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Vierzehntes Wort
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen;
{"Alif-Lam-Ra. Dies ist eine Schrift, deren Verse eindeutig bestimmt und dann im einzelnen auseinander gesetzt sind und die von dem kommt, der Weise und über alles wohl unterrichtet ist." (Sure 11, 1)}
Zur Betrachtung einiger hoher und erhabener Wahrheiten des weisen Qur'an und der Hadithe, die ein wahrheitsgemäßer Kommentar des Qur'an sind, will ich hier als eine Hilfe für die Herzen, denen es an Ergebung und Gehorsam mangelt, auf einige Gleichnisse, wie Stufen zu diesen Wahrheiten hinweisen. Am Ende folgt dann noch die Erklärung zu einem Lehrbeispiel (ders-i ibret) und zu dem Geheimnis eines Gnadenerweises (sirr-i inayet). Da die Beispiele für die Wiederversammlung und die Auferstehung im "Zehnten Wort" und besonders in dessen "Neunten Wahrheit" schon besprochen wurden, brauchen wir diese hier nicht mehr zu wiederholen. Von den übrigen Wahrheiten wollen wir hier nur die "Fünf Problemstellungen" als Beispiele anführen.
Erste Problemstellung: {"Er erschuf die Himmel und die Erde in sechs Tagen." (Sure 7, 54)}
Wenn hier gesagt wird: "Er hat die Himmel und die Erden in sechs Tagen erschaffen", oder vielmehr ein Hinweis darauf gegeben wird, dass die Welt der Menschen und das Tierreich, mit den Augen des Qur'an betrachtet, in sechs Tagen als einem Beispiel für einen langen Zeitraum von jeweils zehntausend oder fünfzigtausend Jahren erschaffen worden ist, so wollen wir hier dem Beobachter, um ihn von dieser erhabenen Wahrheit zu überzeugen, vor Augen führen, dass der majestätische Schöpfer (Fatir-i Dhu'lDjelal) in jedem Jahrhundert, in jedem Jahr, an jedem Tage, der einem Schöpfungstage gleicht, einen ganzen Strom von Gestirnen, wirbelnden Universen und vergänglichen Welten erschafft. Ja, auch die Welten gleichen tatsächlich den Menschen, die wie Gäste sind. In jeder Jahreszeit füllt und leert sich die Welt auf Befehl (emr) des Herrn in Seiner Herrlichkeit (Dhat-i Dhu'lDjelal).
Zweite Problemstellung: {"...und nichts Grünes und nichts Dürres, das nicht in einer deutlichen Schrift verzeichnet wäre." (Sure 6, 59) "...und alle Dinge haben wir aufgezählt in einem deutlichen Buch." (Sure 36, 12) "...Ihm entgeht nicht das Gewicht eines Stäubchens in den Himmeln und auf Erden; noch gibt es etwas Kleineres oder Größeres als dieses, das nicht in einer deutlichen Schrift verzeichnet wäre." (Sure 34, 3)} Wenn in diesen Ayat zum Ausdruck gebracht wird: "Alle Dinge werden in allen ihren Erscheinungsformen aufgezeichnet, noch bevor sie ins Dasein treten; stehen verzeichnet, solange sie im Dasein sind und sind eingetragen, auch nachdem sie es wieder verlassen haben.", so wollen wir hier dem Beobachter, um ihn von dieser erhabenen Wahrheit zu überzeugen, vor Augen führen, wie der glorreiche Designer (Nakkash-i Dhu'lDjelal) in jeder Jahreszeit, besonders aber im Frühling auf jenen Blättern, welche die Oberfläche der Erde sind, das Inhaltsverzeichnis für den Körper, den Ablauf des Lebens und die Grundelemente der Tätigkeiten Seiner Geschöpfe in einer unbedingten, unbeschränkten Ordnung (nihayetsiz muntazam) austauscht, das Er verschlüsselt in den Kernen, Körnern und Wurzeln einprogrammiert und gesichert (muhafaza) und nach dem Zerfall auf gleiche Weise wieder mit dem Stift Seiner Vorausplanung (qalem-i qader) verschlüsselt in den Früchten und gewöhnlichen Körnern eingeschrieben hat, ja sogar in jedem Herbst die gesamte biochemische Substanz, alles, was da feucht oder trocken ist, in den knochentrockenen Samenkörnern, einer bestimmten Anzahl von Zellen, in gleichsam abgestorbenem Holz in vollkommener Ordnung (kemal-i intizam) bewahrt (muhafaza). Es ist, als ob jeder Frühling, einer Blume gleich, vollkommen geordnet und ausgewogen (muntazam ve mevzun) von der Hand des makellos Vollkommenen in all Seiner Herrlichkeit (= Djemil ve Djelil), in den Garten Erde eingepflanzt und wieder gepflückt, zur Ausstellung gebracht und wieder fortgeräumt werde.
Dies ist zwar die Wahrheit, doch ist der sonderbarste Irrtum der Menschheit der folgende: Was nur eine Widerspiegelung der "Wohlbewahrten Tafel (lauh-i mahfudh)" ist, eines Blattes, das von der Feder der göttlichen Vorausplanung (qalem-i qader) beschrieben wurde, ein Inhaltsverzeichnis der Kunstwerke des Herrn (fihriste-i san'at-i Rabbaniye), bezeichnen die Gottvergessenen in ihrer Sprache als "Natur", welche doch die Schrift der Schöpfung ist, eine künstlerische Ausgestaltung, ein Werkzeug, eine Gebrauchsanweisung, ein Schnittmusterbogen der Weisheit (mistar-i hikmet), nennen es ein Werk der Natur und halten es für die Quelle und bewirkende Ursache (masdar ve fâ'il).{"Was hat der Erdboden mit den Plejaden (= Siebengestirn) zu schaffen? (sprichwörtlich von Dingen von ungleichem Wert)" (*) (*) Arabisches Sprichwort: Die Erde und die Wahrheit sind unser Ursprung und unsere Heimat. Der Himmel mit seinen Sternen und die Vorstellungen der Gottvergessenen sind uns fremd und weit von uns entfernt. Eine Verwechslung von Himmel und Erde, von Wahrheit und Mutmaßung ist nicht möglich. (A.d.Ü.)}
Wo ist die Wahrheit? Wo ist die Vorstellung der Gottvergessenen?
