Yirmi Birinci Lem'a/de: Revizyonlar arasındaki fark
("'''Die zweite Methode:''' Sobald wir in der Kraft eines sicheren, durchforschten Glaubens (iman-i tahqiq) und mit Hilfe der Lichter, die aufstrahlen, wenn wir über den Glauben nachdenken, so wie Er der Schöpfung immanent ist und uns in der Erkenntnis ihres Meisters (marifet-i Sani') gegeben wird, einen gewissen Sinn für die göttliche Gegenwart (huzur) erlangt haben und nun daran denken, dass der allbarmherzige Schöpfer (Khaliq-i Rahîm) allgegenwär..." içeriğiyle yeni sayfa oluşturdu) Etiketler: Mobil değişiklik Mobil ağ değişikliği |
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'''Über die Wahrhaftigkeit (ikhlas)''' | '''Über die Wahrhaftigkeit (ikhlas)''' | ||
44. satır: | 42. satır: | ||
==Eure zweite Regel:== | ==Eure zweite Regel:== | ||
(Dies soll nicht gesagt sein) um die im Dienst des Qur'an stehenden Brüder zu kritisieren, ihnen eure Überlegenheit vor Augen zu führen und so Gefühle der Eifersucht und des Neides in ihnen wachzurufen. | |||
Dies soll nicht gesagt sein) um die im Dienst des Qur'an stehenden Brüder zu kritisieren, ihnen eure Überlegenheit vor Augen zu führen und so Gefühle der Eifersucht und des Neides in ihnen wachzurufen. | |||
Denn so wie des Menschen eine Hand nicht gegen die andere konkurriert, ein Auge nicht das andere kritisiert, die Zunge nicht dem Ohr widerspricht und das Herz die Mängel des Geistes (ruh) nicht offen legt, so ergänzt es vielmehr dessen Unvollkommenheiten, bedeckt seine Fehler, hilft ihm in seiner Not und unterstützt ihn in (der Erfüllung) seiner Aufgaben. Denn andernfalls würde das Leben im Dasein des Menschen ausgelöscht, sein Geist entflieht und der Leib zerfällt. | Denn so wie des Menschen eine Hand nicht gegen die andere konkurriert, ein Auge nicht das andere kritisiert, die Zunge nicht dem Ohr widerspricht und das Herz die Mängel des Geistes (ruh) nicht offen legt, so ergänzt es vielmehr dessen Unvollkommenheiten, bedeckt seine Fehler, hilft ihm in seiner Not und unterstützt ihn in (der Erfüllung) seiner Aufgaben. Denn andernfalls würde das Leben im Dasein des Menschen ausgelöscht, sein Geist entflieht und der Leib zerfällt. | ||
116. satır: | 112. satır: | ||
Von den wahrlich zahlreichen Dingen, welche die Wahrhaftigkeit zerstören und in die Heuchelei (riya) treiben, wollen wir hier kurz zwei, drei erläutern: | Von den wahrlich zahlreichen Dingen, welche die Wahrhaftigkeit zerstören und in die Heuchelei (riya) treiben, wollen wir hier kurz zwei, drei erläutern: | ||
'''Erstens:''' | |||
''' | Ein Konkurrenzkampf (rekabet), der um eines materiellen Vorteils willen entsteht, untergräbt nach und nach die Wahrhaftigkeit. Zum einen vereitelt er das Ziel dieses Dienstes, zum anderen vernichtet er auch den materiellen Gewinn selbst. | ||
In der Tat hat dieses Volk immer den Gedanken der Hochachtung und der Unterstützung für diejenigen, die für die Wahrheit des Islam und für die jenseitige Welt arbeiten, genährt. Und es hat sich tatsächlich um die Deckung ihrer materiellen Bedürfnisse gekümmert, mit der Absicht, an ihrer aufrichtigen Wahrhaftigkeit und an ihren treuen Diensten auf seine Weise Anteil zu haben. Damit sie keine Zeit verlieren sollten, hat es ihnen mit materiellen Gütern wie Spenden und Geschenken geholfen und ihnen seine Verehrung bezeigt. Aber diese Unterstützung und Hilfe darf man nicht verlangen, vielmehr werden sie frei gegeben. Ja, man sollte noch nicht einmal in seinem Herzen einen Wunsch hegen, auch nicht durch seine Haltung eine Hoffnung zum Ausdruck bringen. Vielmehr wird alles auf unerhoffte Weise gegeben. Anderenfalls erleidet die Wahrhaftigkeit Schaden. Außerdem gerät man so in die Nähe des in folgendem Qur'anvers ausgesprochenen Verbotes: | |||
وَلاَ تَشْتَرُوا بِاٰيَاتِى ثَمَنًا قَلِيلاً {"Ihr sollt meine Zeichen nicht um ein Geringes verkaufen." (Sure 2, 41)} Dadurch ist der Wert der guten Taten teilweise abgebrannt (und vernichtet). | |||
Wer sich also nach einem materiellen Vorteil sehnt und in dieser Hoffnung verweilt, der wird danach in der Triebhaftigkeit seiner Seele und durch seine Eigenliebe, um sich einen solchen Vorteil nicht von einem anderen wegnehmen zu lassen, gegen seinen wahren Bruder und Kollegen im gemeinsamen Dienst ein Gefühl der Rivalität (rekabet) in sich entwickeln. Die Wahrhaftigkeit erleidet Schaden; der heilige Dienst geht zu Grunde. In den Augen der Leute der Wahrheit entsteht eine beklemmende Situation. Und auch der materielle Gewinn geht verloren. Nun ja... | |||
Dieser Teig benötigt noch viel Wasser. Ich will hier abbrechen und nur noch zwei Beispiele erzählen, um das Geheimnis der Wahrhaftigkeit (sirr-i ikhlas) und die herzliche Gemeinschaft (samimi ittifaq) unter meinen wahren Brüdern zu bestärken. | |||
'''Erstes Beispiel:''' | |||
''' | Um großen Reichtum zu erlangen und gewaltig an Macht zu gewinnen, haben Weltleute, ja sogar ein Teil der Politiker und bedeutende Komiteen im menschlichen Gemeinschaftsleben den Grundsatz der Gütergemeinschaft für sich zur Richtschnur gemacht. Trotz aller Missbräuche und Nachteile gewinnen sie ganz erstaunlich an Macht und erzielen einen großen Gewinn. Aber trotz aller Nachteile einer solchen Gütergemeinschaft ändert sich durch die Gemeinschaft im Wesentlichen nichts. Jeder einzelne ist wie einem Besitzer über das Ganze vergleichbar, wenn auch nur unter bestimmten Umständen und in gewisser Hinsicht; aber einen Vorteil davon hat er nicht. Nun gut... | ||
Wenn dieser Grundsatz der Gütergemeinschaft im Bemühen um das Jenseits praktiziert wird, bewirkt er einen gewaltigen Gewinn ohne einen Nachteil. Denn der gesamte Besitz bringt es als ein Geheimnis mit sich, dass er vollständig in die Hände jedes einzelnen Teilhabers dieser Gesellschaft übergeht. Wenn nämlich von vier, fünf Männern, welche die Absicht haben, eine Gesellschaft zu begründen, einer Petroleum, einer einen Docht, einer einen Lampensockel, einer einen Zylinder und einer ein Streichholz herbeibringt, so können sie die Lampe entzünden. Jeder wird Besitzer einer vollständigen Lampe. Wenn dann jeder Gesellschafter je an einer Wand einen großen Spiegel hat, so erscheint in jedem einzelnen Spiegel zusammen mit dem ganzen Zimmer eine fehlerfreie und ungeteilte Lampe. | |||
Genauso verhält es sich auch mit der gemeinschaftlichen Arbeit, was die jenseitigen Güter im Geheimnis der Wahrhaftigkeit (sirr-i ikhlas), die Gesellschaft im Geheimnis der Brüderlichkeit (sirr-i ukhuvvet), die Solidarität im Geheimnis der Eintracht (sirr-i ittihad) betrifft: Die Summe dieser Gemeinschaftsarbeit und all das Licht, das aus ihr entspringt, wird jedem Einzelnen zur Gänze in seinem Arbeitsheft gutgeschrieben. Dies wurde so von allen Meistern und Heiligen geschaut und bezeugt und ist ein Erfordernis der allumfassenden Barmherzigkeit (vus'at-i rahmet) und der Freigiebigkeit Gottes (kerem-i Ilahi). | |||
