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("In Anbetracht dieses durch den Willen Gottes Wirklichkeit gewordenen Vorfalls (qader-i Ilahi) entsprechend der Gerechtigkeit Seines Vorauswissens (adalet-i qadr) hat ein Teil der neu (hinzugekommenen) Schüler versucht, mit der Risale-i Nur weltliche Geschäfte zu machen, was mit dem Geheimnis der Aufrichtigkeit (sirr-i ikhlas) nicht in Übereinstimmung zu bringen ist, sie aber statt dessen mit selbstsüchtigen Gegnern konfrontierte. Sie hatten von irgen..." içeriğiyle yeni sayfa oluşturdu) |
("===Mein lieber getreuer Bruder Re'fet Bey!===" içeriğiyle yeni sayfa oluşturdu) |
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78. satır: | 78. satır: | ||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
Zu einer Zeit, als ich infolge der Auswirkungen dieses Ereignisses mich mit großem Ernst und in aller Bestimmtheit dazu entschloss, mich von ganzem Herzen für meine unschuldigen Brüder einzusetzen und nun nach einer Lösung (für dieses Problem) suchte, las ich die "Djeldjelutiye". Da kam mir plötzlich der Gedanke, dass ja dort Imam Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, betet: "Oh Herr, habe Mitleid (aman) mit uns!" Möge Gott es so wollen (insha-a'llah), dass auch ihr im Geheimnis dieser Anrufung (dua) in Frieden entlassen werdet. | |||
In seinen '''"Qasidat-ul Djeldjelutiye"''' berichtet uns '''Hasret Ali''', mit dem Gott zufrieden sein möge, in der Tat auf zwei verschiedene Arten über die Risale-i Nur und weist auf "Das Große Zeichen" hin, indem er sagt: وَ بِالْاٰيَةُ الْكُبْرٰى اَمِنِّى مِنَ الْفَجَتْ {"Und durch 'Das Große Zeichen' errette mich vor Unheil und Trübsaal!"} Mit dieser Andeutung weist er darauf hin, dass ein großes Unheil die Schüler der Risale-i Nur aufgrund des "Großen Zeichens" überkommen werde und fleht, dass doch seine Schüler um des "Großen Zeichens" willen aus Unheil und فَجَتْ {"Trübsaal"} gerettet (aman) werden mögen. So macht er diese Abhandlung (Risalah) und die ihr zugrunde liegende Quelle (= Ayah 17,44) zu ihrem Fürsprecher. So war denn die Drucklegung des "Großen Zeichens" der Vorwand für das Unheil, das daraus folgte und bestätigte in der Tat genau diesen Hinweis aus dem Verborgenen. | |||
Ferner heißt es dort in dieser Kasside auf der gegenüberliegenden Seite, am Ende des Hinweises auf die bedeutendsten Abschnitte der Risale-i Nur und ihrer Anordnung sinngemäß: | |||
وَ تِلْكَ حُرُوفُ النُّورِ فَاجْمَعْ خَوَاصَّهَا * وَ حَقِّقْ مَعَانِيهَا بِهَا الْخَيْرُ تُمِّمَتْ | |||
وَ | {"Von den Worten des Lichtes sammle die besonderen und erforsche ihre Bedeutungen. Denn durch sie wird das Gute erfüllt."} | ||
Das heißt also: "Dieses sind die Worte und Buchstaben (huruf) der Risale-i Nur, auf die wir verschiedene Hinweise gegeben haben. Lies die besonderen unter ihnen heraus und erforsche ihre Bedeutungen. Denn alles Glück und alles Gute wird durch sie vervollkommnet." Die Aufforderung: "Erforsche die Bedeutung der Buchstaben (huruf)!" bezieht sich nicht auf die alphabetische Reihenfolge der Buchstaben, die keinen Sinn ergibt, sondern auf die Abhandlungen (risalah), die auf Türkisch "Sözler", d.h. arabisch "kelimat" (= Worte) oder auch "bi-l'huruf" (= buchstäblich, wörtlich) genannt werden. | |||
لَا يَع۟لَمُ ال۟غَي۟بَ اِلَّا اللّٰهُ | لَا يَع۟لَمُ ال۟غَي۟بَ اِلَّا اللّٰهُ | ||
{"Niemand kennt das Verborgene außer Gott."} | |||
رَبَّنَا لَا تُؤَاخِذ۟نَٓا اِن۟ نَسٖينَٓا اَو۟ اَخ۟طَا۟نَا | رَبَّنَا لَا تُؤَاخِذ۟نَٓا اِن۟ نَسٖينَٓا اَو۟ اَخ۟طَا۟نَا | ||
