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("'''Vierte Fragestellung:''' '''Man sollte Wohltaten (ni'met), die man aus gutem Grund in die Hände bekommt, nicht den Ursachen (esbab), die dazu geführt haben, in Rechnung stellen.'''" içeriğiyle yeni sayfa oluşturdu) |
("سُبْحَانَكَ لاَعِلْمَ لَنَاۤ اِلاَّ مَاعَلَّمْتَنَاۤ اِنَّكَ اَنْتَ الْعَلِيمُ الْحَكِيمُ {"Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise." (Sure 2, 32)}" içeriğiyle yeni sayfa oluşturdu) |
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405. satır: | 405. satır: | ||
'''Man sollte Wohltaten (ni'met), die man aus gutem Grund in die Hände bekommt, nicht den Ursachen (esbab), die dazu geführt haben, in Rechnung stellen.''' | '''Man sollte Wohltaten (ni'met), die man aus gutem Grund in die Hände bekommt, nicht den Ursachen (esbab), die dazu geführt haben, in Rechnung stellen.''' | ||
Wenn eine solche Ursache keinen eigen Willen (ihtiyar) hat, wie z.B. ein Tier oder ein Baum, führt es die Gnadengaben (ni'met) Gottes unmittelbar auf Gott den Gerechten zurück. Da sie nun einmal unausgesprochen بِسْمِ اللّٰهِ (= im Namen Gottes) sagt, und sie dir dann gibt, solltest auch duبِسْمِ اللّٰهِ sagen und sie in Gottes Namen annehmen. | |||
Wenn diese Ursache einen freien Willen hätte (ihtiyar sahibi), müsste sie auch بِسْمِ اللّٰهِ sagen können. Danach solltest du sie annehmen; so nicht, solltest du sie auch nicht annehmen. Denn neben der ausdrücklichen Bedeutung der Ayah: وَلاَ تَاْكُلُوا مِمَّا لَمْ يُذْكَرِ اسْمُ اللّٰهِ عَلَيْهِ {"Esst nicht von dem, worüber der Name Gottes nicht ausgesprochen worden ist!" (Sure 6, 121)} gibt es noch eine indirekte Bedeutung, und diese ist folgende: "Esst nicht von solchen Gnadengaben (ni'met), die nicht den wahren Geber aller guten Gaben (Mun'im-i Haqiqi) in Erinnerung rufen und nicht in Seinem Namen gegeben worden sind!" | |||
Weil dies aber so ist, sollte sowohl der, der etwas gibt بِسْمِ اللّٰهِ sagen, als auch der, der etwas annimmt بِسْمِ اللّٰهِ sagen. Sagt er es nicht, du aber siehst dich gezwungen, es dennoch anzunehmen, sage: بِسْمِ اللّٰهِ und schaue auf die Hand der göttlichen Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye) über ihm, küsse sie in Dankbarkeit (shukur), und nimm es an. Also lenke deine Blicke von der Gnadengabe (nimet) auf den Akt des Gebens (in'am) und lenke dann deine Gedanken von diesem Akt des Gebens (in'am) auf den wahren Geber aller Guten Gaben (Mun'im-i Haqiqi). Diese Art zu denken ist auch eine Art zu danken (shukur). Danach magst du noch, so du willst, für den offensichtlichen Mittler ein Gebet (dua) sprechen. Denn durch seine Hand wurde dir diese Gnadengabe (nimet) überbracht. | |||
Was diejenigen, welche die offensichtlichen Ursachen anbeten, so täuscht, sind die beiden Dinge, die entweder zusammenkommen oder beieinander sind, was man als eine '''"Übereinkunft (iqtiran)"''' bezeichnet; '''das heißt, sie stellen sich vor, dass sie einander bedingen.''' | |||
Wenn nun zudem das Fehlen (adem) eines Dinges die Ursache dafür ist, dass eine Spende (ni'met) nicht zu Stande kommt, denkt man, dass die Anwesenheit (vudjud) dieses Dinges auch der Grund für das zu Stande kommen der Spende (ni'met) ist. Wer aber nun seine Huldigung (minnet) und seine Dankbarkeit (shukr) diesem Dinge darbringt, begeht einen Fehler. Denn das zu Stande kommen (vudjud) einer Gnadengabe (ni'met) ist das Ergebnis aller Bedingungen und Umstände dieser Gnadengabe, während das Ausbleiben (adem) einer Spende (ni'met) dadurch zu Stande kommen kann, dass eine einzige Bedingung nicht erfüllt (ademiyle) ist. | |||
