Vierundzwanzigster Brief

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    Vierundzwanzigster Brief

    بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّح۪يمِ "Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Allbarmherzigen."

    يَف۟عَلُ اللّٰهُ مَا يَشَٓاءُ ۝ وَ يَح۟كُمُ مَا يُرٖيدُ "Allah handelt entsprechend Seinem Entschluss und entscheidet entsprechend Seinem Willen."}

    Frage: Wie und auf welche Weise lässt sich eine Erziehung (terbiye), die mit Liebe (shefqat) gepaart geht, eine Anordnung (tedbir) in Weisheit (maslahat), eine Gastfreundschaft in aller Herzlichkeit (muhabbet), so wie sie "der wahrhaft Barmherzige (Rahîm), Weise (Hakîm), Freund (Vedud)", wie sie also von jenen gewaltigen göttlichen Namen gefordert werden, mit dem Tode, der Vernichtung, mit Trennung und Untergang, Mühsal und Fron in all ihrer Furchtbarkeit und ihrem Schrecken vereinbaren?Nun wollen wir einmal davon ausgehen, dass wir den Tod, durch den der Mensch hindurchgeht, um zur Ewigen Glückseligkeit zu gelangen, willkommen heißen. Wo aber finden wir dann die Liebe und das Erbarmen (shefqat ve merhamet), Weisheit, Sinn (hikmet ve maslahat), Güte und Erbarmen (lutuf ve merhamet), wenn Bäume, Blumen und all die anderen Pflanzenarten und die Tiere, die auch ein Recht auf Leben haben und das Leben lieben (ashik) und sich danach sehnen, es für ewig zu behalten, ständig vergehen, ohne dass eines von ihnen übrig bliebe, so schnell vernichtet werden, dass (ihnen keine Zeit mehr dazu bleibt, noch einmal) ihre Augen zu öffnen, sich ständig mühen und anstrengen müssen, ohne (Zeit für) eine Atempause zu haben, durch die Wechselfälle des Lebens Veränderungen erfahren, ohne Ruhe zu finden, ihren Tod finden, ohne dass es eine Ausnahme davon gäbe, zu Grunde gehen, ohne dass es dabei ein Halten gäbe, voneinander getrennt werden, was keines von ihnen wünscht?

    Antwort: Wir wollen uns nun darum bemühen, die gewaltige Wahrheit, welche diese Frage in ihrer ganzen Breite, in ihrer großen Tiefe, in ihrer erhabenen Höhe zu beantworten vermag und welche die fünf Hinweise, welche die Gründe und Erfordernisse erklärt, und die fünf Zeichen, welche Ziel und Nutzen erläutert, wenn auch nur ganz von Ferne her, zu zeigen und zu betrachten.

    Erstes Kapitel

    Es besteht aus fünf Hinweisen.

    Erster Hinweis:

    Wie bereits im "Anhang" zum "Sechsundzwanzigsten Wort" erwähnt wurde, gab es da einen geschickten Meister, der ein kostbares Gewand mit vielen Ausschmückungen und allen Verzierungen anfertigen wollte. Dazu bestellte er sich einen armen Mann gegen einen angemessenen Lohn als Modell. Um seine Kunstfertigkeit und Geschicklichkeit zu zeigen, misst er, schneidet, kürzt, verlängert er über diesem armen Mann das Gewand, lässt ihn auch sich hinsetzen oder wieder aufstehen und lässt ihn noch manch andere Stellungen einnehmen. Ja hat denn dieser arme Mann überhaupt ein Recht dazu, diesem Künstler zu sagen: "Warum fasst du denn dieses Kleid, das mich doch so schmückt, an und änderst es und machst mir derartige Umstände, dadurch, dass du mich aufstehen und wieder hinsetzen heißt und mich so in meiner Ruhe störst?"

    Genauso aber ist es, wenn der Schöpfer in Seiner Herrlichkeit (Sani-i Dhu'lDjelal) das Wesen eines jeden Dinges zu Seinem Modell annimmt, um daran aufzuzeigen, wie Seine Namen so herrlich verziert (nukush-u esma) sind und wie vollendet seine Kunst (kemalat-i san'at) ist. Jedes Ding und alles, was da lebt umkleidet Er mit einem Körper, ausgestattet mit Sinnesorganen und einem Empfindungsvermögen. Darauf zeichnet Er Ornamente (naksishlar) mit Seiner Feder allen Geschehens und allen Vorherwissens (qalem-i qadha ve qader) und zeigt so die Manifestationen Seiner Namen. So gibt Er allem Sein auch den Lohn, der ihm zukommt, in Gestalt seiner Vollendung (kemal), in Form von Genuss (lezzet), durch Seinen Segen (feyz).

    Ja hat denn irgendein Lebewesen oder Ding das Recht dem Schöpfer in Seiner Herrlichkeit (Sani-i Dhu'lDjelal), welcher das Geheimnis (sirr) des Wortes: مَالِكُ الْمُلْكِ يَتَصَرَّفُ فِى مُلْكِهِ كَيْفَ يَشَآءُ {"Der König des Reiches verfügt in Seinem Königreich so, wie Er will."} offenbart, entgegenzuhalten: "Du bereitest mir Schwierigkeiten. Du störst mich in meiner Ruhe."? Gott bewahre!

    Dinge und Lebewesen haben in der Tat gegenüber dem, der da notwendiger Weise sein muss (Vadjibu-l'Vudjud), in gar keiner Form irgendein Recht, Klage zu erheben. Vielmehr ist es billig und recht, dass sie allezeit mit Preis und Dank (shukr ve hamd) der ihnen verliehenen Stufe des Seins die Ehre geben. Denn alle diese ihnen verliehenen Stufen des Seins sind eine bereits vorgegebene Tatsache und verlangen nach dem, der sie hervorgerufen hat. Die jedoch nicht verliehenen Stufen sind eine bloße Wahrscheinlichkeit (imkanat).Eine bloße Wahrscheinlichkeit besitzt jedoch keine wahre Existenz (= adem) und die Zahl der Möglichkeiten ist unendlich (nihayetsiz). Was aber keine Existenz, kein Dasein hat (= adem), das erfordert auch niemanden, verlangt nach keinem, der es ins Dasein gerufen hätte. Was lediglich möglich wäre, wahrscheinlich sein könnte, das kann auch keine Ursache haben (= illet olamaz).

    So kann z.B. ein Stückchen unbelebter Materie nicht fragen: "Warum bin ich keine Pflanze?" Es kann sich nicht beklagen. Da es jedoch als ein Stückchen Materie ins Dasein getreten ist, steht es ihm wohl an, seinem Schöpfer dafür zu danken. Eine Pflanze kann nicht fragen, warum sie kein Tier ist und sich nicht darüber beklagen. Da sie jedoch ins Dasein gelangt und zugleich mit ihm das Leben empfangen hat, steht es ihr wohl an, Dank zu sagen. Was nun die Tiere betrifft, so können sie nicht danach fragen, warum sie keine Menschen geworden sind und sich auch nicht darüber beklagen. Da sie jedoch ins Dasein gelangt und zugleich mit ihm Leben und das kostbare Juwel des Geistes (ruh) empfangen haben, steht es ihnen darüber hinaus nur noch wohl an, dafür Dank zu sagen. Diese Beispiele ließen sich noch weiter vermehren.

    Oh du Ankläger-Mensch! Du bist nicht im Unerschaffenen geblieben. Du hast dich mit dem Geschenk eines Körpers bekleidet, hast das Leben verkostet. Du bist nicht starr und leblos geblieben, kein Tier geworden. Du hast zur Gnade des islamischen Glaubens gefunden, bist nicht im Irrtum verblieben, hast Gesundheit und Geborgenheit als Geschenk erfahren, usw.

    Oh du Undankbarer! Woher nimmst du dir denn das Recht dazu, so nichtig und gierig (hirsla) Gott den Gerechten anzuklagen, weil Er dir die hohen und erhabenen Gnadengaben nicht verliehen hat, die du auch gar nicht verdient hast, weil sie im Bereich des bloß Möglichen (imkanat) und gar nicht Vorhandenen (ademiyat) geblieben und nicht in deine Hand gelangt sind, und so Seine Gnadengaben in Undankbarkeit zu verkehren (kufran-i nimet), anstatt Ihm für alle die Stufen des Daseins (das unbelebte wie das belebte, das vegetative, animalische, wie das menschliche), die Er dir als reine Gnadengabe verliehen hat, Dank zu sagen?! Stiege also ein Mann zu der erhabenen Stufe eines hohen Ranges empor, etwa so wie man in einem Minarett hinauf steigt, und empfinge dieser an jedem Treppenabsatz ein großes Geschenk und würde er dann anstatt für die empfangenen Geschenke zu danken vielmehr sagen: "Warum kann ich denn nicht in einem noch höheren Minarett noch weiter hinaufsteigen?" sich darüber beklagen, weinen und seufzen, so würden selbst die Toren begreifen, welches Unrecht er damit beginge, in welch einen Abgrund der Undankbarkeit er dadurch fiele, was für eine große Dummheit er damit machte.

    Oh du gottvergessener Mensch, der du dich beklagst, ohne ein Recht dazu zu haben, gierig (hirs) bist und nie genug bekommst, verschwendest ohne Maß zu halten! Wisse und sei dir dessen sicher, dass Bescheidenheit (kanaat) auch eine Form der Dankbarkeit (shukr) ist, die ihren Lohn in sich enthält, während die Gier (hirs) eine Form der Undankbarkeit ist, die dich zugleich noch zum Verlierer macht, dass Mäßigung (iktisad) eine schöne und lohnende Weise ist, ein Geschenk in Ehren zu halten, während Verschwendung (israf) eine hässliche und nachteilige Weise ist, ein Geschenk zu missachten. Hättest du Verstand, würdest du dich um Bescheidenheit bemühen und nach der Zufriedenheit streben. Wenn dir die Dinge unerträglich vorkommen, so sage: "Ya Sabur (Oh Du, der Geduld schenkt)!" und bitte so um Geduld, sei zufrieden mit deinem Anteil und beklage dich nicht! Bedenke, wen du hier anklagst und vor wem, und schweig still! Wenn du dich aber nun schon beklagen willst, dann klage deine Seele (nefs) vor Gott dem Gerechten an, denn der Fehler liegt bei ihr.

    Zweiter Hinweis:

    Wie bereits am Ende des letzten Abschnitts (s. Dritte Fragestellung) des "Achtzehnten Briefes" erwähnt wurde, ist der Sinn (hikmet) dessen, dass der Schöpfer in Seiner Majestät (Khaliq-i Dhu'lDjelal), wenn Er Sein Herrscheramt (faaliyet-i rububiyet) auf eine so erstaunliche und zugleich Furcht erregende Weise versieht, Seine Schöpfung ständig verwandelt und wieder erneuert, der folgende:

    Bekanntermaßen erwachsen alle die Aktivitäten (faaliyet) und Bewegungen der Geschöpfe entweder aus Bedürfnissen, oder Instinkten, oder aus Liebe (muhabbet) oder einer Freude (lezzet). Ja man kann sogar sagen: Jede Art von Tätigkeit (faaliyet) enthält in sich eine Art von Freude. Ja jede Art etwas zu tun, ist zugleich auch eine Art sich zu freuen und zu genießen. Und diese Freude, dieser Genuss ist wiederum auf Vollendung (kemal) hin ausgerichtet, ja in sich bereits eine Stufe der Vollendung.

    Da aber nun einmal eine Tätigkeit auf ihre Vollendung hinweist, auf die Schönheit, die in ihr liegt, hindeutet, ein Ausdruck der Freude und Hinweis auf ihren Genuss ist, und da nun einmal Gott, in der Notwendigkeit Seines Seins, in Seiner absoluten Vollendung (Kemal-i Mutlaq), in Seiner majestätischen Vollkommenheit (Kâmil-i Dhu'lDjelal), in Seinem Wesen (dhat), in Seinen Attributen (sifat), in Seinen Handlungen (ef'al) alle Arten der Vollendung in sich vereint, hat dieses Wesen, in der Notwendigkeit Seines Seins entsprechend der Notwendigkeit Seines Seins und Seiner Heiligkeit (qudsiyet) und gemäß dem Reichtum Seines Wesens nach innen (= istighna-i dhati) und der Vollendung Seines Reichtums nach außen (ghina-i mutlaq) und bezüglich Seiner absoluten Vollendung (kemal-i mutlaq) und Seiner wesensgemäßen Reinheit (tennezzuh-u dhati) eine unendlich heilige Liebe (shefqat-i muqaddese), eine grenzenlose, einmalige und unvergleichliche Liebe (muhabbet-i munezzeh).