{"Unser Herr! Ziehe uns nicht zur Rechenschaft, wenn wir vergesslich waren oder uns versehen haben!" (Sure 2, 286)} | |||
'''Said Nursî''' | '''Said Nursî''' | ||
< | <span id="Aziz,_sıddık_kardeşim_Re’fet_Bey!"></span> | ||
=== | ===Mein lieber getreuer Bruder Re'fet Bey!=== | ||
Deinen intelligenten Fragen gegenüber kann ich nicht gleichgültig bleiben, denn sie sind die Schlüssel zu jenen bedeutsamen Weisheiten, die in dem Teil der Risale-i Nur enthalten sind, der "Mektubat (Briefe)" genannt wird. Eine kurze Antwort darauf ist die folgende: | |||
Da der Qur'an eine Ansprache (hutbe) aus urewigen Zeiten ist und mit allen Schichten der Menschheit und mit den verschiedensten Gruppen von Menschen des Dienstes und der Anbetung spricht, müssen sich in ihm sicherlich auch die verschiedensten Möglichkeiten der Auslegung und viele Stufen zu einer alles umfassenden Bedeutung finden lassen. Einige Kommentatoren haben nur die allgemein gebräuchliche oder die ganz offensichtliche oder die direkt abgeleitete (vadjib) oder die einer beständigen Tradition (sunnah) entsprechende Bedeutung ausgewählt. | |||
So erwähnen sie z.B. im Zusammenhang mit der Ayah | |||
وَ مِنَ الَّيْلِ فَسَبِّحْهُ {"...und preise Ihn in der Nacht." (Sure 52, 49)} die zwei Rekat des Tahadjjud-Gebetes (um Mitternacht) als eine bedeutsame Tradition (sunnah) und für die Ayah إِدْبَارَ النَّجُومِ {"...beim Verblassen der Sterne." (Sure 52, 49)} den festen Brauch (sunnah) eines Gebetes am frühen Morgen (sabah fedjr). Doch gibt es noch eine ganze Anzahl weiterer Möglichkeiten der Auslegung, als nur die einer zunächst auf der Hand liegenden Bedeutung. Mein Bruder, unser Gespräch miteinander ist noch nicht abgebrochen! | |||
< | <span id="Aziz,_sıddık_kardeşlerim!"></span> | ||
=== | ===Meine lieben, getreuen Brüder!=== | ||
Ich hatte gerade das Mittagsgebet (dhuhr) verrichtet, da geschah es während der Tesbihat-Gebete, dass ich mich wieder daran erinnerte, wie traurig ihr vielleicht alle seid, wenn ihr (an eure Lage hier) und die eurer Familien zuhause denkt. Da stieg in meinem Herzen der Gedanke auf: | |||
würden diejenigen, welche in alter Zeit das Leben in der jenseitigen Welt (akhira) dem Leben in dieser Welt (dunya) vorzogen und ihr Leben damit verbrachten, sich in Höhlen und an anderen Stätten der Askese durch Fasten und Gebet vor den Sünden im gesellschaftlichen Leben zu retten und für das Leben im Jenseits vorzubereiten, hier und heute leben: sie wären Schüler der Risale-i Nur. Sicherlich sind diejenigen, die hier unter den heutigen Bedingungen leben müssen, hundertmal bedürftiger, als sie es damals waren und können zehnmal mehr Verdienste (fadilet) erwerben und können das zehnmal leichter tun. | |||
< | <span id="Aziz,_mübarek_kardeşlerim!"></span> | ||
=== | ===Meine lieben, gesegneten Brüder!=== | ||
Sehr viele Grüße (selam = Friede)... In meiner Heimat pflegten wir früher am Arafat-Tag tausendmal die Sure Ikhlas zu rezitieren. Heute kann ich sie am Tag zuvor fünfhundertmal und an Arafat noch einmal fünfhundertmal rezitieren. Wer es sich zutraut, kann sie natürlich alle auf einmal rezitieren. Ich kann euch zwar nicht sehen und nicht persönlich mit euch konferieren. Doch kann ich die meiste Zeit in meinen Gebeten (dua) mit jedem einzelnen von euch, und manchmal sogar namentlich, Gemeinschaft (sohbet) pflegen. | |||
< | <span id="Aziz,_sıddık_kardeşlerim!"></span> | ||