Dritte Problemstellung: Der getreue Herold (Mukhbir-i Sadiq) hat die Engel, die den Thron Gottes (hamele-i arsh) tragen und für Himmel und Erde zuständig sind (= melaike-i muekkelleri), und einen Teil der übrigen Engel folgendermaßen beschrieben:
Sie haben 40.000 Häupter und jedes Haupt spricht mit 40.000 Zungen und jede Zunge lobpreist Gott auf 40.000 verschiedene Arten und dient Ihm und betet Ihn in makelloser, alle Einzelheiten umgreifender und alle Zusammenhänge umfassender Weise an. Bei der Betrachtung dieser Wahrheit müssen wir beachten, dass der Herr in Seiner Herrlichkeit (Dhat-i Dhu'lDjelal) in solchen Ayat wie:
{"Es preisen Ihn die sieben Himmel und die Erde und was darinnen ist." (Sure 17, 44) "Siehe, Wir zwangen die Berge, mit ihm (David) den Lobpreis anzustimmen,..." (Sure 38, 18) "Siehe, Wir boten den Himmeln und der Erde und den Bergen das Gut des Glaubens an,..." (Sure 33, 72)} eindeutig klar ausdrückt, dass auch das größte und ausgedehnteste alles Erschaffenen zeigt, dass es Ihn auf eine Art lobpreist, die seiner Ausdehnung entspricht und seiner Mächtigkeit (adhamet) gemäß ist. Und genau das lässt sich auch erkennen.
Den Sonnen, den Monden und den Sternen gleich, welche die Worte der Preisungen des Himmels sind, der ein Ozean des Lobes ist, sind auch die Wälder, alle Pflanzen und alle Tiere wie Worte der Lobpreisung unserer Erde, die einem Vogel gleicht, der Gott lobt und Ihm dankt. So wie also jedem Baum und Stern sein besonderer Lobpreis zu Eigen ist, so gehört auch zu unsere Erde, zu jedem Kontinent unserer Erde, zu jedem Berg und Bach, zu Land und Meer, zu allen Galaxien und den vier Ecken des Himmels mit ihren Sternzeichen ein eigener, vollständiger Lobpreis. Unsere Erde hat auf diese Art tausende Häupter und jedes Haupt hunderttausende von Zungen. Wie sie auf tausenderlei Art Blumen hervorbringt, die Gottes Lobpreis verkünden, und Früchte, mit denen sie Ihm dankt, so zeigt sich als ihr Dolmetscher in der Welt der Bilder und Gleichnisse (= alem-i mithal) mit Sicherheit auch ein ihr entsprechender, zuständiger Engel, der sie in der Welt der Geister (alem-i ervah) vertritt und für sie spricht.
Wenn verschiedene Dinge miteinander ein gemeinsames Ganzes (djemaat) bilden, entsteht in der Tat auch eine geistige Einheit (shahs-i manevi). Verschmilzt dieses Ganze (djem'iyet) miteinander zu einer harmonischen Ganzheit (ittihad), so muss diese folglich auch einen zuständigen Engel haben, der diese geistige Einheit (shahs-i manevi), diese Art von innerer Beseeltheit (ruh-u manevi) und ihren Auftrag zum Lobpreis wahrnimmt.
Betrachten wir also, um ein Beispiel zu wählen, diese Platane vor unserem Zimmer, die ein großes Wort in der Sprache dieses Berges ist, gesprochen von dem Mund dieses Dorfes Barla! Seht, wie viele Zweige, gleich Zungen, sie an ihren drei Ästen hat, die wie ihre Häupter sind. Seht, wie viele hunderte harmonisch gestalteter (mevzun) und angeordneter (muntazam) Wortfrüchte an jedem dieser Zungen hängen und achtet einmal darauf, wie viel hundert geflügelte Samenkornbuchstaben in jeder dieser Früchte sind. Ihr hört und seht, wie sie ihren Meister in Seiner Herrlichkeit (Sani-i Dhu'lDjelal), den Herrn (mâlik) des Befehls {"Sei! Und es ist."} auf eine so klare und beredte Art loben und preisen. Dementsprechend vertritt sie auch ihr zuständiger Engel (muekkel melek) und bringt diesen Lobpreis in der Welt der Bedeutungen (alem-i mana) und des Verstehens in vielen verschiedenen Zungen vor Ihm dar. So muss es verständlicher Weise (hikmeten) auch sein.
Vierte Problemstellung {"Führwahr, die Sache Gottes ist dies: Wenn Er ein Ding will, sagt Er dazu nur: Sei!, dann ist es." (Sure 36, 82) "Und die Angelegenheit "der Stunde" ist nur wie ein Augenblick oder noch kürzer." (Sure 16, 77) "...denn Wir sind ihm näher als seine Halsader." (Sure 50, 16) "Die Engel und der Geist steigen einen Tag lang zu Ihm empor. Es ist dies ein Zeitraum von fünfzigtausend Jahren." (Sure 70, 4)}
Aus diesen und anderen ähnlichen Ayat, die diese erhabene Wahrheit zum Ausdruck bringen, ersieht und versteht man, wie der vollkommene Allmächtige (Qâdir-i Mutlaq) alle Dinge derart leicht und schnell, in ununterbrochener Folge und ohne jede Berührung erschafft, ja dass Er sie mit einem bloßen Befehl ins Dasein ruft (= idjad). Obwohl jener allmächtige Schöpfer (Sani-i Qadîr) doch Seinen Geschöpfen in unendlichem Grade nahe ist, sind seine Geschöpfe von Ihm unendlich weit entfernt. Außerdem vernachlässigt Er bei all Seiner unendlichen Hoheit (nihayetsiz kibriya) nicht die ganz kleinen und gering geschätzten Dinge in ihrer Wohlgeordnetheit (tanzim) und künstlerischen Schönheit (hüsn-u san'at).