    Sicherlich vermag Er auch sich in Seiner unendlichen Heiligkeit zu sehnen (shauk-i muqaddes), was aus der Heiligkeit Seiner Liebe (shefqat-i muqaddes), dieser Seiner unvergleichlichen Liebe (muhabbet-i munezzeh) geschieht. Und in Seiner unendlichen Heiligkeit vermag Er auch sich zu freuen (surur-u muqaddes), was aus dieser Seiner heiligen Sehnsucht (shauk-i muqaddes) geschieht. Und in dieser Seiner unendlichen Heiligkeit hat Er, wenn man so sagen darf, sogar auch die Gabe des Genusses (lezzet-i muqaddes), die aus dieser Seiner heiligen Freude erwächst (surur-u muqaddes). Sicherlich vermag Er in Seiner unendlichen Heiligkeit, wenn man so sagen darf, zugleich mit der Heiligkeit Seines Genusses (lezzet-i muqaddese) auch in Seiner unendlichen Heiligkeit so zufrieden zu sein (memnuniyet-i muqaddese), wie es Ihm, dem Erbarmer (Rahman) gebührt, und in dieser Seiner unendlichen Heiligkeit stolz zu sein (iftikhar-i muqaddese), wie dies zugleich auch Ihm, dem Allbarmherzigen (Rahîm) entspricht, wenn sich die Fähigkeiten Seiner Geschöpfe (istidadlari quvveden) angesichts Seiner Barmherzigkeit (merhamet) und im Rahmen Seiner Macht (faaliyet-i qudret) entfalten, ins Dasein treten und zu ihrer Vollendung (tekemmul) heranreifen, wenn Seine Geschöpfe zufrieden sind und zur Vollendung gelangen, was jedoch zugleich auch auf grenzenlose Weise eine unendliche Aktivität (faaliyet) erfordert. Und diese unendliche Aktivität erfordert weiterhin eine unendliche Verwandlung und Veränderung, einen andauernden Umbau und Abbau. Und diese unendliche Veränderung und Verwandlung erfordert weiterhin Tod und Trennung, Untergang und Vernichtung.

    Einmal kam mir der Nutzen, den mir die menschliche Philosophie als das Ziel der Schöpfung vor Augen stellte, so ganz unbedeutend vor. Auf Grund dessen wurde mir dann auch klar, dass diese "Weisheit" auf einen Abgrund zusteuert. Darum verfallen auch die bereits weiter fortgeschrittenen unter diesen Philosophen entweder dem Irrtum ihrer eigenen Naturphilosophie und der Sophisterei, leugnen Wille und Weisheit des Meisters (ihtiyar ve ilm-i Sani') oder nennen den Schöpfer (Khaliq) eine notwendige Folge seiner eigenen Person (mudjib-i bizzat).

    So hat mir denn damals die göttliche Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye) Ihren Namen "der Allweise" (Hakîm) zu Hilfe gesandt. Diese hat mir dann auch die großen Ziele aller geschaffenen Wesen und Dinge (gleich Briefen) aufgezeigt. Das heißt, dass alles Geschaffene ein Brief des Herrn (mit seinem Ziel) ist, den alle Bewusstsein tragenden Wesen lesen können. Dieses Ziel hat mir dann ein Jahr lang genügt.

    Danach aber entfalteten sich mir deren künstlerische Feinheiten. Da begann mir dieses Ziel nicht mehr länger zu genügen. So wurde mir ein anderes, noch größeres Ziel gezeigt. Das heißt, dass die bedeutendsten Ziele aller Wesen und Dinge auf ihren Meister (Sani') ausgerichtet sind. Da erkannte ich Seine vollendete Kunstfertigkeit (kemalat-i san'at), die Ornamente Seiner Namen (nukush-u esma), Seine Weisheit, wie sie in aller Ziel- und Zweckgerichtetheit zum Ausdruck kommt, und die Geschenke Seiner Barmherzigkeit (hedaya-yi rahmet), wie sie sich Seinen Blicken darstellt und Spiegel Seiner Schönheit (djemal) und Vollkommenheit (kemal) ist. Auch dieses Ziel hat mir dann für lange Zeit genügt.

    Dann aber erschien mir das Wunder der Macht (mu'djizat-i qudret) und des Wirkens des Herrn (shuunat-i rububiyet), der alle Dinge, wenn Er sie in Seiner Staunen erregenden Schöpferkraft ins Dasein ruft (idjad-i eshya) und sie künstlerisch gestaltet, in so großer Schnelligkeit verändert und verwandelt. Da begann mir dieses Ziel nicht mehr länger zu genügen. Ich erkannte vielmehr, dass für ein solches Ziel notwendigerweise etwas da sein muss, ein Grund vorhanden sein muss, der es notwendig macht, ein solch großes Ziel zu setzen.

    So wurden mir denn damals die Erfordernisse des "Zweiten Hinweises" und die Ziele in den nachstehenden "Zeichen" deutlich gemacht und ich gelangte zu der sicheren Erkenntnis: "Das Wirken der göttlichen Allmacht (qudretin faaliyet) im Kosmos, der Ablauf der Dinge und die Entwicklung aller Wesen sind von einer derartigen Bedeutung, dass der allweise Meister (Sani-i Hakîm) in dieser Art Seines Wirkens allen Wesen und Dingen im All Sprache und Ausdruck verleiht." Es ist, als ob die Himmelskörper und ihre Bewegungen und alles, was sich auf Erden befindet und sich bewegt, Wort und Ausdruck einer Sprache wäre und das, was sie in Bewegung versetzt, in ihnen ihren Ausdruck findet.

    Das aber heißt, dass Auf- und Untergang, wie sie aus dieser Tätigkeit (faaliyet) entstehen, Worte des Gotteslobes und -gedenkens (tekellumat-i tesbihat) sind. Was im Kosmos geschieht aber ist wie eine wortlose Rede des Alls und all seiner Arten und seine Weise, (unser Herz) zum Reden zu bewegen.

    Dritter Hinweis:

    Die Dinge gehen nicht ihrem Untergang und ihrer Vernichtung entgegen, sondern wechseln vielmehr aus dem Bereich göttlicher Verfügung (daire-i qudret) hinüber in den Bereich Seines Gedenkens (daire-i ilm), aus dieser bezeugten (shehadet) Welt in die unsichtbare (ghayb) hinüber, wechseln aus der Welt der Umwandlungen und des Vergehens (fena) in die Welt des Lichtes (nur) und der Beständigkeit (beqa). Wenn man es richtig betrachtet, ist also die Schönheit und Vollkommenheit in den Dingen mit den Göttlichen Namen verbunden. Diese (Dinge) bilden ihren (= der göttlichen Namen) Schmuck (nukush) und jene (göttliche Namen) treten durch sie (= die Dinge) in Erscheinung. Da diese Namen unvergänglich und ihre Erscheinungsformen beständig sind, wird sicherlich auch ihr Schmuck (nakishlar) wieder aufgefrischt, wieder neu und schön. Er fällt nicht der Vernichtung und dem Untergang anheim, ändert vielmehr nur seine äußere Erscheinungsform. Doch im Kern und Grunde ihres Wesens (mahiyet) und der Abbilder ihres So-Seins, welche die Quelle der Schönheit und Vollkommenheit sind und wodurch ihr Segen und ihre Vollendung sichtbar werden, bleiben sie beständig (baqi).

    Was aber die unbelebten Dinge betrifft, so ist die Schönheit und Vollkommenheit, die in ihnen sichtbar wird, unmittelbar mit den Namen Gottes verbunden, ihnen gebührt die Ehre, ihnen wird aller Lobpreis zugesprochen, ihnen kommt alle Schönheit zu, die Liebe betrifft sie und die Veränderungen, welche mit ihren Abbildern vor sich gehen, fügen ihnen keinen Schaden zu.

    Wo es sich um beseelte Dinge handelt, jedoch solche ohne Verstand, so ist Tod und Trennung für sie nicht Untergang noch Vergehen, sondern eine Befreiung von den Wirren des körperlichen Daseins und der Aufgaben des Lebens. Die Früchte, welche sie in der Erfüllung ihrer Aufgaben erworben haben, werden ihrem unvergänglichen Geiste (ruh) gutgeschrieben. Dieser Geist bleibt dadurch beständig, dass er jeweils einen der göttlichen Namen reflektiert und in ihm weiter lebt, ja sogar in seine ihm gemäße Seligkeit eingeht.

    Handelt es sich stattdessen um Lebewesen mit Geist und Verstand, so sind sie auf einer Reise zur ewigen Glückseligkeit, in eine ewige Welt, die Quelle leiblicher und seelischer Vollkommenheit ist, in andere Wohnstätten und in Länder des allweisen Schöpfers (Sani-i Hakîm), wie z.B. in die Zwischenwelt (alem-i berzah), die Traumwelt (alem-i misal), die Welt der Geister (alem-i ervah), welche viel schöner und weit leuchtender als diese unsere Welt sind. Eine solche Reise ist weder Tod noch Vernichtung, weder Untergang noch Trennung, sondern die Erlangung der Vollkommenheit.

    Zusammenfassung: Wollen wir einmal davon ausgehen, dass es den Schöpfer in Seiner Majestät (Sani-i Dhu'lDjelal) gibt, dass Er beständig da ist, dass Seine Eigenschaften und Seine Namen ewig sind und für immer währen, und dass der Schmuck und die Ornamente Seiner Namen sich mit Bestimmtheit innerhalb eines geistigen Bestandes immer wieder erneuern, so gibt es weder Zerstörung und Vernichtung, noch den Untergang und das Vergehen. Und weiterhin ist ja bekannt, dass der Mensch als Geschöpf mit den meisten seiner Mitgeschöpfe in Verbindung steht. Er freut sich an reiner, ursprünglicher Natur und bemerkt schmerzlich ihr Verschwinden, ihre Vernichtung. Er empfindet diesen Schmerz noch stärker im Schmerz der empfindsamen Lebewesen und besonders der Menschen und besonders der Vollendeten unter ihnen, die er liebt und hochschätzt. Auch ist seine Freude über ihre Glückseligkeit noch stärker. Ja gleich einer liebenden Mutter opfert er sein eigenes Glück und Wohlergehen (rahat) für anderer (Menschen) Wohl.

    So also kann jeder Gläubige, seiner Stufe entsprechend, im Lichte des Qur'an und im Geheimnis des Glaubens freudig Anteil nehmen am Wohlergehen aller Geschöpfe und ihrem Fortleben, an ihrer Rettung vor dem Nichts und daran, dass sie kostbare Briefe des Herrn sind (mektubat-i Rabbaniyed.h. eine Botschaft vom Ewigen Gott, also eine Urkunde mit dem königlichen Siegel und nicht etwa ein Zettel voll wertlos gewordener Notizen, ein welkes Blatt - A.d.Ü.). Auf diese Weise kann er (in der Wahrnehmung des Lichtes Gottes in allen Geschöpfen - A.d.Ü.) ein Licht gewinnen so groß wie die Welt. Jeder zieht, seiner Stufe entsprechend, Nutzen aus diesem Licht (des Qur'an). Ist er hingegen ein Kind des Irrglaubens, so wird er neben seinem eigenen Leiden auch noch den Schmerz über das Verschwinden ursprünglicher Natur, die Vernichtung der Schöpfung, ihren offensichtlichen Untergang, und soweit es sich dabei um Lebewesen handelt, über ihr Leiden empfinden. Das heißt, sein Unglaube erfüllt seine Welt mit Untergang (d.h. er kann nichts anderes erkennen, weil er an nichts anderes glaubt - A.d.Ü.), versetzt ihn selbst in eine solche Weltuntergangsstimmung, dass ihm (die Welt) bereits zur Hölle wird, bevor er selbst zur Hölle fährt.

    Vierter Hinweis:

    Wie wir bereits an verschiedenen Stellen gesagt haben, unterstehen einem Kaiser, einem König (sultan), einem Kalifen, einem Herrscher (hâkim) oder Kommandanten mehrere, ganz und gar unterschiedliche Amtsbereiche, die sich aus ihren verschiedenen Titeln und Eigenschaften ergeben. In gleicher Weise sind auch Gott dem Gerechten in Seinen Schönen Namen unerfassbar und unberechenbar viele, ganz verschiedene Erscheinungsformen zu Eigen. Die Verschiedenheiten und die Unterschiede zwischen den einzelnen Geschöpfen sind ein Ergebnis der Verschiedenheiten dieser Erscheinungsformen.

    So möchten denn auch, entsprechend dem Geheimnis, dass alles, was Vollkommenheit (kemal) und Schönheit (djemal) besitzt, von Natur (fitraten) aus diese Schönheit und Vollkommenheit sehen und zeigen möchte, diese verschiedenen Namen, weil sie für immer und ewig bestehen, sich mit Hinblick auf den Heiligen (Dhat-i Aqdes) in einer dauerhaften Form manifestieren, das heißt also, dass sie ihren Schmuck (nakishlar) betrachten, das heißt aber, dass sie das Aufstrahlen ihrer Schönheit und den Widerschein ihrer Vollkommenheit im Abglanz ihres eigenen Schmuckes sehen und zeigen möchten, was wiederum heißt, dass es nötig ist, dass das große Buch der Schöpfung und die verschiedenen Briefe der Geschöpfe (d.h. die Schöpfung als Ganzes ist ein Buch und die einzelnen Geschöpfe sind darin wie Briefe Gottes - A.d.Ü.) sich von Zeit zu Zeit erneuern, d.h. in ihrer Bedeutung immer wieder von Neuem aufgezeichnet werden, d.h. auf einer einzigen Seite Tausende ganz verschiedener Briefe (wie Tausende von Blättern an einem Baum - A.d.Ü.) niederzuschreiben und in jedem einzelnen Brief im Angesichte dessen, der da heilig (Dhat-i Muqaddes) ist und der Heilige genannt wird (Musemma-yi Aqdes), aufscheinen und zugleich auch vor den Augen aller Bewusstsein tragenden Wesen dargeboten und ihnen zu lesen gegeben wird. Um dieser Wahrheit ein Zeichen zu setzen betrachte dieses Gedicht, das der Wahrheit Ausdruck verleiht:

    Die Seiten im Buche der Welt sind ihre unendlichen Maße.