=== | ===Meine lieben, getreuen Brüder!=== | ||
Ich schätze, dass bis heute zwei bedeutende Persönlichkeiten aus der gesegneten Gruppe im Kreis um die Lichtfabrik (Nur fabrikasi) gerettet worden sind. Dieser Kreis, diese Gruppe hat in der Tat in sechs, sieben Jahren mit einem solchen Erfolg (fatih) gearbeitet, als wären es zwanzig, dreißig Jahre gewesen. So als wäre es eine Erinnerung an ihre prachtvollen Schreibstifte, ist ihr Dienst doch noch nicht zu Ende, sondern bewirkt, dass an ihrer Stelle ihre Verdienste im Buch ihrer guten Taten eingeschrieben stehen. Ja, die "Hisb-i Nuri" hat sogar einen solch machtvollen Sieg (futuhat) bewirkt und ist zu so bedeutenden Plätzen gelangt, dass es ist, als wären die, welche sie veröffentlicht haben, noch stets am Werk. Ich dachte schon, dass auch Hafiz Mustafa, so wie der erste von den beiden, der so hart gearbeitet hat und noch immer fleißig ist, schon draußen wäre. Ich habe nur einmal gehört: "Auch er ist hier." Doch tröste ich mich stets in dem Gedanken, dass es vielleicht ein anderer sein könnte. | |||
< | <span id="Aziz_kardeşlerim!"></span> | ||
=== | ===Meine lieben Brüder!=== | ||
Heute Morgen (sabah), als ich noch die Tesbihat betete, ergriff mich plötzlich Mitleid mit Hafiz Taufiq. Ich erinnerte mich daran, dass dies nun schon das zweite Mal ist, dass er in diese Schwierigkeiten hinein geraten ist. Da kam mir plötzlich der Gedanke: Gratuliere ihm doch! Mit einer völlig überflüssigen Vorsicht (gegenüber dem türk. Nachrichtendienst) wollte er sich ein wenig von seiner bedeutenden Stellung (maqam) und seinem großen Beitrag zur Risale-i Nur zurückziehen. Doch die Macht (azamet) und Heiligkeit (qudsiyet) seines Dienstes betraute ihn mit einem großen Anteil und noch größeren Verdiensten durch seinen Erfolg. Man sollte nicht wegen einiger weniger Unbequemlichkeiten und kleinerer, damit verbundener Mühen (zahmet) vor einer solchen spirituellen Ehre (sheref-i manevi) davonlaufen wollen. | |||
Meine Brüder! Da nun in der Tat alles vorüber geht und, nachdem es vorbei ist und doch nur ein Spaß und Vergnügungen war, so war es eine Nichtigkeit, die zerrinnt und nur das Verlangen bleibt zurück. Waren es aber Sorgen und Mühen, so bringt es sowohl in dieser als auch in jener Welt, vom Standpunkt eines solch heiligen Dienstes aus betrachtet soviel Nutzen und Frohsinn hervor, dass davor eine jegliche Mühsal (zahmet) zu nichts dahin schmilzt. Mit einer einzigen Ausnahme bin ich unter euch der Älteste. Und so bin ich denn auch derjenige, der die meisten Mühen und Beschwerden über seinem Haupt versammelt. Und dennoch versichere ich euch, dass ich durch die Übung völliger Geduld, in Ausdauer und Dankbarkeit mit meiner Lage zufrieden bin. | |||
Dankbarkeit (shukur) im Leiden (musibet) bringt die Verdienste (sevab) im Leiden und einen Gewinn in dieser und in jener Welt. | |||
< | <span id="Aziz_kardeşlerim!"></span> | ||
=== | ===Meine lieben Brüder!=== | ||
Nachdem die Hindernisse beiseite geräumt sind, welche bisher die Abfassung der einzelnen Problemstellungen der Frucht-Risalah verhindert hatten, möge Gott es nun wollen (insha-a'llah), dass wir wieder (mit der Niederschrift) beginnen können. Eine davon war die Kälte, die andere aber die Furcht, welche die Atheisten vor der Macht (der Risalah) hatten. Ich denke über diese Katastrophe vom Standpunkt Göttlichen Vorherwissens (qaderi Ilahi) aus nach. Und so verwandelte sich meine Qual (zahmet) in Barmherzigkeit (rahmet).Wie bereits in der Abhandlung über die göttliche Vorherbestimmung (Risale-i Qader) erklärt wurde, gibt es in der Tat zwei Ursachen für jedes Ereignis. | |||