Oh meine Brüder! Insha'allah wird materieller Gewinn euch nicht zu einem Konkurrenzkampf (rekabet) verführen. Aber aus dem Blickwinkel des Nutzens (für das Leben im) Jenseits betrachtet ist es möglich, dass ihr euch täuschen lasst, so wie ein Teil der Ordensleute sich täuschen lässt. Aber wo ist da das bisschen persönlicher Verdienst und wo ist, entsprechend dem obigen Beispiel, Verdienst und Licht aus der gemeinsamen Arbeit? | |||
'''Zweites Beispiel:''' | |||
Die Handwerker, die mit den Produkten ihrer handwerklichen Arbeit einen möglichst hohen Gewinn erzielen wollen, erwerben durch ihre Zusammenarbeit einen bedeutenden Reichtum. So haben zehn Leute, die Nähnadeln produzieren wollten, versucht, diese Stück für Stück herzustellen. Als Ergebnis dieser Einzelherstellung waren nur drei Nadeln täglich die Frucht eines solchen Ein-Mann-Betriebes. Dann haben sich diese zehn Leute nach den Regeln einer Produktionsgemeinschaft vereinigt. Einer bringt Eisen, einer versorgt den Ofen, einer bohrt die Löcher, einer steckt das Material in den Ofen, einer spitzt die Nadeln an usw. Jeder einzelne beschäftigt sich nur mit einer Teilarbeit in seinem Nadelproduktionsbetrieb. Da die Arbeit jedes einzelnen einfach ist, geht keine Zeit verloren, jeder gewinnt in seinem Tun an Geschicklichkeit und macht seine Arbeit sehr schnell. Danach haben sie unter sich das Ergebnis ihrer Produktion geteilt, die nach den Gesetzen der Arbeitsteilung und Gemeinschaftsproduktion durchgeführt wird. Sie haben gesehen, dass auf jeden einzelnen statt dreier Nadeln täglich 300 Nadeln entfielen. Dieses Beispiel wurde unter den weltlichen Handwerksleuten sprichwörtlich und regte sie zur Gemeinschaftsproduktion an. | |||
Oh meine Brüder! Wenn nun schon in weltlichen Angelegenheiten, bei opaker Materie, auf diese Weise Einheit (ittihad) und Verbundenheit (ittifaq) so gewaltige Summen als Gewinn abwerfen, so könnt ihr einen Vergleich anstellen, was für einen großen Gewinn es erbringt, wenn sich durch die Gnade Gottes (fadl-i Ilahi) in dem Spiegel jedes einzelnen das Ganze reflektiert, das von einer anderen Welt und leuchtend ist, und das man nicht in kleine Stücke zu zerteilen braucht. Jeder einzelne bekommt so viel Belohnung wie die ganze Gemeinschaft verdient. Diesen gewaltigen Gewinn soll man nicht durch Konkurrenzkampf und Unaufrichtigkeit (rekabet ve ikhlassizlik) entgleiten lassen. | |||
'''Zweitens:''' | |||
Das zweite Hindernis, an dem die Wahrhaftigkeit zerbricht, ist die Ruhmsucht (hubb-u djah), die aus dem Geltungsbedürfnis (shöhret) entsteht und unter dem Deckmantel von Würde und Ehre (shan u sheref) die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und öffentliche Anerkennung zu gewinnen sucht. Seinem Bedürfnis nach Selbstbestätigung zu schmeicheln und das Tier in uns auf ein Postament zu erheben, ist eine äußerst bedenkliche Krankheit des Geistes (ruh) und öffnet der Scheinheiligkeit (riya) und Selbstgefälligkeit, was "unbewusste Abgötterei (shirk-i khafi)" genannt wird, die Türe. | |||
Oh meine Brüder! Unsere Berufung (mesleğimiz) im Dienst am Weisen Qur'an ist die Wahrheit und Bruderschaft (haqiqat ve ukhuvvet). Das Geheimnis der Bruderschaft (sirr-i ukhuvvet) ist: "Jeder soll mit seiner Persönlichkeit in den Brüdern aufgehen (fani edip) | |||
' | {In der Tat glücklich der, welcher aus dem Strom, der aus der Lehre des Qur'an gespeist wird, einen See voll wohlschmeckendem Wasser (gemeint ist die Bruderschaft des Islam - A.d.Ü.) zu füllen vermag, um seine eigene Persönlichkeit und seinen Egoismus in diesen See hineinzuwerfen und einem Stückchen Eises gleich in ihm zu verschmelzen.} | ||
und ihrer Seele vor der eigenen Seele den Vorzug geben." Darum soll solch ein Konkurrenzdenken (rekabet), das aus dem Bedürfnis nach Amt und Würden (hubb-u djah) erwächst, unter uns keinen Einfluss haben. Denn es ist mit unserem Weg ganz und gar nicht zu vereinbaren. In Anbetracht der Tatsache, dass die Würde der Brüder im Allgemeinen jedem einzelnen von ihnen gehören sollte, hoffe ich nur, dass es den Risale-i Nur Schülern hundertfach ferne liegt, diese große Würde des Geistes für ein kleines, persönliches Stückchen Ruhm zu opfern und für eine Würde, die in Konkurrenzkämpfe (rekabet) verstrickt, nur sich selber sucht. | |||
In der Tat dürfen sich das Herz, der Verstand und die Seele der Risale-i Nur Schüler nicht zu solchen niedrigen, schadenträchtigen und gemeinen Dingen herabwürdigen. Doch jeder findet in sich seine Triebnatur (nefs-i emmare). Und zuweilen gehen diese Empfindungen der Seele (hissiyat-i nefsiye) in Fleisch und Blut über. Sie üben bis zu einem gewissen Grade, dem Geiste zum Trotz und entgegen Herz und Verstand ihren Einfluss aus. Ich will euren Geist oder euer Herz nicht verdächtigen, auch eurem Verstand nicht die Schuld geben. Auf Grund der Wirkung, die der Risale-i Nur gegeben ist, vertraue ich auch darauf. Doch eure Gefühle (nefs) und Neigungen (heva), Empfindungen (hiss) und Vorstellungen (vehim) führen euch zuweilen in die Irre. Deswegen werdet ihr manchmal nachdrücklich ermahnt. Dieser Nachdruck bezieht sich auf Gefühle und Neigungen, Empfindungen und Vorstellungen. Ihr sollt in eurem Verhalten Besonnenheit an den Tag legen. | |||
Wäre es unsere Berufung, die Würde eines Scheikhs anzustreben und gäbe es da nur eine einzige Rangstufe oder eine begrenzte Anzahl Rangstufen: Um diesen Rang würden sich mehrere talentierte Kandidaten bewerben. Es gäbe einen Wettbewerb um das eigene Fortkommen. | |||
Aber unsere Berufung ist die Bruderschaft. Ein Bruder kann einem Bruder kein Vater sein und sich nicht so verhalten wie ein geistiger Meister (murshid). Die Stellung in der Bruderschaft ist weit gefächert. Sie kann nicht Anlass dafür sein, dass man sich müht, einander den Rang abzulaufen und versucht, sich gegenseitig zu überflügeln. Bestenfalls kann der Bruder dem Bruder Stütze und Rückhalt sein; so vervollkommnet er seinen Dienst. | |||
Hier ein Beweis, dass es auf den Wegen der Väter und Lehrer infolge des Wettstreits, durch ehrgeiziges Mühen um Lohn, in dem Streben nach dem Höchsten (hirs-i sevab ve uluvv-u himmet), zu äußerst mangelhaften und gefährlichen Ergebnissen kommen kann: Wenn unter Ordensleuten bei aller so bedeutsamen und erhabenen Vollkommenheit und aller Verdienste Divergenzen (ikhtilaf) und Rivalitäten (rekabet) auftreten, so ist das folgenschwere Ergebnis davon, dass ihre heiligen und erhabenen Kräfte den Stürmen der Ketzerei (bid'a) nicht standhalten können. | |||
'''Drittens:''' | |||
