noch erleichtert ihm die zweite Möglichkeit seine Last.
Des Weiteren entflieht er wiederum seiner Last, indem er sagt: "Wenn ein Unglück allgemein verbreitet ist, wird der Schmerz leichter. Ich bin wie Meinesgleichen." Wenn jedoch ein Unglück allgemein verbreitet ist, vervielfacht sich der Schmerz noch um ein Mehrfaches. Denn genauso wie er selbst, sind auch seine Verwandten und seine Freunde von diesem Unglück betroffen. Denn der Geist (ruh) des Menschen ist mit den Söhnen seiner Art verbunden. Je mehr ein Unglück sich allgemein verbreitet, umso stärker wächst auch das Leid.
Oh du Armseliger, der du dich im Anblick des Zweifels, im Schatten deiner Gottvergessenheit (ghaflet) zur Ruhe gesetzt hast! Betrachte die Freude, die du in der Kühle deiner Gottvergessenheit und deines Zweifels genießt, nicht als eine Freude!Sie ist vergifteter Honig. In kurzer Zeit wird sie sich in höllische Qual verwandeln.
Wenn du dir wünschst, dass dein Leid in Freude, das Feuer (deiner Qual) in Licht verwandelt wird, beuge deinen Haupt zu den fünf Gebetszeiten in der Verneigung (ruku) und Niederwerfung (sudjud), entleere deinen Kopf und fülle ihn neu mit dem Glauben (iman)! Dann befolge (itaat) die Ayat und sinne über sie nach (tefekkur), sodass die Schleier des Zweifels und der Gottvergessenheit zerrissen werden, aus der Bitternis deines Irrtums (dalalat) die Süßigkeit der Errettung (nedjat) offenbar wird und sich dir die Freude des Bittgebetes (munadjat) zeigt.
Wisse, mein lieber Bruder! Unserem Dienst und der Anbetung Gottes (= ubudiyet) liegt einzig und allein die Hingabe (teslimiyet) an Gott zugrunde. Nicht seine Probe oder Prüfung. Denn unser Herr (Seyyid) und Meister (Efendi) kann seinen Diener (abd) auf die Probe stellen und ihn prüfen, der Diener jedoch hat nicht das Recht, seinen Herrn (Seyyidina) zu prüfen. Genauso kann der Mensch seinen Herrn (Rabb) und Schöpfer (Khaliq) nicht auf die Probe stellen.