    Die Zeilen der Geschehnisse darinnen sind ihre Werke ohne Zahl,

    Geschrieben an der Werkbank der Wohlbewahrten Tafel der Wahrheit (Lauh-i Mahfudh-i haqiqat),

    Die Verkörperung eines bedeutungsvollen Wortes - in der Welt - ein jedes Geschöpf.

    تَاَمَّل۟ سُطُورَ ال۟كَائِنَاتِ فَاِنَّهَا مِنَ ال۟مَلَاِ ال۟اَع۟لٰى اِلَي۟كَ رَسَائِلُ {"Gib Acht auf die Zeilen des Kosmos, denn sie sind von dem Höchsten an dich ein Brief."}

    Fünfter Hinweis,

    bestehend aus zwei Anmerkungen

    Erste Anmerkung:

    Da nun einmal die Wahrheit (haqq) und Wirklichkeit Gottes besteht, bestehen alle Dinge (d.h. die Existenz der Dinge ist von der Existenz Gottes abgeleitet - A.d.Ü.). Da nun einmal eine Verbindung (intisab) mit dem Herrn besteht, der da notwendigerweise (vadjib) sein (vudjud) muss, sind alle Dinge für jedes Ding. Denn durch seine Verbindung (intisab) mit dem, der da notwendigerweise sein muss, erhält eine jede Existenz im Geheimnis der Einheit (vahdet) ihre Verbundenheit mit allen Existenzen. Das heißt, dass jede Existenz, die um ihre (eigene) Verbindung weiß oder diese Verbindung (der unbelebten Natur) kennt, mit dem, der da notwendigerweise sein muss, auch im Geheimnis dieser Einheit (sirr-i vahdet) mit allen Existenzen in Verbindung kommt, die dem Notwendig-Seienden zugehörig sind. Das heißt: jedes Ding kann hinsichtlich dieser Beziehung (wie ein Brennpunkt) zahllose Lichter (Verbindungen) der Existenzen empfangen. Trennung oder Untergang gibt es in dieser Hinsicht (d.h. in diesem Brennpunkt) nicht. Ein Augenblick des Lebens ist Quelle zahlloser Lichter der Existenzen (d.h. der Verbindung mit ihnen).

    Gäbe es diese Beziehung und dieses Wissen um sie nicht, entstünde (statt ihrer) zahllose Trennung, Untergang und Nicht-mehr-sein. Denn an die Stelle einer möglichen Verbundenheit mit allen Existenzen tritt nun Trennung, Abschied und Untergang. Das heißt, dass die eigene Existenz zahllose Male mit Nicht-mehr-sein und Trennung belastet wird. Blieben auch eine Million Jahre einer solchen Existenz (ohne jede Beziehung), so könnte sie dennoch nicht einem Augenblick eines Lebens gleich sein, das man vom obigen Standpunkt aus betrachtet. Deshalb haben die Leute der Wahrheit gesagt: "Ein einziger Augenblick lichtvoller Existenz ist einer Existenz von einer Million Jahren ohne ein Fortleben vorzuziehen." das heißt: "Ein einziger Augenblick des Lebens verbunden mit dem Notwenig-Seienden ist einem beziehungslosen Leben von einer Million Jahren vorzuziehen." Ebenso haben die Forscher (tahqiq) auf Grund dieses Geheimnisses gesagt: "Die Lichter des Seins bestehen in der Kenntnis des Notwendig-Seienden." Das heißt: "In diesem Zustand (hal) sieht man in den Lichtern der Existenzen die ganze Welt erfüllt von Engeln, Geistern und Bewusstsein tragenden Wesen. Ohne sie umhüllt eine jede Existenz die Finsternis des Nicht-mehr-seins, des Leidens, der Trennung und des Untergangs. Die Welt erscheint vor den Augen eines solchen Menschen in der Gestalt einer leeren, verlassenen Einöde."

    Es ist in der Tat so, dass jede Frucht eines Baumes mit jeder anderen Frucht an diesem Baum in Verbindung steht. In dieser Verbindung gibt es für sie Freunde und Geschwister, die ihr entsprechend ihrer Zahl ebenso viele weitere Existenzen verleihen. In dem Augenblick, da man diese Frucht vom Baume löst, wird ihr Untergang und Trennung von jeder anderen Frucht. Darum ist jede andere Frucht für sie wie nicht mehr vorhanden. Daraus erwächst ihr eine äußerliche Finsternis eines Nicht-mehr-seins.

    Ebenso gibt es für jedes Ding, hinsichtlich seiner Verbundenheit mit der Macht des Einen und Einzigartigen (qudret-i Ahad-i Samad) auch alle die anderen Dinge. Gäbe es diese Verbundenheit nicht, bestünde für jedes Ding äußerlich ein Nicht-mehr-sein, so zahlreich wie alle die anderen Dinge.

    So betrachte denn in diesem Abschnitt die gewaltige Größe der Lichter des Glaubens und siehe die schreckliche Finsternis des Irrglaubens! Das heißt, der Glaube ist eine Bezeichnung für die erhabenen Wahrheiten, so wie sie der Natur der Dinge (nefs-ul emr) entspricht und wie wir sie in diesem Absatz beschrieben haben und aus ihnen kann man im Glauben seinen Nutzen ziehen. Wo kein Glaube ist, da sind alle Dinge, so wie sie für einen blinden, tauben, stummen, unverständigen Menschen nicht vorhanden sind, gleichfalls auch für einen glaubenslosen Menschen wie in Finsternis getaucht und nicht vorhanden.

    Zweite Anmerkung:

    Die Welt und die Dinge in ihr haben drei Gesichter (Aspekte):

    Erster Aspekt: Das eine Gesicht der Welt ist den göttlichen Namen zugewandt und widerspiegelt sie. Dieses Antlitz kennt weder Tod noch Trennung noch Zerfall, sondern nur Erneuerung und Wiederherstellung.

    Zweiter Aspekt: Ein anderes Gesicht ist auf das Jenseits gerichtet, betrachtet die beständige Welt, deren Saatfeld sie ist. Demzufolge wird diese Welt für den Anbau unvergänglicher Früchte und bleibender Erträge genutzt, dient der Ewigkeit, verwandelt die vergänglichen Dinge in ewige. Auch dieses Antlitz kennt weder Tod noch Untergang, sondern nur die Erscheinung des Lebens und der Ewigkeit.

    Dritter Aspekt: Das dritte Gesicht betrachtet die Vergänglichkeit, blickt auf uns, ist der Liebling aller Sterblichen und Kinder ihrer Gelüste, ein Handelsplatz für alle mit Bewusstsein begabten Wesen, ein Ort der Prüfung für (uns alle, die wir von Gott) beauftragt sind. Dieses dritte Gesicht ist von Untergang, Tod, Zerfall und Nicht-mehr-sein gezeichnet. Als heilende Salbe für diesen Schmerz und diese Wunden gibt es die Erscheinung der Ewigkeit und des (ewigen) Lebens als den inneren Aspekt dieses dritten Aspektes.

    Zusammenfassung: Dieser Strom der Existenzen, diese reisenden Geschöpfe sind die Spiegel, die sich bewegen und der Abglanz, der sich wandelt, um die Lichter der Erschaffung und des Daseins dessen, der da notwendigerweise Sein muss, zu erneuern.

    Zweites Kapitel:

    Es besteht aus einer Einleitung und fünf Zeichen, die Einleitung aus zwei Abschnitten.

    Es besteht aus einer Einleitung und fünf Zeichen,

    die Einleitung aus zwei Abschnitten.

    Erster Abschnitt:

    Mit den folgenden fünf "Zeichen" soll je ein Beispiel in der Art eines kleinen, unscheinbaren Fernglases geschildert werden, um in diesem die Attribute des Herrn (shuunat-i rububiyet) beobachten zu können. Diese Beispiele können die Wahrheit über die Attribute des Herrn (shuunat-i rububiyet) nicht erfassen, nicht umgreifen, ihr nicht zum Vergleich dienen, sie jedoch veranschaulichen. Diese Begriffe in den folgenden Beispielen und den bereits erwähnten Hinweisen entsprechen infolge der Unzulänglichkeit alle Beispiele den Attributen des Heiligen (Aqdes'in shuunat) nur unvollkommen.

    Zum Beispiel: Die uns bekannte Bedeutung solcher Begriffe wie Freude (surur), Genuss (lezzet) und Zufriedenheit (memnuniyet) können nicht die Attribute des Heiligen (shuunat-i muqaddes) wiedergeben, sie sind nur Anhaltspunkt für unsere Betrachtungen, eine Art Beobachtungsturm für unsere Überlegungen. Des Weiteren beweisen diese Beispiele auch die Richtigkeit eines Gesetzes, wie es im Wirken des Herrn (rububiyetin shuunat) erkennbar wird, indem sie anhand eines kleines Beispiels einen Zipfel dieses allumfassenden gewaltigen Gesetzes des Herrn (kanun-u rububiyet) aufzeigen. Wenn zum Beispiel eine Blume aus dem Dasein scheidet, sagt man, dass sie dieses Dasein (in ihrem Samen) tausendfach zurücklässt. Damit wird ein gewaltiges Gesetz des Herrn aufgezeigt. In jedem Herbst und sogar in allen Geschöpfen in der ganzen Welt ist dieses Gesetz des Herrn (kanun-u rububiyet) am Werk.

    In der Tat ist das Gesetz (kanun), nach dem der Allbarmherzige Schöpfer (Khaliq-i Rahîm) das Federkleid eines Vogels wechselt und erneuert, das gleiche Gesetz, nach dem der Allweise Meister (Sani-i Hakîm) in jedem Jahr das Kleid der Erde erneuert. Es ist auch das gleiche Gesetz, nachdem Er mit jeder Epoche das Gesicht der Welt verändert. Nach dem gleichen Gesetz wird Er auch am Tage der Auferstehung das All umwandeln und verändern.

    Nach den gleichen Gesetzen, nach denen er die Elektronen wie die Mevlevi-Derwische tanzen lässt, nach eben dem selben Gesetz lässt er auch den Erdball sich drehen wie einen Derwisch, der sich in Ekstase erhoben hat. Und nach dem selben Gesetz lässt Er die Welten kreisen und die Galaxien sich drehen.

    Des Weiteren erneuert Er auch, nach dem selben Gesetz, nach dem Er die Zellen in den Organen Deines Körpers regeneriert, repariert oder demontiert, deinen Garten oftmals in jedem Jahr und zu jeder Jahreszeit nach dem gleichen Gesetz. Nach dem selben Gesetz erneuert Er jeden Frühling das Antlitz der Erde und überdeckt es mit einem frischen Schleier.

    Nach dem selben Gesetz, nach dem der Allmächtige Schöpfer (Sani-i Qadîr) einer Mücke in Weisheit (hikmet) das Leben schenkt, nach dem gleichen Gesetz belebt Er in jedem Frühling auch die Platane vor unseren Augen, nach dem selben Gesetz belebt Er in jedem Frühling auch den Erdball und nach dem gleichen Gesetz wird Er auch am Auferstehungstage die Geschöpfe wieder beleben. Auf dieses Geheimnis weist auch der Qur'an hin, wenn er sagt: مَا خَلْقُكُمْ وَلاَ بَعْثُكُمْ اِلاَّ كَنَفْسٍ وَاحِدَةٍ {"Eure Erschaffung und eure Wiedererweckung ist nicht mehr als die einer einzelnen Seele."} und so weiter, vergleiche entsprechend! Gleich diesem gibt es noch viele andere Gesetze des Herrn (kavain-i rububiyet), die von den Elektronen angefangen bis zum gesamten Weltall hin wirksam sind.

    So betrachte denn die Größe dieser Gesetze, die im Wirken des Herrn (faaliyet-i rububiyet) sichtbar werden, achte auf den Umfang ihrer Gültigkeit und erkenne darin das Geheimnis der Einheit (sirr-i vahdet)! Wisse, dass jedes Gesetz ein Zeugnis für diese Einheit (burhan-i vahdet) ist! Diese so zahlreichen und so großartigen Gesetze sind in der Tat, da jedes von ihnen eine Erscheinungsform des Wissens (ilim) und Wollens (irade), überall einheitlich gültig und allumfassend ist, ein absolut sicherer Beweis für die Einheit (vahdaniyet) des Meisters (Sani'), für sein Wissen und Wollen.

    So weisen denn die meisten Beispiele in den meisten "Worten" (Sözler) auf die Richtigkeit desselben Gesetzes hin, indem sie jeweils mit einem kleinen Beispiel auf den Zipfel eines solchen Gesetzes hinweisen, was zu beweisen war. Da aber nun einmal durch ein solches Beispiel die Richtigkeit des Gesetzes aufgezeigt wird, kann es nach Art einer logischen Beweisführung (mantik) mit Gewissheit den Beweis für das erbringen, was zu beweisen war. Das heißt, dass die meisten Beispiele in den "Worten" (Sözler) die Kraft je eines sicheren Zeugnisses (burhan-i yaqini), eines unwiderlegbaren Beweises (huddjet-i katia) haben.