Das dritte Hindernis heißt Angst und Habsucht (tama'). Dieses Hindernis wurde zusammen mit einigen anderen Hindernissen in der Abhandlung "Sechs Listen" (des Teufels, siehe "Briefe") vollständig erklärt. Wir wollen es dabei belassen und bitten und flehen zu dem Herrn in der Überfülle Seines Erbarmens und machen dabei auch alle Seine Schönen Namen zu unseren Fürsprechern: "Gewähre uns allen, dass wir das Ziel der vollkommenen Wahrhaftigkeit erlangen mögen... Amen." | |||
"Oh Allah, bei Deiner Wahrheit und um der Sure der Wahrhaftigkeit willen, reihe uns ein unter diejenigen, welche als Deine wahrhaftigen Diener nach Wahrhaftigkeit streben. Amen. Amen..." | |||
"Gepriesen seist Du! Kein Wissen besitzen wir, außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende und der Allweise!" (Sure 2, 32) | |||
< | '''Ein persönlicher Brief an einige Brüder'''(*<ref>*{Zu diesem kostbaren Brief, in dem unser Lehrer auf fünf Arten der Anbetung hinweist, wollten wir von ihm selbst eine Erklärung erhalten. Die Niederschrift der von ihm empfangenen Erklärung lautet wie folgt: | ||
1. Sie ist der geistige Kampf gegen die Leute des Irrweges, welcher der wichtigste Kampf ist. | |||
</ | 2. Sie ist der Dienst, bei dem man seinem Meister zur Verbreitung der Wahrheit Hilfe leistet. | ||
3. Sie ist der Dienst, den man den Muslimen im Glauben leistet. | |||
4. Sie ist das Studium der Wissenschaften, das man mit dem Griffel betreibt. | |||
5. Sie ist eine Art der Anbetung, die man im Nachsinnen (tefekkur) vollzieht und die manchmal in einer Stunde mehr Segen bringen kann als ein Jahr der Anbetung. | |||
'''Rüschtü, Husrev, Re'fet'''}</ref>) | |||
'''Für diejenigen unter meinen Brüdern, welche des Schreibens überdrüssig geworden, während der drei dem Gebet geweihten Monate der Niederschrift der Risale-i Nur, die aus fünferlei Gesichtspunkten zu den Gebeten gezählt wird, anderen Gebeten den Vorzug geben, möchte ich den Geist einer Ehrwürdigen Überlieferung erläutern.''' | |||
'''Erstens:''' | |||
يُوزَنُ مِدَادُ الْعُلَمَاۤءِ بِدِمَاۤءِ الشُّهَدَاۤءِ | |||
Das heißt, "Bei der Wiederversammlung wird die Tinte, welche die Gelehrten für die Wahrheit verwandt haben, dem Blut der Märtyrer gleichgeachtet, erhält deren Wert." | |||
'''Zweitens:''' | |||
''' | مَنْ تَمَسَّكَ بِسُنَّتِى عِنْدَ فَسَادِ اُمَّتِى فَلَهُ اَجْرُ مِأَةِ شَهِيدٍ | ||
D.h.: "Wer in einer Flut der Ketzerei, inmitten eines Stroms von Irrlehren an den Edlen Sitten und der Wahrheit des Qur'an festhält und ihr dient, wird den Lohn von hundert Märtyrern gewinnen." | |||
Oh ihr Brüder, die ihr in eurem Hang zur Faulheit des Schreibens überdrüssig geworden seid und der Mystik (sofi-meshreb) zuneigt! Diese beiden Überlieferungen (vom Gottesgesandten Mohammed - Friede und Segen sei mit ihm) zeigen: Wenn ihr in einer solchen Zeit der Wahrheit des Glaubens, dem Geist des Gesetzes (esrar-i sheriat) und den Edlen Sitten (sunnet-i seniye) einen Dienst erweist, so wird euch für das schwarze Licht, das euren segensreichen, reinen Stiften entströmt, oder ein Dirhem Tinte, das dem Wasser des Lebens gleicht, am Tage der Wiederversammlung Lohn gleich hundert Dirhem Blut der Märtyrer gegeben werden. So sollt ihr euch dementsprechend um diesen Gewinn bemühen. | |||
'''Wenn ihr sagt:''' | |||
In dieser Überlieferung wird der Ausdruck "Gelehrter (âlim)" verwendet. Viele von uns sind aber nur Schreiber. | |||
'''Antwort:''' | |||
''' | Wer ein Jahr diese Abhandlungen und Lektionen liest und dabei versteht und sie annimmt, der wird ein bedeutender, wahrhaftiger Gelehrter unserer Zeit werden. Auch wenn er sie nicht versteht, so ist dennoch in Anbetracht dessen, dass die Schüler der Risale-i Nur eine geistige Körperschaft (shahs-i manevi) bilden, ohne Zweifel diese geistige Körperschaft einem Gelehrten unserer Zeit gleich. Was aber eure Schreibstifte betrifft, so sind sie die Finger dieser geistigen Verkörperung. Und obwohl ich es meiner Ansicht nach gar nicht wert bin, wohlan denn, so sei es, dass ihr in meiner Nachfolge mich auf Grund eurer guten Meinung (hüsn-ü zan) über mich in meiner Armseligkeit als einen Lehrer betrachtet, mir die Stellung eines Gelehrten zuerkennt und so mit mir verbunden seid. Da ich nun ungebildet und ohne Schreibzeug bin, mögen eure Stifte als mein Schreibstift angesehen werden. So werdet ihr den in der Überlieferung aufgezeigten Lohn erhalten. | ||
'''Said Nursi''' | |||
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12.38, 12 Mayıs 2024 itibarı ile sayfanın şu anki hâli
Über die Wahrhaftigkeit (ikhlas)
Diese Abhandlung war ursprünglich die "Vierte" von "Sieben Problemstellungen" der "Siebzehnten Notiz" zum "Siebzehnten Blitz". Sie ist wegen ihres Zusammenhanges mit der Wahrhaftigkeit zum "Zweiten Punkt" des "Zwanzigsten Blitzes" geworden, wurde jedoch auf Grund ihres Glanzes als "Einundzwanzigster Blitz" in den Band der "Blitze" eingereiht.
Diese Abhandlung soll mindestens einmal in 15 Tagen gelesen werden.
بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّح۪يمِ Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen.
Streitet euch nicht miteinander, damit ihr nicht den Mut verliert und der Sieg euch nicht entgleitet." (Sure 8, 46)
"Und steht demütig vor Gott." (Sure 2, 238) "Wohl ergeht es dem, der sie reinigt. Und zu Schanden wird, der sie verdirbt." (Sure 91, 9-10)
{"Und verkauft nicht meine Zeichen für ein Geringes!" (Sure 2, 41)}
Oh meine Brüder im Glauben und meine Gefährten im Dienst am Qur'an! Ihr wisst ja bereits und ihr solltet es auch wissen, dass in dieser Welt wie auch in jener Welt immer dann, wenn ihr den Lohn eurer Guten Werke erst dort erwartet (ukhrevi hizmetler), der wichtigste Grundsatz, die stärkste Kraft, der willkommenste Fürsprecher, der beständigste Stützpfeiler (nokta-i istinad), der kürzeste Weg zur Wahrheit, das willkommenste wortlose Gebet, das wundersamste Fahrzeug (auf dem Weg) zu eurem Ziel, die erhabenste Eigenschaft und der reinste Gottesdienst (ubudiyet) die Wahrhaftigkeit (ikhlas) ist.
Doch obwohl nun die Wahrhaftigkeit so viele lichtgleiche hervorragende Eigenschaften und so viele Kräfte umfasst und obwohl wir in diesen schrecklichen Zeiten und angesichts solch fürchterlicher Feinde, einem starken Druck, überwältigender ketzerischer Neuerungen (bid'a) und Verirrungen (dalalet) so außerordentlich wenige, so schwach, arm und kraftlos sind, wurde doch durch Gottes Güte (ihsan-i Ilahi) eine so große und schwere, allumfassende heilige Aufgabe im Glauben und Dienst am Qur'an auf unsere Schultern gelegt. Mit Sicherheit sind wir daher mehr als jeder andere dazu verpflichtet mit unserer ganzen Kraft nach Wahrhaftigkeit zu streben. Diesem Geheimnis der Wahrhaftigkeit in uns Raum zu verschaffen ist für uns ganz besonders notwendig. Sonst wäre, was wir bisher in unserem heiligen Dienst erreicht haben, zum Teil wieder verloren, könnte nicht weiter bestehen und wir würden dafür unnachsichtlich zur Verantwortung gezogen werden.