So wie das vollkommen mühelose Walten jener absoluten Ordnung (intizam-i ekmel), die in der Schöpfung gegeben ist, bestätigt, dass die Lehre des Qur'an gegeben ist (haqiqat-i Qur'aniye), so erklärt auch das folgende Gleichnis deren wahren Sinn (= sirr-i hikmet). Zum Beispiel: {"Bei Gott sind die erhabensten Gleichnisse." (Sure 16, 60)}
Einer der Schönen Namen des majestätischen Schöpfers (Sani-i Dhu'lDjelal) ist "Nur" (Licht). Die Sonne, die eine schwache Spiegelung dieses Namens ist, und ihre Aufgaben, die sie im Auftrag des Herrn und in Seinem Dienst versieht, lassen uns diese Wahrheit besser verstehen. Es ist dies wie folgt:
Die Sonne steht trotz ihrer Entfernung mit allen reflexionsfähigen Objekten in unendlich naher Beziehung. Sie ist ihnen sogar noch näher als sie sich selbst. Obwohl sie durch ihren Sonnenschein und die Reflexionen darauf die Objekte in mannigfacher Weise beeinflusst, ist sie dennoch viele Meilen weit von ihnen entfernt. Sie können die Sonne in keiner Weise beeinflussen oder sich ihr nähern.
Zudem können wir verstehen, dass die Sonne in jedem reflektierenden Stäubchen gleichsam gegenwärtig ist und alles bescheint, wo immer ihre Strahlen hingelangen und diese der Reflektionsfähigkeit der Objekte nach Innen und Außen entsprechend von ihnen reflektiert werden.
Außerdem wächst der Wirkungsbereich und der Einfluss der Sonne im Grade ihrer Leuchtintensität. Diese Leuchtintensität bewirkt, dass auch die kleinsten und entferntesten Dinge ihr nicht entfliehen und sich nicht vor ihr verbergen können.
Das heißt also, dass diese geradezu majestätische Intensität der Sonne auch die kleinen und weit entfernten Dinge nicht aus dem Geheimnis ihrer Leuchtkraft ausschließt, sondern sie im Gegenteil in ihren Wirkungsbereich mit einschließt.
Nehmen wir nun einmal an, dass die Sonne, so wie wir sie sehen und sie sich uns zeigt, uns aus freiem Willen diente, wie sie mit Gottes Erlaubnis so ganz leicht und schnell, auf alle Stäubchen und Tröpfchen, über die Meere bis hin zu den Planeten umfassend wirkt, so können wir uns nun auch vorstellen, dass sie diese große Verfügungsmacht nur mit ihrer Befehlsgewalt ausübt. Vor dieser Befehlsgewalt sind alle Atome und Planeten gleich. Den Segen, welche sie den Meeren spendet, erteilt sie auch jedem Stäubchen entsprechend seiner Fähigkeit in vollkommener Harmonie.
Somit sehen wir, dass die Sonne, die doch nur ein trüber Spiegel gegenüber dem Aufscheinen des Gottesnamens "Nur" (Licht), eines Namens des vollkommenen Allmächtigen (Qadîr-i Mutlaq) und auf der Oberfläche des Himmelsmeeres nicht mehr als ein schimmerndes Bläschen ist, offensichtlich ein Beispiel für drei Grundsätze dieser Wahrheit ist. Sicherlich ist es so, dass Licht und Wärme der Sonne im Vergleich mit dem Wissen und der Macht (Gottes; ilim ve qudret) so trüb und undurchlässig wirkt wie Erde. {"Er, der das Licht des Lichtes und der Erleuchter des Lichtes ist, der über das Licht und seinen Wert bestimmt."} Er, der Herr, der Majestätische (= Dhat-i Dhu'lDjelal), ist mit Seinem Wissen und Seiner Macht allen Dingen unendlich nahe, in Allem gegenwärtig und überschaut alles; die Dinge aber bleiben von Ihm äußerst weit entfernt. Zudem vollzieht sich Sein Wirken ohne jede Anstrengung, in einer solchen Leichtigkeit, in ununterbrochener Folge und ohne die Dinge zu berühren. Daraus wird ersichtlich, dass sie so schnell und leicht entstehen, wie Er es nur befohlen hat. Somit glauben wir mit einem Glauben, welcher der Sicherheit eines Zeugen entspricht, dass es nichts gibt, sei es wenig oder viel, klein oder groß, was außerhalb Seiner Macht stünde oder was Seine Größe (kibriya) nicht einschlösse, und in dieser Weise zu glauben, ist notwendig und erforderlich.
Fünfte Problemstellung {"Die Ungläubigen bewerten die Macht Gottes nicht nach ihrem wahren Wert, denn die ganze Erde wird Ihm nur eine Handvoll sein am Tag der Auferstehung und die Himmel werden zusammengerollt sein in Seiner Rechten..." (Sure 39, 67)} {"...Und wisset, dass Allah in den Menschen eine Wandlung der Herzen bewirkt..." (Sure 8, 24)} {"Allah ist der Schöpfer aller Dinge und Er ist aller Dinge Schützer." (Sure 39, 62)} {"...Allah weiß, was sie verheimlichen und was sie bekannt machen." (Sure 2, 77)} {"Er ist es, der die Himmel und die Erde erschuf."} {"Allah erschuf euch und was ihr schafft."(Sure 37, 96)} {"Nur was Allah will, geschieht. Es gibt keine Macht, außer bei Allah." (Sure 18, 39)} {"Doch vermag es euer Wille nur, wenn dies Gottes Wille ist..." (Sure 76, 30)}
Der König von Ewigkeit zu Ewigkeit (Ebed ve Ezel Sultani), dessen Grenzen Seiner gewaltigen Herrschaft (hudud-u adhamet-i rububiyet) und Größe Seiner Gottheit (kibriya-i uluhiyet) diese Ayat bezeichnen, macht den Söhnen Adams, die doch so hilflos (âdjiz) und so unendlich schwach (da'îf) und so unendlich armselig (fakir) und so unendlich hilfsbedürftig (muhtadj) sind und nur mit einer winzig kleinen Entscheidungsfreiheit (djuz'i bir ihtiyar) und einer nur schwachen schöpferischen Kraft (idjad) ausgestattet sind, die doch keine Fähigkeit ist, etwas zu erschaffen, heftige Vorwürfe, schickt ihnen machtvolle Warnungen und Furcht erregende Drohungen. Was ist der Sinn dessen? Wie lässt sich das erklären? Wie vereinbart sich das? Betrachten wir, um zu der Überzeugung von dieser tiefen und erhabenen Wahrheit hinzuführen, die folgenden beiden Gleichnisse!