Zum Beispiel: | |||
Ein Mann, der den Bewässerungskanal einer Gartenanlage nicht öffnet, ist Grund (illet) und Ursache (sebeb) dafür, dass der Garten austrocknet und keine Früchte mehr bringt. Doch das Gedeihen von Früchten in diesem Garten ist von hunderterlei Bedingungen abhängig, neben den Pflichten dieses Mannes. Und die Früchte treten ins Dasein durch die Macht und den Willen ihres Herrn (qudret ve irade-i Rabbani), der ihren wahre Ursache (illet-i haqiqi) bestimmt. | |||
So verstehe denn nun, wie deutlich doch der Irrtum jener Spiegelfechter ist und wie verkehrt jene handeln, die die Ursachen (esbab) anbeten! | |||
'''So ist denn in der Tat die Übereinkunft (iqtiran) das eine und die Ursache (illet) das andere.''' Du empfängst z.B. eine Gnadengabe (ni'met). '''Die Absicht (niyet) einer Person, sie dir zukommen zu lassen, ermöglicht eine Übereinkunft, ist aber nicht die Ursache dieser Gnadengabe. Ursache (illet) war die göttliche Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye).''' Hätte der Mann nicht die Absicht (niyet) gehabt, dir die Gnadengabe zukommen zu lassen, würdest du sie in der Tat nicht empfangen haben und er wäre dann der Grund, der das Fehlen dieser Gnadengabe (ni'metin ademi) verursachte. '''Doch infolge der obigen Regel, kann der Wunsch, zu schenken (meyl-i ihsan) nicht der Grund (illet) für das Geschenk (nimet) sein. Er kann nur eine von Hunderten von Bedingungen dafür sein.''' | |||
Zum Beispiel: | |||
Einige derer, die unter den Schülern der Risale-i Nur (wie Husrev und Re'fet), welche die Gnadengaben Gottes des Gerechten empfangen hatten, haben Übereinkunft (iqtiran) und Ursache (illet) miteinander verwechselt und sind deshalb ihrem Meister überaus dankbar gewesen. Doch Gott der Gerechte hat Seine Gnadengabe (ni'met) - aus dem Unterricht am Qur'an ihren Nutzen ziehen zu können - die er ihnen erwiesen hat und die Gnadengabe (ni'met) der Unterweisung, die Er ihrem Meister erwiesen hat, '''miteinander vereinigt und verbunden (iqtirani illet).''' | |||
So sagen sie: "Wäre unser Meister nicht gekommen, hätten wir diese Unterweisung nicht von ihm empfangen. So ist also seine Unterweisung der Grund (illet) für den Nutzen (den wir daraus gezogen haben)." | |||
Ich aber sage: | |||
'''"Oh meine Brüder! Die Gnadengaben Gottes des Gerechten, die Er mir und euch erwiesen hat, sind gemeinsam angekommen. Der Grund (illet) für beide Gnadengaben ist Gottes Barmherzigkeit.''' Auch ich habe so wie ihr manchmal die Übereinkunft (iqtiran) mit der Ursache (illet) verwechselt und viel Dankbarkeit gegenüber den Hunderten Schülern der Risale-i Nur mit ihren diamantenen Schreibfedern empfunden. Ich wollte dann sagen: "Wären sie nicht für mich da gewesen, wie hätte dann gleich mir, ein armer, halbgebildeter Mensch, diesen Dienst verrichten können?" Dann aber begriff ich, dass Er mir den Erfolg in meinem Dienst schenkte, nachdem ihr mir mit eurer Feder diesen heiligen Dienst erwiesen hatte. '''Er hat beides miteinander verbunden (iqtiran). Sie waren aber nicht eine des anderen Ursache (illet).''' Ich danke euch nicht; ich gratuliere euch aber. Und auch ihr solltet für mich beten und mir gratulieren, anstatt mir dankbar zu sein." | |||
Aus dieser "Vierten Fragestellung" lässt sich nun verstehen, wie viele verschiedene Abstufungen der Gottvergessenheit (ghaflet) es gibt. | |||
Fünfte Fragestellung: | |||