Dann würde zum Schaden unserer ewigen Glückseligkeit die nachdrückliche Warnung wahr werden, die in dem göttlichen Verbot der Ayah
وَلاَ تَشْتَرُوا بِاٰيَاتِى ثَمَنًا قَلِيلاً {"Und verkauft nicht meine Zeichen für ein Geringes!" (Sure 2, 41)} enthalten ist, und unsere Wahrhaftigkeit um irgendwelcher bedeutungsloser, völlig überflüssiger, schädlicher, trauriger, selbstsüchtiger, abscheulicher, scheinheiliger (riya), niedriger Gefühle und eines persönlichen Vorteils willen zu Grunde gehen. Wir würden die Rechte unserer Brüder verletzen. Es wäre ferner eine Pflichtverletzung im Dienst am Qur'an und letztendlich auch eine Respektlosigkeit gegenüber den heiligen Glaubenswahrheiten.
Meine Brüder! Es gibt vor einer großen und bedeutenden guten Tat viele Schaden bringende Hindernisse. Die Teufel lassen diejenigen, welche an solchen Diensten mitwirken niemals in Ruhe. Wegen dieser Hindernisse der Teufel ist es notwendig, sich auf die Kraft der Wahrhaftigkeit verlassen zu können. Ihr solltet euch vor all den Dingen hüten, welche eure Wahrhaftigkeit zerstören könnten, so wie man sich auch vor Schlangen und Skorpionen hüten muss. So wie bereits Hasret Yusuf, mit dem der Friede sei, sagte: اِنَّ النَّفْسَ لَاَمَّارَةٌ بِالسُّوءِ اِلاَّ مَا رَحِمَ رَبِّى {"Denn fürwahr, die Seele verlangt gebieterisch nach dem Bösen, es sei denn, dass mein Herr sich erbarmt." (Sure 12, 53)} soll man dem, was die Seele gebietet, nicht vertrauen. Lasst euch nicht täuschen durch das, was eure Ichsucht (enaniyet) und eure Seele (nefs-i emmare) euch gebieten!
Um Wahrhaftigkeit zu erlangen und zu wahren und Hindernisse aus dem Weg zu räumen, solltet ihr die folgenden "Regeln" als Wegweiser gebrauchen:
Eure erste Regel:
In euren Werken das Wohlgefallen Gottes (riza-yi Ilahi) suchen.
Wenn Er zufrieden ist, ist es nicht mehr wichtig, wenn auch die ganze Welt euch zürnt. Wenn Er etwas annimmt, bleibt es ohne Wirkung, wenn alle Welt es ablehnt. Nachdem Er etwas mit Wohlgefallen angenommen hat, Er es wünscht und Seine Weisheit es erfordert (hikmeti iktida), wird Er, auch wenn ihr Ihn nicht ausdrücklich darum gebeten habt, alle Welt in Bewegung setzen, es anzunehmen. Auch sie werden damit zufrieden sein. Aus diesem Grund ist das elementare Ziel (esas maqsad) in diesem Dienst, direkt und unmittelbar einzig das Wohlgefallen Gottes des Gerechten zu erstreben.
Eure zweite Regel:
(Dies soll nicht gesagt sein) um die im Dienst des Qur'an stehenden Brüder zu kritisieren, ihnen eure Überlegenheit vor Augen zu führen und so Gefühle der Eifersucht und des Neides in ihnen wachzurufen.
Denn so wie des Menschen eine Hand nicht gegen die andere konkurriert, ein Auge nicht das andere kritisiert, die Zunge nicht dem Ohr widerspricht und das Herz die Mängel des Geistes (ruh) nicht offen legt, so ergänzt es vielmehr dessen Unvollkommenheiten, bedeckt seine Fehler, hilft ihm in seiner Not und unterstützt ihn in (der Erfüllung) seiner Aufgaben. Denn andernfalls würde das Leben im Dasein des Menschen ausgelöscht, sein Geist entflieht und der Leib zerfällt.
Und so wie ferner die Räder in einer Maschine nicht miteinander konkurrieren (rekabetkâr), einander nicht zu überflügeln und zu überbieten trachten, sich vielmehr ihre Fehler nachsehen, einander nicht kritisieren, sich ihren Arbeitseifer nicht gegenseitig zerstören und einander nicht aufhalten, so helfen sie auch einander, nach besten Kräften ihre Bewegungen auf das gemeinsame Ziel hin auszurichten. So bewegen sie sich denn in völliger Übereinstimmung und Einheit (ittifaq) dem Ziel ihrer Schöpfung entgegen. Sollte sich hier auch nur ein ganz klein wenig Angriffslust oder Herrschsucht einschleichen, so würde das die ganze Fabrik vollkommen durcheinander bringen, unproduktiv werden und ohne Ergebnis bleiben. So würde denn ihr Besitzer die ganze Fabrik vollständig zerlegen und demontieren.
So seht denn nun, ihr Schüler der Risale-i Nur und Diener des Qur'an! Ihr und wir bilden die Organe eines geistigen Körpers (shahs-i manevi), würdig, den Namen eines vollkommenen Menschen (insan-i kpamil) zu tragen. Wir gleichen dem Räderwerk einer Fabrikationsanlage, die als Endprodukt eine Ewige Glückseligkeit in einem Ewigen Leben herstellt. Wir sind die Schauerleute, die auf einem Boot ihres Herrn arbeiten, das die mohammedanische Gemeinschaft (Ummat-i Muhammed) zum Haus des Friedens (Dar-us Selam) an der Küste der Sicherheit (selamet) bringen wird. So bedürfen wir sicherlich der Solidarität und wahrhaftigen Einheit (ittihad-i haqiqi), die wir im Geheimnis der Wahrhaftigkeit zu gewinnen trachten sollten, ja geradezu gewinnen müssen und die sicher gestellt wird durch vier Einzelpersonen, deren vereinigte (ittihad) geistige Kräfte 1111 Personen ergeben.
Wenn in der Tat drei Elif {Arabischer Buchstabe "a", gleichzeitig die Zahl "1" (A.d.Ü.)} sich nicht vereinigen, so behalten sie den Wert von drei. Vereinigen (ittihad) sie sich aber im Geheimnis der Zahlen, so erlangen sie gemeinsam den Wert von 111. Wenn vier mal vier voneinander getrennt bleiben, so ergibt sich ein Wert von sechzehn. Wenn aber mit dem Geheimnis der Bruderschaft und Einheit als Ziel (sirr-i ukhuvvet ve ittihad-i maqsad) und einer gemeinsamen Aufgabe als Klangakkord (ittifaq-i vazife ile tevafuq), Schulter an Schulter in einer Reihe stehen, dann haben sie die Kraft und den Wert von 4444. Auch zahlreiche historische Ereignisse bezeugen, dass im Geheimnis der Wahrhaftigkeit die moralische Stärke und der Wert von sechzehn zu jedem Opfer bereiten Brüdern größer war als der von 4000.
Der Hintergrund zu dem Grund dieses Geheimnisses ist aber folgender: In einer wahrhaftigen und aufrichtigen Gemeinschaft (haqiqi, samimi bir ittifaq) kann jeder einzelne mit den Augen der anderen Brüder sehen und auch mit ihren Ohren hören. Bilden zehn Männer eine wirkliche Einheit (haqiqi muttehid), so hat jeder Einzelne in gewissem Maße die moralische Stärke und den Wert, als könne er mit dem Blick von zwanzig Augen zugleich schauen, dem Verstand von zehn Gehirnen zugleich denken, dem Gehör von zwanzig Ohren zugleich lauschen und der Arbeitskraft von zwanzig Händen zugleich zupacken.(*[1])
Eure dritte Regel:
Ihr müsst wissen, dass eure ganze Stärke in der Wahrhaftigkeit (ikhlas) und in der Wahrheit (haq) liegt.