Erstes Gleichnis: Da gab es zum Beispiel einen herrlichen Garten, indem sich zahllose Frucht und Blüten tragende Pflanzen befanden. Um ihn zu pflegen, waren sehr viele Diener beschäftigt. Einer dieser Diener hatte lediglich die Aufgabe den Hahn für die Bewässerung und das Trinkwasser zu öffnen. Doch das war ein fauler Diener. Er öffnete den Hahn nicht. So wurde das Wachstum der Pflanzen gestört. Einige vertrockneten. So hatten denn außer dem Schöpfer dieses hochherrschaftlichen Gartens, und dem königlichen Minister für Kultur und den Dienstbeauftragten für das Licht, die Luft und die Erde auch alle Diener das Recht, diesem pflichtvergessenen Diener die schwersten Vorwürfe zu machen. Denn er hatte es verschuldet, dass alle Aufträge ohne Ergebnis blieben oder ein Schaden entstand.
Zweites Gleichnis: Vernachlässigt zum Beispiel an Bord eines königlichen Überseedampfers ein gewöhnlicher Mann seinen kleinen Aufgabenbereich, so kann ihm der Schiffseigentümer, weil alle Bediensteten dieses Schiffes ihre Aufträge nicht erfüllen konnten und einiges zu Grunde ging, im Namen aller dieser Bediensteten die schwersten Vorwürfe machen. Der Beschuldigte kann nicht sagen: "Ich bin nur ein einfacher Mann. Ich habe es nicht verdient, dass man mich wegen einer unbedeutenden Fahrlässigkeit so hart anfasst."
Denn wo etwas fehlt, entstehen zahllose Fehler. Wo aber etwas vorhanden ist, da entstehen auch die entsprechenden Produkte. Denn das Vorhandensein eines Dinges ist abhängig von dem Vorhandensein aller Voraussetzungen und Ursachen. Das Fehlen einer Ursache oder der Wegfall einer Voraussetzung macht durch die Folgen eines solchen Ausfalls oder winzig kleinen Fehlers das Ganze zunichte. Aus diesem Grund ist es ein allgemein bekannter Leitsatz geworden: "Die Zerstörung ist sehr viel einfacher als eine Reparatur."
Ja, in der Tat sind Unglaube (kufur) und Irrweg (dalalet), Auflehnung (tughyan) und Sünde (ma'siyet, auch „Auflehnung“) im Grunde genommen Leugnung und Abfall, Aufgabe und Nichtannahme (adem-i kabul). Auch wenn sie äußerlich so aussehen, als hätten sie eine Existenz und man könnte sie nachweisen, sind sie in Wirklichkeit ein Wegfall, ein Mangel (adem). Weil dies so ist, sind sie ein Verbrechen, das sich fortpflanzt. So wie sie die Früchte der Bemühungen der übrigen Geschöpfe zunichte machen, so ziehen sie auch einen Schleier über die Erscheinung der Schönen Namen Gottes.
So ist es nur lautere Weisheit, wenn der König über die Schöpfung im Namen der Geschöpfe, die ein Recht zu unendlicher Klage haben, diesem aufbegehrenden Menschen schwerste Vorwürfe macht und sicherlich hat dieser Aufrührer auch machtvolle Warnungen nötig und braucht ohne Zweifel furchterregende Androhungen.
Schlusswort:
Ein Schlag ins Gesicht für die Gottvergessenen und eine Lektion zur Ermahnung (ders-i ibret).
{"Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. Denn dieses irdische Leben ist nichts als ein trügerischer Genuss." (Sure 3, 185)}
Oh du meine unglückselige Seele, die du in der Gottvergessenheit versunken bist und dir dieses Leben süß erscheint, die du das Jenseits vergessen hast und dich nach dem Weltleben sehnst! Weißt du, wem du gleichst? Dem Vogel Strauß! Er sieht den Jäger und kann nicht fortfliegen. Er steckt den Kopf in den Sand, damit der Jäger ihn nicht sehen soll. Der ganze Körper aber bleibt draußen. Der Jäger sieht ihn. Er aber hat seine Augen im Sand vergraben und sieht nichts.
Oh Seele, betrachte und sichte das folgende Gleichnis: Wessen Blickwinkel sich auf diese Welt beschränkt, dessen hochgeschätzte Genüsse verwandeln sich in Kummer und Gram.
So finden sich z.B. hier in diesem Dorf (d.h. in Barla) zwei Männer. 99 von 100 Freunden des einen sind nach Istanbul gegangen und fühlen sich dort wohl. Nur ein einziger von ihnen ist hier geblieben. Auch er wird dorthin gehen. Darum sehnt sich dieser Mann nach Istanbul, denkt daran, möchte zu seinen Freunden gelangen. Wann immer man zu ihm sagen wird: "Gehe dorthin!" wird er mit einem frohen Lächeln hinübergehen. Was aber den anderen Mann betrifft, so sind von 100 seiner Freunde 99 weggegangen. Ein Teil von ihnen ist zu Grunde gegangen. Ein anderer Teil von ihnen ist in unbekannten Gegenden untergetaucht und die Verbindung zu ihnen ist abgebrochen. Er hält sie alle für verschollen und denkt, dass sie ihr Ende gefunden haben. Dieser bedauernswerte Mann hält an Stelle all dieser die Freundschaft nur noch mit einem einzigen Gast aufrecht und versucht sich mit ihm zu trösten. Mit ihm versucht er den Kummer und Gram über die Trennung zu überdecken.
Oh Seele! Alle deine Freunde, ihnen allen voran der Geliebte Gottes (Habibullah), befinden sich auf der anderen Seite des Grabes. Die ein, zwei restlichen, die noch übrig geblieben sind, werden auch noch dahin gehen. Schrecke vor dem Tode nicht zurück, fürchte dich nicht vor dem Grab und wende dich nicht ab! Ermanne dich, siehe und höre, was das Grab von dir fordert! Lache dem Tod mannhaft ins Gesicht und siehe, was er wünscht! Hüte dich davor, dem zweiten Mann in seiner Gottvergessenheit zu gleichen!