    Zweiter Abschnitt:

    Wie wir bereits in der "Zehnten Wahrheit" des "Zehnten Wortes" gesagt haben, ist die Zahl der Ziele und Bedeutungen (hikmet) jeder einzelnen Blüte, jeder einzelnen Frucht (eines Baumes) ebenso groß wie die Zahl der Blüten und Früchte, die dieser Baum trägt. Von diesen Bedeutungen aber gibt es drei Arten. Die erste Art ist dem Meister (Sani') zugewandt, weist auf die Ornamente (nakishlar) Seiner Namen hin. Eine andere Art ist den bewusstseintragenden Wesen zugewandt, in deren Augen (diese Blüten und Früchte) kostbare Briefe und bedeutsame Worte (Gottes) sind. Eine letzte Art ist dem eigenen Sein (nefs) und Leben (hayat) und der Beständigkeit (beqa) zugewandt. Sind (diese Blüten und Früchte) nützlich für den Menschen, so richtet sich ihre Bedeutung auch nach dem Wert, den sie für den Menschen haben.

    Als ich also einmal darüber nachdachte, dass jedes Sein dergestalt viele Ziele haben sollte, stiegen die folgenden arabischen Sätze in Form einer Notiz als Grundlage der folgenden "Fünf Zeichen" und als Hinweise auf die umfassenden Ziele (des Seins) vor meinem Geiste auf:

    وَهٰذِهِ ال۟مَو۟جُودَاتُ ال۟جَلِيَّةُ مَظَاهِرُ سَيَّالَةٌ وَمَرَايَا جَوَّالَةٌ لِتَجَدُّدِ تَجَلِّيَاتِ اَن۟وَارِ اٖيجَادِهٖ سُب۟حَانَهُ بِتَبَدُّلِ التَّعَيُّنَاتِ ال۟اِع۟تِبَارِيَّةِ Diese sichtbar gewordenen Dinge (maudjudat) sind ein Abglanz, der fließt und ein Spiegel, der sich bewegt. In ihm erneuern sich die Erscheinungen der geschaffenen Lichter (aus der Hand) dessen, der gepriesen sei.

    اَوَّلًا : مَعَ اِس۟تِح۟فَاظِ ال۟مَعَانِى ال۟جَمٖيلَةِ وَال۟هُوِيَّاتِ ال۟مِثَالِيَّةِ Erstens: Durch die Veränderung der äußerlichen Form, nachdem deren wunderbare Bedeutung (mana) und bildliche Vorstellung festgehalten (hafidh) wurde.

    وَثَانِيًا : مَعَ اِن۟تَاجِ ال۟حَقَائِقِ ال۟غَي۟بِيَّةِ وَالنُّسُوجِ اللَّو۟حِيَّةِ Zweitens: infolge der unsichtbaren Wahrheiten und der Aufzeichnungen auf der Tafel (lauh).

    وَثَالِثًا : مَعَ نَش۟رِ الثَّمَرَاتِ ال۟اُخ۟رَوِيَّةِ وَال۟مَنَاظِرِ السَّر۟مَدِيَّةِ Drittens: Weil die Früchte dem Jenseits entwachsen und ihre Bilder unvergänglich sind.

    وَرَابِعًا : مَعَ اِع۟لَانِ التَّس۟بٖيحَاتِ الرَّبَّانِيَّةِ وَ اِظ۟هَارِ ال۟مُق۟تَضَيَاتِ ال۟اَس۟مَائِيَّةِ Viertens: Weil alles Sein seinen Herrn lobpreist und das Wirken der Namen (Gottes) zeigt.

    وَخَامِسًا : لِظُهُورِ الشُّؤُنَاتِ السُّب۟حَانِيَّةِ وَال۟مَشَاهِدِ ال۟عِل۟مِيَّةِ Fünftens: Weil sich die Attribute des Hochgepriesenen zeigen und für Sein Allwissen (ilm) Zeugnis abgeben.

    So enthalten denn diese fünf Sätze die Prinzipien dieser "Zeichen", die wir nachstehend behandeln wollen. Es hat in der Tat alles Sein (und das Belebte besonders) in fünf Schichten ganz und gar unterschiedliche Ziele und Bedeutungen (hikmet). Denn so, wie jeder fruchttragende Baum verschiedene, übereinanderliegende Äste hervortreibt, so finden wir auch bei allem, was da lebt, Ziele und Bedeutungen in fünf verschiedenen Schichten vor.

    Oh du vergänglicher Mensch! Möchtest du, dass deine Wahrheit, die einem kleinen Samenkorn gleicht, sich in einen dauerhaften (baqi) fruchttragenden Baum verwandelt und möchtest du in zehn Schichten die Früchte in Händen halten, die dir in fünf Hinweisen gezeigt werden und möchtest du die zehn Arten von Zielen erreichen, dann musst du den wahren Glauben in Händen halten. Anderenfalls wirst du all diese Dinge verlieren und eingeengt in diesen Kern verderben.

    Erstes Zeichen:

    فَاَوَّلًا: بِتَبَدُّلِ التَّعَيُّنَاتِ ال۟اِع۟تِبَارِيَّةِ مَعَ اِس۟تِح۟فَاظِ ال۟مَعَانِى ال۟جَمٖيلَةِ وَال۟هُوِيَّاتِ ال۟مِثَالِيَّةِ{"Erstens: Durch die Veränderung der äußerlichen Form, nachdem deren wunderbare Bedeutung (mana) und bildliche Vorstellung festgehalten (istihfaz) wurde."} Die Bedeutung dieses Satzes ist die: Das Sein, das aus dem Dasein geschieden ist, geht offensichtlich in seinen Untergang, in das Nichts (fena). Doch das, was es zum Ausdruck gebracht hat (= manalar), bleibt bestehen und wird aufbewahrt (mahfudh). Seine Bildgestalt (= huviyet-i misaliye), sein Aussehen (suret) und auch sein Wesen (mahiyet) wird in der Welt der Gleichnisse (alem-i misal) und auf einer wohlbewahrten Tafel (elvah-i mahfudh), welche ein Beispiel der Welt der Gleichnisse ist, und im Gedächtnis, welches ein Muster einer wohlbewahrten Tafel (elvah-i mahfudh) ist, aufbewahrt. Das heißt, es verliert seine körperliche Gestalt und gewinnt dafür Hunderte von Gestalten aus Wissen und Bedeutung (ilim ve manevi). Zum Beispiel: Zur Vorbereitung einer Druckvorlage setzt und formt man Buchstaben. Dann druckt man die Seite. Nachdem die Vorlage an viele bedruckte Blätter Form und Inhalt weiter gegeben hat und den Sinn in vielen Gehirnen verbreitet hat, werden Satz und Form der Vorlage verändert. Denn da man sie nun nicht mehr benötigt, müssen nun andere Druckvorlagen vorbereitet werden.

    Genauso wie in diesem Beispiel verleiht die Feder des göttlichen Vorherwissens (qalem-i qader-i Ilahi) allem Sein auf Erden, besonders aber den Pflanzen Satz und Form und Seine Macht (qudret) bringt es auf der Seite des Frühlings ins Dasein (idjad). Dort bringt es seine wunderbare Bedeutung (mana) zum Ausdruck, seine Bildgestalt und sein Aussehen werden in das Heft der unsichtbaren Welt (alem-i ghayb) wie auch der Welt der Gleichnisse (alem-i misal) eingetragen. Die Weisheit (Gottes) erfordert, dass diese Form wieder verändert wird, damit im kommenden Frühling eine neue Seite geschrieben werden kann. Auf ihr sollen dann wieder neue Existenzen ihrer Bedeutung Ausdruck verleihen.

    Zweites Zeichen:

    وَثَانِيًا : مَعَ اِن۟تَاجِ ال۟حَقَائِقِ ال۟غَي۟بِيَّةِ وَالنُّسُوجِ اللَّو۟حِيَّةِ {"Zweitens: Infolge der unsichtbaren Wahrheiten und der Aufzeichnungen auf der Tafel (lauh)."}

    Dieser Satz weist darauf hin, dass alle Dinge, große wie kleine, nachdem sie dieses Dasein verlassen haben (und das gilt besonders für die belebten Dinge), einem Zweck dienen, hinter dem uns dessen größere Wahrheit oft verborgen bleibt. Darüber hinaus hinterlassen sie auf den Bildtafeln (lauh-i misal) in den Heften aus der Welt der Gleichnisse (alem-i misal) so viele Bilder, wie es Handlungen oder Tätigkeiten in ihrem Leben gegeben hat. Nach diesen Aufzeichnungen wird dann ihr Lebenslauf in all seiner Bedeutsamkeit verfasst, der auch als die Bestimmung ihres Lebens (muqadderat-i hayatiye) bezeichnet wird. Diese (Bibliothek der Lebensläufe) dient dann den beseelten Wesen (ruhaniyat) als Lesesaal.

    So scheidet z.B. eine Blume aus diesem Dasein. Doch sie hinterlässt Hunderte von Samenkörnchen und in diesen Samenkörnchen das Wesen (mahiyet) ihrer eigenen Existenz. Darüber hinaus hinterlässt sie Tausende von Bildern auf kleinen wohlverwahrten Tafeln (elvah-i mahfudh) und in dem Gedächtnis, das ein kleines Muster einer wohlverwahrten Tafel ist. Die bewusstseinstragenden Wesen ziehen aus den Taten dieses Lebens ihren Nutzen. (Die Blume) bewirkt, dass sie den Lobpreis ihres Herrn (tesbihat-i Rabbaniye) rezitieren und die Ornamente Seiner Namen (nukush-u esma) besingen und geht von dannen.

    Genauso ist auch der Frühling in all seinem Schmuck einer Blume in der Erde (und diese Erde ist die Welt!) gleich. Er vergeht augenscheinlich, wird zu Nichts. Doch auch er hinterlässt im Dasein an seiner Statt so viele unsichtbare Wahrheiten wie die Zahl der Samenkörner, die sie zum Ausdruck bringt, und so viele bildhafte Gestalten wie die Zahl der Blumen, die sie verbreiten, und so viele Weisheiten des Herrn wie die Zahl der Existenzen, die sie aufzeigen. Danach aber verbirgt er sich unseren Blicken. Sodann räumt dieser scheidende Frühling seinen Platz für andere Frühlingszeiten, die seine Kameraden sind, damit auch sie kommen und ihre Aufgabe erfüllen können. Das heißt also, dass dieser Frühling dem Augenschein nach sein Dasein ablegt, der Bedeutung (mana) nach aber tausendfach ins Dasein tritt.

    Drittes Zeichen:

    وَثَالِثًا : مَعَ نَش۟رِ الثَّمَرَاتِ ال۟اُخ۟رَوِيَّةِ وَال۟مَنَاظِرِ السَّر۟مَدِيَّةِ {"Drittens: Weil die Früchte dem Jenseits entwachsen und ihre Bilder unvergänglich sind."} Dieser Satz bedeutet: Die Welt ist eine Werkbank und ein Saatfeld. Sie bringt ihre Ernte ein, wie es dem Markt im Jenseits entspricht. Wir haben bereits in vielen "Worten" (Sözler) das folgende bewiesen: So wie die Taten der Dschinnen und Menschen auf den Markt geschickt werden, so erfüllen auch die übrigen Existenzen in der Welt viele Aufgaben in Erwartung (wie auf Rechnung) des Jenseits und bringen eine reiche Ernte ein. Vielleicht zieht die Erde um dieser (Existenzen) willen ihre Bahn. Ja man kann sogar sagen; deswegen. Dieses Schiff des Herrn durchläuft in einem Jahr eine Strecke, die einem Fußmarsch von 24.000 Jahren entspricht. So umrundet es den Platz der Wiederversammlung. Zum Beispiel wünschen die Kinder des Paradieses (ehl-i djennet) bestimmt, sich an ihre Erlebnisse auf Erden wieder zu erinnern und sie einander zu erzählen, ja sie werden sicherlich sehr daran interessiert sein, die Tafeln (lauhalar) und Bilder (misaller) von diesen Erlebnissen wieder zu sehen. Und sie werden bestimmt ein großes Vergnügen daran empfinden, diese Tafeln, d.h. diese Geschehnisse auf einer Leinwand wieder zu sehen.

    Weil dies aber so ist, wird man im Paradies, wo der Ort der Freude und die Wohnstatt der Glückseligkeit ist, in jedem Fall auf den ewigen Bildern die Unterhaltungen über die irdischen Geschehnisse und die Bilder von den irdischen Erlebnissen vorfinden, wie es in Sure 15, 47 heißt: عَلٰى سُرُرٍ مُتَقَابِلِينَ {"Sie sitzen einander auf Sesseln gegenüber."}

    Wenn also alle diese schönen Dinge von einem Augenblick zum anderen in Sicht kommen und wieder verschwinden, nacheinander kommen und gehen, so gleicht dies den Werkbänken in einer Fabrik, die dazu dienen, ewige Bilder zu gestalten. Wenn also die Menschen unserer heutigen Zivilisation schöne oder einzigartige Bilder aufnehmen, um vergänglichen Dingen eine Art Dauer zu verleihen und künftigen Generationen eine Erinnerung zu hinterlassen, so sind dies Geschenke, die der Zukunft mit Hilfe der Leinwand gemacht werden. Sie zeigen vergangene Zeiten und transferieren sie in die Gegenwart und in die Zukunft.

    Nachdem also diese Geschöpfe eines Frühlings, ja die der ganzen Erde, ihr kurzes Leben dahingebracht haben, nimmt ihr allweiser Meister (Sani-i Hakîm) in gleicher Weise ihre Ziele, die ja der bleibenden Welt zugehörig sind, in diese Welt auf. Darüber hinaus nimmt Er auch ihre Lebensaufgaben, die sie mit ihren verschiedenen Handlungen erfüllt und den Lobpreis (mu'djizat-i Subhaniye), den sie Ihm dargebracht haben als Erfordernisse Seiner Namen "der Allweise (Hakîm), der Allbarmherzige (Rahîm), der Freund (Vedud)", in ewige Bilder auf.