In der Tat liegt die Stärke in der Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Und auch die Ungerechten gewinnen Stärke durch die Wahrhaftigkeit und Offenheit (samimiyet), die sie in ihren Ungerechtigkeiten an den Tag legen.
Ein Beweis dafür, dass die Stärke in der Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit (haq ve ikhlas) liegt, ist in der Tat unser Dienst (hizmet). Durch ein klein wenig Wahrhaftigkeit in unserem Dienst wird diese Behauptung dargelegt und sie ist auch ein Beweis in sich selbst.
Denn im Vergleich zu dem Dienst an Wissenschaft und Glaube, den wir seit mehr als 20 Jahren in meiner Heimat und in Istanbul geleistet haben, wurde hier mit euch in 7, 8 Jahren hundertfach mehr geleistet. Dabei gab es in meiner Heimat und auch in Istanbul hundert-, ja sogar tausendmal mehr, die mir geholfen haben, als es hier, wo ich alleine bin, Brüder gibt, die bei mir sind. Denn hier bin ich alleine, ein Fremder, der zur Hälfte nicht unterrichtet ist und noch dazu von ungerechten Beamten observiert und verfolgt wird. Ich zweifle nicht im Geringsten daran, dass der Dienst, den ich mit euch in diesen 7, 8 Jahren versehen habe und die geistige Kraft, die hundertfach mehr Erfolg als die früheren Dienste zeitigt, aus eurer Wahrhaftigkeit erwachsen sind.
Ich muss außerdem bekennen, dass ihr mich durch eure wahrhaftige Wahrhaftigkeit in einem gewissen Grade vor der Heuchelei (riya) bewahrt habt, die bisher meine Seele unter dem Schleier von Ruhm und Ehre (shan u sheref) umschmeichelt hatte. Möge Gott es wollen, dass ihr zu einer vollkommenen Wahrhaftigkeit gelangen und auch mich zu dieser vollkommenen Wahrhaftigkeit hinführen werdet.
Ihr wisst ja, dass Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, mit diesem seinem an die Zeiten der alten Propheten gemahnenden Wunder (mu'djizevari kerametiyle) und Hasret Ghauth-ul A'dham, dessen Geheimnis Gott heiligen möge, mit jener seiner in die Zukunft weisenden Wundergabe (keramet-i ghaybiye) euch auf Grund des Geheimnisses der Wahrhaftigkeit ihre Anerkennung bezeigen werden. Sie unterstützen und trösten euch und spenden euch im Geiste Beifall. Ihr solltet in der Tat nicht daran zweifeln, dass diese ihre Anerkennung euch auf Grund eurer Wahrhaftigkeit zuteil wird. Wenn ihr diese Wahrhaftigkeit wissentlich verletzt, werden sie es sein, von denen ihr dafür die Schläge erhaltet. Doch es sind Schläge von liebender Hand (shefqat tokatlar), die euch den "Zehnten Blitz" wieder in Erinnerung rufen sollen.
Wenn ihr euch weiterhin die Unterstützung von solchen Größen des Geistes wünscht, wie sie jetzt hinter euch stehen, und sie euch als Lehrer vor Augen wünscht, so erstrebt eine vollkommene Wahrhaftigkeit nach der Ayah وَ يُؤْثِرُونَ عَلٰۤى اَنْفُسِهِمْ {"...und sie geben ihnen den Vorzug vor sich selbst." (Sure 59, 9)} Gebt den Seelen eurer Brüder vor eurer eigenen Seele den Vorzug in Ehre (sheref), Rang (maqam) und Zuwendung bis hin zu jenen Dingen, wie den materiellen Vorzügen, an denen sich eure Seele erfreut, ja selbst noch den ganz unschuldigen, harmlosen Vorzügen, wie einem bedürftigen Gläubigen eine tiefgreifende Glaubenswahrheit in ihrer ganzen Schönheit darzulegen.
Soweit möglich ermuntere einen Kollegen, der es bisher noch nicht gewagt hat, nun selbst auch einmal zu unterrichten, damit deine eigene Seele nicht in Selbstzufriedenheit verfalle. Wenn du einen Wunsch hast, wie etwa: "Lass mich ihm diese Gute Nachricht überbringen und auslegen, sodass ich das Verdienst (sevab) erwerbe", so ist dies sicherlich keine Sünde und auch kein Fehler (zarar), doch könnte das Geheimnis der Wahrhaftigkeit zwischen euch dadurch verletzt (sirr-i ikhlasa zarar) werden.
Eure vierte Regel:
Hier geht es darum, sich die Tugenden (fadilet) und Verdienste seines Bruders in sich selbst vorzustellen, dafür dankbar zu sein und auf die Ehren (sheref) stolz zu sein, die ihm zuteil werden.
Bei den Ordensleuten (= Sufis) kennt man dafür die Ausdrücke "Aufgehen im Scheich (fena fi-sh'Scheikh)" und "Aufgehen im Propheten (fena fi-r'Rassul)". Ich bin kein Sufi. Doch sie ermöglichen uns mit diesen Grundsätzen auf unserem Weg (meslek) in der Formulierung "Aufgehen in den Brüdern (fena fi-l ikhvan)" auch einen guten Grundsatz (düstur). Unter den Brüdern nennt man das "tefani", d.h. ineinander aufgehen, d.h. seine eigenen, seelenartigen Empfindungen (hissiyat-i nefsiye) vergessen und in den Gefühlen der Brüder und in ihren Vorzügen mitleben.
Bekanntlich ist ja die Grundlage (esas) unseres Weges (meslek) die Brüderlichkeit. Es geht hier nicht um ein Verhältnis wie zwischen Vater und Sohn, zwischen Scheikh und Muried (Lehrer und Schüler, Meister und Lehrling). Es geht um das Verhältnis wahrer Brüderlichkeit. (In einer solchen Bruderschaft) kann höchstens noch eine Meisterschaft (ustadlik) vermitteln. Damit unser Lebensweg (meslek) Freundschaft (Khalilye) sei, muss auch unsere Lebensart freundschaftlich (khillet) sein. Was aber diese Freundschaft (khillet) betrifft, so verlangt sie von uns, ein enger Freund (dost), ein hingebungsvoller Kamerad (arkadash), ein herzlich willkommener Weggefährte (yoldash) und ein edelgesinnter Bruder (kardesh) zu sein. Der Grundstein (uss-ul esas) dieser Freundschaft (khillet) ist aber aufrichtige Wahrhaftigkeit (samimi ikhlas). Ein Mensch, der diese aufrichtige Wahrhaftigkeit zerstört, stürzt von der Spitze des Turmes auf dem höchsten Gipfel dieser Freundschaft herab. Und er fällt vielleicht (mit Leib und Seele) in ein ganz tiefes (schwarzes) Loch. Und es gibt dazwischen keinen Ort, an dem er sich festklammern könnte.
Und in der Tat kann man da zwei Wege erkennen. Da gibt es die Möglichkeit, dass die, welche sich jetzt von unserem Weg, der Großen Straße des Qur'an (Djadde-i Kubra-i Qur'aniye), trennen, unwissentlich den Mächten des Unglaubens helfen, die unsere Feinde sind. Doch möge Gott es wollen, dass diejenigen, welche auf dem Weg der Risale-i Nur in den heiligen Bereich des Qur'an eintreten, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, dem Licht, der Wahrhaftigkeit und den Glauben immer mehr Kraft hinzufügen und so niemals in derartige Abgründe hinabstürzen werden.
Oh meine Gefährten im Dienst am Qur'an!
Eine der wirkungsvollsten Methoden Wahrhaftigkeit zu gewinnen und zu bewahren, ist die "Verbundenheit mit dem Tod (Rabita-i Maut)".
So wie es in der Tat die Länge unserer Wunschliste ist, die unsere Wahrhaftigkeit verfälscht und uns zu Scheinheiligkeit (riya) und irdischen Genüssen verführt, so ist es diese Verbundenheit mit dem Tod, die einen Abscheu gegenüber der Heuchelei (riya) bewirkt und Wahrhaftigkeit gewinnen lässt. Das heißt, man sollte an seinen Tod denken und sich dabei vor Augen rufen, dass diese Welt vergänglich ist, und sich so vor den Einflüsterungen seiner Seele retten.