Oh Seele! Sage nicht: "Die Zeit hat sich geändert, die heutigen Anschauungen sind ganz anders geworden. Jedermann ist den irdischen Dingen verhaftet. Ein jeder betet das Leben an, hat den Kopf voll von Sorgen um das tägliche Brot." Denn der Tod ändert sich nicht. Trennung verwandelt sich nicht in Beständigkeit und wird nicht ausgetauscht. Die Schwächen der Menschheit und die Armseligkeit der Erdenbürger wird nicht aufgehoben, vermehrt sich vielmehr noch. Die Reise des Menschen wird nicht abgebrochen, sondern beschleunigt.
Und sage nicht: "Ich bin genau wie alle anderen in der gleichen Lage." Denn jeder verleiht dir seine Kameradschaft nur bis ans Tor des Grabes. Der Trost, mit jedem im Unglück zusammen zu sein, hat jenseits des Grabes keinen Wert.
Glaube aber auch nicht, du wärest dir selbst überlassen! Denn wenn du das Gasthaus dieser Welt mit den Augen der Weisheit betrachtest, so wirst du sehen, dass nichts darin ohne einen Sinn und Zweck ist. Wie aber könnte dann dein Leben ohne Sinn und Zweck sein?
Auch Ereignisse wie ein Erdbeben oder andere Naturkatastrophen sind nicht Spielzeug des Zufalls. Zum Beispiel:
Die Erde ist mit den verschiedensten Arten von Pflanzen und Tieren wie mit wundersam geordneten (muntazam) und aufs schönste geschmückten (munakkash), teils übereinander liegenden, teils ineinander verschlungenen Gewändern von Kopf bis Fuß bekleidet, die, wie man sieht, äußerst sinnvoll und besonders zweckmäßig angepasst und ausgestattet sind und sie dreht sich wie ein Mevlevi-Dervish, der ob der überaus hohen Ziele und der vollkommenen Ordnung (kemal-i intizam) in Ekstase geraten ist, wie man weiß, um sich selbst und im Kreise. Betrachtet man ein so todbringendes Ereignis, welches zugleich ein Zeichen des Lebens der Erde ist, wie ein Beben,(*[1])das einem Achselzucken der Erde gleicht, welche die unsichtbare Last der gottvergessenen Handlungen ihrer Adamssöhne und besonders der Gläubigen unter ihnen bedrückt, als völlig sinnlos und rein zufällig, wie ein Ungläubiger das behauptet hat, dann werden dadurch alle die vom Unglück betroffenen in ihrem leidvollen Verlust, den man ihnen als ein nutz- und sinnloses Opfer ohne jeden Gewinn dargestellt hat, in fürchterliche Verzweiflung gestürzt.
Eine solche Behauptung ist nicht nur ein großer Fehler, sondern zugleich auch ein großes Unrecht. Sicherlich geschehen solche Ereignisse auf Befehl eines Allweisen und Allbarmherzigen (Hakîm-i Rahîm), sodass die Gläubigen ihr vergängliches Gut in Almosen (sadaqa) verwandeln und ihm so Ewigkeitswert verleihen können. {Allah quittiert gleichsam das bei einem Erdbeben verlorengegangene Hab und Gut so, als hätten es die Gläubigen als Spende (sadaqa) gegeben. (A.d.Ü.)} Es gilt zugleich als ein Sühneopfer (keffaret) für die Sünden, die aus der Undankbarkeit gegenüber den göttlichen Gnadengaben (= kufran-i nimet) erwachsen sind. So wird auch einmal der Tag kommen, da unsere gute, brave Erde sieht, dass die Werke der Menschen, die der Schmuck ihres Antlitzes sind, durch Undankbarkeit (shukursuz) und Abgötterei (shirk) hässlich geworden sind. Dann wird sie auf Befehl ihres Schöpfers in einem einzigen großen Beben ihr Antlitz ganz und gar reinigen und abwischen. Auf Allahs Befehl kippt sie alle Leute der Abgötterei in die Hölle. Den Leuten der Dankbarkeit aber wird gesagt: "Auf! Tretet ein in das Paradies."
Anhang zum Vierzehnten Wort
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
{"Wenn die Erde erschüttert wird und ihre Lasten von sich gibt,und der Mensch sagt: Was ist los mit ihr? An jenem Tage wird sie aussagen, was sie zu berichten hat, weil dein Herr es ihr so eingegeben hat...usw" (Sure 99, 1-5)}
Diese Sure bringt mit Sicherheit zum Ausdruck, dass die Erde in ihrer Bewegung und wenn sie bebt, Offenbarungen und Eingebungen (vahy ve ilham) erhält, und dass sie durch einen Befehl erschüttert wird. Manchmal erzittert sie unter ihm.
Bezüglich des letzten Erdbebens sind mir von einer geistigen (manevi) und wichtigen Seite sechs, sieben Fragen gestellt worden und die Antworten darauf mir gleichfalls innerlich (manevi) in Form einer Ermahnung gekommen. Ich hatte oftmals die Absicht gefasst, ausführlich darüber zu schreiben. Doch wurde mir dazu nicht die Erlaubnis (izn) gegeben. Deshalb sei hier nur eine kurze und bündige Zusammenfassung wiedergegeben.
Erste Frage: Woher kommt es, dass bei diesen großen Beben zu dem materiellen Unglück noch der Schmerz, als ein inneres (manevi) Unglück in Form einer Furcht vor einem erneuten Beben und die Verzweiflung, die den meisten Leuten in diesen Ländern die Nachtruhe raubt, als eine fürchterliche Qual hinzugegeben wird?
Dazu wiederum die innere (manevi) Antwort, die folgendermaßen spricht: Wenn im heiligen Monat Ramadan, während des Teravih-Gebetes {Gebet mit der Gemeinde im Anschluss an das Nachtsgebet in dem Fastenmonat Ramadan. (A.d.Ü.)} im Rausch der Freude und Ausgelassenheit Gesänge voller Leidenschaft und manchmal die Stimmen der Mädchen in diesem gesegneten Zentrum des Islam in jeder Ecke aus dem Radio locken und überall zu Gehör gebracht werden, so hat dies die Strafe der Furcht zur Folge.
Zweite Frage: Warum kommen in den Ländern der Ungläubigen diese Schläge (tokat) von oben (semavî) nicht auf deren Häupter herunter? Warum kommen sie über die bedauernswerten Muslime?