    Viertes Zeichen:

    وَرَابِعًا : مَعَ اِع۟لَانِ التَّس۟بٖيحَاتِ الرَّبَّانِيَّةِ وَ اِظ۟هَارِ ال۟مُق۟تَضَيَاتِ ال۟اَس۟مَائِيَّةِ {"Viertens: Weil alles Sein seinen Herrn lobpreist und das Wirken der Namen (Gottes) zeigt."} Dieser Satz bedeutet Folgendes: Alles was da ist, bringt durch die Handlungen seines Lebens dem Herrn die verschiedensten Arten seines Lobpreises dar. Des Weiteren zeigt es die Zustände (hal), welche die göttlichen Namen erfordern und notwendig machen. Zum Beispiel: Der Name "Allbarmherziger (Rahîm)" möchte Seine Liebe (shefqat) zeigen. Der Name "Versorger (Rezzaq)" erfordert es, (allen Seine) Versorgung zukommen zu lassen. Der Name "Allgütiger (Latif)" verlangt es, gütig (lutf) zu sein. Usw. So haben alle Namen jeder für sich ihre Erfordernisse (muqteda).

    So zeigt denn jedes Lebewesen durch sein Leben, durch sein Dasein die Erfordernisse dieser Namen auf und bringt seinen Lobpreis (tesbihat) entsprechend der Zahl seiner Organe dem allweisen Meister (Sani-i Hakîm) gegenüber dar. Zum Beispiel: Ein Mensch isst gute und schöne Früchte. Diese Früchte werden im Magen nach außen hin zerstört, zermahlen, aufgelöst. Doch geben sie außer seinem Mund und Magen auch allen Zellen seines Körpers die Freude, den Genuss eines (gut funktionierenden) Stoffwechsels. Darüber hinaus sind sie Quelle zum Dasein sehr vieler Ziele (hikmet) wie ihr Dasein in allen Ecken des Körpers, die Erhaltung des Lebens und die Fortsetzung des Lebens. Ja die Speise steigt sogar von der pflanzlichen Existenz zur Stufe des menschlichen Lebens empor und entfaltet sich so.

    In gleicher Weise verbleiben an Stelle der Existenzen, wenn sie sich hinter dem Vorhang der Vergänglichkeit verbergen, jeweils sehr viele Lobpreisungen zurück. Auch sehr viele Ornamente (nakishlar) und Erfordernisse (muqtediyat) der göttlichen Namen bleiben in Händen dieser Namen zurück. Das heißt, dass sie sich einer immerwährenden (baqi) Existenz anvertrauen und so von hinnen gehen. Wenn also nun eine vergängliche, vorübergehende Existenz aus dem Dasein scheidet und an ihrer Stelle Tausende von Existenzen zurückbleiben, durch die eine Art Beständigkeit (baqi) sichtbar wird, kann man dann etwa sagen, dass es ihr geschadet hätte oder sie sinnlos gewesen sei, oder fragen, warum dieses hübsche Geschöpf gehen musste? oder sich darüber beklagen? Nein! Vielmehr erfordert es die ihr zukommende Barmherzigkeit (rahmet), Weisheit (hikmet) und Liebe (muhabbet) so und so muss es auch sein. Anderenfalls wäre es notwendig, auf Tausende von Vorzügen zu verzichten, damit ein einziger Schaden nicht entstehen solle, wodurch aber tausendfacher Schaden entstünde.

    Das also heißt, dass die Namen "Allbarmherziger (Rahîm), Allweiser (Hakîm), Freund (Vedud)" sich nicht gegen Tod und Trennung richten, sie vielmehr notwendig machen, erfordern.

    Fünftes Zeichen:

    وَخَامِسًا : لِظُهُورِ الشُّؤُنَاتِ السُّب۟حَانِيَّةِ وَال۟مَشَاهِدِ ال۟عِل۟مِيَّةِ {"Fünftens: Weil sich die Attribute des Hochgepriesenen zeigen und für Sein Allwissen (ilm) Zeugnis abgeben."} Dieser Satz bedeutet: "Die Geschöpfe - und besonders die beseelten unter ihnen - hinterlassen, nachdem sie das Kleid ihres Daseins abgelegt haben, viele beständige Dinge; sodann gehen sie." Wie wir also bereits im "Zweiten Hinweis" erklärt haben, kommt in den Taten Seiner Herrschaft (shuunat-i rububiyet) Seine unendliche Liebe (muhabbet), Seine unbegrenzte Zuwendung (shefqat), Seine grenzenlose Genugtuung (iftikhar; Sein Stolz auf das Gelingen Seiner geliebten Schöpfung), Seine - mit Verlaub zu sagen - heilige unendliche Zufriedenheit (muqaddes memnuniyet), Seine Freude, Sein - man verzeihe den Ausdruck! - grenzenlos heiliger Genuss (lezzet-i muqaddes), Seine lautere Freude (ferah-i munezzeh) zum Ausdruck, so wie es der Heiligkeit des Notwendig-Seienden (Dhat-i Vadjib-ul Vudjudun qudsiyet) gemäß ist und Seiner durch nichts zu schmälernden Vollkommenheit (istighna-i kemaline) gebührt, dessen Spuren ja auch ganz offensichtlich zu erkennen sind.

    So werden denn die Existenzen durch dieses Wirken (faaliyet) in einer Staunen erregenden Bewegung, schnell durch alle Veränderungen und Verwandlungen, durch Tod und Vergehen hindurchgeführt und in ununterbrochener Folge aus der bezeugten Welt heraus in die unsichtbare Welt hinübergesandt, so wie es (Gottes) Taten erfordern (shuunat iqtida). Und durch die Erscheinung dieses Wirkens (Gottes; shuunat) werden die Geschöpfe gleich Reisenden zu Wasser und zu Lande ständig hin und her geworfen, gestoßen, geschleudert. Sie lassen die Ohren der Kinder des Gottvergessens (ehl-i ghaflet) vom Wehgeschrei der Trennung und des Todes gellen und im Gehör der Kinder der Rechtleitung (ehl-i hidayet) die Rufe und den Gesang des Gottesgedenkens (dhikr) und Seines Lobpreises (tesbih) ertönen. Auf Grund dieses Geheimnisses lässt eine jede Existenz ihre Bedeutungen, Qualitäten und Formen im Dasein zurück, wird zu einer immerwährenden Quelle der Erscheinungen der immerwährenden Attribute des Notwendig-Seienden und geht so aus dem Dasein.

    Zudem hinterlässt diese Existenz alle Formen und Gestalten, die sie in ihrem ganzen Leben getragen hat in den Daseinsbereichen des Wissens (daire-i ilm), d.h. den deutlichen Büchern (imam-i mubin; das Buch vom Wissen Gottes und kitab-i mubin; das Buch von Seinen Plänen, welche zusammen die Wohlverwahrte Tafel, lauh-i mahfudh, bilden), die man auch als das Urwissen (ilm-i ezel) bezeichnet, als ein umfassendes Beispiel ihres äußerlichen Daseins und geht so hinüber in das andere Sein. Das heißt also, dass alles, was vergänglich ist, ein Dasein zurück lässt, jedoch Tausende von Seinsformen gewinnt und sie andere gewinnen lässt.

    Zum Beispiel: In einer Fabrik steht eine Wundermaschine. In sie werden mancherlei ganz gewöhnliche Stoffe hineingeworfen, wo sie ganz offensichtlich zu verbrennen und dadurch vernichtet zu werden scheinen. Doch werden in dieser Fabrik aus ihnen sehr kostbare Chemikalien und Medikamente herausdestilliert. Außerdem werden die Zahnräder dieser Maschine durch die mit ihrer Hilfe erzeugte Energie und durch den so gewonnenen Dampf angetrieben, wodurch einerseits Stoffe gewebt werden können, während andererseits eine Druckerei betrieben, Zucker gewonnen und noch andere kostbare Dinge produziert werden. Das heißt also, dass durch die Umwandlung (Verbrennung, Verdampfung, Sublimation usw.) ganz gewöhnlicher Stoffe und ihre augenscheinliche Vernichtung, Tausende anderer Dinge ihr Dasein erhalten. Das aber heißt wiederum, dass ein gewöhnliches Ding verschwindet, jedoch viele Dinge als Erben im Dasein zurücklässt. Könnte man also in diesem Falle etwa sagen, dass es um diesen Stoff schade gewesen sei? Wollte man etwa den Besitzer einer solchen Fabrik anklagen, weil er kein Mitleid mit all diesen schönen Dingen gehabt, sie verbrannt, vernichtet habe?

    وَ لِلّٰهِ الْمَثَلُ الْاَعْلٰى {"Und Gottes sind die erhabensten Gleichnisse." (Sure 16, 60)} In gleicher Weise betreibt auch der Schöpfer, Er, der Allweise, der Allbarmherzige, der Freund (Khaliq-i Hakîm ve Rahîm ve Vedud), Er, der erhaben ist über alle Beispiele und über jeden Vergleich in Seiner Allweisheit (hikmet), Seiner Allbarmherzigkeit (rahmet), Seiner Freundschaft (vedudiyet) diese kosmische Fabrik, macht darin alle vergänglichen Dinge zu einem Samenkorn der ewigen Dinge, zu einem Quellgrund Seiner ewigen Zwecke, zu Dingen, in denen das Wirken des Hochgepriesenen (shuunat-i Subhaniye) sichtbar wird, gebraucht sie wie Tinte für die Feder Seines Vorauswissens (qalem-i qader), wie ein Weberschiffchen für das Weben Seiner Macht und für noch sehr viele andere, uns nicht bekannte, reichliche Gnadengaben, Ziele und Zwecke, wodurch Er in der Allmacht Seines Wirkens (faaliyet-i qudret) das All in Bewegung versetzt. Er lässt die Elektronen in den Atomen kreisen, schickt die Dinge auf die Reise, die Tiere auf ihre Wanderung, lässt die Planeten ihre Bahnen ziehen. Durch Ihn verkündigt Ihn das All, rezitiert im Schweigen Seine Zeichen (Ayat; Verse) und schreibt sie nieder (im Buch der Schöpfung). So tut Er auch mit den vier irdischen Geschöpfen (Elementen) vom Standpunkte Seiner Herrschaft aus. Er macht die Luft zum Thron Seiner Befehle und Seines Willens (emir ve irade), das Element "Licht" (Feuer, Energie) zu einem weiteren Thron für Sein Wissen und Seine Weisheit (ilm ve hikmet), das Wasser zu einem weiteren Thron für Seine Güte und Barmherzigkeit (ihsan ve rahmet) und die Erde zu einer Art von Thron für die Bewahrung und Belebung (der Schöpfung; hifz ve ihya). Drei dieser Throne, dieser vier Elemente (Licht, Luft und Regen) ziehen über uns dahin.

    So sollst du denn nun wissen und dir sicher sein, dass diese leuchtende und erhabene Wahrheit, so wie wir sie in den obigen „Fünf Hinweisen" und "Fünf Zeichen" dargestellt haben, nur im Lichte des Qur'an gesehen und in der Kraft des Glaubens erlangt werden kann. Anderenfalls tritt an die Stelle dieser immerwährenden Wahrheit eine von Schrecken erfüllte Finsternis. Denn den Kindern des Irrtums (ehl-i dalalet) lauert in dieser Welt überall Trennung und Tod, ist für sie randvoll mit Nichts und mit Nichtigkeiten gefüllt. Die Welt bekommt schließlich für sie die Bedeutung (mana) der Hölle. Alles ist für sie im Augenblick des Daseins zugleich auch schon in ein grenzenloses Nichts gehüllt. Vergangenheit und Zukunft sind für sie von Finsternis erfüllt. Nur in diesem ganz kurzen gegenwärtigen Augenblick vermögen sie das traurige Licht des Daseins zu finden. Im Geheimnis des Qur'an und im Lichte des Glaubens jedoch wird ein Licht des Daseins von Ewigkeit zu Ewigkeit sichtbar, eine Verbindung zu ihm hergestellt und die Ewige Glückseligkeit zur Gewissheit.

    Zusammenfassung:

    Wir wollen nach Art eines ägyptischen Dichters sagen:

    Wenn meine Seele (nefes; Atem) zum Ozean (des unendlichen Wissens) zurückkehrt

    und aus dem engen Käfig meiner Brust entflieht,

    werde ich dennoch bis meine Stimme bricht,

    rufen: Oh Wahrhaftiger (Ya Haqq)! Allgegenwärtiger (Ya Maudjud)! Lebendiger (Ya Hayy)! Einzig Angebeteter (Ya Ma'bud)!

    Oh Allweiser (Ya Hakîm)! Einzig Erstrebter (Ya Maqsud)! Allbarmherziger (Ya Rahîm)! Der einzige wahre Freund (Ya Vedud)!

    Und so sprach ich denn mit lauter Stimme:

    لَٓا اِلٰهَ اِلَّا اللّٰهُ ال۟مَلِكُ ال۟حَقُّ ال۟مُبٖينُ Es gibt keine Gottheit außer Allah, dem König der offensichtlichen Wahrheit.