Wollte man z.B. das Eigentum der Gemeinschaft einem einzelnen Menschen geben, so wäre das unrecht. Wollte in ähnlicher Weise jemand Hand an eine karitative Einrichtung legen, die doch der Gemeinschaft gehört, so tut er damit ein Unrecht. Wenn jemand in ähnlicher Weise dem Leiter oder Meister einer Gemeinschaft die Ergebnisse der Arbeit dieser Gemeinschaft, oder die Ehre, oder die Verdienste ihrer guten Werke zuschreiben wollte, so wäre das ein Unrecht sowohl gegenüber der Gemeinschaft als auch gegenüber dem Leiter oder Meister, denn es schmeichelt seinem Stolz (gurur) und stärkt noch seinen Egoismus (enaniyet). Während er doch nur der Pförtner ist, hält er sich selbst dann für einen König. Aber er tut auch sich selber Unrecht. Ja er öffnet sogar den Weg zu einer Art unbewussten Abgötterei (shirk-i khafiye). Der General, der eine Festung erobert, kann in der Tat nicht die Beute, den Sieg und die Ehre für sich beanspruchen, die seiner Armee zukommen. | |||
'''Der Meister (Ustadh) und geistliche Führer (Murshid) sollte nicht als die Quelle (menba) und der Ursprung (masdar = Subjekt), sondern vielmehr als ein Spiegelreflex, eine Art Verkörperung angesehen werden. Zum Beispiel:''' Licht und Hitze gelangen zu dir mit Hilfe eines Spiegels. Wenn du nun aber vergisst, dass die Sonne deren Ursprung ist und du dem Spiegel dankbar wärest statt der Sonne, so wäre das irrsinnig. Der Spiegel sollte in der Tat erwähnt werden, denn in ihm erscheint (mazhar) ja die Sonne. | |||
''' | So gleichen denn Herz und Verstand (ruh) des Lehrers (Murshid) einem solchen Spiegel. Er ist der Reflektor jenes Segens, der von Gott dem Gerechten ausgeht. Er (der Murshid) ist das Werkzeug, mit dessen Hilfe Er (= Gott) sich in seinen Schülern (Muried) widerspiegelt. Er sollte ihm im Hinblick auf diesen Segen keinen höheren Status einräumen als den eines Mittlers. | ||
Ja es geschieht manchmal sogar, dass ein Ustadh, den man für die Quelle hält, weder die Reflexion (mazhar) noch der Reflektor (masdar) ist. | |||
Vielmehr glaubt einer seiner Schüler der Segen, den er empfängt, entsprechend der Reinheit seiner Aufrichtigkeit (ikhlas), der Stärke seiner Verbundenheit und der Begrenztheit seiner Sichtweise, käme aus dem Geist des Spiegels seines Ustadh, so wie einige Leute kraft ihrer magnetischen Ausstrahlung ein Fenster zur Welt der Gleichnisse (alem-i misal) öffnen, indem sie aufmerksam in einen Spiegel starren und dann wunderbare und seltsame Dinge darin erblicken. Doch sie sind nicht in dem Spiegel. Indem sie ihre Aufmerksamkeit auf den Spiegel richten, öffnet sich in ihrer Imagination (hayal) außerhalb des Spiegels ein Fenster, worin sie dann derartige Dinge erblicken. Es ist aus diesem Grund, dass manchmal ein aufrichtiger Schüler weiter fortgeschritten ist als sein etwas beschränkter Scheikh. Er kehrt dann zurück, leitet seinen Scheikh und wird so der Scheikh seines Scheikhs. | |||
< | <span id="ON_DÖRDÜNCÜ_NOTA"></span> | ||
== | ==Vierzehnte Notiz== | ||
Besteht aus "Vier kurzen Hinweisen" auf die Einheit Gottes (Tauhid). | |||
'''Erster Hinweis:''' | |||
''' | '''Oh du Anbeter der Ursachen!'''Du erblickst einen wunderbaren Palast, der aus einzigartigen Juwelen erbaut wurde und der sich noch im Bau befindet. Einige dieser Juwelen, die zum Bau verwendet werden, findet man nur in China, andere in Andalusien, wieder andere im Jemen, während man einige von ihnen ausschließlich in Sibirien findet. Wenn du nun siehst, wie es gebaut wird und wie dabei alle diese kostbaren Steine am selben Tag von Norden, Süden, Osten, Westen gesammelt und herbeigeschafft werden, würdest du dann etwa noch daran zweifeln, dass der Baumeister, der dieses Schloss erbaut, ein Wundertäter ist, der die ganze Welt regiert? | ||