Antwort: Während man schwere Vergehen und Verbrechen einer späteren Verhandlung überlässt in den großen Kreisstädten, die kleinen Vergehen aber in den kleinen Städten sofort verhandelt, so liegt auch eine bedeutende Weisheit darin, dass der größte Teil der Verbrechen der Leute des Unglaubens dem großen Gericht bei der Wiederversammlung überlassen wird, die Fehler der Leute des Glaubens aber zum Teil schon in dieser Welt bestraft werden.(*[2])
Dritte Frage: Was ist der Grund dafür, dass sich dieses Unglück bis zu einem gewissen Grade über ein ganzes, großes Gebiet verbreitet hat, während es doch die Schuld nur einiger weniger war?
Antwort: In Anbetracht dessen, dass ein allgemeines Unglück aus den Fehlern der Mehrheit erwächst, weil die meisten Menschen an den Handlungen der Übeltäter entweder durch Mittun oder durch Begünstigung oder durch Stillschweigen Anteil genommen haben, verursachen sie ein allgemeines Unglück.
Vierte Frage: Betrachtet man diese Katastrophe als eine Folge der begangenen Fehler und eine Buße für die Sünden (keffaret-u'dhunub), aus welchem Grund sind dann die Unschuldigen nicht verschont worden? Wie kann die Gerechtigkeit Gottes (adaletullah) so etwas zulassen?
Dazu wiederum die innere (manevi) Antwort: Da dieses Problem sich auf das Geheimnis der Vorausschau Gottes (sirr-i qader) bezieht, verweisen wir auf die Abhandlung über die Vorausschau Gottes. Hier soll dazu nur so viel gesagt sein:
{"Und hütet euch vor einem Übel, das nicht ausschließlich die Frevler unter euch trifft." (Sure 8, 25)}
Das heißt: "Nehmt euch in Acht vor einer Katastrophe, die nicht auf die Frevler (dhalimler) beschränkt bleiben wird, sobald das Unglück einmal da ist, sondern auch die Unschuldigen nicht verschont."
Das Geheimnis dieser Ayah ist folgendes: Diese Welt ist ein Ort der Erfahrung und Prüfung, ein Haus der gesellschaftlichen Forderungen und der sozialen Bemühungen. Prüfungen und Erfordernisse aber machen es notwendig, dass die Realität (haqiqatlar) verschleiert bleibt, sodass Persönlichkeiten wie Abu Baqr durch Wettbewerb und Anstrengung zur höchsten Höhe (a'la-yi illiyyîne) emporsteigen und solche von der Art eines Abu Djehil in die tiefste Erniedrigung (esfel-i safilîne) hinabsinken. Blieben die Unschuldigen in solchen Katastrophen unversehrt, so würden sich Leute wie Abu Djehil denen wie Abu Baqr gleich auf Gott verlassen (teslim), das Tor der Bemühungen und des geistigen Fortschritts bliebe verschlossen und der Sinn der Prüfung wäre verfehlt.
So erfordert es denn die Weisheit Gottes (hikmet-i Ilahi), dass die Unschuldigen zusammen mit den Frevlern (dhalim) ins Unglück stürzen.
Was aber ist dann in Anbetracht Seiner Barmherzigkeit (rahmet) und Gerechtigkeit (adalet) der Anteil dieser armen Unschuldigen?
Auf diese Frage wurde mir folgende Antwort gegeben: Diejenigen, die unter den Zorn und die Wut (ghadab ve hiddet) dieses Übels geraten sind, empfangen auch ein Aufscheinen der Barmherzigkeit. Denn so wie die vergänglichen Güter dieser Unschuldigen für sie zu einer Spende und so zu einem ewigen Gut werden, so gewinnen sie auch durch eine Art Märtyrertum anstelle ihres vergänglichen Lebens ein ewiges Leben. Dieses Erdbeben, dessen Zorn nur vorübergehend und verhältnismäßig klein ist, sie aber dabei einen großen und immerwährenden Gewinn erwerben lässt, ist für sie zugleich mit dem Zorn (ghadab) auch eine Barmherzigkeit (rahmet).
Fünfte Frage: Warum schickt der Gerechte und Barmherzige (Âdil ve Rahîm), Allmächtige und Allweise (Qadîr ve Hakîm) nicht den Einzelnen Seine Strafe für die Verbrechen der Einzelnen, sondern lässt die Gewalt der Elemente über ihnen herniedergehen? Wie lässt sich eine solche Erscheinung mit Seiner Barmherzigkeit und ihrer Schönheit (= djemal-i rahmet) und Seiner allumfassenden Macht (qudret) in Einklang bringen?
Antwort: Der glorreiche Allmächtige (Qadîr-i Dhu'lDjelal) hat jedem Element viele Aufgaben gegeben und mit jeder Aufgabe verbindet Er viele Absichten. Auch wenn mit einer einzigen Aufgabe eines Elementes, eine einzige Absicht als scheußlich und übel und als ein Unglück daher kommt, lassen doch die anderen guten Absichten auch diese Absicht in einem schönen Gewand erscheinen. Wenn dieses Element, das gegen den Menschen zornig geworden ist, von seiner Aufgabe entbunden würde, sodass diese einzige hässliche Folge nicht hervorträte, dann fielen entsprechend der Zahl seiner guten Absichten ebenso viele Vorteile weg. Da es aber ein Übel ist, eine notwendige Wohltat (khayr) nicht zu erweisen, würden der Anzahl der Wohltaten entsprechend ebenso viele Übeltaten begangen, um eine einzige Untat zu vermeiden. Das ist aber ein Fehler, der sehr hässlich und der Weisheit und der Wahrheit entgegengesetzt ist.
Macht (qudret), Weisheit (hikmet) und Wahrheit (haqiqat) sind aber von jeglichem Makel frei. Da es also nun einmal Verbrechen gibt, die gleich einem allgemeinen Aufruhr in verachtender Weise die Rechte der Geschöpfe derart verletzen, dass dadurch der Zorn der Erde und der Elemente heraufbeschworen wird, ist es sicher nur lautere Weisheit und Gerechtigkeit und für die Unschuldigen eine reine Barmherzigkeit, wenn Er der Gewalt eines Elementes innerhalb der Gesamtheit seiner Aufgaben befielt: "Weise sie scharf zu Recht!", um die ganze Abscheulichkeit eines solchen Verbrechens aufzuzeigen.