    مُحَمَّدٌ رَسُولُ اللّٰهِ صَادِقُ ال۟وَع۟دِ ال۟اَمٖينُ {"Mohammed ist der Gesandte Gottes, der das zuverlässige Versprechen (Gottes den Menschen das Paradies zu schenken) bestätigt hat."}

    Und diesen Glauben (an Gott, seinen Propheten und das Jenseits) bekenne und beweise ich:

    اِنَّ ال۟بَع۟ثَ بَع۟دَ ال۟مَو۟تِ حَقٌّ وَ ال۟جَنَّةَ حَقٌّ وَ النَّارَ حَقٌّ وَ اِنَّ السَّعَادَةَ ال۟اَبَدِيَّةَ حَقٌّ وَ اِنَّ اللّٰهَ رَحٖيمٌ حَكٖيمٌ وَدُودٌ وَ اِنَّ الرَّح۟مَةَ Denn die Auferstehung nach dem Tode ist wahr und das Paradies ist wahr und das Feuer ist wahr und auch die ewige Glückseligkeit ist wahr und fürwahr ist Gott der Allbarmherzige, der Allweise, der Freund (vedud) und fürwahr umfasst die Barmherzigkeit, die Weisheit und Liebe (muhabbet) alle Dinge und alle Seine Werke. Und sie sagten:

    وَ ال۟حِك۟مَةَ وَ ال۟مَحَبَّةَ مُحٖيطَةٌ بِجَمٖيعِ ال۟اَش۟يَاءِ وَ شُؤُنَاتِهَا Lobpreis und Dank sei Gott, der uns bis hierher geführt hat. Ohne Gottes Führung hätten wir nicht bis hierher gelangen können. Denn es kamen die Gesandten unseres Herrn mit der Wahrheit.

    اَل۟حَم۟دُ لِلّٰهِ الَّذٖى هَدٰينَا لِهٰذَا وَمَا كُنَّا لِنَه۟تَدِىَ لَو۟لَٓا اَن۟ هَدٰينَا اللّٰهُ لَقَد۟ جَٓاءَت۟ رُسُلُ رَبِّنَا بِال۟حَقِّ Gepriesen seiest Du!

    سُب۟حَانَكَ لَا عِل۟مَ لَنَٓا اِلَّا مَا عَلَّم۟تَنَٓا اِنَّكَ اَن۟تَ ال۟عَلٖيمُ ال۟حَكٖيمُ Wir haben kein Wissen außer dem, das Du uns gelehrt hast. Du bist der Allwissende, der Allweise.

    رَبَّنَا لَا تُؤَاخِذ۟نَٓا اِن۟ نَسٖينَٓا اَو۟ اَخ۟طَا۟نَا Oh Herr, ziehe uns nicht zur Rechenschaft, wenn wir unachtsam oder vergesslich sind!

    اَللّٰهُمَّ صَلِّ عَلٰى سَيِّدِنَا مُحَمَّدٍ صَلَاةً تَكُونُ لَكَ رِضَاءً وَ لِحَقِّهٖ اَدَاءً وَ عَلٰى اٰلِهٖ وَ صَح۟بِهٖ وَ سَلِّم۟ اٰمٖينَ. وَ ال۟حَم۟دُ لِلّٰهِ رَبِّ ال۟عَالَمٖينَ. سُب۟حَانَ مَن۟ جَعَلَ حَدٖيقَةَ اَر۟ضِهٖ، مَش۟هَرَ صَن۟عَتِهٖ، مَح۟شَرَ خِل۟قَتِهٖ، مَظ۟هَرَ قُد۟رَتِهٖ، مَدَارَ حِك۟مَتِهٖ، مَز۟هَرَ رَح۟مَتِهٖ، مَز۟رَعَ جَنَّتِهٖ، مَمَرَّ ال۟مَخ۟لُوقَاتِ، مَسٖيلَ ال۟مَو۟جُودَاتِ، مَكٖيلَ ال۟مَص۟نُوعَاتِ، فَمُزَيَّنُ ال۟حَي۟وَانَاتِ، مُنَقَّشُ الطُّيُورَاتِ، مُثَمَّرُ الشَّجَرَاتِ، مُزَهَّرُ النَّبَاتَاتِ، مُع۟جِزَاتُ عِل۟مِهٖ خَوَارِقُ صُن۟عِهٖ، هَدَايَاءُ جُودِهٖ، بَرَاهٖينُ لُط۟فِهٖ، دَلَائِلُ ال۟وَح۟دَةِ، Oh Gott, segne Mohammed, unseren Herrn (Seyyid)! Möge Dir unser Gebet (Salah) angenehm sein, erfüllt von seiner Wahrheit! Segne ihn und seine Familie und seine Gefährten und schenke ihnen Deinen Frieden. Amin. Lobpreis und Dank sei Gott, dem Herrn der Welten! Gepriesen sei der, welcher die Erde zu einem Garten gemacht hat, einem Messegelände zur Ausstellung Seiner Kunstwerke, einem Versammlungsort alles, dessen, was Er erschaffen hat, einem Erscheinungsort Seiner Macht, einem Quellgrund Seiner Weisheit, einem Garten für die Blumen Seiner Barmherzigkeit, einem Saatfeld für das Paradies, einer Zugstraße aller Geschöpfe, einem Bett für den Strom des Daseins, einem Scheffel für Seine Schätze, zu einer Festhalle verziert mit Tieren und geschmückt mit Vögeln.

    لَطَائِفُ ال۟حِك۟مَةِ، شَوَاهِدُ الرَّح۟مَةِ، تَبَسُّمُ ال۟اَز۟هَارِ مِن۟ زٖينَةِ ال۟اَث۟مَارِ، تَسَجُّعُ ال۟اَط۟يَارِ فٖى نَس۟مَةِ ال۟اَس۟حَارِ، تَهَزُّجُ ال۟اَم۟طَارِ عَلٰى خُدُودِ ال۟اَز۟هَارِ، تَزَيُّنُ ال۟اَز۟هَارِ، تَبَرُّجُ ال۟اَث۟مَارِ فٖى هٰذِهِ ال۟جِنَانِ، تَرَحُّمُ ال۟وَالِدَاتِ عَلَى ال۟اَط۟فَالِ الصِّغَارِ فٖى كُلِّ ال۟حَي۟وَانَاتِ Hier bringen die Bäume ihre Früchte hervor und auch noch andere Pflanzen ihre Blüten, die Wunder Seines Allwissens und die Herrlichkeiten Seines Wirkens, die Geschenke Seiner Freigiebigkeit, die Zeugnisse Seiner Güte (lutuf), die Beweise für Seine Einheit und für Seine Weisheit in all ihren Feinheiten, Zeugen Seiner Barmherzigkeit. Das Lächeln der Blumen lebt weiter in ihren Früchten. Es zwitschern die Vögel in der Morgenluft. Es klopft der Regen an die Kelche der Blumen, ist ein Schmuck für die Blumen, lässt die Früchte gedeihen in diesen Gärten (der Welt). Es erbarmen sich die Mütter über die Kleinen unter den Tieren und den Menschen.

    وَ ال۟اِن۟سَانِ ، تَعَرُّفُ وَدُودٍ، تَوَدُّدُ رَح۟مَانٍ، تَرَحُّمُ حَنَّانٍ، تَحَنُّنُ مَنَّانٍ لِل۟جِنِّ وَ ال۟اِن۟سَانِ وَ الرُّوحِ وَ ال۟حَي۟وَانِ وَ ال۟مَلَكِ وَ ال۟جَانِّ. Du bist es, der das Herz des Freundes durchforscht, in das Herz des Erbarmenden die Liebe senkt, dem Barmherzigen das Erbarmen schenkt, der dem Mitleidigen das Mitleid verleiht. Du gewährst es den Dschinnen und Menschen, allem, was da im Himmel und auf Erden lebt, den Engeln und allen, denen Du das Leben geschenkt hast.

    Erster Anhang zum Vierundzwanzigsten Brief

    بِاس۟مِهٖ Im Namen des Hochgelobten.

    وَ اِن۟ مِن۟ شَى۟ءٍ اِلَّا يُسَبِّحُ بِحَم۟دِهٖ "Und fürwahr, es gibt kein Ding, das nicht lobend Ihn preist."

    بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّح۪يمِ "Im Namen Gottes des Erbarmers, des Barmherzigen."

    قُل۟ مَا يَع۟بَؤُا بِكُم۟ رَبّٖى لَو۟لَا دُعَٓاؤُكُم۟ {"Sprich: mein Herr würde sich nicht um dich kümmern, wäre es nicht um deines Gebetes willen." (Sure 25, 77)}

    Das heißt: "Oh ihr Menschen! Wenn ihr nicht betet, welchen Wert habt ihr dann noch?" Höre nun fünf Anmerkungen zur Bedeutung dieser Ayah!

    Erste Anmerkung:

    Das Gebet (dua) ist ein großes Geheimnis des Dienstes und der Anbetung (ubudiyet), es ist in der Tat der Geist des Gottesdienstes. Wie wir bereits an mehreren Stellen erwähnt haben, gibt es drei Arten des Gebets.

    Die erste Gebetsart: Ein Ausdruck der Fähigkeit (istidad lisan), sich zu entwickeln und zu entfalten, wodurch die Samenkerne und Körner (aller Pflanzen) in der Sprache ihrer Entwicklungsfähigkeit (lisan-i istidad) zu dem allweisen Schöpfer (Fatir-i Hakîm) beten: "Um die Zierde Deiner Namen (nukush-u esma) ausführlich darstellen zu können, gib uns Wachstum und Gedeihen! Entfalte unser kleines Dasein (haqiqat) und verwandle es in das große Sein eines Baumes!"

    Eine weitere Art dieses Gebetes in der Sprache der Entwicklungsfähigkeit ist folgende: Das Zusammentreffen der Ursachen ist ein Gebet um das Zustandekommen des Ergebnisses. Das heißt: die Ursachen vereinigen sich zu einem Zustand, und dieser Zustand wird zum Ausdruck ihres Tuns (lisan-i hal). Und die Ursachen beten zu dem Allmächtigen in Seiner Majestät (Qadîr-i Dhu'lDjelal) und flehen zu Ihm. Zum Beispiel: Wasser, Wärme, Erde und Licht vereinigen sich rund um ein Samenkorn und es entsteht ein Umstand (vaziyet), und dieser Umstand sagt in der Sprache eines Gebetes (lisan-i dua): "Unser Schöpfer (Khaliq), mache aus diesem Samenkorn einen Baum!" Denn (die Entstehung) eines Baumes, der ein einzigartiges Wunder der Macht (Gottes) ist, kann nicht dieser primitiven Materie zugeschrieben werden, die weder über Verstand noch Bewusstsein verfügt. Das wäre unvorstellbar... Das also heißt, dass dieses Zusammentreffen der Ursachen ein Gebet ist.

    Die zweite Gebetsart: Es ist die Sprache der naturgegebenen Bedürfnisse (ihtiyadj-i fitri lisan) aller Lebewesen, die ihre Ansprüche und Wünsche nicht nach eigenem Wollen (ihtiyar) und Vermögen (iktidar) befriedigen können und eine Art Gebet an den barmherzigen Schöpfer (Khaliq-i Rahîm), ihnen dies aus Quellen, von denen man es nicht erwarten möchte, zu rechter Zeit zu gewähren. Denn der Allweise und Allbarmherzige (Hakîm-i Rahîm) sendet ihnen, was sie nicht aus eigenem Wünschen (ihtiyar) und Vermögen (iktidar) erreichen konnten, von einem ihnen unbekannten Ort und zur rechten Zeit. Da ihre Hände es nicht erlangen konnten, heißt dies, dass diese Gabe ein Ergebnis ihres Gebetes ist.

    Kurzum: Alles, was aus der ganzen Welt zum Throne Gottes aufsteigt, ist ein Gebet. Was als Ursache (esbab) dazu dient, verlangt sein Ergebnis (musebbebat) von Allah.

    Die dritte Gebetsart: Es ist dies das Gebet derer, die mit Bewusstsein (dhishuurlar) begabt sind und aus deren Bedürfnis (ihtiyadj) erwächst und ist gleichfalls von zweierlei Art.

    Geschieht es aus einer Notlage heraus, oder entspricht es vollkommen einem naturgegebenen Bedürfnis (ihtiyadj-i fitriye), oder kommt es dem Ausdruck der (oben erwähnten) Entwicklungsfähigkeit (lisan-i istidad) sehr nahe, oder wird es in der Sprache eines reinen und aufrichtigen Herzens dargebracht, so wird es in den meisten Fällen, ja fast immer erhört. Der größte Teil dessen, was menschliche Erfindungen, Entwicklungen und Entdeckungen hervorgebracht haben, sind das Ergebnis einer Art Gebet (dua). Dinge, die als Wunder menschlicher Zivilisation bezeichnet werden und alle Angelegenheiten, von denen (die Menschen) glauben, auf ihre weitere Entwicklung besonders stolz sein zu können, sind das Ergebnis eines stummen Gebetes (manevi dua). Was sie in der lauteren Sprache ihrer Entwicklungsfähigkeit (lisan-i istidad) erbeten hatten, wurde ihnen gewährt. Auch Gebete in der Sprache unserer Entwicklungsfähigkeit (lisan-i istidad) oder in der Sprache unserer naturgegebenen Bedürfnisse (lisan-i ihtiyadj-i fitri) werden, soweit keine Hindernisse oder andere Bedingungen dagegen sprechen, stets angenommen.

    Die zweite Art ist unser allgemein bekanntes Gebet. Auch davon gibt es zwei Arten: Das eine ist mit Taten, das andere mit Worten. Zum Beispiel: zu pflügen ist ein Gebet der Tat. Doch erwächst unsere Versorgung nicht aus der Erde. Vielmehr ist die Erde das Tor zur Schatzkammer der Barmherzigkeit, sodass (der Bauer) durch seinen Pflug an (der Pforte) der Erde anklopft, die das Tor zur göttlichen Barmherzigkeit ist.