Die eine ist offensichtlich (thahir): die Leute begründen ihr Urteil mit ihr und handeln häufig ungerecht. | |||
Die andere aber ist die Wirklichkeit (haqiqi). Ihr entsprechend urteilt das Göttliche Vorherwissen (qader-i Ilahi). Sein Handeln ist gerecht in den Ereignissen, wo der Mensch unrecht gehandelt hat. So ist z.B. ein Mann für einen Diebstahl, den er gar nicht begangen hat, ins Gefängnis gesteckt worden. Auch die Macht Gottes (qader) hat ihn zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, jedoch für ein verborgenes Verbrechen, und handelt nun gerecht innerhalb aller menschlichen Ungerechtigkeit. | |||
So gibt es also zwei Gründe dafür, dass wir in diesen fürchterlichen Urteilsspruch hineingeraten sind. Der Grund dafür ist der, dass die echten Diamanten unter den bloßen Glassplittern heraussortiert werden sollten, die wirklich Frommen von denen, die noch unzuverlässig und unentschlossen sind, die Reinen und Aufrichtigen von denen, die noch nicht in der Lage sind, ihren Egoismus, ihre Selbstsucht aufzugeben: | |||
'''Der erste (Grund)''' | |||
''' | ist eine mächtige Hilfsbereitschaft, ein aufrichtiger und ganz außerordentlicher Dienst am Glauben, der den Argwohn der Leute von Welt und Politik hervorruft. Die menschliche Ungerechtigkeit bezieht sich darauf. | ||
'''Der zweite (Grund):''' | |||
''' | Da nicht jeder sich von sich aus für diesen heiligen Dienst in völliger Aufrichtigkeit (ikhlas) und vollkommener Hilfsbereitschaft als würdig erwiesen hat, hat sich die Macht Gottes (qader) auch darum gekümmert. | ||
Doch nun ist diese Macht Gottes (qader-i Ilahi) innerhalb einer lauteren Gerechtigkeit (adalet) für uns die lautere Barmherzigkeit (merhamet). Denn sie brachte die Brüder zusammen, die einander so sehr vermisst hatten und verwandelte ihre Leiden in Dienst und Anbetung und was sie verloren hatten in eine Gabe (sadaqa). Doch sie ist auch noch in vielerlei andrer Hinsicht die lautere Barmherzigkeit. Denn so wurde von allen Seiten die Aufmerksamkeit auf die Risalah gelenkt, welche die Brüder geschrieben hatten. Sie erlaubt keinen weltlichen Besitz, Kinder und eine Bequemlichkeit, die doch nur zeitlich und flüchtig ist. Eines Tages, wenn sie ins Grab hinabsteigen, werden sie (alle diese Dinge) hinter sich lassen müssen. Anstatt ihr Leben im Jenseits zu zerstören, gewöhnen sie sich nun an Ausdauer und Geduld und werden so zu Vorbildern eines heldenmütigen (Lebens) für die Gläubigen einer kommenden (Zeit), ja sogar für deren Anführer. | |||
Es gibt da aber noch einen Aspekt, der mich doch einiges nachdenken gekostet hat, und das ist der, dass, wenn ein Finger verletzt ist, Auge, Herz und Verstand ihre wichtigsten Aufgaben vernachlässigen und sich also nur noch damit beschäftigen. In ähnlicher Weise hält auch unser Leben, sobald es durch eine besondere Notlage in Bedrängnis geraten ist, Herz und Verstand (ruh) mit seinen Wunden in Bewegung. So brachte mich denn gerade in dem Augenblick, wo ich eigentlich die Welt vergessen sollte, die Vorstellung (hal) von einer Versammlung der Atheisten dahin, unter ihnen Ohrfeigen auszuteilen. Da wurde ich von der Möglichkeit getröstet, dass Gott der Gerechte diesen Zustand (hal) der Gottvergessenheit (ghaflet) als eine Art Gedankenstreit annehmen möge. | |||
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