Sechste Frage: Ein Erdbeben sei die Folge einer materiellen Umwälzung innerhalb der Erde, verbreiten die Gottvergessenen und betrachten es so, als wäre es ein zufälliges und natürliches Ereignis ohne eine Absicht. Den geistigen Hintergrund (manevi esbab) dieses Ereignisses und seine Folgen, sodass sie zur Besinnung kämen, sehen sie nicht. Gibt es etwa hinter der materialistischen Betrachtungsweise, auf die sie sich stützen, eine innere Wahrheit?
Antwort: Hinter ihrer Betrachtungsweise findet sich außer ihrem Irrtum (dalalet) keine innere Wahrheit. Denn: In jedem Jahr legt die Erde ihre mehr als 50.000.000 Gewänder ab und bekleidet sich mit reich verzierten (munakkash), maßgeschneiderten (muntazam) Gewändern, welche aus tausenden Arten von Pflanzen und Tieren gebildet werden, wieder neu. Unter ihnen hat zum Beispiel die Mücke, um nur eine einzige Art unter zahllosen anderen zu nennen, jede einzelne ein Organismus, der aus verschiedenen Organsystemen zusammengesetzt ist. Betrachtet man auch nur ihren Bewegungsapparat, so sieht man, wie sich allein in ihren Flügeln Wille (qasd) und Zielgerichtetheit (irade), Zweckmäßigkeit (meshiet) und Weisheit (hikmet) zeigen, sodass diese nicht vernachlässigt worden sind oder sich selbst überlassen blieben. Die entscheidenden Ereignisse und Befindlichkeiten (ef'al ve ahval) auf dieser großen Weltkugel, der Heimat, Wiege, Patronin und Mutter zahlloser Lebewesen, können nicht, ja nichts kann, ganz oder auch nur teilweise, außerhalb des Willens (irade), der Entscheidungsgewalt (ihtiyar) und Absicht Gottes (qasd-i Ilahi) liegen.
Doch erfordert es die Weisheit des Allmächtigen (Qadîr-i Mutlaq hikmetin), Vollkommenen die äußerlichen Ursachen gleichsam wie einen Vorhang über Seine Macht zu ziehen, mit der Er über sie verfügt (tasarruf). Wenn es in Seinem Willen (irade) liegt, dass die Erde erbeben soll, befiehlt Er, dass sich ihre Massen in Bewegung setzen und sie Feuer speit. Selbst einmal angenommen, es handle sich dabei um eine Umwälzung im Innern der Erde, so geschieht dies dennoch auf Befehl und in der Weisheit Gottes (emir ve hikmet-i Ilahi); anders kann es nicht sein.
Hat zum Beispiel jemand einen anderen mit einem Gewehr erschossen und würde man nun den Schützen gar nicht beachten, sich vielmehr darauf beschränken, im Auge zu behalten, dass das Pulver Feuer gefangen hat, sodass der bedauernswerte Erschossene ganz und gar seiner Rechte beraubt wäre, was wäre das dann für eine Torheit und was für ein Wahnsinn?
In gleicher Weise ist es auch die abscheulichste Dummheit, den Auftrag des Herrn (emr-i Rabbani) an die Erde, die doch ein gehorsamer Beamter des Allgewaltigen in Seiner Herrlichkeit (Qadîr-i Dhu'lDjelal) oder vielmehr ein Schiff oder ein Flugzeug ist, um eine Bombe zu zünden, die in ihr eingelagert ist, mit der Weisheit und Absicht (hikmet ve irade), die Leute der Gottvergessenheit und die Aufrührer wachzurütteln, zu ignorieren und in die Naturphilosophie abzubiegen.
Eine Ergänzung und Anmerkung zu dieser sechsten Frage: Die Leute des Irrweges und des Unglaubens zeigen, wenn es darum geht, ihre Doktrin aufrechtzuerhalten, dem Erwachen der Gläubigen entgegenzutreten und ihm einen Widerstand entgegenzusetzen, eine so einzigartige Verbohrtheit und eine so erstaunliche Dummheit, dass der Mensch sich schämen muss, ein Mensch zu sein.
Es ist zum Beispiel in letzter Zeit der ganze Kosmos mit all seinen Elementen über den Aufruhr (isyan) des Menschen, über seine Gewalttaten (dhulum) und über die Finsternis (dhulumat), die zum Teil schon eine allgemeine Verbreitung gewonnen hat, in Zorn geraten. So hat der Schöpfer der Himmel und der Erde, dessen Herrschaft (rububiyet) nicht nur den Einzelnen umfasst, der vielmehr überall und an jedem Ort als der Herr und Lenker (Rabb ve Hâkim) aller Welten und aller Universen Seine Herrschaft (rububiyet) weit und breit über den ganzen Kosmos hin aufgebaut hat, dem Menschengeschlecht allgemeine, entsetzliche Katastrophen wie Erdbeben, Stürme und Weltkriege, verbunden mit beispiellosen, uferlosen Strömen von Wasser, Luft und Elektromagnetismus gewissermaßen um die Ohren geschlagen, um es in Seinem gesamten Herrschaftsbereich wachzurütteln und dahin zu bringen, von seiner furchtbaren Auflehnung (tughyan) abzustehen und den König (sultan) der Welt zu erkennen, den es nicht erkennen will, und um ihm Seine Weisheit, Allmacht, Gerechtigkeit, Unwandelbarkeit (qayyumiyet), Verfügungsgewalt (irade) und Herrschaft (hâkimiyet) auf eine sehr deutliche Weise vor Augen zu führen. Aber dennoch entgegnet der Mensch, als habe er gleichsam die Gestalt eines unbelehrbaren Teufels angenommen, allen diesen Zeichen seines Herrn (isharat-i Rabbaniye) und all dieser göttlichen Züchtigung (terbiye-i Ilahiye) mit Dummheit und Starrsinn und spricht: "Es ist die Natur, die Eruption eines Vulkans, ein Zufall. Die Hitze der Sonne ist mit der Elektrizität zusammengestoßen. Das hat in Amerika für fünf Stunden die Maschinen angehalten. In Kastamonu und Umgebung hat sich der Himmel gerötet. Das hat wie ein Brand ausgesehen."