    Die Einzelheiten der übrigen Abschnitte wollen wir überspringen und nur noch ein, zwei Geheimnisse des mündlichen Gebets in den nun folgenden zwei, drei Abschnitten besprechen.

    Zweite Anmerkung:

    Die Wirkung des Gebetes ist gewaltig. Besonders dann, wenn das Gebet an Allgemeingültigkeit gewinnt und fortgesetzt wird, bringt es immer ein Ergebnis zu Stande, ja es führt immer zum Erfolg. Ja, man kann sogar sagen, dass einer der Gründe für die Erschaffung der Welt das Gebet (dua) war. Das heißt, nach der Erschaffung des Universums war vor allem die Erschaffung des Menschengeschlechtes und an ihrer Spitze die islamische Welt und an ihrer Spitze Mohammed der Araber, mit dem Friede und Segen sei, mit seinem gewaltigen Gebet ein Grund für die Erschaffung der Welt. Das heißt: der Schöpfer der Welt wusste schon vorher, dass diese Persönlichkeit einmal im Namen der Menschheit, ja des gesamten Seins, um die ewige Glückseligkeit bitten werde, um die Erscheinung der göttlichen Namen; Er hat dieses zukünftige Gebet (bereits im voraus) angenommen und die Welt erschaffen.

    Nun hat ja das Gebet (dua) einmal eine so gewaltige Bedeutung und Weite. Wäre es denn dann überhaupt möglich, dass die Gebete, die seit 1300 Jahren zu allen Zeiten von 300.000 Menschen und einer unübersehbaren Menge ungezählter gesegneter Wesen, Dschinnen, Menschen, Engeln und Geistwesen gemeinsam für die Persönlichkeit Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, um die allgewaltige göttliche Barmherzigkeit, um die ewige Glückseligkeit und die Verwirklichung ihrer Ziele dargebracht werden, nicht angenommen werden sollten? Ja wäre es denn in irgendeiner Weise möglich, dass ihre Gebete zurückgewiesen würden?

    Da (diese Gebete) eine solche Universalität und Weite und Fortdauer erreicht und den Grad einer Sprache der Entwicklungsfähigkeit und natürlicher Bedürfnisse (lisan-i istidad ve ihtiyadj-i fitri) erlangt haben, hat Mohammed der Araber, mit dem Friede und Segen sei, nun als Ergebnis dieser Gebete einen solchen Rang (maqam), eine Stufe erlangt, dass der Verstand, auch könnte sich alle Vernunft zu einem einzigen Verstand vereinigen, diese Stufe (maqam) der Verwirklichung (haqiqat) nicht vollständig erfassen könnte.

    So hast denn du, oh Muslim, am Tage der Wiederversammlung einen solchen Fürsprecher. Folge also, um die Fürsprache dieses Fürsprechers auf dich hin ziehen zu können, seinem Vorbild und Beispiel (sunnah)!

    Wenn du sagst: Er ist doch schon Gottes Geliebter (Habibullah). Wozu braucht er dann noch all die vielen Segnungen und Gebete (salavat ve dualar)?

    Antwort: Diese Persönlichkeit, mit der Friede und Segen sei, ist mit seiner ganzen Gemeinde verbunden, teilt das Glück jedes Einzelnen seiner Gemeinde und sorgt sich um jede Art von Unglück. Und wenn auch im Vergleich mit ihm die Stufen von Glück und Vollkommenheit unendlich sind, so ersehnt er doch heiß für die unendlich vielen einzelnen Mitglieder seiner Gemeinde unendlich viele Arten Glückseligkeit für eine unendlich lange Zeit und betrübt sich über die unendlich vielen Arten Unglück. So ist diese Persönlichkeit sicherlich unendlich vieler Segnungen, Gebete und des Erbarmens würdig und bedarf ihrer auch.

    Wenn du sagst: Manchmal spricht man ein Gebet (dua) für eine Sache, die bereits in sich abgeschlossen ist, wie z.B. das Gebet anlässlich einer Sonnen- oder Mondfinsternis (khusuf und kusuf). Ebenso wird manchmal auch ein Gebet verrichtet für Dinge die nie passieren.

    Antwort: Wie bereits in anderen Worten erklärt wurde, ist Gebet (dua) ein Dienst (ibadet) vor Gott. Ein Diener erklärt seine eigene Schwäche und Armseligkeit (vor Gott) im Gebet. Was die äußerlichen Umstände betrifft, so markieren sie die Zeit des Gebetes und anbetenden Dienstes. Sie stellen nicht den wahren Nutzen dar. Der Erfolg des Dienstes ist auf das Jenseits gerichtet. Stellt sich der Erfolg im Diesseits nicht ein, so sollte man nicht sagen: "Dieses Gebet wurde nicht erhört." Vielmehr sollte man sagen: "Die Zeit für das Gebet ist noch nicht vorüber."

    Und wäre es denn des Weiteren möglich, dass die Ewige Glückseligkeit, die alle Gläubigen zu aller Zeit, unablässig, in vollkommener Aufrichtigkeit und voll Sehnsucht im Gebet erfleht haben, ihnen nicht zuteil werden sollte, und dass der Absolut Freigiebige (Kerim-i Mutlaq) und Barmherzige in Seiner Vollkommenheit (Rahîm-i Mutlaq), der nach dem Zeugnis des ganzen Universums über grenzenloses Erbarmen (rahmet) verfügt, ihre Gebete nicht annehmen sollte und dass es gar keine Ewige Glückseligkeit gäbe?...

    Dritte Anmerkung:

    Es gibt zwei Arten, wie ein bewusst in Worte gefasstes Gebet angenommen werden kann. Entweder wird es genau so angenommen, wie es gewünscht worden war, oder aber es wird etwas besseres gegeben.

    Zum Beispiel: Jemand wünscht sich einen Sohn. Gott der Gerechte schenkt ihm eine Tochter wie Hazret-i Maryam (Maria). Er darf dann nicht sagen: "Mein Gebet wurde nicht angenommen." Er sollte vielmehr sagen: "Es wurde in einer besseren Form angenommen." Manchmal betet jemand auch für sein eigenes irdisches Glück. Sein Gebet wird für das Jenseits angenommen. "Mein Gebet wurde nicht angenommen." darf er nicht sagen. Vielmehr sollte er sagen: "Es wurde in einer sinnvolleren Weise angenommen." usw...

    Madem Cenab-ı Hak Hakîm’dir; biz ondan isteriz, o da bize cevap verir. Fakat hikmetine göre bizimle muamele eder. Hasta, tabibin hikmetini ittiham etmemeli. Hasta, bal ister; tabib-i hâzık, sıtması için sulfato verir. “Tabip beni dinlemedi.” denilmez. Belki âh ü fîzarını dinledi, işitti, cevap da verdi; maksudun iyisini yerine getirdi.

    DÖRDÜNCÜ NÜKTE

    Duanın en güzel en latîf en leziz en hazır meyvesi, neticesi şudur ki: Dua eden adam, bilir ki birisi var ki onun sesini dinler, derdine derman yetiştirir, ona merhamet eder. Onun kudret eli her şeye yetişir. Bu büyük dünya hanında o yalnız değil; bir Kerîm zat var, ona bakar, ünsiyet verir. Hem onun hadsiz ihtiyacatını yerine getirebilir ve onun hadsiz düşmanlarını def’edebilir bir zatın huzurunda kendini tasavvur ederek, bir ferah bir inşirah duyup dünya kadar ağır bir yükü üzerinden atıp اَل۟حَم۟دُ لِلّٰهِ رَبِّ ال۟عَالَمٖينَ der.

    BEŞİNCİ NÜKTE

    Dua, ubudiyetin ruhudur ve hâlis bir imanın neticesidir. Çünkü dua eden adam, duası ile gösteriyor ki: Bütün kâinata hükmeden birisi var ki en küçük işlerime ıttılaı var ve bilir, en uzak maksatlarımı yapabilir, benim her halimi görür, sesimi işitir. Öyle ise bütün mevcudatın bütün seslerini işitiyor ki benim sesimi de işitiyor. Bütün o şeyleri o yapıyor ki en küçük işlerimi de ondan bekliyorum, ondan istiyorum.

    İşte duanın verdiği hâlis tevhidin genişliğine ve gösterdiği nur-u imanın halâvet ve safiliğine bak, قُل۟ مَا يَع۟بَؤُا بِكُم۟ رَبّٖى لَو۟لَا دُعَٓاؤُكُم۟ sırrını anla ve وَ قَالَ رَبُّكُمُ اد۟عُونٖٓى اَس۟تَجِب۟ لَكُم۟ fermanını dinle. اَگَر۟ نَه خٰواهٖى دَاد۟ ، نَه دَادٖى خٰواه۟ denildiği gibi: Eğer vermek istemeseydi, istemek vermezdi.

    سُب۟حَانَكَ لَا عِل۟مَ لَنَٓا اِلَّا مَا عَلَّم۟تَنَٓا اِنَّكَ اَن۟تَ ال۟عَلٖيمُ ال۟حَكٖيمُ

    اَللّٰهُمَّ صَلِّ عَلٰى سَيِّدِنَا مُحَمَّدٍ مِنَ ال۟اَزَلِ اِلَى ال۟اَبَدِ عَدَدَ مَا فٖى عِل۟مِ اللّٰهِ وَ عَلٰى اٰلِهٖ وَ صَح۟بِهٖ وَ سَلِّم۟ سَلِّم۟نَا وَ سَلِّم۟ دٖينَنَا اٰمٖينَ ۝

    وَ ال۟حَم۟دُ لِلّٰهِ رَبِّ ال۟عَالَمٖينَ

    Yirmi Dördüncü Mektup’un İkinci Zeyli

    Mi’rac-ı Nebevî hakkındadır.

    بِاس۟مِهٖ وَ اِن۟ مِن۟ شَى۟ءٍ اِلَّا يُسَبِّحُ بِحَم۟دِهٖ

    بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّح۪يمِ

    وَلَقَد۟ رَاٰهُ نَز۟لَةً اُخ۟رٰى ۝ عِن۟دَ سِد۟رَةِ ال۟مُن۟تَهٰى ۝ عِن۟دَهَا جَنَّةُ ال۟مَا۟وٰى ۝ اِذ۟ يَغ۟شَى السِّد۟رَةَ مَا يَغ۟شٰى ۝ مَا زَاغَ ال۟بَصَرُ وَمَا طَغٰى ۝ لَقَد۟ رَاٰى مِن۟ اٰيَاتِ رَبِّهِ ال۟كُب۟رٰى

    Mevlid-i Nebevînin Mi’raciye kısmında beş nükteyi beyan edeceğiz.

    Birinci Nükte

    Cennetten getirilen Burak’a dair, Mevlid yazan Süleyman Efendi, hazîn bir aşk macerasını beyan ediyor. O zat, ehl-i velayet olduğu ve rivayete bina ettiği için elbette bir hakikati o suretle ifade ediyor. Hakikat şu olmak gerektir ki:

    Âlem-i bekanın mahlukları, Resul-i Ekrem aleyhissalâtü vesselâmın nuruyla pek alâkadardırlar. Çünkü onun getirdiği nur iledir ki cennet ve dâr-ı âhiret, cin ve ins ile şenlenecek. Eğer o olmasaydı o saadet-i ebediye olmazdı ve cennetin her nevi mahlukatından istifadeye müstaid olan cin ve ins, cenneti şenlendirmeyeceklerdi; bir cihette sahipsiz, virane kalacaktı.

    Yirmi Dördüncü Söz’ün Dördüncü Dal’ında beyan edildiği gibi: Nasıl ki bülbülün güle karşı dasitane-i aşkı; taife-i hayvanatın, taife-i nebatata derece-i aşka bâliğ olan ihtiyacat-ı şedide-i aşk-nümayı, rahmet hazinesinden gelen ve hayvanatın erzaklarını taşıyan kafile-i nebatata karşı ilan etmek için bir hatib-i Rabbanî olarak, başta bülbül-ü gül ve her neviden bir nevi bülbül intihab edilmiş ve onların nağamatı dahi nebatatın en güzellerinin başlarında hoşâmedî nevinden tesbihkârane bir hüsn-ü istikbaldir, bir alkışlamadır.

    Aynen bunun gibi sebeb-i hilkat-i eflâk ve vesile-i saadet-i dâreyn ve Habib-i Rabbü’l-âlemîn olan Zat-ı Muhammed-i Arabî aleyhissalâtü vesselâma karşı, nasıl ki melâike nevinden Hazret-i Cebrail aleyhisselâm kemal-i muhabbetle hizmetkârlık ediyor; melâikelerin Hazret-i Âdem aleyhisselâma inkıyad ve itaatini ve sırr-ı sücudunu gösteriyor; öyle de ehl-i cennetin hattâ cennetin hayvanat kısmının dahi o zata karşı alâkaları, bindiği Burak’ın hissiyat-ı âşıkanesiyle ifade edilmiştir.