So gleicht denn auch ein jedes Tier einem solchen göttlichen Palast. Besonders der Mensch ist das schönste Exemplar in diesem Schloss und das wunderbarste Wesen in diesem Palast. Einige der Juwelen dieses Palastes, den man "Mensch" nennt, kommen aus der Welt der Geister (alem-i ervah), einige aus der Welt der Abbildungen und Beispiele (alem-i misal) und aus der Wohlverwahrten Tafel (Lauh-i Mahfudh), wieder andere aus der Welt der Lüfte und der Winde, aus der Welt des Lichtes oder aus einer der Welten anderer Elemente. Und so ist auch er ein solch wunderbarer Palast, dessen Bedürfnisse sich bis in die Ewigkeit hinein ausstrecken und dessen Hoffnungen sich über alle Regionen der Himmel und der Erde ausstrecken und der seine Verbindungen und Interessen mit allen Epochen in dieser und in jener Welt hat. | |||
'''Wohlan denn, oh Mensch, der du dich selbst für einen Menschen hältst!''' Da deine wahre Natur (mahiyet) nun einmal so beschaffen ist, kann Der, welcher dich erschaffen hat, nur einer sein, für Den diese und jene Welt eine Wohnstatt, Erde und Himmel eine Seite sind, Der über Zeit und Ewigkeit (ezel ve ebed) wie über Gestern und Morgen herrscht. Da dies aber nun einmal so ist, kann des Menschen wahrhaft Angebeteter (ma'bud), sein Zufluchtsort, sein Erlöser, nur Der sein, Der die Erde und die Himmel regiert (hükmeder) und die Zügel über diese und die künftige Welt in Seinen Händen hält (mâlik). | |||
'''Zweiter Hinweis:''' | |||
''' | '''Es gibt da noch einige Toren, die, weil sie die Sonne nicht wahrnehmen können, beginnen, wenn sie sie in einem Spiegel erblicken, sich in ihren Spiegel zu verlieben.''' Sie versuchen nun Ihn mit sehr viel innerer Bewegung zu bewahren und zu erhalten, damit die Sonne in ihm nicht verloren gehe. Wann immer ein solcher Tor sich realisiert, dass die Sonne mit dem Tode des Spiegels nicht stirbt und nicht verloren geht, wenn der Spiegel zerbricht, so wendet er all seine Liebe der Sonne im Himmel zu. Er versteht nun, dass die Sonne, die er im Spiegel erblickt hatte, von diesem Spiegel nicht abhängig ist. Es ist vielmehr die Sonne, die den Spiegel in seiner Funktion erhält und ihm zu seinem Glanz und seinem Licht verhilft. Der Fortbestand der Sonne ist nicht von dem Spiegel abhängig, vielmehr ist der Fortbestand des lebendigen Glanzes in dem Spiegel abhängig von der Erscheinung der Sonne. | ||
'''Oh Mensch! Dein Herz, deine Identität und deine Natur (mahiyet) sind dieser Spiegel.''' Diese intensive Liebe zur Beständigkeit (muhabbet-i beqa), wie sie sich in deiner Natur (fitra) und in deinem Herzen finden, sollte nicht deinem Spiegel, nicht deinem Herzen und auch nicht deiner Natur (mahiyet) gehören, sondern dem Aufscheinen des Beständigen in Seiner Majestät (Baqi-i Dhu'lDjelal), dessen Manifestation der Widerschein in deinem Spiegel ist, entsprechend dessen Fähigkeit (istidad). Doch auf Grund deiner Torheit richtet sich das Antlitz deiner Liebe auf andere Orte. | |||
Weil dies aber so ist, sage: يَا بَاقِۤى أَنْتَ الْبَاقِى {"Oh Beständiger! Du bist es, der beständig ist und bleibt."} '''Das heißt: "Da es nun einmal Dich gibt und Du der Beständige bist! Lass nun all das, was Flüchtigkeit und Vergänglichkeit und das Nicht-Sein fordern, an uns geschehen! Es ist nicht von Bedeutung!..."''' | |||
'''Dritter Hinweis:''' | |||