Dergleichen reden sie wie im Delirium daher. In ihrer grenzenlosen Unwissenheit und ihrem Atheismus (djehalet ve zindik), die aus ihrem Irrtum (dalalet) erwächst, und in ihrem abscheulichen Starrsinn wissen sie nicht: Die Ursachen sind nur ein Scheingrund, dienen gleichsam als Schleier. Er zeigt nur einen winzigen Samenkern statt hundert Fabriken und Werkstätten von der Größe eines Dorfes, um die Teile eines Tannenbaumes, groß wie ein Berg, gleichsam zu spinnen und zu weben: "Seht!" sagt er, "Daraus ist dieser Baum entstanden." Dabei führt er einige äußere Ursachen ins Feld, während er gleichzeitig tausend Wunder leugnet, die der Baumeister (Sani') an dieser Tanne vorführt. Eine ganz große Tat Seiner Herrschaft (fiil-i rububiyet), die der Schöpfer mit Seinem Wollen (ihtiyar) und in Seiner Weisheit (hikmet) vollbringt, macht so der Mensch zunichte.
Manchmal bezeichnet der Mensch einen besonders schwierigen, unerforschlichen, höchst bedeutenden, in tausendfacher Hinsicht als sinnvoll erkannten Sachverhalt mit einem wissenschaftlichen Namen, als ob durch diese Bezeichnung das Wesentliche verständlich, gewöhnlich, sinnlos und bedeutungslos würde.
So komm denn! Siehe die unzähligen Abstufungen von Verrücktheit und Torheit. Man bezeichnet einen schwierigen, weitläufigen und ungeklärten Sachverhalt, welcher nur dann vollständig zu erklären ist, wenn man ihn auf hunderten von Seiten abhandelt und seine Zweckmäßigkeit erläutert, mit einem Begriff und sagt, als handle es sich um eine bekannte Sache: "So ist das!"Er sagt zum Beispiel, ein Teil der Sonnenmaterie hat eine elektrische Entladung ausgelöst.
Außerdem erklärt er ein besonderes, zweckentsprechendes Phänomen der Herrschaft Gottes (rububiyet), das den allumfassenden Willen (irade-i kulliye) oder den absolut freien Entscheidungsgewalt (ihtiyar-i amm) oder die Verfügungsgewalt über eine bestimmte Gattung (= hâkimiyet-i nev'iye) zum Ausdruck bringt und als „Gottes Gewohnheitsrecht (âdetullah)“ bezeichnet wird, mit einem Naturgesetz (fitri kanun).So trennt er es von seiner Beziehung zum Willen und zur Entscheidungsgewalt Gottes (irade-i ihtiyar), sodann schreibt er es dem Zufall und der Natur zu. Damit zeigt er eine Dummheit, welche die Abu Djehils noch um ein Vielfaches übertrifft. So wird er einem wahnwitzigen Aufständischen gleich, der den erfolgreichen Angriff eines Soldaten oder eines Bataillons, einer militärischen Anordnung oder dem Kriegsgesetz zuschreibt und so dessen Abhängigkeit von seinem Kommandanten, seinem König, seiner Regierung oder von einer geplanten Operation (qasdi harekât) aufhebt.
Wenn überdies nun ein Mann, nachdem ein Meister und großer Wundertäter aus einem Holzstückchen von der Größe eines Fingernagels hundert Kilogramm verschiedener Speisen oder hundert Meter unterschiedlicher Stoffe hergestellt hat, ähnlich der Erschaffung eines Obstbaumes aus einem Kern, nun ein Stückchen Holz zeigen wollte und sagte: "Daraus sind diese Produkte natürlicher und zufälliger Weise entstanden." und die wunderbaren Kunstwerke und die Geschicklichkeit des Meisters als ein Nichts erklärte, was für eine Torheit wäre doch das? Desgleichen...
Siebente Frage: Wie ist es zu erklären, dass sich dieses weltliche Ereignis auf die islamische Bevölkerung
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dieses Landes bezieht und auf sie abzielt und warum trifft es gerade die Gegend um Erzincan und Izmir besonders hart?
Antwort: Dieses Ereignis mitten im tiefsten Winter, mitten in finsterster Nacht, in grimmiger Kälte, beschränkte sich nur auf dieses Land, das die Würde des Ramadans nicht achtete. Nachdem es aber nun auch nach der Zerstörung noch nicht zur Besinnung gekommen ist, weist dieses Ereignis durch viele Anzeichen wie auch das Andauern der Beben darauf hin, dass es besonders auf die Gläubigen abzielt, sich gerade auf sie bezieht, um sie sanft aus ihrer Gottvergessenheit zu wecken, es schüttelt sie, um sie zu pflichtgemäßem und freiem Beten, Bitten und Flehen zu wecken und zittert in sich selbst fort.
Dafür aber, dass die Erde besonders in der Gegend der armen Bevölkerung um Erzincan bebt, gibt es zwei Gründe:
Erstens: In Anbetracht ihres nur geringen Schuldkontos wurde die Sache rasch abgegolten, um sie zu bereinigen.
Zweitens: Da es in diesen und ähnlichen Gegenden nur wenige, starke und aufrechte Wächter des Glaubens gibt und weil die Würdenträger der islamischen Religion den Leuten des Unglaubens fast oder ganz unterliegen mussten, sodass diese die Gelegenheit nutzten, dort den Versuch zu machen, ein Zentrum für ihre Aktivitäten aufzubauen, besteht die Vermutung, dass die Menschen gerade dort zuerst eine solche Ohrfeige erhalten haben.
{"Niemand kennt das Unsichtbare außer Allah."}
{"Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen, außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise!" (Sure 2, 32)}
- ↑ *{Dies wurde hinsichtlich des Erdbebens in Izmir geschrieben.}
- ↑ *{Wenn Völker wie besonders die Russen eine Religion aufgeben, die schon entstellt und veraltert ist, so berührt dies nicht die Ehre Gottes in dem Grade wie der Verrat an der Religion, die wahr und ewig ist und niemals veraltern kann. Die Erde sieht über diese jetztlich hinweg, während sie über jene zürnt.}