In der Tat haben die Sufis und die Leute der Wahrheit aus den Ayat des Weisen Qur'an: كُلُّ نَفْسٍ ذَاۤئِقَةُ الْمَوْتِ * اِنَّكَ مَيِّتٌ وَاِنَّهُمْ مَيِّتُونَ {"Jede Seele wird den Tod kosten." (Sure 3, 185) "Du wirst fürwahr sterben und fürwahr werden auch sie sterben." (Sure 39, 30)} ihre Lehren empfangen, (den Gedanken) ihrer Verbundenheit mit dem Tod zum Ausgangspunkt für ihre Wanderschaft (suluklar esas) gemacht und die Illusion von einem ewigen Leben (in dieser Welt) als Quelle einer (endlos) langen Wunschliste verstopft. Als eine Art Arbeitshypothese oder Bild (vor ihrem geistigen Auge) stellen sie es sich vor, schon gestorben zu sein und gewaschen zu werden und malen es sich aus, wie sie ins Grab gelegt werden. So beständig und immer weiter nachdenkend wird die gebietende Seele (nefs-i emmare) über dergleichen Erwägungen und Vorstellungen (tahayyul) betrübt und verzichtet so bis zu einem gewissen Grade auf ihre ach so lange Wunschliste. Diese (innere) Verbundenheit bietet eine Menge Vorteile. So heißt es in einer Hadith, die uns in dieser Verbundenheit mit dem Tod unterrichtet: اَكْثِرُوا ذِكْرَ هَادِمِ اللَّذَّاتِ {"Denkt häufig an den, der die Genüsse zerstört!" (oder so ähnlich)} Das heißt: Denkt häufig an euren Tod, der euch eure Genüsse verdirbt und versalzt.
Da unser Weg jedoch nicht der eines Ordens ist, sondern (der Weg) der Wahrheit, brauchen wir diese Verbundenheit in der Theorie und in der Kontemplation (hayal) nicht nach Art der Sufis zu machen. Es entspricht ohnehin nicht dem Weg der Wahrheit. Denn man sollte nicht in dieser Weise seinen Blick in die Zukunft lenken und so die zukünftige Zeit in die Gegenwart holen, sondern besser vom Standpunkt der Wahrheit aus mit seinen Gedanken von der Gegenwart in die Zukunft gehen.
In der Tat kann man seine eigene Leiche als einzige Frucht an der Spitze dieses Baumes betrachten, der unser kurzes Leben ist, ohne dass es dazu einer Arbeitshypothese oder bildlichen Vorstellung bedürfte. So wie er dabei einzig seinen eignen Tod erblickt, so erblickt er dort auch das Ende seiner Zeit, sobald er nur ein wenig zur anderen Seite hinüber geht. Wenn er dann noch ein wenig weiter zur anderen Seite hinüber geht, wird er dann auch Zeuge des Endes der Welt und es öffnet sich ihm der Weg zur vollkommenen Wahrhaftigkeit.
Die zweite Methode: Sobald wir in der Kraft eines sicheren, durchforschten Glaubens (iman-i tahqiq) und mit Hilfe der Lichter, die aufstrahlen, wenn wir über den Glauben nachdenken, so wie Er der Schöpfung immanent ist und uns in der Erkenntnis ihres Meisters (marifet-i Sani') gegeben wird, einen gewissen Sinn für die göttliche Gegenwart (huzur) erlangt haben und nun daran denken, dass der allbarmherzige Schöpfer (Khaliq-i Rahîm) allgegenwärtig ist und alles überschaut und bei keinem anderen nach seinem Wohlwollen suchen außer bei Ihm und uns dabei darüber im Klaren sind, dass in Seiner Gegenwart nach anderen zu schauen oder von ihnen Hilfe zu erwarten in Seiner Gegenwart einem guten Betragen widerspricht (edebine mukhalif), so kann man vor einer derartigen Heuchelei (riya) bewahrt bleiben und Wahrhaftigkeit erlangen. Wie dem auch sei, es gibt dabei viele Grade und Abstufungen. Wie viel Nutzen auch immer sich jemand als seinen Anteil davon nimmt, so viel wird auch sein Nutzen sein.
Es werden eine Reihe von Tatsachen in der Risale-i Nur erwähnt, die einen Menschen vor der Heuchelei (riya) bewahren können, sodass er Wahrhaftigkeit gewinnt. So begnügen wir uns damit hier darauf hinzuweisen und wollen somit hier die Diskussion beenden.
Von den wahrlich zahlreichen Dingen, welche die Wahrhaftigkeit zerstören und in die Heuchelei (riya) treiben, wollen wir hier kurz zwei, drei erläutern:
Erstens: Ein Konkurrenzkampf (rekabet), der um eines materiellen Vorteils willen entsteht, untergräbt nach und nach die Wahrhaftigkeit. Zum einen vereitelt er das Ziel dieses Dienstes, zum anderen vernichtet er auch den materiellen Gewinn selbst.
In der Tat hat dieses Volk immer den Gedanken der Hochachtung und der Unterstützung für diejenigen, die für die Wahrheit des Islam und für die jenseitige Welt arbeiten, genährt. Und es hat sich tatsächlich um die Deckung ihrer materiellen Bedürfnisse gekümmert, mit der Absicht, an ihrer aufrichtigen Wahrhaftigkeit und an ihren treuen Diensten auf seine Weise Anteil zu haben. Damit sie keine Zeit verlieren sollten, hat es ihnen mit materiellen Gütern wie Spenden und Geschenken geholfen und ihnen seine Verehrung bezeigt. Aber diese Unterstützung und Hilfe darf man nicht verlangen, vielmehr werden sie frei gegeben. Ja, man sollte noch nicht einmal in seinem Herzen einen Wunsch hegen, auch nicht durch seine Haltung eine Hoffnung zum Ausdruck bringen. Vielmehr wird alles auf unerhoffte Weise gegeben. Anderenfalls erleidet die Wahrhaftigkeit Schaden. Außerdem gerät man so in die Nähe des in folgendem Qur'anvers ausgesprochenen Verbotes: وَلاَ تَشْتَرُوا بِاٰيَاتِى ثَمَنًا قَلِيلاً {"Ihr sollt meine Zeichen nicht um ein Geringes verkaufen." (Sure 2, 41)} Dadurch ist der Wert der guten Taten teilweise abgebrannt (und vernichtet).
Wer sich also nach einem materiellen Vorteil sehnt und in dieser Hoffnung verweilt, der wird danach in der Triebhaftigkeit seiner Seele und durch seine Eigenliebe, um sich einen solchen Vorteil nicht von einem anderen wegnehmen zu lassen, gegen seinen wahren Bruder und Kollegen im gemeinsamen Dienst ein Gefühl der Rivalität (rekabet) in sich entwickeln. Die Wahrhaftigkeit erleidet Schaden; der heilige Dienst geht zu Grunde. In den Augen der Leute der Wahrheit entsteht eine beklemmende Situation. Und auch der materielle Gewinn geht verloren. Nun ja...
Dieser Teig benötigt noch viel Wasser. Ich will hier abbrechen und nur noch zwei Beispiele erzählen, um das Geheimnis der Wahrhaftigkeit (sirr-i ikhlas) und die herzliche Gemeinschaft (samimi ittifaq) unter meinen wahren Brüdern zu bestärken.
Erstes Beispiel: Um großen Reichtum zu erlangen und gewaltig an Macht zu gewinnen, haben Weltleute, ja sogar ein Teil der Politiker und bedeutende Komiteen im menschlichen Gemeinschaftsleben den Grundsatz der Gütergemeinschaft für sich zur Richtschnur gemacht. Trotz aller Missbräuche und Nachteile gewinnen sie ganz erstaunlich an Macht und erzielen einen großen Gewinn. Aber trotz aller Nachteile einer solchen Gütergemeinschaft ändert sich durch die Gemeinschaft im Wesentlichen nichts. Jeder einzelne ist wie einem Besitzer über das Ganze vergleichbar, wenn auch nur unter bestimmten Umständen und in gewisser Hinsicht; aber einen Vorteil davon hat er nicht. Nun gut...