''' | '''Oh Mensch! Der seltsamste Charakterzug (hal), den der Allweise Schöpfer (Fatir-i Hakîm) in deine Natur (mahiyet) hineingelegt hat, ist der:''' Du kannst manchmal deinen Platz in der Welt (dunya) nicht finden. Wie ein Mensch, der in seinem Gefängnis zu ersticken droht und stöhnt: "Ach! Ach!", kriechst du, obwohl du dich doch nach einem weiträumigeren Platz als dieser Erde (dunya) sehnst, in ein winzig kleines Etwas, eine Erinnerung, einen Augenblick hinein und lässt dich darin nieder. Dein Herz und dein Verstand, die in dieser riesig großen Welt keinen Platz finden können, lassen sich in diesem winzig kleinen Etwas nieder. Mit deinen intensivsten Gefühlen wanderst du in diesem kurzen Augenblick, in diesem kleinen Stückchen einer Erinnerung umher. | ||
Und er gab deiner Natur (mahiyet) derartige Werkzeuge des Geistes (manevi) und subtile innere Organe (latifeler), dass einige von ihnen in der Lage wären, die ganze Welt (dunya) zu verschlingen ohne satt zu werden, während andere von ihnen noch nicht einmal ein winzig kleines Stäubchen in sich aufnehmen können. So wie wir es nicht aushalten können, wenn wir auch nur ein Haar im Auge haben, wo doch der Kopf einen Stein im Gewicht von einem Batman (= 8 kg) aushalten kann, so können auch diese feinen innerlichen Organe (letaifler) noch nicht einmal das Gewicht eines Haares vertragen, d.h. einen unbedeutenden Zustand (hal), der aus einer Gottvergessenheit, einem Irrglauben (ghaflet ve dalalet) herrührt. Ja sie gehen manchmal sogar daran zu Grunde und verlöschen. | |||
Weil dies aber nun einmal so ist, nimm dich in Acht, tritt aufmerksam auf und hüte dich, dass du nicht versinkst! Ertrinke nicht in einem Häppchen, einem Wort, einem Korn, einem Funken, einem Wink oder Kuss! Versenke nicht diese großartigen feinen innerlichen Organe (letaifler), die die Welt verschlingen könnten, in ihnen! Denn es gibt ganz kleine Dinge die ganz große Dinge gewissermaßen verschlingen könnten. So wie der Himmel mit all seinen Sternen in ein kleines Stückchen Glas eingehen und darin ertrinken kann, die meisten Seiten deiner Handlungen und Blätter deines Lebens in dein Erinnerungsvermögen, klein wie ein Senfkorn, eingehen können, so gibt es auch ganz kleine Dinge, die solche großen Dinge gewissermaßen verschlingen, verschlucken können. | |||
'''Vierter Hinweis:''' | |||
''' | '''Oh du weltanbetender Mensch!''' Obwohl du dir deine Welt als die große, weite (Welt) vorstellst, gleicht sie doch nur einem engen Grab. Doch da die Wände dieser, einem engen Grab gleichenden Wohnstatt aus Glas sind, spiegeln sie sich ineinander und dehnen sich aus, soweit das Auge reicht. Und obwohl deine Welt so eng ist wie ein Grab, erscheint sie doch so groß wie eine ganze Stadt. Denn obwohl doch die rechte Wand, welche (nach arabischer Schreibweise - A.d.Ü.) die Vergangenheit ist, und die linke Wand, welche die Zukunft ist, nicht existent, gar nicht da sind, so spiegeln sie sich doch ineinander und öffnen ihre Schwingen in eine gegenwärtige Zeit, die nur sehr kurz und eng ist. Wirklichkeit (haqiqat) mischt sich mit Vorstellung (hayal) und du stellst dir eine nicht vorhandene Welt als dein Dasein vor. | ||
So wie eine Linie (in einem Ventilator - A.d.Ü.) in rasche Drehung versetzt als eine breite Fläche erscheint, so ist auch deine Welt, obwohl sie doch nur eine dünne Linie ist, in Wirklichkeit eng. Doch in deiner Unachtsamkeit (ghaflet) und nur illusionären Vorstellung (vehm u hayal) dehnen sich ihre Wände in die Weite aus. Wenn du dich in dieser deiner engen Welt bewegst, stößt du dir deinen Kopf an den engen Wänden, die du doch so weit weg wähntest. Das wird dir deine Illusionen (hayal) vertreiben und deinen Schlaf verbannen. Dann wirst du sehen, dass deine große weite Welt enger als das Grab und noch schmaler als die Brücke (ins Paradies) ist. So vergeht deine Lebensspanne schneller als der Blitz. Dein Leben fließt davon, schneller als ein Sturzbach. | |||