    İkinci Nükte

    Mi’rac-ı Nebeviyedeki maceralardan birisi: Cenab-ı Hakk’ın Resul-i Ekrem aleyhissalâtü vesselâma karşı muhabbet-i münezzehesi, “Sana âşık olmuşum.” tabiriyle ifade edilmiş. Şu tabirat, Vâcibü’l-vücud’un kudsiyetine ve istiğna-i zatîsine, mana-yı örfî ile münasip düşmüyor. Madem Süleyman Efendi’nin Mevlid’i, rağbet-i âmmeye mazhariyeti delâletiyle o zat, ehl-i velayettir ve ehl-i hakikattir; elbette irae ettiği mana sahihtir. Mana da budur ki:

    Zat-ı Vâcibü’l-vücud’un hadsiz cemal ve kemali vardır. Çünkü bütün kâinatın aksamına inkısam etmiş olan cemal ve kemalin bütün envaı, onun cemal ve kemalinin emareleri, işaretleri, âyetleridir.

    İşte herhalde cemal ve kemal sahibi, bilbedahe cemal ve kemalini sevmesi gibi Zat-ı Zülcelal dahi cemalini pek çok sever. Hem kendine lâyık bir muhabbetle sever. Hem cemalinin şuâatı olan esmasını dahi sever. Madem esmasını sever, elbette esmasının cemalini gösteren sanatını sever. Öyle ise cemal ve kemaline âyine olan masnuatını dahi sever. Madem cemal ve kemalini göstereni sever, elbette cemal ve kemal-i esmasına işaret eden mahlukatının mehasinini sever. Bu beş nevi muhabbete, Kur’an-ı Hakîm âyâtıyla işaret ediyor.

    İşte Resul-i Ekrem aleyhissalâtü vesselâm, madem masnuat içinde en mükemmel ferttir ve mahlukat içinde en mümtaz şahsiyettir.

    Hem sanat-ı İlahiyeyi, bir velvele-i zikir ve tesbih ile teşhir ediyor ve istihsan ediyor.

    Hem esma-i İlahiyedeki cemal ve kemal hazinelerini lisan-ı Kur’an ile açmıştır.

    Hem kâinatın âyât-ı tekviniyesinin, Sâni’inin kemaline delâletlerini, parlak ve kat’î bir surette lisan-ı Kur’an’la beyan ediyor.

    Hem küllî ubudiyetiyle rububiyet-i İlahiyeye âyinedarlık ediyor.

    Hem mahiyetinin câmiiyetiyle bütün esma-i İlahiyeye bir mazhar-ı etem olmuştur.

    Elbette bunun için denilebilir ki Cemil-i Zülcelal, kendi cemalini sevmesiyle o cemalin en mükemmel âyine-i zîşuuru olan Muhammed-i Arabî aleyhissalâtü vesselâmı sever.

    Hem kendi esmasını sevmesiyle o esmanın en parlak âyinesi olan Muhammed-i Arabî aleyhissalâtü vesselâmı sever ve Muhammed-i Arabî aleyhissalâtü vesselâma benzeyenleri dahi derecelerine göre sever.

    Hem sanatını sevdiği için elbette onun sanatını en yüksek bir sadâ ile bütün kâinatta neşreden ve semavatın kulağını çınlatan, berr ve bahri cezbeye getiren bir velvele-i zikir ve tesbih ile ilan eden Muhammed-i Arabî aleyhissalâtü vesselâmı sever ve ona ittiba edenleri de sever.

    Hem masnuatını sevdiği için o masnuatın en mükemmeli olan zîhayatı ve zîhayatın en mükemmeli olan zîşuuru ve zîşuurun en efdali olan insanları ve insanların bi’l-ittifak en mükemmeli olan Muhammed-i Arabî aleyhissalâtü vesselâmı elbette daha ziyade sever.

    Hem kendi mahlukatının mehasin-i ahlâkiyelerini sevdiği için mehasin-i ahlâkiyede bi’l-ittifak en yüksek mertebede bulunan Muhammed-i Arabî aleyhissalâtü vesselâmı sever ve derecata göre ona benzeyenleri dahi sever. Demek Cenab-ı Hakk’ın rahmeti gibi muhabbeti dahi kâinatı ihata etmiş.

    İşte o hadsiz mahbublar içindeki mezkûr beş vechinin her bir vechinde en yüksek makam, Muhammed-i Arabî aleyhissalâtü vesselâma mahsustur ki “Habibullah” lakabı ona verilmiş.

    İşte bu en yüksek makam-ı mahbubiyeti, Süleyman Efendi “Ben sana âşık olmuşum.” tabiriyle beyan etmiştir. Şu tabir, bir mirsad-ı tefekkürdür, gayet uzaktan uzağa bu hakikate bir işarettir. Bununla beraber madem bu tabir, şe’n-i rububiyete münasip olmayan manayı hayale getiriyor; en iyisi, şu tabir yerine: “Ben senden razı olmuşum.” denilmeli.

    Üçüncü Nükte

    Mi’raciye’deki maceralar, malûmumuz olan manalarla o kudsî ve nezih hakikatleri ifade edemiyor. Belki o muhavereler; birer unvan-ı mülahazadır, birer mirsad-ı tefekkürdür ve ulvi ve derin hakaike birer işarettir ve imanın bir kısım hakaikine birer ihtardır ve kabil-i tabir olmayan bazı manalara birer kinayedir. Yoksa malûmumuz olan manalar ile bir macera değil. Biz, hayalimiz ile o muhaverelerden o hakikatleri alamayız; belki kalbimizle heyecanlı bir zevk-i imanî ve nurani bir neşe-i ruhanî alabiliriz.

    Çünkü nasıl Cenab Hakk’ın zat ve sıfâtında nazir ve şebih ve misli yoktur, öyle de şuunat-ı rububiyetinde misli yoktur. Sıfâtı nasıl mahlukat sıfâtına benzemiyor, muhabbeti dahi benzemez. Öyle ise şu tabiratı, müteşabihat nevinden tutup deriz ki: Zat-ı Vâcibü’l-vücud’un vücub-u vücuduna ve kudsiyetine münasip bir tarzda ve istiğna-i zatîsine ve kemal-i mutlakına muvafık bir surette, muhabbeti gibi bazı şuunatı var ki mi’raciye macerasıyla onu ihtar ediyor. Mi’rac-ı Nebeviyeye dair Otuz Birinci Söz, hakaik-i mi’raciyeyi usûl-ü imaniye dairesinde izah etmiştir. Ona iktifaen burada ihtisar ediyoruz.

    Dördüncü Nükte

    “Yetmiş bin perde arkasında Cenab-ı Hakk’ı görmüş.” tabiri, bu’diyet-i mekânı ifade ediyor. Halbuki Vâcibü’l-vücud mekândan münezzehtir, her şeye her şeyden daha yakındır. Bu ne demektir?

    Elcevap: Otuz Birinci Söz’de mufassalan, bürhanlar ile o hakikat beyan edilmiştir. Burada yalnız şu kadar deriz ki:

    Cenab-ı Hak bize gayet karibdir, biz ondan gayet derecede uzağız. Nasıl ki güneş, elimizdeki âyine vasıtasıyla bize gayet yakındır ve yerde her bir şeffaf şey, kendine bir nevi arş ve bir çeşit menzil olur. Eğer güneşin şuuru olsaydı bizimle âyinemiz vasıtasıyla muhabere ederdi. Fakat biz ondan dört bin sene uzağız. Bilâ-teşbih velâ-temsil; Şems-i Ezelî, her şeye her şeyden daha yakındır. Çünkü Vâcibü’l-vücud’dur, mekândan münezzehtir. Hiçbir şey ona perde olamaz. Fakat her şey nihayet derecede ondan uzaktır.

    İşte mi’racın uzun mesafesiyle, وَ نَح۟نُ اَق۟رَبُ اِلَي۟هِ مِن۟ حَب۟لِ ال۟وَرٖيدِ in ifade ettiği mesafesizliğin sırrıyla hem Resul-i Ekrem aleyhissalâtü vesselâmın gitmesinde, çok mesafeyi tayyederek gitmesi ve ân-ı vâhidde yerine gelmesi sırrı, bundan ileri geliyor. Resul-i Ekrem aleyhissalâtü vesselâmın mi’racı, onun seyr ü sülûkudur, onun unvan-ı velayetidir. Ehl-i velayet, nasıl ki seyr ü sülûk-u ruhanî ile kırk günden tâ kırk seneye kadar bir terakki ile derecat-ı imaniyenin hakkalyakîn derecesine çıkıyor.

    Öyle de bütün evliyanın sultanı olan Resul-i Ekrem aleyhissalâtü vesselâm; değil yalnız kalbi ve ruhu ile belki hem cismiyle hem havassıyla hem letaifiyle kırk seneye mukabil kırk dakikada, velayetinin keramet-i kübrası olan mi’racı ile bir cadde-i kübra açarak hakaik-i imaniyenin en yüksek mertebelerine gitmiş, mi’rac merdiveniyle arşa çıkmış, “Kab-ı Kavseyn” makamında, hakaik-i imaniyenin en büyüğü olan iman-ı billah ve iman-ı bi’l-âhireti aynelyakîn gözüyle müşahede etmiş, cennete girmiş, saadet-i ebediyeyi görmüş, o mi’racın kapısıyla açtığı cadde-i kübrayı açık bırakmış; bütün evliya-yı ümmeti seyr ü sülûk ile derecelerine göre, ruhanî ve kalbî bir tarzda o mi’racın gölgesi içinde gidiyorlar.

    Beşinci Nükte

    Mevlid-i Nebevî ile Mi’raciye’nin okunması, gayet nâfi’ ve güzel âdettir ve müstahsen bir âdet-i İslâmiyedir. Belki hayat-ı içtimaiye-i İslâmiyenin gayet latîf ve parlak ve tatlı bir medar-ı sohbetidir. Belki hakaik-i imaniyenin ihtarı için en hoş ve şirin bir derstir. Belki imanın envarını ve muhabbetullah ve aşk-ı Nebevîyi göstermeye ve tahrike en müheyyic ve müessir bir vasıtadır.

    Cenab-ı Hak, bu âdeti ebede kadar devam ettirsin ve Süleyman Efendi gibi mevlid yazanlara Cenab-ı Hak rahmet etsin, yerlerini cennetü’l-firdevs yapsın, âmin!

    Hâtime

    Madem şu kâinatın Hâlık’ı, her nevide bir ferd-i mümtaz ve mükemmel ve câmi’ halk edip o nev’in medar-ı fahri ve kemali yapar. Elbette esmasındaki ism-i a’zam tecellisiyle, bütün kâinata nisbeten mümtaz ve mükemmel bir ferdi halk edecek. Esmasında bir ism-i a’zam olduğu gibi masnuatında da bir ferd-i ekmel bulunacak ve kâinata münteşir kemalâtı o fertte cem’edip kendine medar-ı nazar edecek.

    O fert herhalde zîhayattan olacaktır. Çünkü enva-ı kâinatın en mükemmeli zîhayattır. Ve herhalde zîhayat içinde o fert, zîşuurdan olacaktır. Çünkü zîhayatın envaı içinde en mükemmeli zîşuurdur. Ve herhalde o ferd-i ferîd, insandan olacaktır. Çünkü zîşuur içinde hadsiz terakkiyata müstaid, insandır. Ve insanlar içinde herhalde o fert Muhammed aleyhissalâtü vesselâm olacaktır. Çünkü zaman-ı Âdem’den şimdiye kadar hiçbir tarih, onun gibi bir ferdi gösteremiyor ve gösteremez.

    Zira o zat, küre-i arzın yarısını ve nev-i beşerin beşten birisini, saltanat-ı maneviyesi altına alarak bin üç yüz elli sene kemal-i haşmetle saltanat-ı maneviyesini devam ettirip bütün ehl-i kemale, bütün enva-ı hakaikte bir “Üstad-ı Küll” hükmüne geçmiş. Dost ve düşmanın ittifakıyla ahlâk-ı hasenenin en yüksek derecesine sahip olmuş. Bidayet-i emrinde, tek başıyla bütün dünyaya meydan okumuş. Her dakikada yüz milyondan ziyade insanların vird-i zebanı olan Kur’an-ı Mu’cizü’l-Beyan’ı göstermiş bir zat, elbette o ferd-i mümtazdır, ondan başkası olamaz. Bu âlemin hem çekirdeği hem meyvesi odur.

    عَلَي۟هِ وَعَلٰى اٰلِهٖ وَصَح۟بِهِ الصَّلَاةُ وَالسَّلَامُ بِعَدَدِ اَن۟وَاعِ ال۟كَائِنَاتِ وَ مَو۟جُودَاتِهَا

    İşte böyle bir zatın mevlid ve mi’racını dinlemek, yani terakkiyatının mebde ve müntehasını işitmek, yani tarihçe-i hayat-ı maneviyesini bilmek, o zatı kendine reis ve seyyid ve imam ve şefî telakki eden mü’minlere; ne kadar zevkli, fahirli, nurlu, neşeli, hayırlı bir müsamere-i ulviye-i diniye olduğunu anla.

    Yâ Rab! Habib-i Ekrem aleyhissalâtü vesselâm hürmetine ve ism-i a’zam hakkına, şu risaleyi neşredenlerin ve rüfekasının kalplerini, envar-ı imaniyeye mazhar ve kalemlerini esrar-ı Kur’aniyeye nâşir eyle ve onlara sırat-ı müstakimde istikamet ver, âmin!

    سُب۟حَانَكَ لَا عِل۟مَ لَنَٓا اِلَّا مَا عَلَّم۟تَنَٓا اِنَّكَ اَن۟تَ ال۟عَلٖيمُ ال۟حَكٖيمُ

    اَل۟بَاقٖى هُوَ ال۟بَاقٖى

    Said Nursî