Wenn dieser Grundsatz der Gütergemeinschaft im Bemühen um das Jenseits praktiziert wird, bewirkt er einen gewaltigen Gewinn ohne einen Nachteil. Denn der gesamte Besitz bringt es als ein Geheimnis mit sich, dass er vollständig in die Hände jedes einzelnen Teilhabers dieser Gesellschaft übergeht. Wenn nämlich von vier, fünf Männern, welche die Absicht haben, eine Gesellschaft zu begründen, einer Petroleum, einer einen Docht, einer einen Lampensockel, einer einen Zylinder und einer ein Streichholz herbeibringt, so können sie die Lampe entzünden. Jeder wird Besitzer einer vollständigen Lampe. Wenn dann jeder Gesellschafter je an einer Wand einen großen Spiegel hat, so erscheint in jedem einzelnen Spiegel zusammen mit dem ganzen Zimmer eine fehlerfreie und ungeteilte Lampe.
Genauso verhält es sich auch mit der gemeinschaftlichen Arbeit, was die jenseitigen Güter im Geheimnis der Wahrhaftigkeit (sirr-i ikhlas), die Gesellschaft im Geheimnis der Brüderlichkeit (sirr-i ukhuvvet), die Solidarität im Geheimnis der Eintracht (sirr-i ittihad) betrifft: Die Summe dieser Gemeinschaftsarbeit und all das Licht, das aus ihr entspringt, wird jedem Einzelnen zur Gänze in seinem Arbeitsheft gutgeschrieben. Dies wurde so von allen Meistern und Heiligen geschaut und bezeugt und ist ein Erfordernis der allumfassenden Barmherzigkeit (vus'at-i rahmet) und der Freigiebigkeit Gottes (kerem-i Ilahi).
Oh meine Brüder! Insha'allah wird materieller Gewinn euch nicht zu einem Konkurrenzkampf (rekabet) verführen. Aber aus dem Blickwinkel des Nutzens (für das Leben im) Jenseits betrachtet ist es möglich, dass ihr euch täuschen lasst, so wie ein Teil der Ordensleute sich täuschen lässt. Aber wo ist da das bisschen persönlicher Verdienst und wo ist, entsprechend dem obigen Beispiel, Verdienst und Licht aus der gemeinsamen Arbeit?
Zweites Beispiel: Die Handwerker, die mit den Produkten ihrer handwerklichen Arbeit einen möglichst hohen Gewinn erzielen wollen, erwerben durch ihre Zusammenarbeit einen bedeutenden Reichtum. So haben zehn Leute, die Nähnadeln produzieren wollten, versucht, diese Stück für Stück herzustellen. Als Ergebnis dieser Einzelherstellung waren nur drei Nadeln täglich die Frucht eines solchen Ein-Mann-Betriebes. Dann haben sich diese zehn Leute nach den Regeln einer Produktionsgemeinschaft vereinigt. Einer bringt Eisen, einer versorgt den Ofen, einer bohrt die Löcher, einer steckt das Material in den Ofen, einer spitzt die Nadeln an usw. Jeder einzelne beschäftigt sich nur mit einer Teilarbeit in seinem Nadelproduktionsbetrieb. Da die Arbeit jedes einzelnen einfach ist, geht keine Zeit verloren, jeder gewinnt in seinem Tun an Geschicklichkeit und macht seine Arbeit sehr schnell. Danach haben sie unter sich das Ergebnis ihrer Produktion geteilt, die nach den Gesetzen der Arbeitsteilung und Gemeinschaftsproduktion durchgeführt wird. Sie haben gesehen, dass auf jeden einzelnen statt dreier Nadeln täglich 300 Nadeln entfielen. Dieses Beispiel wurde unter den weltlichen Handwerksleuten sprichwörtlich und regte sie zur Gemeinschaftsproduktion an.
Oh meine Brüder! Wenn nun schon in weltlichen Angelegenheiten, bei opaker Materie, auf diese Weise Einheit (ittihad) und Verbundenheit (ittifaq) so gewaltige Summen als Gewinn abwerfen, so könnt ihr einen Vergleich anstellen, was für einen großen Gewinn es erbringt, wenn sich durch die Gnade Gottes (fadl-i Ilahi) in dem Spiegel jedes einzelnen das Ganze reflektiert, das von einer anderen Welt und leuchtend ist, und das man nicht in kleine Stücke zu zerteilen braucht. Jeder einzelne bekommt so viel Belohnung wie die ganze Gemeinschaft verdient. Diesen gewaltigen Gewinn soll man nicht durch Konkurrenzkampf und Unaufrichtigkeit (rekabet ve ikhlassizlik) entgleiten lassen.
Zweitens: Das zweite Hindernis, an dem die Wahrhaftigkeit zerbricht, ist die Ruhmsucht (hubb-u djah), die aus dem Geltungsbedürfnis (shöhret) entsteht und unter dem Deckmantel von Würde und Ehre (shan u sheref) die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und öffentliche Anerkennung zu gewinnen sucht. Seinem Bedürfnis nach Selbstbestätigung zu schmeicheln und das Tier in uns auf ein Postament zu erheben, ist eine äußerst bedenkliche Krankheit des Geistes (ruh) und öffnet der Scheinheiligkeit (riya) und Selbstgefälligkeit, was "unbewusste Abgötterei (shirk-i khafi)" genannt wird, die Türe.
Oh meine Brüder! Unsere Berufung (mesleğimiz) im Dienst am Weisen Qur'an ist die Wahrheit und Bruderschaft (haqiqat ve ukhuvvet). Das Geheimnis der Bruderschaft (sirr-i ukhuvvet) ist: "Jeder soll mit seiner Persönlichkeit in den Brüdern aufgehen (fani edip) {In der Tat glücklich der, welcher aus dem Strom, der aus der Lehre des Qur'an gespeist wird, einen See voll wohlschmeckendem Wasser (gemeint ist die Bruderschaft des Islam - A.d.Ü.) zu füllen vermag, um seine eigene Persönlichkeit und seinen Egoismus in diesen See hineinzuwerfen und einem Stückchen Eises gleich in ihm zu verschmelzen.} und ihrer Seele vor der eigenen Seele den Vorzug geben." Darum soll solch ein Konkurrenzdenken (rekabet), das aus dem Bedürfnis nach Amt und Würden (hubb-u djah) erwächst, unter uns keinen Einfluss haben. Denn es ist mit unserem Weg ganz und gar nicht zu vereinbaren. In Anbetracht der Tatsache, dass die Würde der Brüder im Allgemeinen jedem einzelnen von ihnen gehören sollte, hoffe ich nur, dass es den Risale-i Nur Schülern hundertfach ferne liegt, diese große Würde des Geistes für ein kleines, persönliches Stückchen Ruhm zu opfern und für eine Würde, die in Konkurrenzkämpfe (rekabet) verstrickt, nur sich selber sucht.
In der Tat dürfen sich das Herz, der Verstand und die Seele der Risale-i Nur Schüler nicht zu solchen niedrigen, schadenträchtigen und gemeinen Dingen herabwürdigen. Doch jeder findet in sich seine Triebnatur (nefs-i emmare). Und zuweilen gehen diese Empfindungen der Seele (hissiyat-i nefsiye) in Fleisch und Blut über. Sie üben bis zu einem gewissen Grade, dem Geiste zum Trotz und entgegen Herz und Verstand ihren Einfluss aus. Ich will euren Geist oder euer Herz nicht verdächtigen, auch eurem Verstand nicht die Schuld geben. Auf Grund der Wirkung, die der Risale-i Nur gegeben ist, vertraue ich auch darauf. Doch eure Gefühle (nefs) und Neigungen (heva), Empfindungen (hiss) und Vorstellungen (vehim) führen euch zuweilen in die Irre. Deswegen werdet ihr manchmal nachdrücklich ermahnt. Dieser Nachdruck bezieht sich auf Gefühle und Neigungen, Empfindungen und Vorstellungen. Ihr sollt in eurem Verhalten Besonnenheit an den Tag legen.