Da nun einmal das weltliche Leben, unser leibliches Dasein und auch das Leben der Tiere so ist, tritt aus diesem animalischen Zustand heraus, lass das Leibliche hinter dir und tritt ein in ein Leben des Herzens und des Geistes (ruh)! Dort wirst du einen Lebensbereich und eine Welt des Lichtes vorfinden, die noch weiter ist als die weite Welt, die du dir bisher vorgestellt hattest. Der Schlüssel zu dieser Welt besteht darin, das Herz die heiligen Worte لاَۤ اِلٰهَ اِلاَّ اللّٰهُ {"Es gibt keine Gottheit außer Gott."} aussprechen zu lassen, die das Geheimnis der Erkenntnis Gottes (marifetullah) und Seiner Gegenwart (vahdaniyet) zum Ausdruck bringen, und den Geist damit zu beschäftigen. | |||
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== | ==Fünfzehnte Notiz== | ||
Es handelt sich um die Ayat | |||
فَمَن۟ يَع۟مَل۟ مِث۟قَالَ ذَرَّةٍ خَي۟رًا يَرَهُ وَمَن۟ يَع۟مَل۟ مِث۟قَالَ ذَرَّةٍ شَرًّا يَرَهُ{"Und wer immer auch nur im Gewicht eines Stäubchens Gutes getan hat, wird es sehen. Und wer immer auch nur im Gewicht eines Stäubchens Böses getan hat, wird es sehen." (Sure 99, 7-8)} welche auf die vollendete Erscheinung des Namens '''"Beschützer (Hafîz)"''' hinweist. Wenn du einen Beweis für die Wahrheit des Allweisen Qur'an suchst, betrachte die Seiten des Buches des Universums, das auf der Matrize des Offenkundigen Buches (Kitab-i Mubin) geschrieben wurde und du wirst jene gewaltige Manifestation des Namens "der Beschützer (Hafîz)" finden und andere Dinge, die in vielerlei Hinsicht der großen Wahrheit dieser ehrenwerten Ayat entsprechen. | |||
So nimm z.B. eine Hand voll verschiedener Samenkörner verschiedener Bäume, Blumen und Gräser. Dann nimm diese Hand voll von all diesen unterschiedlichen, so gegensätzlich aussehenden Samenkörnern, von denen jedes anders (gestaltet ist) und einer anderen Sorte Blumen, Bäume oder Gräser (zugehört) und säe sie aus, vergrabe also diese kleinen Kästchen im Dunkeln in dunkler, einfacher, wie leblos erscheinender Erde. Dann bewässere sie mit einem einfachen Wasser, das weder Form, Farbe noch Gestalt kennt noch unterscheidet und geht, wohin du es wendest! | |||
Nun komm zur Frühlingszeit, der Zeit der jährlich wiederkehrenden Auferstehung zurück! Und siehe da und beobachte genau, wie nun im Frühling, wenn der Israfilgleiche Engel des Donners den Regen ruft, so als blase er die Posaune des Jüngsten Gerichts, und so in dieser Zeit mit einer Guten Nachricht den Geist (ruh) in die Samen bläst, die unter der Erde begraben liegen, und du wirst sehen, wie diese Saaten, so sehr sie doch einander gleichen, miteinander vermengt und vermischt sind, in vollkommener Hingabe und ohne einen Fehler dem Kommando dessen folgen, der ihnen unter dem Namen "der Bewahrer (Hafîz)" erscheint, (dem Kommando) das von dem Allweisen Schöpfer (Fatir-i Hakîm) ausgeht und so dem Gesetz der Natur (evamir-i tekvini) gehorchen. Sie folgen ihm und wachsen mit einer solchen Präzision (taufiq), dass in ihrem Wachstum ein geradezu (erstaunliches) Bewusstsein (shuur), Einsicht (basiret) und Absicht (qasd), Wille (irade), Wissen (ilm), Vollkommenheit (kemal) und Weisheit (hikmet) strahlend (wie die Sonne) sichtbar wird. | |||
Denn du siehst, wie auf einmal alle diese einander gleichenden sich voneinander trennen und voneinander unterscheiden. So ist z.B. aus diesem kleinen Samenkörnchen inzwischen ein Feigenbaum geworden, der gerade damit begonnen hat, die Gnadengaben (ni'met) seines Allweisen Schöpfers (Fatir-i Hakîm) über unseren Köpfen auszubreiten. Er teilt sie aus, streckt sie uns mit seinen Händen entgegen. Und siehe einmal diese beiden Samenkörner, die oberflächlich betrachtet genau gleich aussehen. Das eine von ihnen hat eine Pflanze hervorgebracht, die wir eine Sonnenblume nennen, das andere eine Hortensie, so wie wir sie überall antreffen. Sie haben sich für uns geschmückt. Sie lächeln uns an und möchten von uns geliebt werden. Und jene Sorte Kerne dort hat schöne Früchte hervorgebracht. Erst sprossten ihre Keime (aus der Erde), dann wurden sie zu Bäumen. Der köstliche Geschmack (ihrer Früchte), ihr Duft, ihre (schöne) Form lässt uns das Wasser im Mund zusammen laufen. Sie laden uns zu sich ein und opfern sich für ihre Gäste, um von ihrer vegetabilen Lebensstufe zur animalischen Lebensstufe aufzusteigen. Und so weiter... Finde noch weitere Beispiele! | |||
Diese Saatkörner entwickelten sich in der Weise, dass eine einzige Hand voll von ihnen einem Garten voll von Bäumen und Blumen gleich wurden. Und in ihm fand sich kein Fehler und kein Irrtum. Dies zeigt das Geheimnis von فَارْجِعِ الْبَصَرَ هَلْ تَرٰى مِنْ فُطُورٍ {"Wende noch einmal deinen Blick! Erkennst du irgendeinen Fehler?" (Sure 67, 3)} | |||
Jedes Samenkorn bewahrt ohne jede Verwechslung und zeigt durch die Erscheinungsform des Namens "der Bewahrer (Hafîz)" und durch Seine Güte (ihsan) ohne irgendeinen Fehler das Erbgut, dass es von seinem Vater und durch seinen Ursprung empfangen hat. | |||
So ist dies denn ein absolut sicherer Hinweis, dass der Bewahrer (Hafîz), der all diese zahllosen Werke verrichtet, damit die überwältigende Erscheinung Seiner Bewahrung und Erhaltung (= hafîziyet) bei der Auferstehung und Wiederversammlung darstellen möchte.Die Erscheinung dieser Bewahrung (hafîziyet) eines unbedeutenden, flüchtigen, nur vorübergehenden Zustands, die in der Tat in hohem Grade ohne Fehler und Mängel ist, ist ein sicheres Zeugnis dafür, dass die Werke und Taten, die Worte, die Tugenden (hassenat) und die Laster (seyyiat) des Menschen, der ein Träger des Unterpfandes eines Großen Vertrauens (emanet-i kubra) und Kalif auf Erden ist, was seine Auswirkungen auf ewig hat und von großer Bedeutung ist, sorgfältig aufbewahrt und später einmal in Rechnung gestellt werden. | |||
Ja glaubt denn der Mensch etwa, er bliebe ganz allein sich selbst überlassen? Keineswegs!... Der Mensch ist für die Ewigkeit bestimmt, für die ewige Glückseligkeit oder eine beständige Qual. Er wird für alle seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden, mögen sie nun klein oder groß sein, mögen es ihre viele oder wenige sein: er wird für sie entweder eine Belohnung oder seine Bestrafung erfahren. | |||
So sind denn die Zeugnisse für die großen Erscheinungsweisen der Erhaltung und Bewahrung (= hafîziyet) und für die Wahrheit dieser Ayah ohne Zahl und Berechnung. Zeugnisse, die wir (in der Abhandlung) zu dieser Fragestellung angeführt haben, sind also nur ein Tropfen aus dem Ozean und nur ein Atom von einem Berg. | |||
سُبْحَانَكَ لاَعِلْمَ لَنَاۤ اِلاَّ مَاعَلَّمْتَنَاۤ اِنَّكَ اَنْتَ الْعَلِيمُ الْحَكِيمُ | |||
{"Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise." (Sure 2, 32)} | |||
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