Wäre es unsere Berufung, die Würde eines Scheikhs anzustreben und gäbe es da nur eine einzige Rangstufe oder eine begrenzte Anzahl Rangstufen: Um diesen Rang würden sich mehrere talentierte Kandidaten bewerben. Es gäbe einen Wettbewerb um das eigene Fortkommen. Aber unsere Berufung ist die Bruderschaft. Ein Bruder kann einem Bruder kein Vater sein und sich nicht so verhalten wie ein geistiger Meister (murshid). Die Stellung in der Bruderschaft ist weit gefächert. Sie kann nicht Anlass dafür sein, dass man sich müht, einander den Rang abzulaufen und versucht, sich gegenseitig zu überflügeln. Bestenfalls kann der Bruder dem Bruder Stütze und Rückhalt sein; so vervollkommnet er seinen Dienst.
Hier ein Beweis, dass es auf den Wegen der Väter und Lehrer infolge des Wettstreits, durch ehrgeiziges Mühen um Lohn, in dem Streben nach dem Höchsten (hirs-i sevab ve uluvv-u himmet), zu äußerst mangelhaften und gefährlichen Ergebnissen kommen kann: Wenn unter Ordensleuten bei aller so bedeutsamen und erhabenen Vollkommenheit und aller Verdienste Divergenzen (ikhtilaf) und Rivalitäten (rekabet) auftreten, so ist das folgenschwere Ergebnis davon, dass ihre heiligen und erhabenen Kräfte den Stürmen der Ketzerei (bid'a) nicht standhalten können.
Drittens: Das dritte Hindernis heißt Angst und Habsucht (tama'). Dieses Hindernis wurde zusammen mit einigen anderen Hindernissen in der Abhandlung "Sechs Listen" (des Teufels, siehe "Briefe") vollständig erklärt. Wir wollen es dabei belassen und bitten und flehen zu dem Herrn in der Überfülle Seines Erbarmens und machen dabei auch alle Seine Schönen Namen zu unseren Fürsprechern: "Gewähre uns allen, dass wir das Ziel der vollkommenen Wahrhaftigkeit erlangen mögen... Amen."
"Oh Allah, bei Deiner Wahrheit und um der Sure der Wahrhaftigkeit willen, reihe uns ein unter diejenigen, welche als Deine wahrhaftigen Diener nach Wahrhaftigkeit streben. Amen. Amen..."
"Gepriesen seist Du! Kein Wissen besitzen wir, außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende und der Allweise!" (Sure 2, 32)
Ein persönlicher Brief an einige Brüder(*[2]) Für diejenigen unter meinen Brüdern, welche des Schreibens überdrüssig geworden, während der drei dem Gebet geweihten Monate der Niederschrift der Risale-i Nur, die aus fünferlei Gesichtspunkten zu den Gebeten gezählt wird, anderen Gebeten den Vorzug geben, möchte ich den Geist einer Ehrwürdigen Überlieferung erläutern.
Erstens: يُوزَنُ مِدَادُ الْعُلَمَاۤءِ بِدِمَاۤءِ الشُّهَدَاۤءِ Das heißt, "Bei der Wiederversammlung wird die Tinte, welche die Gelehrten für die Wahrheit verwandt haben, dem Blut der Märtyrer gleichgeachtet, erhält deren Wert."
Zweitens: مَنْ تَمَسَّكَ بِسُنَّتِى عِنْدَ فَسَادِ اُمَّتِى فَلَهُ اَجْرُ مِأَةِ شَهِيدٍ
D.h.: "Wer in einer Flut der Ketzerei, inmitten eines Stroms von Irrlehren an den Edlen Sitten und der Wahrheit des Qur'an festhält und ihr dient, wird den Lohn von hundert Märtyrern gewinnen."
Oh ihr Brüder, die ihr in eurem Hang zur Faulheit des Schreibens überdrüssig geworden seid und der Mystik (sofi-meshreb) zuneigt! Diese beiden Überlieferungen (vom Gottesgesandten Mohammed - Friede und Segen sei mit ihm) zeigen: Wenn ihr in einer solchen Zeit der Wahrheit des Glaubens, dem Geist des Gesetzes (esrar-i sheriat) und den Edlen Sitten (sunnet-i seniye) einen Dienst erweist, so wird euch für das schwarze Licht, das euren segensreichen, reinen Stiften entströmt, oder ein Dirhem Tinte, das dem Wasser des Lebens gleicht, am Tage der Wiederversammlung Lohn gleich hundert Dirhem Blut der Märtyrer gegeben werden. So sollt ihr euch dementsprechend um diesen Gewinn bemühen.
Wenn ihr sagt: In dieser Überlieferung wird der Ausdruck "Gelehrter (âlim)" verwendet. Viele von uns sind aber nur Schreiber.
Antwort: Wer ein Jahr diese Abhandlungen und Lektionen liest und dabei versteht und sie annimmt, der wird ein bedeutender, wahrhaftiger Gelehrter unserer Zeit werden. Auch wenn er sie nicht versteht, so ist dennoch in Anbetracht dessen, dass die Schüler der Risale-i Nur eine geistige Körperschaft (shahs-i manevi) bilden, ohne Zweifel diese geistige Körperschaft einem Gelehrten unserer Zeit gleich. Was aber eure Schreibstifte betrifft, so sind sie die Finger dieser geistigen Verkörperung. Und obwohl ich es meiner Ansicht nach gar nicht wert bin, wohlan denn, so sei es, dass ihr in meiner Nachfolge mich auf Grund eurer guten Meinung (hüsn-ü zan) über mich in meiner Armseligkeit als einen Lehrer betrachtet, mir die Stellung eines Gelehrten zuerkennt und so mit mir verbunden seid. Da ich nun ungebildet und ohne Schreibzeug bin, mögen eure Stifte als mein Schreibstift angesehen werden. So werdet ihr den in der Überlieferung aufgezeigten Lohn erhalten.
Said Nursi
- ↑ *{So wie denn in der Tat im Geheimnis der Wahrhaftigkeit eine innige Verbundenheit und Einheit (sirr-i ikhlas ile samimi tesanud ve ittihad) in der Gemeinschaft die Quelle zahlreicher Vorteile ist, so bildet sie auch einen bedeutenden Schutzwall und Rückhalt (nokta-i istinad) gegen Ängste, ja sogar gegen den Tod. Denn wenn der Tod kommt, nimmt er nur eine einzige Seele (ruh) mit, weil jeder im Geheimnis wahrer Bruderschaft auf dem Wege göttlichen Wohlgefallens und in der Arbeit, die dereinst ihren Lohn im Jenseits finden wird, so viele Seelen hat, wie der Zahl seiner Brüder entspricht. Wenn einer von ihnen stirbt, begegnet er freudig dem Tod und sagt: "Meine übrigen Seelen (ruhlar) sollen gesund bleiben, weil diese Seelen mir ihre Belohnungen (sevab) auch weiterhin jederzeit als meinen Gewinn zukommen lassen und so innerlich ihr Seelenleben fortsetzen. Deshalb sterbe ich nicht. Denn mit ihren Seelen lebe ich in ihren guten Werken fort und nur in meinen Sünden werde ich nun sterben." Mit diesen Worten legt er sich in Frieden nieder.}
- ↑ *{Zu diesem kostbaren Brief, in dem unser Lehrer auf fünf Arten der Anbetung hinweist, wollten wir von ihm selbst eine Erklärung erhalten. Die Niederschrift der von ihm empfangenen Erklärung lautet wie folgt: 1. Sie ist der geistige Kampf gegen die Leute des Irrweges, welcher der wichtigste Kampf ist. 2. Sie ist der Dienst, bei dem man seinem Meister zur Verbreitung der Wahrheit Hilfe leistet. 3. Sie ist der Dienst, den man den Muslimen im Glauben leistet. 4. Sie ist das Studium der Wissenschaften, das man mit dem Griffel betreibt. 5. Sie ist eine Art der Anbetung, die man im Nachsinnen (tefekkur) vollzieht und die manchmal in einer Stunde mehr Segen bringen kann als ein Jahr der Anbetung. Rüschtü, Husrev, Re'fet}